procten schrieb:
Ich bin der Meinung, dass Vergeltung eine sehr große Rolle spielt. Ein Hund, der ein kleines Kind beißt und sogar getötet hat, verwirkt damit in den Augen der meisten Leute sein Leben.
Das ist korrekt. Aber die "Vergeltung", die du ansprichst, wird in der Regel von den Besitzern der Hunde verlangt werden.
Da spielt sicherlich menschliche Enttäuschung, das Gefühl, versagt zu haben und nicht mehr zu wissen, wie es jetzt weitergehen soll - man hat ja den Vorfall nicht kommen sehen - eine große Rolle.
Hier ging es aber unter anderem auch darum, dass in Österreich im Grunde die Behörden die Besitzer bissiger Hunde dahingehend unter Druck setzen, den Hund einschläfern zu lassen - wenn es nicht gesetzlich festgehalten ist, so ist es doch die Regel, nicht die Ausnahme. Und das hat sicherlich nichts mit Vergeltung zu tun, sondern mit einem ausgedehntem Sicherheitsbedürfnis. Den Behörden ist doch egal, warum der Hund gebissen hat, und sie können von ihm auch nicht "enttäuscht" sein.
In diesem Sinne wird ein bissiger Hund eingeschläfert, genauso wie ein schrottreifes Auto stillgelegt wird. Beide gefährden die Allgemeinheit. Punkt.
Zu allem anderen, was ihr geschrieben habt: Ich halte
absolut nichts von Pauschalaussagen.
Ich kann mir Konstellationen vorstellen, wo Hund Kind beißt und schwer oder tödlich verletzt, wo ich sagen würde: Einschläfern wäre unfair.
Und ich kann mir welche vorstellen, wo ich sagen würde: Es wäre gerechtfertigt, oder zumindest verständlich.
Und ich kann vollauf verstehen, dass, wenn der eigene langjährige Familienhund das eigene Kind tötet, man diesen Hund weder noch um sich haben mag, noch ihn guten Gewissens anderen auf's Auge drücken will.
Für einen Außenstehend ist dieser Hund halt auch nur ein Hund, der halt zufällig ein Kind gebissen hat, und die sind ja so klein, die gehen dann halt gleich kaputt... war halt Pech.
Aber im Kopf des Betroffenen ist dieser Vorfall so katastrophal und schlimm - davon kann man sich nicht frei machen.
Und man kann niemand anderem einen Hund anvertrauen, mit dem man selbst im Grunde das Allerschlimmste assoziiert. Es geht nicht. Man hat es selbst schon nicht kommen sehen, und konnte es im Familienkreis nicht verhindern, obwohl man den Hund doch von Klein auf kannte... wie soll das jemand anders können, der den Hund ja nicht so gut kennt?
Wenn dann wieder was passiert, ist man ja wieder quasi mit Schuld!
Ich kann verstehen, dass das die Leute meinen, nicht ertragen zu können.
Und das hat auch wieder wenig mit Vergeltung zu tun. Aber viel damit, so etwas nie wieder erleben zu müssen.