Margit: gern
Also, was ich eigentlich schreiben wollte, ehe "man" mich anderweitig beansprucht hat, war, dass es beim Humor nicht nur auf den Charakter ankommt, sondern auch (und hier, finde ich, ganz besonders) auf die Erziehung oder den persönlichen Hintergrund.
Der GG z.B. ist (man sollte es kaum glauben) recht katholisch geprägt aufgewachsen.
Heute ist er überzeugter Atheist und definitiv weniger religiös als ich... - aber wenn jemand Gott, Jesus oder die Kirche zu arg und auf eine bestimmte Weise durch den Kakao zieht, fühlt er sich immer noch unwohl.
Ich dagegen komme aus einem atheistischen Haushalt. Ich bemühe mich zwar, die religiösen Anschauungen anderer nicht zu verletzen, aber grundsätzlich ist Religion für mich etwas, mit dem man sich kritisch auseinandersetzt, und wo man bestimmte Eigenheiten auch mal humorvoll auf die Schippe nehmen kann. Und zwar egal bei welcher Religion.
Womit ich auch "humorvoll" meine, und nie "bösartig" oder "abwertend". Bösartiger Humor ist so gar nicht meines. Abwertend mag ich auch nicht sein. Aber schon dieser humorvolle Ansatz ist für manche Leute - meine erzkatholische Schwägerin zB - definitiv zu viel.
Weil Religion und Humor für sie auf keinen Fall zusammenpassen.
Das ist längst nicht überall so, auch unter Katholiken nicht. Hier im Rheinland schonmal gar nicht. Aber nuja, mach mal was - für sie stand dann schnell fest, dass es mir an Charakter fehle, weil ich nicht wüsste, "was sich gehört".
Dabei ist das in keiner Weise ein "charakterliches" Problem, sondern ein "bildungsbedingtes".
(Nachdem ich verstanden hatte, wie die Leute bei ihr daheim ticken, und sie verstanden hatte, dass meine Bemerkungen über unsere - heillos zerstrittene - Gemeinde hier vor Ort die realen Umstände noch sehr nett umschrieben hatten, geht es jetzt auch wieder besser mit uns beiden...
)
Ich denke, sowas ist gar nicht so selten - und es gibt halt auch recht viele Menschen, für die dann dieselbe Bemerkung bei der eigenen Religion (oder auch anderen Sachen) eine Respektlosigkeit darstellt, und bei einer anderen Religion "scharfe, aber berechtigte Kritik"... und das eher unbewusst. Die "verstehen"/fühlen einfach nicht, dass das, was sie von sich geben, jemand anderen beleidigen kann, so, wie sie im Zweifelsfall selbst beleidigt wären.
Wäre ihnen das klar, würden sie sich das eine oder andere dann eben auch verkneifen. Die trampeln dann also nicht mit
Absicht auf den Werten anderer herum, weil sie einen Hang zur Gemeinheit haben, sondern sie
finden sich nicht gemein und meinen auch nicht, dass sie auf den Werten der anderen herumtrampeln (bzw. in einem riesengroßen Fettnapf).
Dann ist mit ihrem Charakter möglicherweise alles in Ordnung, es fehlt ihnen nur an Einfühlungsvermögen... oder eventuell auch einfach an Übersicht.
Weißt du, wie ich meine?