Vollkommen richtig - auch hier sind wir einer Meinung. Leider fehlt es da aber häufig an entsprechender Umsetzung (beginnend bei der Diagnostik, welche - so sich der Mann nicht freiwillig Hilfe sucht - unter "Zwang" / richterlicher Anordnung geschehen müsste, bis hin zu entsprechend weiterführenden Maßnahmen etc. pp.).
Ja, und an dem Punkt haben der Sozialpsychiatrische Dienst und ich gerade in Krisensituationen häufig eine sehr unterschiedliche Meinung.
Während ich im Ernstfall im Zweifel täglich den Wahnsinn eines Einzelnen aushalten muss (mal von ihm selbst, der seinen Wahnsinn ja auch ertragen muss ganz zu schweigen), mich durchaus einer Gefährdung ausgesetzt sehe und, wie vor kurzem, dazu noch täglich die Polizei dazu rufen muss, weil ich alleine der Situation nicht mehr Herr werden kann, sieht der SPSD keinen Grund für eine Zwangseinweisung...das ist manchmal echt frustrierend!
Gerade heute, endlich, endlich für einen Klienten eine Einweisung erwirkt, da geht der letztendlich doch freiwillig in die Klinik, sagt dort Guten Tag (mehr nicht, er kam bis zur Anmeldung...), dreht sich wieder um und geht und die Einweisung ist nichtig. Manchmal, ernsthaft, ich weiß es auch nicht...
Zu Deinem Job:
Versteh ich gut. Ich bin jetzt seit über 10 Jahren, mit kurzen Unterbrechungen, in der Wohnungslosenhilfe tätig, seit knapp 3 Jahren jetzt mit dem Schwerpunkt "KonsumentInnen harter, illegaler Drogen". Natürlich haben wir auch recht viele Klienten mit Doppeldiagnose.
Mir fehlt die Arbeit im Wohnprojekt (bzw im Tagestreff war es ja bei mir eher) und auf der Straße, wie ich sie früher gemacht habe, aber der Job jetzt hat auch seinen Reiz. Ist halt Behörde und gerade diese Behördenschwelle abzubauen ist immer wieder eine Herausforderung.
Viele meiner KlientInnen kenne ich jetzt seit ich dort angefangen habe, aber es ist trotzdem natürlich was anderes, als in einer festen Wohngruppe zu arbeiten oder auch nur in der Notunterkunft.
Der Ton und die verbalen Angriffe...an den Ton gewöhnt man sich irgendwann, für mich ist es immer komisch, wenn ich mal Vertretung in anderen Bereichen mache und dann beispielsweise eine kleine Oma vor mir sitzt, die von ihrer mickrigen Rente nicht mehr die Miete zahlen konnte, da muss ich mich echt konzentrieren, nicht in den, bei uns ium Team üblichen, eher schnodderigen Ton zu fallen *g*
Verbale Attacken, Agressionen etc, ganz gewöhnen wird man sich daran glaube ich nie. Es gibt immernoch Momente, da kann ich damit schlecht umgehen, merke, wie Gespräche mir entgleiten, wie ich selber mich mitziehen lasse-nicht schön. Oder auch, dass ich getroffen bin oder mich verunsichern lasse.
Ich glaube Dein Plan ist ganz gut zu sagen, ich nehme mir ein halbes Jahr Zeit. Ich glaube ja immernoch, zumindest in meinem Bereich (und ich glaube das trifft so ziemlich auf alle Bereiche zu, die mit derart verhaltensauffälligen Menschen arbeiten Entweder Du fängst Feuer, dann bleibst Du dabei und bist für andere Bereiche dann auch verbrannt, oder Du tust es nicht, dann sollte man das aber auch nicht erzwingen.
Sorry fürs OT, aber das machte jetzt deutlich mehr Spaß zu schreiben, als mein vorheriger Beitrag *g*