Liebe Paulemaus,
ich kann dich nach deinen geschilderten Erfahrungen so gut verstehen. In der Tat: es gibt sicher diese Ärzte, die um jeden Preis eine schwierige OP wagen wollen und das Tier zahlt dann den Preis dafür. Furchtbar ! Hasse ich auch ! Da hast du auch schon Schlimmes durch mit deinen Katzen, ich kann dich wirklich gut verstehen. Aber ich glaube, du hast das Beste für deine Katzen getan, man spürt, wie nahe dir das geht und das haben deine Katzen sicher auch gespürt. Letztlich zählt doch, wie lieb man sie hat.
Ich hab dir deinen Beitrag überhaupt nicht übel genommen, du hast ja recht. Und wie gesagt: ich hatte immer deinen alten Beitrag im Kopf als Vorbild. ich finde nämlich nach wie vor gut, dass du deine Katze ohne OPs noch 4 schöne Monate begleitet hast. Sehr vernünftig und gut. Ehrlich.
Ich selbst finde den Gedanken unerträglich, einem todkranken Tier am Ende noch qualvolle OPs zuzumuten, nur weil der Halter nicht loslassen kann oder irgendwelche idiotischen Ärzte Kohle verdienen wollen. Da stimme ich dir völlig zu ! Glaub mir, ich kann loslassen, ich habe schon viele Katzen einschläfern lassen müssen, es war immer der Horror und ich habe keineswegs immer vorher qualvolle OP-Aktionen gestartet. Aber ich hatte auch noch nie den Fall, eine kräftige, gesund aussehende Katze einschläfern lassen zu müssen. Das ist es, was mich fertig macht.
Meine anderen Tiere, die ich einschläfern ließ, waren alt oder offensichtlich krank, es war wirklich das Endstadium, was sie auch selbst signalisiert haben. Aber Pauline sitzt munter vor mir und köpfelt und schmust und sieht aus wie das blühende Leben -mit Tumor im Kiefer. Ich will mir nicht vorwerfen müssen, nicht alles versucht zu haben.
Manchmal ist abwarten und nichts tun richtig -manchmal lohnt sich vielleicht auch mal das Kämpfen. Wenn ich sehe, wie sehr Pauline den Garten genießt, bin ich sofort auf OP-Kurs. Und dann wieder denke ich in der nächsten Minute: Hilfe. Was mutest du ihr zu ? Wie soll das mit dem Fressen gehen nach der OP ? Mach ihr noch eine schöne Zeit und lass sie einschläfern, wenn es nicht mehr geht. Das zu entscheiden ist die Hölle !
So- ich berichte, was ich heute getan habe. Ich bin mit den Röntgenbildern erstmal zu dem Chirurgen, den mir meine Tierärztin empfohlen hatte. Die praxis fand ich ziemlich unmodern und etwas schmuddelig, der Arzt war zwar sehr ehrlich (er sprach auch davon, dass es nur um Lebensverlängerung ginge, die Metastasen oder der Tumor kehren auf jeden Fall irgendwann zurück, das Längste, was er kannte, waren 3 Jahre - nicht gerade aufbauend, aber seine Ehrlichkeit fand ich gut), aber er wirkte ungeachtet seiner Ehrlichkeit auf mich nicht wirklich kompetent. Nur so ein Gefühl.
Nachmittags bin ich in die Duisburger Alsterlagen Tierklinik (ich hasse Tierkliniken und habe einen totalen Horror davor, vor allem, dass man da sein Tier ggf. über Nacht da lassen muss) und habe mit Dr. Roll gesprochen. Der sah total übermüdet aus, aber auf den ersten Blick dachte ich: der kann das. Er gab keinerlei Prognosen ab, sagte, er will nicht allein nur aufgrund der Bilder entscheiden, ob eine OP Sinn macht, ich solle morgen mit Pauline kommen. Er sagte mir auch, dass bei einer Unterkiefer-OP, bei der der halbe Unterkiefer weggenommen wird, die Zunge raushängt und das Futter rausfallen kann etc. ich meinte, dass Pauline ja keinen Schönheitswettbewerb gewinnen muss und solange sie mit einem halben Unterkiefer irgendwie fressen kann...
So, und nun denk bitte nicht, dass ich mich bereits entschieden hätte, ich hadere minütlich, ob ich das Pauline zumuten soll. Allerdings ist z.Bsp. Assistenzfütterung bei uns kein Problem, Paulinchen lässt alles mit sich machen, das geht schon, wir sind ein eingespieltes Team, kein großer Stress, sie zeigt mir aber auch,wenn sie nicht mehr will. Ich bin in dieser Hinsicht guter Hoffnung, dass ich sie notfalls wirklich auf der gesunden Seite des Kiefers assistenzfüttern könnte mit Spritze oder Gulaschstückchen etc. Solange sie schlucken kann, geht das schon. Ich habe aber Hoffnung, dass sie vielleicht nach längerer Zeit dann den Dreh raushat, wie sie ohne rechten Unterkiefer mit der Zunge Futter reinschaufeln kann. Tiere sind so anpassungsfähig.
Paulinchen war eben im Garten und hat danach selbständig gefressen, nicht viel, aber immerhin und ganz viele Breckies (Nierenfutterkügelchen), die liebt sie. Sie ist total kräftig und gut beieinander, nur der Gesichtsausdruck ist ein bisschen weiß irgendwie. Sie sucht meine Nähe und will schmusen und köpfelt am laufenden Meter, scheint zu spüren, an wen ich 24 Stunden am Tag denke
Liebe Paulemaus, danke für deine lieben Zeilen. ich verstehe dich. Bin sicher, deine Tiere spüren, wie lieb du sie hast ! Hast du denn noch Katzen ?
Liebe Grüße, Christina