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Würde ich ggf. mitgehen, wenn Herr Aiwanger sich heutzutage anders aufführen würde*, und damit meine ich jetzt nicht erst den Umgang mit diesem Pamphlet, sondern seine Tiraden der letzten Jahre mit dem Höhepunkt in Erding. Der Mann hat einen erheblichen Rechtsdrall und der ist eigentlich seit Jahren ersichtlich. Sagen wir mal, so was wäre von Herrn Lindner, den ich bekanntermaßen ungefähr gleich "gut" leiden wie Herrn Aiwanger, ausgegraben worden. Da hätte ich durchaus gestutzt und es für möglich gehalten, dass so ein Blatt nicht von ihm stammen könnte. Bei Aiwanger sind sich eigentlich alle einig, dass man ihm das zutraut. Und dennoch tummelt er sich seit Jahren in gehobenen politischen Positionen. Das ist erschreckend.

Das Traurige ist mMn also eher, dass Aiwanger gar nicht das Problem, sondern eher ein (in der Regel laut tutendes) Symptom ist. Man sieht doch, wie große Teile der Gesellschaft ihn in Schutz zu nehmen und dieses Hetzblatt als Kleinigkeit abzutun bereit ist. Es ist keine Kleinigkeit und das auch nicht mit 17 und auch nicht, wenn alle gegen einen sind.

Was aber der Gipfel ist: Er (oder sein Bruder oder ggf. noch andere aus dem Hut zu zaubernde Geschwister) hat es bislang nicht fertiggebracht, sich jetzt mit 52 und als (mir unverständlicherweise) geachteter Politker für den Dreck bei denen zu entschuldigen, über die man da geschmacklose Witze gerissen hat.

____
*Andererseits waren wir in den 80ern eigentlich sehr gut aufgeklärt. Dass so was kein Spaß ist, wussten wir eigentlich schon.
 
@Schorschi

Ich war mit denen auf einer Schule, das konnte ich mir mangels Alternativen bei einem (!) Gymnasium für den ganze Landkreis nicht aussuchen.

Ich war auch mit nem Haufen friedensbewegter schalstrickender Anti-Atomkraft-Aktivisten zusammen auf einer Schule, das habe ich mir ebenso wenig ausgesucht, und die sich mich sicher auch nicht... Wir haben uns aber meistens trotzdem gut vertragen.

ich wollte damit nur sagen, dass das jetzt keine explizite rechte Schule war, und ich wollte Moment... Satzbau vergurkt - dem Eindruck entgegentreten, dass diese Nazi-Provozierer Freunde von mir waren (waren sie nicht, die waren nichtmal in meinem Jahrgang).

Es waren einfach ich denke 8 von 10 Gymnasiasten aus dem Altkreis auf diesem einen Gymnasium (und dann noch paar auf der Waldorfschule und paar auf einem privaten, das aber sehr klein war.) Da kennt man sich halt, und wenn was los ist, so wie das, erfährt man davon.
 
Und einmal im Chor für alle: "Es hat keine Entnazifizierung in Deutschland gegeben!"
 
Gestern zufällig Lanz gesehen? Wenn ja, dürftest du dich bestätigt gefühlt haben. Da schien es einigermaßen Konsens zu sein, dass man das Pamphlet als Jugendsünde abhaken könnte, wenn er jetzt entsprechend damit umgegangen wäre. War sich aber ebenso einig, dass seine Reaktion inakzeptabel ist.
 
In der SZ, leider hinter einer Bezahlschranke, spricht der Historiker Wolfgang Benz über das Pamphlet. Er nennt es nicht antisemitisch, sondern neonazistisch.
Zitat:
"Ganz eindeutig wird es, wenn es jeden als teilnahmeberechtigt ausweist, "der Deutscher ist und sich auf deutschem Boden aufhält". Das ist die Terminologie, die in den 1980er-Jahren auf der äußersten Rechten gang und gäbe war. Der Begriff "Vaterlandsverräter" gehört in das Arsenal der äußersten Rechten. Das Konzentrationslager Dachau aber ist zunächst mit politischen Gegnern konnotiert, nicht mit Juden. Deshalb bin ich ein wenig zurückhaltend, das jetzt als antisemitisches Hetzblatt zu bezeichnen. Ich würde durchaus zustimmen, wenn man das als neonazistisches Pamphlet bezeichnet, aber es wird nicht explizit gegen Juden gehetzt, sondern es werden alle Opfer des Nationalsozialismus auf rüde Weise verhöhnt."

Und auch er sagt: "Wenn Herr Aiwanger unmittelbar nach Entdeckung dieses Flugblattes sein äußerstes Bedauern, seine Scham über diese Jugendsünde geäußert hätte, dann würde ich für eine milde Beurteilung plädieren."

 

Nein, ich komme abends eher selten zum Fernsehen.

Aber dann scheint mein Eindruck zumindest zu seinem Umgang mit dem Ganzen nicht ganz weit hergeholt zu sein.

Edit: Ich finde es übrigens ganz interessant, dass nichtmal viele Deutsche wissen, dass in den Konzentrationslagern auf deutschem Boden zuallererst und zuvorderst deutsche politische Gegner des Nationalsozialismus inhaftiert waren, die in einer Weise als Staatsfeinde aufgebaut wurden, wie es nachher die RAF oder heute andere Terroristen werden.

Was möglicherweise die anfängliche relative Akzeptanz in der Bevölkerung erklärt.

Ganz vieles, was die Welt seit Hollywood und spätestens seit "Schindlers Liste" unter "KZ" abgespeichert hat, kam deutlich später und fand bewusst möglichst weit weg von "Deutschem Boden" statt.

Ich schreibe das, weil mir selbst das bis vor Kurzem nicht bewusst war. Wobei ich nicht sagen kann, ob das so im Unterricht behandelt wurde. (Ich glaube aber, speziell wir (also mein Kurs) sind aus verschiedenen Gründen in der Oberstufe über den politischen Nationalsozialismus nicht hinausgekommen.)

Ich frage mich daher halt auch, ob Aiwanger 1 und 2 das wussten. Ob sie also wirklich alle Gegner gemeint haben, oder wie so viele "KZ" mit "Judenvernichtung" gleichgesetzt haben und genau das schreiben wollten, was auch heute mit dem Pamphlet assoziiert wird.

Ich gehe aber davon aus, dass die pflichtgemäß Dachau besucht haben, wie anderenorts zuweilen andere Gedenkstätten besucht werden. Vielleicht wussten sie es also schon.
 

Würde es denn was ändern, wenn sie neben Juden auch politische Gegner und andere nicht Nazi-Regelkonforme gemeint hätten (wovon ich sogar ausgehe)? Und wenn ja, was?

Ich meine, dann haben sie Juden- und Gegner- und Nicht-Nazi-Regelkonformen-Vernichtung verhöhnt. Das nimmt aber doch die antisemitische Komponente nicht raus.

Oder hab ich dir da jetzt grad gedanklich nicht folgen können?
 
Oder hab ich dir da jetzt grad gedanklich nicht folgen können?

Nein, es nimmt die Komponente nicht weg, da die NS-Ideologie ja grundsätzlich antisemitisch eingestellt war.

Aber allgemein und weltweit... wie hier ja auch zu lesen - wird bei "KZ" sofort "Auschwitz" und "Holocaust" assoziiert, und bei jedem Hinweis auf ein KZ, auch Dachau, wird sofort gemutmaßt, das Ganze sei primär antisemtitisch motiviert.

Auch wenn in Dachau nur ausnahms- und übergangsweise Juden inhaftiert waren.

Eigentlich ist das eine akademisch motivierte Diskussion... und ich glaube, ich habe gar nicht klar gesagt, was ich damit meinte...

Dieser Historiker, der es ja anscheinend genau weiß, meinte, mit dem Verweis auf Dachau habe das Ganze eher auf alle Gegner des Nationalsozialismus abgezielt, da Juden nicht "explizit erwähnt" wurden. (Was es für ihn nicht besser machte, nur anders, wenn ich ihn richtig verstanden habe.)

Und ich habe mich dabei gefragt, ob Aiwanger damals genau so viel wusste, wie dieser Historiker - und also sich wirklich über alle Opfer des Nationalsozialismus gleichermaßen lustig machte - oder ob er genauso viel oder wenig wusste wie ich als Schüler*in - und mit KZ eben doch den Holocaust assoziiertt hat, ohne es besser zu wissen... wie es ja auch jetzt die Mehrheit der heutigen Leser:innen aufgefasst hat.

Kann mir noch einer folgen?
 
Als ich mit 12 Jahren das KZ Dachau besichtigt habe, wurde in der Ausstellung deutlich gemacht, dass dort nicht nur Juden ermordet wurden, sondern auch politische Gegner, Straftäter, Homosexuelle, Sinti und Roma...
Sollte er also als Jugendlicher in Dachau gewesen sein, hätte er das wissen müssen. Ich erinnere mich sehr gut an den Schaukasten mit den verschiedenfarbigen "Wimpeln".
 
Aber allgemein und weltweit... wie hier ja auch zu lesen - wird bei "KZ" sofort "Auschwitz" und "Holocaust" assoziiert, und bei jedem Hinweis auf ein KZ, auch Dachau, wird sofort gemutmaßt, das Ganze sei primär antisemtitisch motiviert.

Na ja, aber Aiwanger (oder dessen Bruder oder Schwester oder sonstige Anverwandtschaft) hat in dem Pamphlet doch konkret Auschwitz angesprochen. Da kann man ihm/ihr/ihnen schon unterstellen, dass er/sie auch Auschwitz meinte/n.

Ich persönlich denke, dass es rechts und antisemitisch motiviert war und ihm/ihr/ihnen auch ggf. shiceegal war, wen genau er/sie damit verhöhnt hat/haben - aber er/sie hat/haben Opfer und deren Hintebrliebene verhöhnt und er/sie hätte/n es besser wissen können und mMn auch müssen.

Gesellschaftlich problematisch finde ich persönlich es eher, dass seine Rechtslastigkeit erst durch die Komponente antisemitisch wirklich zum politisch, medial und gesellschaftlich zu Aufmerksamkeit führenden Problem geworden ist - das man jetzt in großen Teilen der BRD immer kleinzureden versucht.

Eigentlich ist das eine akademisch motivierte Diskussion... und ich glaube, ich habe gar nicht klar gesagt, was ich damit meinte...

Alles klar. Ich hatte das Gefühl, genau diese Aussage verpasst/nicht erfasst zu haben. So kann ich es (für mich) besser einordnen. Danke.
 
Sollte er also als Jugendlicher in Dachau gewesen sein, hätte er das wissen müssen.

Ja, so in die Richtung habe ich gedacht. Wenn man mal da war, bleibt sowas auch hängen. (Woran man sehen kann: Ich war da nie. Ich kann euch aber nicht mal sagen, ob meine Schule generell nicht gefahren ist, oder ob ich das aus irgend einem Grund verpasst habe.)
 

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