Ich muss ehrlich sagen, dass es für mich absolut undenkbar wäre, meine Schwiegereltern zu siezen. Ich bin ein absoluter Familienmensch und seine Familie ist meine Familie.
Ich hab damals schon nach wenigen Wochen, die wir zusammen waren (da war ich 14
) mal eine Gelegenheit genutzt (als seine Mutter mich nach hause fuhr), sie zu fragen, ob sie lieber geduzt oder gesiezt werden möchte. Sie hat dann gesagt, das wär ne gute Frage, hätte sie sich noch keine Gedanken zu gemacht - aber ihretwegen soll ich ruhig du sagen. Heute duze ich auch seine Omas, Tanten usw. Obwohl wir 14 Jahre zusammen sind, kommt es ab und an vor, dass ich noch neue Verwandschaft kennenlerne (Tanten aus Übersee und so) und da wird sofort mit Vornamen vorgestellt uns geduzt - von beiden Seiten.
Ich habe letztes Jahr ja einen Job angetreten und bei den meisten Kollegen war das Du ohnehin sofort klar. In einem Fall (einer meiner 3 Chefs) wurde es sofort angeboten nachdem ich das erste mal Sie gesagt habe. In anderen Fällen hab ich wieder direkt gefragt, was gewünscht ist - und damit bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Niemand hat die Frage, ob ich duzen darf oder lieber siezen soll bisher als Affront empfunden. Siezen tue ich meine beiden anderen Chefs, eine schon ältere Sekretärin und unsere Bibliothekarin. Ja gut und natürlich Leute, mit denen ich nicht viel zu tun hab und nur ab und an sehe aus Verwaltung, EDV und so - aber das sind ja keine direkten Kollegen. Sonst wir geduzt. Natürlich lasse ich mich auch von jedem Praktikanten und jeder Hilfskraft duzen, auch von meinen Studenten, die ich als Dozentin und Prüferin betreue.
Bei der Arbeit generell siezen? Ergeben sich denn keine Freundschaften auf der Arbeit?
Mein Arbeitskollege und ich begrüßen und verabschieden uns generell mit Kuss (auch in Mails mit beruflichem Inhalt ist das der Gruß zum Schluss), flachsen unheimlich viel, er war schon nach wenigen Monaten zu einem echt guten Freund avanciert, mit dem ich essen gehe, DVD-Abende mache usw. (und wär ich nicht in festen Händen wär's vielleicht sogar mehr). Darauf würd ich nicht verzichten wollen... Ich spreche auch nie von meinem Kollegen, sondern von meinem Arbeitsehemann (frei nach King of Queens
)