Ich kann ganz ehrlich überhaupt nicht verstehen, wie man ernsthaft der Meinung sein kann, dass Vorsorgemaßnahmen keinen Sinn ergeben, wenn es um die Vermeidung von Unfällen, egal welcher Art, geht.
Unfälle haben doch Ursachen und Gründe und wenn ich darüber informiert bin, kann ich versuchen diese Gefahrenquellen zu minimieren. Ob ich es dann schließlich auch so mache, wie ich es in einem HFS gelernt habe, ist eine andere Sache, aber wie guglhupf bereits logischer Weise erklärte, ist es bereits ein Erfolg, wenn von 5 Leuten sich 2 daran erinnern, was sie gelernt haben und es anwenden.
Ich bin froh, dass ich nicht der Einzige bin, der die Meinung vertritt, dass viele Hundehalter sich über bestimmte Gefahrenquellen nicht bewusst sind.
Wie hier schon erwähnt wurde, und wie ich hier schon seit Tagen erkläre, ist allein das Wissen darüber, dass die meisten Vorfälle im Revier des Hundes passieren, eine Erkenntnis, die den meisten nicht bewusst ist. Im Gegenteil habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass die Gefahr draußen als viel größer eingeschätzt wird, weil man den Hund schließlich kennt, der zu Hause herumläuft und meint ihn richtig einzuschätzen. Aber gut, dieses Argument habe ich ca. 100 Male aufgeführt, aber es wird ignoriert.
Das die Opfer von Hundebissen meistens Kinder, oder ältere Menschen sind, das wissen viele Halter auch nicht. Es klingt angesichts der vielen Vorfälle absurd soetwas zu behaupten, aber auch hier ist es so, dass die meisten meinen, dass wenn man einen Hund im Welpenalter an Kinder gewöhnt hat und er meine eigenen Kinder abgöttisch liebt, er auch alle anderen Kinder egal wann und wo lieben muss.
Beliebt ist auch der Glaube, dass Hunde nur dann Kinder beißen könnten, wenn sie schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht haben oder wenn sie Kinder als Beute ansehen, oder sich selber als ranghöher ansehen oder eifersüchtig sind. Dagegen denken viele, dass "kinderfreundliche" Hunde Kinder als Rudelmitglied sehen und Kinder bei ihrem Hund einen umunstößlichen Welpenschutz genießen.
Grundprinzipiell sind ja einige Dinge sogar richtig und Voraussetzung dafür, dass der Hund das Kind zu Hause akzeptiert, aber das bedeutet nicht, dass der Hund den frechen und fremden Eindringling, der sich ohne Hemmungen in seinem Revier bewegt und respektlos auftritt, vielleicht sogar das Hab und Gut des Rudels begehrt, nicht beißen wird, weil er verteidigen will.
Wir reden hier von Basics und vom Anfang. Basics sind auch, dass man weiß, was den Hunde Angst und unsicher machen kann, oder was ihn provozieren kann, oder was ihn dazu verleiten kann sich selber, die Meute oder das Hab und Gut des Rudels zu verteidigen. Basics sind auch, dass man weiß, was eine richtige Sozialisierung ist bzw. das Bewusstsein dafür zu haben, dass ein Hund, der Menschenkontakte zu Hause hat, nicht automatisch auch Menschen auf der Strasse unbedenklich findet, oder das ein Hund, der entgegenkommenden Menschen freundlich gegenüber gestimmt ist, nicht auch automatisch Menschen gut findet, die hinter einem gehen, oder ein Mensch der an der Ampel neben einem steht, für den Hund nicht das selbe sein muss, wie ein Mensch, der direkt hinter dem Hund steht etc.
Dass bereits kleine Veränderungen für Hunde bereits eine ganz neue Situation darstellen könne, in der sich der Hund völlig anders verhalten kann, ist vielen auch nicht klar. Eine Wiese, die voll mit Menschen ist, kann z.B. für den Hund viel beruhigender wirken, als eine leere Wiese, die von einem einzelnen Mensch überquert wird und anders herum. Dass Hunde auf Situationen sehr verunsichert reagieren können, an die sie früher gewohnt waren, aber mit denen sie längere Zeit nicht konfrontiert wurden, ist vielen z.B. auch nicht klar. Statistisch gesehen, passieren z.B. die meisten Vorfälle draußen im Frühling, wenn alle wieder in die Parkanlagen stürmen und der Hund erst einmal wieder daran gewöhnt werden muss, dass der Park nicht mehr ihm und seinem Rudel allein gehört.
Auch das sind Basics und es gibt noch viele viele weitere Dinge, die es über Beißvorfälle zu wissen gibt, um die Gefahr zu reduzieren.
Ich denke, dass Hundehalter und besonders Anfänger das Recht darauf haben, über solche Aspekte aufgeklärt zu werden, damit sie sich, ihre Hunde und andere Menschen und Tiere schützen können.
Ich finde es im Gegenteil anmaßend, wenn man behauptet, dass Hundehaltern solche Informationen nichts bringen, weil sie sich eh nicht daran halten werden. Wie wäre es, wenn man das Halter selber entscheiden lässt, nach dem man sie informiert hat. Es ist ja schön, dass sich hier alle informiert sehen und der Meinung sind, dass sie keine Hilfe benötigen, aber das sehen eventuelle andere Halter anders.
Losgelöst von dem Argument der Prävention gegen Beißvorfälle, gibt es noch viele andere Themen, die Hundehalter problematisieren und wo so mancher Hundehalter gerne präventiv hingewiesen worden wäre, als irgendwann durch eigene Erfahrungen erkennen zu müssen, dass der Hund an der Leine Aggressionen zeigt, nicht abrufbar ist, Unsicherheiten zeigt, die die Lebensqualität von Hund und Halter einschränken, ungehorsam ist, keine Beißhemmung entwickelt hat, ein autonomes Verhalten zeigt, keine Bindung zu einem hat, kein Vertrauen zu einem hat etc.
Die HFS Gegner bzw. diejenigen, die eine wirksame Prävention bestreiten, tun so, als ob man jede Erfahrung schmerzhaft selber machen muss und nicht von den Erfahrungen anderer lernen kann. Für mich ist das absurd, weil die Hundehaltung nicht eine Außnahme darstellt, obwohl in allen anderen Lebenslagen genau das gängige Praxis ist.
Menschen lernen von anderen Menschen ein Leben lang. Das fängt im Kindergarten an und führt sich in der Schule fort etc. Ihr wollt uns glauben machen, dass die Hundehaltung da eine Außnahme macht.