Iko und der Einbrecher

ringerpüppchen

10 Jahre Mitglied
Eine kurze Geschichte aus meinem Zusammenleben mit einem Bullterrier:
(Es darf geschmunzelt werden, auch wenn sie wahr ist!)

Vor einigen Jahren lebte ich gemeinsam mit meinem Bullimädchen Iko in Berlin, im viel belebten und umtriebigen Prenzlauer Berg. Eines Nachts wurde ich wach durch ein ungewohntes Geräusch. Nach einem kurzen Moment wurde mir bewusst, dass sich dieses Geräusch an meiner Wohnungstür abspielte. Das Geräusch wurde lauter und immer intensiver – es versuchte jemand, sich Zugang zu meiner Wohnung zu verschaffen! Adrenalingeschwängert sprang ich aus dem Bett und überlegte, was ich als geeignete Waffe zur Abwehr des potentiellen Einbrechers zum Einsatz bringen könnte. Einen Hammer: Ich kramte in meiner Werkzeugkiste und suchte einen. Als ich ihn fand, erschien er mir nicht tauglich als Verteidigungswerkzeug. Ich überlegte weiter – Baseballschläger? - besaß ich nicht. Tischbein? – hätte ich erst vom Tisch abschrauben müssen. Dann viel mir auf, dass ich Iko noch gar nicht gesehen hatte. Was überlegte ich hier lange wegen eines Verteidigungswerkzeugs wenn ich doch Besitzer eines Bullterriers bin – eines KAMPFHUNDES! Rufen wollte ich sie nicht, das hätte den Einbrecher vorgewarnt. Ich lief in ihr Zimmer und fand sie im Tiefschlaf in Ihrer Kiste liegend – es war Sommer, deshalb war es ihr bei mir im Bett zu warm! Vollkommen schlaftrunken schaute sie mich an und schien nicht zu begreifen, was ich von ihr wollte. Ich flüsterte, aber im bestimmendem Tonfall: IKO PASS AUF – PASS AUF IKO! – Sie blieb liegen. Der Ernst der Lage schien ihr nicht bewusst zu sein oder es internierte sie einfach nicht. Meine Panik wich langsam dem Ärger – Ärger darüber, dass ich hell wach war, dass jemand in meine Wohnung einsteigen wollte UND MEIN KAMPFHUND ZU MÜDE IST UM MICH ZU BESCHÜTZEN! Ich hob sie hoch und trug sie zur Wohnungstür. Noch etwas wacklig auf den Beinen - Iko wie ich ( bei mir wars das Adrenalin, bei ihr sicher was anderes, aber bestimmt nicht Adrenalin!) - streifte ich ihr noch schnell ihr Bade- und Schwimmhalsband um – eine Metallkette. Weißer Bullterrier mit Stahlkette um den Hals – sieht gefährlich aus und sollte jeden Einbrecher beeindrucken! Ich hielt sie daran fest um gleich die Tür zu öffnen. Jedoch brauchte ich weniger Sorge zu haben, sie am Halsband zurückhalten zu müssen, wenn es denn gleich zum Showdown kommen sollte als sie vielmehr am Umdrehen zu hindern. Ich riss, nur in Boxershorts und Iko am Halsband festhaltend, die Wohnungstür auf. Vor mir stand ein sichtlich angetrunkener Junger Mann – Typ Kreativstudent oder angehender Werber, eben ein typischer Vertreter des Prenzlauer Bergs und weniger der Einbrechertyp - der mich vollkommen entgeistert anstarrte. In seiner Hand konnte ich einen Schlüsselbund anstatt eines Einbruchswerkzeugs erkennen. Aus den Augenwinkeln sah ich auch, dass Iko zwar ihren Schwanz bewegte, nicht weniger verdutzt schaute wie mein Gegenüber aber anscheinend nach wie vor keinen Sinn daran erkennen konnte, aktiv zu werden. Der Mann nuschelte etwas vor sich hin, was ich als Entschuldigung interpretierte, drehte sich erstaunlich sicher um und torkelt dann doch weiter, ein Stockwerk höher. Ich lauschte noch und hörte, wie er eine Tür über mir problemlos mit dem Schlüssel öffnete und sie hinter sich zu knallte. Iko musste ich derweil wieder loslassen – sie war zwar noch am Ort des Geschehens, hatte sich aber bereits auf den kühlen Flurboden gelegt und drohte wieder einzuschlafen.

Auch ich legte mich wieder ins Bett, brauchte jedoch etwas um mein Adrenalin wieder abzubauen. Am nächsten Tag erfuhr ich von meiner Nachbarin, dass sich ihr Bruder in der Tür geirrt hatte - er war zu Besuch und sturzbesoffen gewesen! Sie entschuldigte sich vielmals bei mir und warf Iko, wie jeden Morgen, ein Küsschen zu.

Die Moral von der Geschichte:
Ich musste meinen KAMPFHUND zu einem Einbrecher hintragen!!! Nicht dass sie etwa krank oder altersschwach war. Sie war damals, mit knapp 20 Kilo, topp fit, sportlich sehr aktiv und konnte einen Kauknochen von 30cm Länge an einem Tag wegbeißen. Sie war im besten Bulllidamenalter von 7 Jahren. Es war anscheinend einfach nicht ihr Ding! Ich glaube, sie war der Meinung, dass ich mich darum besser selber kümmern sollte.

Heute, nachdem Iko bereits zwei Jahre nicht mehr bei uns ist – sie starb mit 13 Jahren - erzähle ich die Begebenheit meinen Freunden und Bekannten, wenn wir auf das Thema Bullterrier oder Kampfhunde zu sprechen kommen und alle Vorurteile und packenden Medienberichte aufgetischt werden. Sicher, es ist eine kleine Geschichte, die, auch wenn sie war ist, nicht viel bewegen kann. Und sicherlich war ihr Verhalten auch nicht das Ideale – nach allgemeinem Hundehalterverständnis. Auch ich war damals etwas zornig wegen Ihres Desinteresses. Aber ich erzähle sie immer wieder gerne und wünsche mir, den Zauber um die Blutrünstigkeit von KAMPFHUNDEN vielleicht ein klein wenig damit brechen zu können. Heute denke ich auch, dass es genau richtig war, für mich genau richtig war, wie sie sich verhalten hat oder eben nicht verhalten hat ;) Ich bin noch immer sehr stolz auf sie und auf das, zu was wir sie hatten werden lassen. Wir hatten sie mit 8 Wochen von Bullis in Not bekommen, konnten sie mit viel Liebe und Zuneigung erziehen und sie zu einem ausgeglichenen und selbstbewussten Hund heranwachsen sehen. Sie hatte in ihrem Leben keine einzige Beißerei, war fremden Menschen gegenüber aufgeschlossen bis gleichgültig eingestellt. Wir denken noch heute viel an sie und vermissen sie sehr!

So, nun hoffe ich / hoffen wir, dass wir niemanden damit gelangweilt haben!? Wir sind noch recht neu in der KSG und hoffen auch, dass dieser kleine Beitrag hier reinpasst und nicht deplaziert wirkt.

Liebe Grüße und bis bald
Christiane und Ulf
 
Hahaha, das ist so typisch!
Ich vermute ja auch immer das Winston einen potenziellen Vergewaltiger seines lieben Frauchens (ICH!) auch nur zum Ballspielen auffordern würde...aber so kennen und lieben wir sie, oder?
 
*lach*
Jaaaa, so sind se :D
Ich glaub, mir könnt man die Bude ausräumen, solange man nicht klingelt und nicht versucht, Thys das Sofa unterm Hintern zu klauen, würde er wohl mal gucken, aber mehr auch nicht :D

Hoffentlich liest hier kein potentieller Einbrecher mit!? :gruebel:
 
Klasse Geschichte.:)
Hast Du noch mehr?:D
 
Eibe würde auch jeden Begrüßen, nur wenn mich jemand anpackt wird sie zur Furie ( zB wenn mein Ex mir freundschaftlich auf den Arm boxt knurrt sie) aber das hängt mit ihrem exleben zusammen der Typ hat ja die ganze Familie durchs Haus gedroschen.
 
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Wie schön! :love::love: Ich wünsche ihm noch eine lange Zeit mit seiner Familie!
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Da hast du natürlich Recht. Und da dem Hund, wenn die zwei Bilder nicht täuschen, wirklich kein Listenhundmix aus dem Gesicht schaut, solltest du normalerweise ja auch keine Probleme bekommen, und dann ist es wirklich egal.
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Ja, es ist wieder auf Englisch, aber sowohl der Houston Chronicle und Baylor University sind sehr respektierte Orgas, drum moechte ich diesen Artikel teilen. Du musst registriert sein, um diesen Inhalt sehen zu können. Meiner Meinung nach gefaellt mir sein ''facts only'' Realismus.
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