Ach Menno, Chris ist so traurig und verwirrt und durcheinander, obwohl er sich so gut hält.
Und ich kann nur zuhören und kaum trösten, wenn ich Tränen in seiner Stimme höre. Ich müsste bei ihm sein und es tut mir körperlich weh, ihn nicht festhalten zu können. Ich fehle ihm und er fehlt mir.
Es gibt keine Chance mehr für seine Mutter. Heute wurde alles abgestellt außer Flüssigkeit, zudem bekommt sie Morphium in hohen Dosen.
Wann sie sterben wird, kann keiner sagen. Aber die Ärzte rechnen eher mit Stunden als mit Tagen. Wobei das auch eine Fehleinschätzung sein könnte. Chris Mutter ist mental sehr stark.
Er wird also weiterhin in Freiburg bleiben. Seinen Arbeitgeber hat er schon informiert und wird auf jeden Fall Urlaub bekommen.
Ich traue mich nicht zu schlafen, weil ich ansprechbar sein möchte.
Wir telefonieren oft und lange und mich stimmt die Traurigkeit in seiner Stimme so traurig.
Seine Mutter und ich haben ein "Nichtverhältnis" und ich trauere nicht wirklich um sie. Ich trauere um Chris und wünschte, ich könnte bei ihm sein.
Wobei ich mich da wohl auch fehl am Platze fühlen würde, denn es sind nur noch die engsten Angehörigen und die beste Freundin am Krankenbett. Die Mutter und die Freundin sind seit dem 6. Lebensjahr befreundet und die Mutter hatte ihre Freundin vor kurzem gebeten, bei ihr zu sein, wenn sie stirbt. Dazu kommen die 3 Söhne und die 4 Enkel.
Ich würde da gar nicht hingehören.
Chris ist die meiste Zeit im Krankenhaus und kommt nur kurz "nach Hause" zu seinem besten Freund, um einen Whisky zu trinken und kurz zu schlafen.
Eigentlich wollte er keinen Whisky, weil er ja eventuell noch Auto fahren müsse. Ich habe ihm erklärt, dass er auch ein Taxi nehmen könnte. Daran hatte er gar nicht gedacht.
Ich hoffe, er kommt ein bisschen zur Ruhe... und bitte bald nach Hause.