Berechnet man eigentlich Proteine beim barf?
Man - weiss ich nicht
Tierernährungsberater natürlich schon. Und nicht nur das Futter, sondern vor allem auch den Bedarf eines individuellen Hundes oder Katze. Die Ernährungsgrundsätze ändern sich doch nicht, nur weil das Futter eine natürlichere bzw. bessere Quelle hat.
Bei den Industriefuttern schielen wir mit Argusaugen darauf, dass der Proteinanteil ja nicht zu hoch ist, vergleichen Fettanteile und die Feuchte eines Futters. Bei nierenkranken Hunden sollte der Rohascheanteil nicht zu hoch sein, die Eiweisszufuhr reduziert, auf "gute" Eiweisse und auf nicht zuviel Phosphor geachtet werden, usw. Warum sollten diese und andere Faktoren beim Barfen so gar keine Rolle spielen?
Beim Nachrechnen finden sich in Barf-Rationen regelmäßig zu geringe Futtermengen bei gleichzeitig zu hohen Proteinanteilen und zu wenige oder schlecht ausbalancierte Spurenelemente (von einigen zu viel, von anderen zu wenig), einige fehlen mitunter völlig. Besonders abenteuerlich wird es oft bei den Rationen für Welpen und heranwachsende Hunde.
Je nach Barf-Philosophie brauchst du auch gar nicht erst groß zu rechnen. Ein Verhältnis von 80:20 (tierische/pflanzliche Anteile) beispielsweise passt eigentlich zu gar keinem normalem Familienhund.
Wenn man sich mal die Futtermenge für einen Beispielhund über ein paar Barf-Rechner im Internet ausrechnet, dann sieht man schon, dass die zugrundegelegten Zahlen und Grundlagen so nicht stimmen können.
Für meinen alten Guttenberg (RIP) zB (29 kg, 19 Jhare, kastriert, mäßiger Energielevel, nierenkrank) krieg ich schon mal sehr unterschiedliche Mengen berechnet:
Boxerforum (Swantje-Simon basiert) 464 g täglich (= 1.6% vom Körpergewicht)
Haustierkost.de 580 g täglich (= 2% vom KG)
Bei lico-nature krieg ich bei 2% sogar eine gerundete Menge von 600 g täglich.
Bei Haustierkost klappt schon das Addieren von 2 Zahlen nicht und 1% Fettanteil wären völlig indiskutabel.
Bei den Swantje-Simon-Rechnern gibt's erst gar keinen Fettanteil, der ist so wie's kommt.
Allgemein werden "tierische Anteile" meist mit "Fleisch, Innerereien und allenfalls noch Knochen" übersetzt. Tierische Fette werden so gut wie überhaupt nicht berücksichtigt (weil nicht berechnet). Ein Mangel an essentiellen Fettsäuren ist hier dann vorprogrammiert und die Energie muss dementsprechend hauptsächlich aus den Proteinen gezogen werden.
Der Rechner bei cdVet reagiert bei mir nicht auf Veränderungen der Voreinstellungen.
Schade - weil er soweit einzige Rechner ist, bei dem ich unter 70% tierische Anteile gehen könnte - was bei einem Hund wie Gutti aber absolut empfehlenswert wäre. Die Futtermenge ist bei solchen Faktoren viel weniger schädlich, als ein völlig unpassendes Verhältnis. Und 70% tierische Anteile bzw. Fleisch sind bei einem älteren und nierenkranken Hund eigentlich wirklich jenseits von gut und böse.
Die Grundlagen der Mengenberechnungen kann man auf Barfland.ch gut sehen; hier steht zB bei der Prozentangabe 2% die Einordnung "normal" dabei.
Das sind die ernährungswissenschaftlich üblichen Zahlen. Allerdings für gekochte Nahrung, nicht für rohe. Da bei Rohfütterung die Nahrung ja erst noch aufgeschlossen werden muss - muss bei Rohfütterung deshalb prinzipiell eine größe Menge veranschlagt werden.
So wie die tägliche Futtermenge bei den Barf-Rechnern berechnet wird - dürfen gebarfte Hunde auch keinerlei Leckerchen mehr bekommen. Gar keine und schon gar keine wie getrocknete Kauartikel. Die ganzen Berechnungen sind selbst schon bei einem einzigen Stück Trockenpansen pro Tag völlig für die Katz und stimmen hinten und vorne nicht mehr.
Deshalb ist dann der Proteinanteil im Verhältnis zur gefütterten Menge (bzw. Energiezufuhr) - logischerweise - auch regelmäßig zu hoch. Das belastet natürlich die Nieren, was sich in den Laborwerten durch erhöhte Kreatinin- und Harnstoffwerte wiederspiegelt. Die die unter Barfern dann als "normal" gelten. Wenn man also belastete Nieren als normal betrachtet, braucht man sich konsequenterweise die Proteinanteile auch nicht auszurechnen.