Beispiel: Der Sohn meiner Freundin wurde vor Jahren (so mit Anfang 20) mal nachts gegen 02:00 angehalten, als er stark angetrunken von einer Party nach Hause lief- Er wurde verdächtigt, bei einer ganzen Reihe von Autos im Vorbeigehen die Spiegel abgetreten zu haben. Beschreibung des Zeugen: "Ein junger Mann mit dunkler Jacke, kurzen Haaren und Rucksack".
Okay, das passte, und er war nun der einzige und der erste, der der herbeigerufenen Polizei über den Weg lief.
Er war es aber nicht. An sich ist er sehr ruhig und die Vernunft in Person. Außer, wenn er einen im Tee hat - dann wird er redselig, sprich, wenn man ihn nicht bremst, fängt er an zu labern (wie der Norddeutsche sagt) und hört nicht mehr auf.
Als die Polizisten ihm auf den Kopf zusagten, er habe die Autos beschädigt, meinte er also, ihnen wortreich erklären zu müssen, dass das gar nicht stimmen könnte, da er Pazifist sei. Und auch Karate nur zur Selbstverteidigung betreibe. Und auch gar nicht so gelenkig sei. Und... und... und... auch auf die Aufforderung, sich auszuweisen... das sei nicht nötig, er sei ja Pazifist.
Kurz: Stell dir mich vor, wenn ich mich missverstanden fühle, nur in mündlich und mit alkoholbedingt zahlreichen Wiederholungen, dann hast du vermutlich einen realistischen Eindruck.
Die haben ihn dann irgendwann, weil er vor ihnen herumschwankte und mit den Armen fuchtelte und laberte, auch gefesselt, um seine Personalien aufzunehmen, und ihn ziemlich unsanft in den Streifenwagen verfrachtet, weil ihnen dann einen Vortrag darüber hielt, dass das so ja nun gar nicht ginge. (Er wurde einmal gegen das Auto geschubst mit der Aufforderung, doch verdammt nochmal endlich die Schnauze zu halten - was ihn aber nur kurz bremste.)
Und als er auf der Wache dann meinte, er wolle jetzt jemanden anrufen - durfte er das aus erzieherischen Gründen erstmal - nicht.
Am Ende bekam er ne Anzeige wegen Sachbeschädigung und Widerstand gegen Polizeibeamte - was aber letztlich im Sande verlief. Weil es gar keine Beweise gab. Er hatte direkt am Anfang schon zugegeben, total betrunken zu sein - darum war er ja zu Fuß unterwegs, das Rad hatte er stehenlassen. Drogen hatte er keine genommen. Der Promillegehalt gab Anlass zu der Vermutung, dass er gewisse akrobatische Kunststücke trotz seiner Karatekünste nicht mehr zuwege gebracht hätte und beim bloßen Versuch, einen Spiegel abzutreten, vermutlich umgefallen wäre. Der Zeuge konnte nicht sicher sagen, ob seiner der Rucksack gewesen war, den er aus dem Fenster gesehen hatte. Er war gar nicht durch die Straße gegangen, und war auch gar nicht dort, sondern anderthalb Straßen weiter gefunden worden, grob in der Richtung, in die der Zeuge den Täter hatte verschwinden sehen... sprich, außer Spesen nix gewesen.
Naja, wenn man von der Erkenntnis absieht, dass man Polizisten im Dienst besser nicht vollschwallt - aber die hätte er im nüchternen Zustand vermutlich auch vorher gehabt und an dem Tag war er halt tatsächlich mal komplett abgestürzt (was übrigens auch eher selten vorkam), da war's dann ganz vorbei...
Der hatte außer Labern und sich lautstark beschweren, als sie ihn gefesselt haben,
gar nichts gemacht. Nur: genervt.
Wenn
das für eine Mitnahme auf die Wache reicht, ohne dass es für die Polizisten irgendwelche Konsequenzen hatte, muss ein tätlicher Angriff dreimal reichen.