Darüber muss ich jetzt mal nachdenken.
Also über das simple: "Ich hab schließlich unterschrieben und zugesagt, die Kinder katholisch zu erziehen und das macht man halt nicht einfach so, wenn man gar nicht vorhat, es zu versuchen" hinaus.
Also, Fakt ist: Der GG ist als überzeugter Naturwissenschaftler Atheist. Was diese Grundsatzfrage angeht, bin ich also vermutlich deutlich religiöser als er...
Andererseits war für ihn die Kirche, als er klein war, sowohl soziales Netz als auch soziales Netzwerk, und er hat sich da (anders als bei der katholischen Verwandtschaft) immer sehr gut aufgehoben gefühlt. Und das schätzt er daran heute noch und ist darum auch nie aus der Kirche ausgetreten.
Deswegen war ihm zumindest beim Fabian die Taufe auch sehr wichtig. So nach dem Motto: "Wenn einem von uns was passiert, gehört er da dann wenigstens noch irgendwo dazu!" Ihm ging's damit ganz offensichtlich besser, darum hab ich gar keine Diskussion angefangen.
Nur - wenn das Kind also schon getauft ist und nominell irgendwo "dazugehört", dachte ich, wäre es vielleicht gut, wenn das eben nicht nur auf dem Papier der Fall ist und das Kind sich auch zugehörig
fühlt. Damit es dann mit dieser Zugehörigkeit vielleicht auch etwas
anfangen kann, wenn es nötig ist.
Und das geht mit: "Ich bin zwar katholisch getauft, aber mehr weiß ich auch nicht" halt nur eher schlecht... Wenigstens so ein paar Grundkenntnise der Liturgie und der Feiertage und so weiter sollten es schon sein. Einfach das Gefühl, zu wissen, wie dort die Regeln sind, an wen man sich womit wenden muss und so weiter.
Naja. Ich hatte also die besten Vorsätze.
Leider ist das Gemeindeleben hier derzeit zum Abgewöhnen - bzw. war es bis vor Kurzem, das allerdings über Jahre. Aus verschiedenen Gründen gab es ein Hauen und Stechen, dass viele solche Aktivitäten wie Krabbelgruppen und so weiter regelrecht ausgestorben sind, denn wenn man einmal zu viel seine Meinung zu den falschen Leuten gesagt hat, war man als Ehrenamtlicher weg vom Fenster. Gar nicht mal "typisch Kirche", eher "typisch Verein". Fand ich sehr abschreckend.
Und ich kenne dort auch keinen. Eine Freundin von mir war dort sehr aktiv, musste aber leider wieder nach Bayern zurückziehen, und danach hatte ich gar keinen Grund mehr, hinzugehen.
Darum hoffte ich ein wenig auf den Kindergarten, aber Pustekuchen. Die haben mir zwar schön einen vorerzählt, davon, wie wichtig die katholische Bildung der Kinder ihnen sei usw usf, und die Verbindung zur und Verwurzelung in der Kirchengemeinde - und ich habe ihnen gesagt, dass genau das mir wichtig wäre, da es daran bei uns als "Zugezogenen" eben fehle und ich als Norddeutsche das nicht leisten könne - und dann kamen wir nichmal in die engere Auswahl, als kurzfristig ein U3-Platz frei wurde, und sie anderen Interessenten regelrecht hinterhertelefoniert und sie bekniet haben, den Platz doch zu nehmen. Die waren aber teilweise alteingesessen und eben "vollkatholisch", zumindest auf dem Papier.
Wie gesagt, das war im Rückblick ganz gut so... aber nun weiß das Kind immer noch nur, dass die Kirche am Marktplatz eigentlich seine ist, aber wir dort nie hingehen. Und ich bin mittlerweile relativ bibelfest, aber vom Katholizismus weiß ich immer noch so gut wie nix.
Das liebe Kind ist am Ende ja trotzdem in einem kirchlichen Kindergarten gelandet, halt dem evangelischen. Mit dem ich auch sehr zufrieden bin.
Auch da gibt es ja einmal im Monat Gottesdienste (die Fabian irgendwann zu der Aussage brachten: "Ich glaube, Gott sieht aus wie Frau Pastorin T.!"
), es werden religiöse Feiertage und so weiter besprochen.
Mir wurde schon als 3-Jähriger erzählt, Gott gebe es nicht, und falls doch, würden "wir" nicht an ihn glauben, und so mitteilsam, wie ich halt auch war
, habe ich das auch jedem auf die Nase gebunden, auch im kirchlichen Kindergarten...
Mitte der 1970er Jahre auf dem platten Land führte das notwendigerweise dazu, dass ich ständig wie ein Alien angestarrt wurde, und immer irgendwie außen vor war. Nun sind Norddeutsche zwar von Natur aus tolerant, so richtig schlimm war's also nicht, aber trotzdem: Bei Kind 2 und 3 waren meine Eltern dann etwas schlauer und gingen etwas dezenter vor.
Sowas wollte ich auf keinen Fall. Zum Atheismus finden nach meiner Erfahrung die meisten dazu berufenen Menschen auch von allein, sieht man ja am GG.
Also widerspreche ich dem derzeit im Kindergarten vermittelten Weltbild nicht, und gehe auch brav zu allen Veranstaltungen vom Kindergarten in der Kirche, ohne wie manche anderen Eltern drüber zu meckern, dass die Erzieherinnen sich erdreisten, die Eltern ausdrücklich zu bitten, dass sie kommen. Ich find's im Gegenteil gut, wenn die ihre Aufgabe ernst nehmen.
Was den katholischen Glauben angeht, könnte ich das prinzipiell genauso halten. Also, das unkommentiert
begleiten, und an den mir wichtigen Stellen korrigierend eingreifen. Nur: Das Kind allein katholisch
erziehen, das kann ich eben nicht.
Ahabeher... das muss ich ja auch nicht. Da habt ihr völlig Recht.
Und selbst wenn, kann das sicher kein ausschlaggebendes Argument sein. Denn es gehen wiederum auch nicht alle katholischen Grundschüler auf die katholische Grundschule, und diese nimmt auch nicht nur katholische Schüler auf, sondern
alle Konfessionen und Religionen, solange die Kinder am Religionsunterricht teilnehmen.
So oder so wird es nicht gleich zum Untergang des Abendlandes kommen.
Ich schau sie mir jetzt einfach mal beide an, mit Fabian zusammen, und dann fang ich mit dem Überlegen vermutlich wieder von vorn an.
Danke euch fürs Lesen!