Arge Integrationsmassnahmen

Das Problem ist auch, dass diese Träger vom Staat beauftragt werden, ohne die Qualität ihrer Arbeit wirklich zu überprüfen.

Ich kenne einige Leute, die bei solchen Trägern bzw. Gesellschaften arbeiten und habe auch schon konkret mit ihnen zusammengearbeitet bzw. unentgeltlich die Dienste meiner Firma angeboten und weiß daher, wie dort gearbeitet wird.

Als kleines Beispiel haben wir vor ca. einem Monat für einen kleinen Träger aus Langenfeld unentgeltlich Gabelstaplerschulungen abgehalten. Das heißt, dass einer meiner Mitarbeiter, der befähigt ist Gabelstaplerfahrer auszubilden, am Wochenende dort mit einpaar jungen Leuten, die in das Schema passen, von dem wir hier reden, Gabelstaplerscheine gemacht hat, damit diese Leute die Möglichkeit haben, einen Job im Logistikbereich zu finden.

Das ganze lief so ab, dass wir gefragt wurden, ob wir wüssten, wo man solche Fahrerlaubnisse günstig bekommen könnte, weil sie einige ihrer betreuenden Jungen Männer mit solchen "Staplerscheinen" ausstatten wollten. Daraufhin boten wir ihnen an, dies unentgeltlich selber zu machen, weil wir dazu befähigt sind. Das fand man dann auch ganz toll und wollte sich schnellst möglich mit uns in Verbindung setzen.

Nach einigen Monaten, nachdem wir nichts mehr von ihnen gehört haben, fragten wir nochmal interessiert nach, was denn nun aus der Sache geworden ist, worauf man uns versicherte, das gerne in Anspruch nehmen zu wollen, aber irgendwie noch nicht dazu gekommen wäre, das zu organisieren.

Nachdem wieder etwas Zeit vergangen war, meldete wir uns erneut bei dem Träger sorgten dafür, dass nach mehreren Telefonaten und einwenig Hilfestellungen das ganze organisiert wurde. Da man zur Erlangung einer solchen Fahrerlaubnis auch eine G Untersuchung benötigt, boten wir an, diese ebenfalls unentgeltlich von unserem Betriebsarzt durchführen zu lassen, was man aber aus organisatorischen Gründen dankend ablehnte und Versicherte, dies selber organisieren zu wollen. So einigten wir uns darauf, dass einer meiner Mitarbeiter an seinem freien Wochenende bei einem Logistikunternehmen, dass die Örtlichkeiten und Geräte dafür zur Verfügung stellt, die Schulung statt findet und der Träger lediglich die Aufgabe hat, dafür zu sorgen, dass die zu schulenden Personen ein Passbild dabei haben und eine Bescheinigung über eine erfolgte Gesundheitsuntersuchung und Sicherheitsschuhe.

am Schulungstag erschien mein Meitarbeiter als einziger pünktlich am Schulungsort. Der Betreuer erschien mit einer Verspätung von einer halben Stunde als letzter. Die Hälfte der Teilnehmer hatte kein Passbild dabei und auch keine Sicherheitsschuhe. Eine Gesundheitsuntersuchung hatte keiner der Teilnehmer vorab gemacht. Der Betreuer war irgend eine Person, mit der wir vorher keinen Kontakt hatten und die auch nicht so genau wusste, wer wir eigentlich sind. Anders lässt es sich auch nicht erklären, dass dieser Herr meinem Mitarbeiter nämlich einen Vortrag hielt, was er von Zeitarbeitsfirmen hält bzw. was für ... das alle wären und blablabla.

Nachdem die Schulung ( einen ganzen Tag) vorbei war und alle mit mehr oder weniger Mühe die Prüfung erfolgreich absolviert hatten, einigte sich mein Mitarbeiter mit dem Betreuer darauf, in den nächsten Tagen die fehlenden Passbilder und G Untersuchungen zugeschickt zu bekommen, damit wir die Staplerscheinen aushändigen können, denn ohne dies ginge das nunmal nicht, erklärte er dem Betreuer.

Nach ca. 2 Wochen traten wir mit dem Träger noch einmal in Kontakt, um nach den fehlenden Unterlagen zu fragen, worauf man uns erklärte, diese zu besorgen und uns zuzuschicken.

Bis heute fehlen die Unterlagen und es gab auch sonst keine Reaktion.

Das traurigste bei der Sache ist, dass laut meines Mitarbeiters die jungen Leute, hoch motiviert waren und sich richtig angestrengt haben, um den Schein zu machen und sich darüber auch richtig gefreut haben. Noch trauriger ist, das diese Leute bereits vor einem halben Jahr den Schein in ihren Händen halten könnten, wenn die Betreuer etwas ins die Gänge kommen würden.

Die Frage ist bei solche Trägern natürlich berechtigt, wie sinnvoll es ist, für deren Arbeit Geld auszugeben.

Noch trauriger ist aber, dass wir diesem Träger weitere unentgeltliche Schulungen in dem Bereich angeboten haben, mit denen man die jungen Männer weiter hätte qualifizieren können wie zum Beispiel Gefahrengut, Ladungssicherung, Hallenkräne, den Umgang mit WRenwirtschaftsprogrammen etc. Das wird nach dieser Vorstellung nicht mehr für diese Leute passieren, weil ich keinen meiner Mitarbeiter nochmal bei diesem Träger dafür motiviert kriege.

Wie gesagt, war das ganze völlig uneigenützig. Wie haben davon nicht das Geringste, wenn wir solche Sachen machen, außer das Gefühl etwas gutes getan zu haben.

Das Gefühl kommt bei mir solchen Trägern aber auf, dass der Sinn dieser Gesellschaften nur ist, die Gehälter der Betreuer zu finanzieren und Gelder vom Amt ab zu kassieren.
 
ist doch überall dasselbe. nach der Wende wurden ost-dt. Betriebe (auch nicht-marode!) an westliche Unternehmer für nen Appel und nen Ei vertickt, dann fett subventioniert und mit dem Resultat (in den meisten Fällen), dass die Bude zugemacht wurde, sobald die Subventionierungszeit abgelaufen war.

die einen gewinnen -auf Kosten des Staates- , die anderen verlieren.
 
procten schrieb:
Das Gefühl kommt bei mir solchen Trägern aber auf, dass der Sinn dieser Gesellschaften nur ist, die Gehälter der Betreuer zu finanzieren und Gelder vom Amt ab zu kassieren.

Ja, unter diesen Umständen kann ich diesen Gedanken nachvollziehen.

Und, wie gesagt: ich habe selbst ja auch schon weiter vorn geschrieben, dass nach meiner (begrenzten) Kenntnis auf diese Weise ziemlich viel Geld verpulvert wird, und sich bestimme Kreise da immer wieder Mittel und Aufträge zuschieben.

Allerdings wurden wohl die Qualitätsanforderungen der Arge und Agentur für Arbeit an solche Maßnahmen bzw. deren Dozenten im letzten oder vorletzten Jahr auch massiv erhöht.

Nur: Ob das wirklich eine Besserung bringt, und wann diese greift, ist damit ja auch noch nicht gesagt...

Aber das heißt eben nicht, dass alle Maßnahmen schlecht sind, nur weil sie (unter anderem - die Schulung, die ich mitgemacht habe, hätte man auch selbst zahlen können, das konnte ich mir aber nicht leisten) von der Agentur für Arbeit bezahlt werden.
 
Bei diesen Themen wird von Seiten der Politik, den Gewerkschaften und der Wirtschaft leider sehr stark polarisiert, so dass ein vernüftiger Weg unmöglich ist.

Hartz 4 Empfänger sind Abzocker, oder Opfer, die finanziellen Zuwendungen stürtzen die Betroffenen in die Armut, oder verleiten sie dazu, sich nicht zu bemühen, Maßnahmen sind eine Unzumutbarkeit und Schikane, oder führen nicht weit genug und müssten so weit gehen, dass man zu allgemeinnützigen arbeiten gezwungen wird, ein Mindestlohn in der Höhe, dass jeder mit dem Geld eine Familie ernähren kann, oder ein Mindestlohn wird uns in eine Finanzkrise stürtzen und Arbeitslosigkeit schaffen, Zeitarbeit ist moderner Sklavenhandel und vernichtet Arbeitsplätze, oder ist der Jobmotor und die einzige Chance für manche Arbeitslosen, wer mehr Geld hat, soll etwas an ärmere Menschen abgeben oder wohlhabende zahlen bereits viel zu viel und finanzieren mit ihren Steuern den Großteil der Bevölkerung, noch nie gab es soviele Menschen, die zusätzlich zu ihrem Gehalt Unterstützung bräuchten, oder die Zahl der sozialpflichtigen Beschäftigungen war noch nie so hoch wie heute, älteren Arbeitnehmern geht es am Arbeitsmarkt immer schlechter und viele sind gezwungen länger zu arbeiten, oder die Zahl der über 60 jährigen ist in den letzten Jahren um 80 Prozent gestiegen, weil die Unternehmen immer mehr auf ältere Mitarbeiter setzen, die Schere zwischen Arm und Reich ging noch nie so weit auseinander wie heute, oder den Deutschen ging es noch nie so gut wie heute, besonders im Vergleich zu anderen Nationen...

Was meint ihr? :))
 
Oha, schweres Thema. Gibt es eigentlich noch jemanden hier, der unmittelbar mit Leistungsempfängern arbeitet, oder bin ich die Einzige?

Also erstmal, das ist ein ziemlich schwieriges Thema - auch für mich. Ohne SGB II hätte ich mal keinen Job, das mal fürs Erste - obwohl ich flexibel genug auch für die freie Wirtschaft wäre.

Dann.. ich bin Fallmanagerin, d.h. ich bin für die Betreuung von Hartz IV Kunden mit Vermittlungshemmnissen zwischen 25 und 50, zuständig und da fängt es dann schon an. Ich habe viele Kunden, viele Termine täglich und sehe und höre auch jede Menge und das ist ziemlich verschieden. Denn... DEN Hartz IV Empfänger gibt es nicht, das muss man schon genau unterscheiden. Und so wenig Geld bekommen meine Leute auch gar nicht, es ist nämlich erstaunlich was sich manche (durch kluges Wirtschaften und Sparen) davon leisten können, z.B. Führerschein usw.. Und Fakt ist, je mehr Leute in der Bedarfsgemeinschaft, desto mehr Geld fließt. Das was eine Familie mit 3 oder 4 Kindern bekommt, das verdient der (ungelernte) Vater auf keinen Fall, er bleibt Aufstocker, sein Leben lang und verbleibt so lange in der Statistik der BA. Diese Leute rechnet keiner mit ein.

Kunden mit Nebenjob bleiben auch drin und übrigens, der Verdienst.. Wenn ich Leistungen beziehe, dann darf ich 100€ anrechnungsfrei hinzu verdienen, vom Rest behalte ich 20% anrechnungsfrei.

Dann Kunden, die im Leistungsbezug sind aber so starke psychische Erkrankungen haben, dass sie nicht arbeitsfähig sind. Leider gibt es bei Erwachsenen nicht die Möglichkeit dieses durch ein psychologisches Gutachten prüfen zu lassen (also für uns), d.h. man kann sie dem Gesundheitsamt vorstellen, meist wird entschieden dass der Kunde zumindest 3 Stunden täglich arbeiten kann. Davon hab ich einige, die hängen in der Luft. Machen Therapien usw.. aber Maßnahme? Arbeit? Never.. trotzdem kommen viele von ihnen regelmäßig zu mir, weil ihnen die Gespräche gut tun, sie manchmal neuen Input bekommen.

Ich bilde mich gerade im Bereich Beratung regelmäßig weiter.

Sanktionierung ist übrigens nicht so einfach - es gibt keine Praxisgebühr mehr - das Attest ist schnell beigebracht. Davon mal ab kürze ich nicht jeden versäumten Termin, das ist immer wieder eine Einzelfallentscheidung und allein von mir abhängig. Und es gibt einfach Kunden die man mit Kürzung nicht erreicht. Die haben keinen Nebenjob, die gehen dann einfach zu Mutti, oder zum Kumpel.. die wenigsten arbeiten schwarz.

Übrigens: Psychische Erkrankungen nehmen immer mehr zu, wir sind manchmal eher Therapeuten - obwohl das ein verdammt gefährliches Pflaster ist. Die Erkrankungen treten oft auch auf, nach längerer Arbeitslosigkeit.

Dann habe ich:

- alleinerziehende Mütter
- Menschen die kein Deutsch sprechen
- alleinerziehende Väter
- Alkoholismus/ Drogen
- Borderliner
- Übergewichtige
- Magersüchtige
- Verschuldete
- Mütter mißbrauchter Kinder
- misshandelte Frauen und Männer
- "Sozialadel" wie es so schön genannt wird
- ohne Führerschein
- Analphabeten
- Ungelernte ohne Abschlüsse
- Menschen die einen niedrigen IQ haben
- auch Faulpelze sind dabei

Und sicher noch ne Menge mehr, der Strauß ist bunt und trotzdem erschreckend. Und für diese Leute gibt es nicht DIE MAßNAHME. Wir stricken immer neue Kurse, da wir auch Mitspracherecht haben. Da hätten wir z.B. Einzelcoaching, oder spezielle Programme für Leute über 50. Wir haben einen Arbeitgeberservice, die Jungs sind dauernd bemüht neue Stellen zu schaffen. Aber das Problem ist auch.. uns fehlen die Fachkräfte. Es gibt nicht für jeden Arbeit, auf keinen Fall. Es gibt genug freie Stellen, aber die können nicht besetzt werden, weil die Qualifizierung der Kunden fehlt und auch mit aller Mühe nicht erreicht werden kann. Und es hängt auch von der Struktur der Umgebung ab. Strukturschwache Regionen.. wenig Arbeit. Will man allen Ernstes die Leute zum Umzug zwingen? Wer würde freiwillig seine Familie, vielleicht die kranke Mutter, oder die alten Eltern usw.. das ganze Umfeld zurück lassen für einen Job? Bestimmt jeder, der meint die Hartz IV Leute sind faul, oder? Und die Leute gegen Geldleistung zum Arbeiten zwingen? Funktioniert garantiert nicht, denn wer entscheidet denn wer arbeiten kann? Prima, dann sitzt die depressive, suizidgefährdete Kundin zuhause und erhängt sich. So geht es nicht, das braucht Fingerspitzengefühl und die Einsicht dass nicht alle Kunden gleich sind und der Teil der Schwarzarbeiter, Sozialbetrüger ziemlich gering. Ein Teil kann nicht und ein Teil hat es über Generationen nie gelernt. Ich schreibe Bewerbungen mit meinen Leuten, sortiere ihre Schulden, damit sie zur Schuldnerberatung gehen können. Ich helfe bei der Kinderbetreuung, bei Behörden usw.. Aber immer lasse ich den Kunden nach Möglichkeit selber handeln, also anrufen etc.. erst wenn nichts mehr geht, dann springe ich ein, oder lese auch die Leviten. Und meine Kollegen handeln genau so.

Und klar gibt es tolle Programme für junge Leute - da hofft man natürlich dass da noch was zu reißen ist. Die sind einfach zu jung um im Sumpf zu versinken. Ob das mit Estland jetzt richtig ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Wenn es helfen würde, dann wäre es mir ehrlich gesagt auch recht.

Hab ich noch was vergessen? 1€ Jobs wurden gnadenlos von der Regierung zusammen gestrichen, wir haben hier nur noch ganz wenig. Und eigentlich ist ein 1€ nur für Leute gedacht, die nicht normal vermittelbar sind - obwohl das bundesweit auch sicher als Druckmittel genutzt wird. Schade, eigentlich ein gutes Instrument ..
 
ja ich vermisse in deiner aufzählung den ganz normalen menschen....
 
Tut mir leid, die habe ich nicht. Also sie sind schon normal, geistig, aber ich habe wirklich nur die Leute die nicht ohne Grund hier sind. Ich hoffe, dass ich dich richtig verstanden habe.

Als Nachtrag noch. Ich führe ja mit jedem der hier zu mir kommt ein Erstgespräch, in Ruhe und mit Zeit. Und dabei erkläre ich immer genau das was ich auch meine. Niemand der bei mir sitzt ist deswegen weniger wert und bekommt deswegen von mir weniger Respekt.
 
schön das es sachbearbeiter wie dich gibt - ich habe leider auch schon andere erlebt. von bemüht bis absolut unfähig.

das knaller war der, der mich (da grade unter 25) mit realschulabschluss, ausbildung, fachabitur, berufserfahrung und studium in chemie in eine maßnahme für arbeitslose jugendliche stecken wollte - mit vorbereitung (!) auf den hauptschulabschluss (!).

zum glück fiel auf, dass ich noch 3 monate restanspruch alg 1 aus vor-studienzeiten hatte....
 
Mir hat mal ein - sehr netter - Sachbearbeiter (der eigentlich für mich gar nicht zuständig war) ein gutes Dutzend Stellenanzeigen ausgedruckt: "Sind zwar alles nur Zeitverträge und halbe Stellen, aber bevor Sie ganz zuhause sitzen..."

Ich musste ihm dann sehr vorsichtig erklären, dass der Zusatz "PhD" bedeutet, dass es sich um eine Promotionsstelle handelt - und ich noch eine Doktorarbeit eigentlich nicht machen wollte... (und zumindest auf diesem Fachgebiet auch gar nicht machen durfte... ;) )
 
Ja es gibt verschiedene Arbeitsvermittler/ Fallmanager, kenn ich auch einige von. Aber meine Kollegen hier sind meist doch sehr um die Kunden hier bemüht.

Ich muss allerdings aufpassen, meine Arbeit wirklich hier im Büro zu lassen und mich vernünftig abzugrenzen. Manchmal bin ich am Abend sowas von erledigt..
 
Übrigens: Psychische Erkrankungen nehmen immer mehr zu, wir sind manchmal eher Therapeuten - obwohl das ein verdammt gefährliches Pflaster ist. Die Erkrankungen treten oft auch auf, nach längerer Arbeitslosigkeit.

Das glaube ich sofort. Ich gehe ausserdem davon aus, dass es nach längerer Arbeitslosigkeit auch mehr Alkoholismus/ Drogenfälle gibt.


Dann habe ich:

...
- Borderliner
...

Das SIND psychisch Kranke und diese Krankheit entsteht mit Sicherheit nicht wegen längerer Arbeitslosigkeit. Ich verstehe eigentlich auch nicht, warum Du sie explizit hier aufzählst. So viele Borderliner haben doch gar keine Diagnose und wenn, würden sie Dir sie dann mitteilen? Ich bin überrascht.

Hochachtung vor Deinem Job und mit welchem Herzblut Du Dich da offensichtlich einsetzt! :zufrieden:
 
Nun ja, ich habe sie einfach aufgezählt um eine Überblick über die Erkrankungen zu geben, es gibt auch Schizophrenie, Depressionen, Multiple Persönlichkeiten (1 Fall) usw.. Borderliner habe ich 2. Allerdings sind das keine Erkrankungen die durch Arbeitslosigkeit entstehen, das meinte ich damit auch nicht. Aber ich bekomme halt Kunden die daran leiden und deswegen nicht arbeiten können.

Doch in vielen Fällen bekomme ich die Diagnosen, weil ich die für meine weitere Vorgehensweise brauche. Ich muss meine Arbeit dokumentieren und begründen warum ich bestimmte Schritte gehe usw.. wenn ich eine diagnostizierte Krankheit habe, dann gehe ich ganz anders vor. Du wärst überrascht was die Kunden mir hier mitteilen. Ich habe ein Büro, das wirklich gemütlich ist. Unsere Kunden bekommen Kaffee, Tee, oder Wasser und sitzen mit mir allein hier drin - ich habe Zeit und Schweigepflicht. Im Laufe der Zeit kommt einiges zum Vorschein, das wahrscheinlich nicht mal die beste Freundin/Freund weiß -allerdings werden viele Dinge von mir nicht dokumentiert, da ich jedem ein Recht auf Privatsphäre zugestehe und nie weiß wer meine Einträge mal lesen kann.

Erkrankungen wegen Arbeitslosigkeit ist tatsächlich eher Alkoholismus, oder Depressionen in sämtlichen Formen, Drogen habe ich hier noch keine Häufung festgestellt.
 
Oh, das ist genau mein Thema. Ich bin jetzt 26 und habe in meinem ganzen Leben noch nicht "normal" gearbeitet. Ich bin da nicht stolz drauf. Seit meiner frühesten Jugend bin ich psychisch "behindert" (das hört sich für einen Außenstehenden etwas komisch an, meint aber nur, dass der Zustand länger als sechs Monate am Stück anhält und voraussichtlich nicht wieder verschwindet). Ich habe drei verschiedene Studiengänge angefangen und abgebrochen (den letzten im fünften Semester...). Erst letztes Jahr habe ich mir Hilfe gesucht und war dann 13 Wochen in der Klinik. Danach dachte ich, ich könne mein Studium wieder aufnehmen und alles wird gut. Es ging aber eher weiter bergab. Nun hatte ich vor drei Wochen einen Termin beim Arbeitsamt, wo eine Art psychologisches Gutachten erstellt wurde. Das Ergebnis wird kommenden Donnerstag mit mir besprochen. Ich hoffe sehr, dass ich eine begleitete Ausbildung machen kann, möglichst in Teilzeit. Ich bin aber auch über jede Alternative froh und dankbar.

Also bitte nicht jeden Menschen gleich verurteilen, der nicht "normal" arbeitet, wie andere. Ich wäre auch lieber ein anderer Mensch...
 
Oha, schweres Thema. Gibt es eigentlich noch jemanden hier, der unmittelbar mit Leistungsempfängern arbeitet, oder bin ich die Einzige?

Jep, hier Wohnungslosenhilfe mit Schwerpunkt KonsumentInnen harter illegaler Drogen...meist SGBII oder SGBXII...
 
Zu den Erkrankungen:
Bei mir steht ja nun die Sucht im Vordergrund und die Leute sind freiwillig bei mir, ich bekomme nur mit deren Einverständnis Diagnosen, Arztberichte etc..
Aber auch wir haben recht viele Leute mit Doppeldiagnosen (Psychose und Sucht, wobei nicht immer ganz klar ist, ob drogeninjiziert oder nicht), Borderlinestörung wird auch häufig diagnostiziert zB.. Depressionen etc..

Was hatte ich letztens? Einen Menschen, der mit einem Entlassungsbrief durch die Gegend laufen durfte, auf dem unter anderem "bipolare Störung, narzistische Persönlichkeitsstörung und chronifizierte Drogenabhängigkeit" stand. Das tat mir echt leid, der musste von einem Amt zum anderen mit diesem Wisch...

Hinzu kommen natürlich körperliche Erkrankungen, nebst der Sucht und häufiger auch Lernbehinderungen oä..

Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Blackcat Fallmanagerin im Jobcenter, ihr Angebot beruht also nicht auf Freiwilligkeit. Dh, wenn bei ihr keine Häufung von Drogen auftaucht, hat das nichts damit zu tun, dass die Leute nicht bekannt sind (also, davon ab, dass gerade Konsumenten harter Drogen massive Probleme haben, Termine einzuhalten).
Allerdings erstaunt es mich auch, viel zu viele meiner KlientInnen müssen regelmässig Termine (zur Arbeitsvermittlung, irrer Weise), beim JC einhalten, was sie nicht können und werden daraufhin sanktioniert. Ich hatte mal einen, da stand im Bescheid wirklich, dass seine Leistungen im 150% gekürzt wordne wären. Und der Kollege hat meine erstaunte Nachfrage im Jobcenter auch noch logisch beantwortet...150% machte in seiner Logik Sinn, bei mir macht es das bis heute nicht wirklich...
Aber vielleicht hat in anderen Städten da schon ein Umdenken stattgefunden. Häufig liegt es aber auch daran, dass meine Klienten über ihre Suchtproblematik nicht rechtzeitig sprechen, sind also bei der "normalen Arbeitsvermittlung", erscheinen dort nie, werden weiter und weiter gekürzt, bis es an die Unterkunftskosten geht, wir es mitbekommen und dann für Aufklärung sorgen können...

Schön hier eine Kollegin (im weiteren Sinne) zu treffen *g*
 
Ja es gibt verschiedene Arbeitsvermittler/ Fallmanager, kenn ich auch einige von. Aber meine Kollegen hier sind meist doch sehr um die Kunden hier bemüht.

Wie gesagt, meine Erfahrungen waren bis jetzt ganz überwiegend positiv.

Dass das System an sich seine Haken, Ösen und Macken hat, wo man manchmal aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr raus kommt, ist ein anderes Thema. Aber da können die Leute ja nix dafür, die dort arbeiten. Ich denke, die würden so manches Mal auch gern mehr machen, wenn's denn ginge.

Die Erfahrung mach ich grade ja eher im häuslichen Bereich: Immer Nein sagen zu müssen (in meinem Fall halt einem Vierjährigen, der seine Grenzen absteckt), frustriert auf Dauer auch den Nein-Sager nicht unerheblich. :hallo:
 
Blackcat schrieb:
Ich habe ein Büro, das wirklich gemütlich ist.

Das ist hier, zumindest bei der Agentur für Arbeit, ganz anders. Da hängen nicht mal Kalender an der Wand, auf den Tischen steht - nix!
Darf nicht, damit kein frustrierter Kunde mit diesen Gegenständen um sich werfen oder Bürogegenstände zu Waffen umfunktionieren kann.

Hat allerdings alles nix genutzt, letztes Jahr ist hier eine Sachbearbeiterin erstochen worden. Messer kann man ja auch mitbringen. :(
 
Nun, und jetzt kommen wir mal zu den Erfahrungen, die Leute machen, von denen man behauptet, sie würden modernen Sklavenhandeln betreiben und Bürger abzocken. Meine heutige Ausbeute ist ein Mitarbeiter, der dem Vorarbeiter einer Entleihfirma Prügel angedroht hat, weil dieser ihn auf seine gemachten Fehler hingewiesen hat. Der selbe Mitarbeiter hat das am Vortag bei einer anderen Firma auch gemacht. Er hat definitiv eine psychische Erkrankung, was wir bereits von Anfang an geahnt haben, aber was er uns gegenüber geleugnet hat. Wir haben ihn trotzdem eingestellt, nicht weil wir sonst keinen gefunden hätten, sondern weil er sich über Wochen bei uns beworben hat und wir ihm am Ende doch eine Chance geben wollten. Zudem haben wir uns gedacht, dass er vielleicht auch nur etwas komisch ist, oder irgendwann mal krank war, und jetzt therapiert ist und arbeiten kann. 3 Wochen lang ging das auch gut und er war tadellos. Etwas komisch zwar, aber das sollte für uns kein Grund sein zudem wir eine Menge Leute beschäftigen, die sich auf den ersten Blick nicht gut verkaufen können, weil sie aus verschiedensten Gründen aus dem Rahmen fallen. Nun ja, auf jeden Fall hatte er gestern einem Vorarbeiter Schläge angedroht und benahm sich sehr aggressiv. Nach einem Gespräch, bei dem er sich einsichtig und sehr venünftig zeigte, haben wir uns gedacht, ihm noch eine Chance zu geben, weil es vorher ja eigentlich gut lief. Heute machte er dann das Selbe wieder bei der nächsten Firma und zeigte sich bei dem anschließenden Gespräch mal von seiner anderen Seite.

Ein anderer Mitarbeiter teilte uns eine Stunde vor Arbeitsantritt mit, dass er nicht zur Arbeit gehen könnte, weil er auf das Kind seiner Freundin aufpassen müsste. Daraufhin vereinbarten wir mit dem Kundenunternehmen, dass er eine andere Schicht übernimmt, was dann angeblich laut Aussage des Mitarbeiters klappen würde. Von wegen, er fehlte einfach und ist nicht zu erreichen.

Ein anderer Mitarbeiter teilte uns per SMS mit, dass er auf der Arbeit fehlt, weil er am Vortag zu tief ins Glas geschaut hätte und bat uns um die sofortige Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Da der Mitarbeiter seit 6 Monaten bei uns arbeitet und eigentlich bis dahin einen guten Job machte, haben wir ihm nach Absprache mit dem Kunden erklärt, dass das alles nicht so schlimm wäre und er mit einem blauen Auge davon kommt. Er sollen morgen einfach wieder normal zur Arbeit erscheinen. Die Antwort desjenigen war daraufhin, dass er das nicht mehr wolle, weil er durch die Aktion alles unwiderruflich kaputt gemacht hätte und ließ sich auch nicht überreden.

Eine andere Mitarbeiterin wurde wegen Auftragsmangels zu morgen abbestellt, worauf wir uns bemühten, ihr einen guten neuen Einsatz zuzuweisen, was uns auch gelang. Als wir ihr den neuen Einsatz anboten, teilte sie uns mit, dass sie lieber Urlaub haben möchte, um für 4 Wochen in die Türkei zu fliegen. Als wir ihr erklärten, dass soetwas nicht so kurzfristig geht, kündigte sie per Telefon fristlos und beschimpfte uns als Nazis und als Rassisten, weil wir das nur machen würden, weil sie Türkin ist. Vom Kundenbetrieb haben wir dann erfahren, dass die Mitarbeiterin gar nicht auftragsbedingt abbestellt wurde, sondern regelrecht darum gebettelt hatte und darum, er solle sie bei uns nicht verraten. Er hätte sie noch weiter beschäftigt, obwohl tatsächlich wenigeros wäre, weil sie ordentlich gearbeitet hätte und demnächst wieder mehr los sei.

Zusätzlich hatten wir noch Leute, die zum xten Mal verschlafen haben oder sich verspätet haben, die einfach früher Feierabend gemacht haben, weil sie noch "wichtige" Termine zu erledigen hatten, die Ware im Wert von einpaar tausend Euro beschädigt haben und es dem Vorarbeiter nicht meldeten, obwohl ihnen das x Male erklärte wurde ... und eine kaufmännische Mitarbeiterin, die die private Post des Geschäftsführers aufgemacht hat, was schon nicht schlau ist, aber verziehen worden wäre, und zusätzlich nicht einsehen wollte, dass sie einen Fehler gemacht hat, worauf die Dame für das Unternehmen nicht tragbar ist, obwohl sie in 1 Monat übernommen werden sollte.

Das ist der normale Alltag einer Personaldienstleistungsfirma (Zeitarbeitsfirma).

Viele vergessen, dass Zeitarbeitsfirmen nicht selten mit Leuten zutun haben, die nicht ohne Grund auf dem ersten Arbeitsmarkt Probleme haben.
 
na komm, du weisst doch... das passiert alles nur weil ihr so wenig zahlt ;)

Mir gehts im Moment genau so. Komischer Weise liegen diese Woche alle Mütter im Sterben, die schon vor ca. drei Monaten im Sterben lagen. (würde mir wirklich furchtbar leid tun wenn ich nicht wüsste das die Mütter schon vor 12 bzw. 7 Jahren verstorben sind)

Ausserdem kommt morgens eine halbe Stunde vor Dienstantritt die sms: kann heute nicht kommen. *mehr nicht*, ist auch nicht erreichbar.

Nicht zu vergessen das man heute unbedingt auf das Enkelkind aufpassen muss. Kann passieren, gar kein Thema, aber die wissen genau das sie im Notfall die lieben Kleinen mitbringen dürfen oder bei mir im Büro abgeben können, soooo schlimm bin ich ja auch nicht zu Kindern.

Fazit von heute: 4 Objekte nicht besetzt, Bewerberstamm durchgerufen, zwei zeigten wenigstens ansatzweise Interesse, die anderen haben direkt abgewunken

tja, so isses halt :rolleyes: , aber nicht zu vergessen die netten Leute , zwei springen ein obwohl sie dann über ihren Hundert Euro Zuverdienst kommen. Komischerweise wieder ältere Frauen.
Aber da bin ich dann auch so ehrlich und sage: da versuche ich den Staat zu beduppen und dreh das stundenmässig so das es unter der Grenze bleibt und schieb das auf den nächsten Monat
 
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