Hundeverhalten nicht lesbar aber gefährlich, brauche Tipps

Pipe

Hallo zusammen,
ich habe ein großes Problem mit meinem Hund, obwohl ich schon seit 30 Jahren Hunde (Boxer) halte und m.E. relativ viel über diese weiß.
Dieser Hund, den ich vor 4 Monaten aus dem Tierschutz in Spanien bekommen habe wurde mir als Boxer verkauft, aber ich denke, da ist zur Hälfte Pitbull drin..
Ich würde gerne ein bisschen sein Verhalten hier schildern und erhoffe mir von Euch, daß ihr Verhaltensweisen vielleicht erkennt, die kampfschmuser-typisch sind, Boxertypisch sind sie jedenfalls nicht, und im Endeffekt sind sie gefährlich, weil einer dabei gebissen wird oder gebissen werden könnte, daher mein Hilfeschrei.

Allgemein:
A ist schlecht zu „lesen“.
Andere Hunde:
Geschlecht vorerst egal, wirkt ruhig, gibt keinen Laut von sich, lässt sich beschnüffeln, möchte dasselbe tun. Nach ca. 30 Sekunden entscheidet sich, wie es weitergeht.
Wenn der andere Hund irgendwelche Maßregelungs-Signale aussendet (mein Baum, mein Spielzeug, mein Mensch), reagiert A innerhalb von 1 sek., indem er sofort in den Nacken springt und zubeißt /festhält.
Ohne vorherige Drohgebärden (kein Laut, kein Lefzen hochziehen, kein Aufstellen der Haare, kein Versteifen, kein Knurren) lässt er dem anderen keine Chance, sich zurückzuziehen und Unterwürfigkeit zu zeigen. A lässt nicht los, egal, wie man ihn anfasst, am Maul hebelt, ihn tritt oder anschreit, selbst die Nase hochziehen bleibt ohne Effekt.
Kleine Hunderassen 3 Monate kein Problem, selbst nicht bei Angekeift-werden, inzwischen reagiert er auch auf sie.
1x (nach 4 Monaten) läufige Hündin (in Tierarztpraxis) versucht zu schnappen ohne Aggressionssignale von ihr.
Legt sich vorwiegend mit großen Hunden (Rottweiler, Schäferhunde, BernerSennen) an. Als ich dieses Verhalten bemerkte legte ich ihm einen Maulkorb an mit dem Erfolg, daß ihn ein Schäferhund ordentlich gebissen hat.

Andere Tiere:
Reagiert hoch aggressiv auf Kühe, Pferde, will (wahrscheinlich) in Beine beißen (haben wir natürlich nicht ausprobiert), aber er attakiert sie ohne Rücksicht auf Verluste, selbst wenn Stacheldraht dazwischen ist ist er "bereit", sich die Nase aufzupieksen.
Katzen, Kleintiere:
Nichts wie hinterher! Sehr ausgeprägter Jagdtrieb! Wahrscheinlcih würde er sich vernichten, aber das probiere ich natürlich nicht aus..


Menschen:
Zuerst (3 Monate) sehr unterwürfig, will gefallen, nähert sich vorsichtig, wedelt viel, Kopf unten, sucht Menschenhand. (wurde früher wohl viel geschlagen)

Dann manchmal Angraulen der Kinder bei Futterwegnahme durch sie, (wir üben ja konstant, daß wir in der Hierarchie über ihm stehen , auch die Kinder) oder auch unmotiviert im-Korb-liegen und Kind geht daran vorbei (Revier?)
Nach 4 Monaten erstmaliges sehr heftiges Verhalten gegenüber einem Fenterputzer (den er kennt, da er jeden Monat kommt).
Bisher reagierte A auf die Türklingel gar nicht, dann ging er mal mit dem Menschen unaufgeregt gucken, freute sich über jeden Gast.
Diesmal: Fensterputzer klingelt, Hund geht mit mir langsam und ruhig zur Glastür (2m von Haustür entfernt), die zu ist. Tür-Entriegelung wird betätigt, F. kommt hinein, Hund springt urplötzlich gegen Glastür, bellt heftig und knurrt. Ich sperre Hund in Garten, er beruhigt sich nicht, bellt weiterhin wenn er die Stimme des F. hört, und springt von außen gegen die Scheiben, wenn er ihn sieht. (in den ersten 3 Monaten hat sich A bei Erscheinen des F gefreut, hat sich streicheln lassen). Haare aufgestellt vom Nacken bis zum Schwanz, heftiges Knurren.
Seitdem immer Knurren, wenn jemand an der Tür ist, springen an die Glastür, bis er denjenigen erkennt (also selbst Hausbewohner). Nach Erkennen ist alles gut, freut sich, möchte gestreichelt werden.
andere Situation: Oma und Mutter in Küche, hantieren mit Essen, Mutter verlässt Küche (Hund liegt in Korb und bekommt nichts), danach will Oma Küche verlassen, beugt sich aber noch lansam zum Korb hinunter um Hund zu streicheln, redet mit ihm, Hund springt Oma sofort an (Scheinakttake?) und knurrt sehr laut. Oma fällt nicht um, geht erschrocken aus Küche, Tochter maßregelt Hund laut und hält ihm Maul zu, was sich A gefallen lässt. 1 Stunde vorher in Gasse:
A sieht Bernersennenrüde, den er schon mal am Nacken hatte, und bellt, zieht an der Leine, lässt sich nicht durch Kommandos, Berührungen, Anschreien, Sicht-verdecken ablenken. Bei sanften Schlag gegen Hals schnappt er nach Mutter (Übersprung, Erregtheit, keine Aggression gegen Mutter, denke ich), lässt sich kaum beruhigen und sehr schlecht wegziehen. Entwickelt enorme Kräfte.

Fazit: sein Verhalten gegenüber anderen Tieren ist inakzeptabel und gefährlich. Verhlaten gegenüber Menschen wird auch zum Problem, da wir keine Auslöser erkennen können, wann er knurrt und wann und warum nicht. Und wir wissen nicht, was noch kommt, Hunde hat er schon mehrere gebissen.
Nun meine Fragen: Könnt ihr mir helfen , dieses Verhalten zu lesen? Vor allem, diesen ganz plötzlichen Nackenbiss ohne jede Vorwarnung? Ist das das Verhalten eines einst abgerichteten Hundes?
Wie kann ich an einen GUTEN Hundetrainer drankommen (Raum Köln/Düsseldorf/ Bonn), der Ahnung von solchen Macken hat?
Ich möchte den Hund eigentlich behalten, er hatte bisher wohl kein schönes Leben, aber ich habe Kinder im Haus und möchte auch kein Risiko eingehen. Der Hund ist 2-3Jahre alt und 30 Kilo pure Muskeln. Die Kinder sind 13 und 15.
Damit keine Missverständnisse aufkommen, der Hund ist IMMER angeleint, ich habe den Maulkorb dabei, gehe jedem Hund/Tier aus dem Weg und gehe inzwischen nur zu Zeiten, wenn kein anderer unterwegs ist.
Ich wäre Euch sehr, sehr dankbar für Tipps !!!
viele Grüße, Pipe


 
  • 26. April 2024
  • #Anzeige
Hi Pipe ... hast du hier schon mal geguckt?
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hm .. haste mal ein Foto ?

Zu dem dir unverständlichen Verhalten kann ich nichts sagen - "kampfhundtypisch" ist das sicherlich nicht.. (sofern es sowas gibt aber eine Diskussion darum wäre OT und sicherlich würde sie keinem Helfen) - soweit ich weis, ist verbeissen ja auch durchaus auch Boxertypisch und kein Hinweis auf Terrierblut . Waren deine anderen Boxer vom Züchter ? Bei einem bin ich mir aber sicher, deine Probleme sind nicht genetisch bedingt.

How ever, die Situation klingt wahrlich bescheiden.. gute Huschu die ich vorbehaltlos empfehlen kann, und wo du sicherlich eine realistische Einschätzung bekommst wäre:

( Düsseldorfer Raum)
 
  • 26. April 2024
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Mein Benny ist auch so ein echter Chaoshund... 



Habt ihr es schon mit einer Hundeschule probiert? In zwei Hundeschulen haben wir seine Macken nicht in den Griff bekommen. Wir haben es dann letztlich mit einem Online Hundetraining von einer Hundetrainerin geschafft. Deutlich günstiger als die Hundeschule vor Ort ist es auch noch gewesen!

Hier der Link zu ihrer Seite! 
Möchte ich jedem Hundehalter ans Herz legen, der sich offen eingestehen kann, dass er seinen liebsten Vierbeiner eben doch nicht immer wie gewünscht im Griff hat.

Melde dich doch mal zurück, ob sie dir auch helfen konnte! 

LG Meike mit Benny
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Hallo!

Eine Bekannte hat mich auf diesen Post aufmerksam gemacht.
Du brauchst dringend einen Trainer, das ist Fakt.
Vor allem brauchst Du jemand, der nicht über Rangreduktion o. ä. arbeitet, das verwirrt den Hund noch mehr.
Rangordnungsmodelle sind auch bereits mehrfach widerlegt.
Was ich super finde, ist, dass Hund bereits einen Maulkorb kennt.
Das ist erstmal ein gutes Management.
Wichtig wäre auch, ob der Hund gesundheitlich in Ordnung ist.

Ob die Verhaltensweisen irgendeiner Rasse zugeordnet werden können ist letztendlich wurscht. Es besteht ein Problem, welches angegangen werden muss.
Gerade Aggressionsverhalten.
Evtl. wurde Dein Hund in der Vergangenheit fürs drohen gestraft und handelt deswegen jetzt ohne erkennbaren Anzeichen.

Ich weiß nicht, wo Du genau wohnst, ich bin aus Dormagen, habe in Neuss einen Platz und trainiere aber auch vor Ort.
Wenn das zu weit ist kann ich gern versuchen jemande für Euch zu finden.

LG Regine
 
Kleine Kinder sind niemals ranghöher als der Hund. Da könnt ihr üben, bis ihr schwarz werdet. Im Interesse der Kinder empfehle ich, diesen nicht mehr zu erlauben, dem Hund Futter wegzunehmen. Generell sollte man einen Hund IN RUHE fressen lassen, um ihn nicht zum Futterverteidiger zu erziehen.
 
  • 26. April 2024
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aus eigenererfahrung weiß ich ,daß hunde aus spanien erst einmal zeit brauchen aufzutauen.Wenn das dann passiert,wird aus dem unterwürfingen netten hund,plötzlich ein scharfer ,alles bewachender hund,der versucht sich in der rangordnung nach oben zu arbeiten.Ich habe das selber mit unserer howvawarthündin erlebt!!Da haben selbst meine vereinskolegen vom hundeplatz schiss bekommen.
Es hilft nur kontinuierliche arbeit und unterordnung und ich bin auch ein freund von streichung aller privilegien!!D.H. bei so einem hund,kein sofa oder bett,
Du wirst um ein intensives training nicht herumkommen,aber bei meiner hat das sehr gut geklappt.Kopf hoch,das wird schon.
 
Nachtrag.. klingt für micht übrigens nicht "besonders" schlimm wenn auch untragbar. Ich denke, du machst (im umgang mit DIESEM Hund) viele Fehler, die das eigentliche Problem sind (+ die man hinbekommt wenn man erstmal versteht, wie der tickt.).

Desweiteren kann ich mir persönlich vorstellen, das hier evtl. ein eh schon unsicherer Hund "noch schnell" vor der Ausreise kastriert wurde..:rolleyes:

Eine Einschätzung durch einen Profi wäre sicherlich hilfreich. Alles andere ist Kaffesatzlesen und wird dir hier nichts bringen sondern nur Verwirrung stiften.
 
Aggression gegenüber den Artgenossen und auch den anderen Tieren, könnte gegebenfalls auch aus einer Unsicherheit herrühren.
Vielleicht kannte der Hund vorher nicht viel, hat hündisches Verhalten nicht oder nur unvollständig erlernt und denkt sich jetzt "Angriff ist die beste Verteidigung".

War bei unserem Hund ganz ähnlich.
Die Begegnung mit allerhand Getier löste ein riesiges Theater aus, dass durch Konfrontation mit der Situation nach und nach besser wurde.
Der Hund wurde sicherer und das Problem gab sich weitestgehend.

Bezüglich der häuslichen Situation könnte ich mir vorstellen, dass er langsam ankommt.
Sein Körbchen beginnt zu verteidigen, sein Revier in Anspruch nimmt.
Möglich auch, dass dies durch Erziehungsfehler begünstigt wird.

Im Internet wird Dir da aber tatsächlich keiner genau helfen können. Ferndiagnosen können u.U. böse nach hinten los gehen.
Ein guter Hundetrainer vor Ort ist gefragt, da bin ich bei den Vorrednern.
 
Bild wäre nett und was mich auch interessiert wäre was die Orga dazu sagt, welche Beschreibung gab es zu dem Hund wer hat ihn eingeschätzt vor der Vermittlung

Alles in allem natürlich ne bescheidene Situation aber sicher kein unlösbares Problem - das mit dem Futter wegnehmen ist wie Hovi? schon schrieb kontraproduktiv - warum nimmt man einem Hund Futter weg ? Was soll das bringen ? Absoluter Blödsinn dieses Rangordnungsgefasel wer immer Euch zu der Futterwegnahme üben geraten hat

@ Hovi, die Kinder sind nicht mehr klein (14 und 17? ) :verwirrt:
 
Danke, double, Du machst mir wenigstens Hoffnung!
Ich versuche aufzupassen, er hat viele Taburäume (alle Schlafzimmer, Bäder, oberer Stock sind tabu), Sofa oder Bett ist bei uns auch keine Frage. Er hat eigene Körbe, in die er sich zurückziehen kann und wo er in Ruhe gelassen wird.
Immer wieder mal gibt es Futter nur aus der Hand (beim Spaziergang beim Üben), aber nicht bei jedem Spaziergang, vllt sollte ich es absolut jedes Mal machen.
Im Rudel darf auch nur das Alphatier alles, die anderen erst entsprechend ihrem Rang. so halten wir es zuhause auch, hier gibt es ein Alphatier, ranghöhere Mitglieder (Kinder) und erst dann kommt der Hund. Ich denke auch, daß er sich manchmal versucht "hochzuarbeiten" was den Rang angeht, aber andere Aggressionen finde ich nicht so leicht erklärbar, sind absolut unvorhersehbar und machen unsicher.
Mir fällt noch ein, daß er viele Narben hat, auch eine sehr große genähte auf dem Schädel. Er ist zwar TA untersucht und nicht beanstandet worden, aber vllt sollte da nochmal genauer geguckt werden?
ach ja, klar ist er noch kurz vor Ausreise kastriert worden*augenroll*
 
Sorry, das ist mir absolut neu, dass Rangordnung "Gefasel" ist. Gibt es da was Handfestes/Studie zu, dass es nichts bringt, dem Hund deutlich zu zeigen, wo er steht? Lerne gerne dazu, also klärt mich gerne auf!
Orga hat ihn nicht gut beschrieben, zum Beispiel "Jagdtrieb: keiner". HAHA, der ist raderdoll auf ALLES, was sich bewegt (selbst Amseln, Blätter im Wind)!
Hund war vorher schon vermittelt, wurde zurückgegeben, weil er er sich angeblich nciht mit dem hauseigenen Rüden verstanden hat. Heute kann ich mir das gut vorstellen (Nackenbiss), wurde mir aber natürlich nicht genau gesagt, sondern nur allgemein "versteht sich wohl nicht mit dem Haushund".
Ihr ratet alle zu einem Trainer, ich bin sehr einverstanden, nur WO und WIE finde ich einen guten?
Raum LEverkusen/Remscheid NRW
Tausend Dank für Eure Beiträge!
 
Bei unsicheren Rüden ist eine Kastration eine keine so gute Idee, die werden dann u.U "schlimmer" ( erklär) . Ich hatte selber "so einen" Hund von dem alle (auch und vor allem ungefragt) was von "Dominanz" und draufkloppen und durchsetzen und Hausregeln erzählten, und es wäre ja auch so schön einfach gewesen.. ist es bekanntlich leider nicht.. wie gesagt in der o.G Hundeschule wirst du fernab von haudrauf oder Stopfvoll geholfen.
 
Ratschläge möchte ich gar nicht geben, ist aus der Ferne sowieso nur rumraterrei.

Hundeschule kann ich dir vlt. empfehlen. Nach einer langen Hundeschulodysse war dieser mit der einzigste, der meinen damaligen Hund händeln konnte:

LG Tanja mit Sunny
 
Hallo Pipe, wir hatten mit unserem Hund (Dobermann aus dem Tierschutz, kastriert) anfangs ganz ähnliche Probleme, und die wurden von den hinzugezogenen Trainern erstmal "natürlich" als Rangordnungsprobleme abgetan.

Für mich klingt nach sechsjähriger Erfahrung mit "so einem" Hund das Ganze unter Vorbehalt nach einem, warum auch immer, extrem verunsicherten und gestressten Tier, das gelernt hat, mit Rabatzmachen u.U. Stress abzubauen und sich Probleme vom Hals zu halten.

Ich würde heute, im Rückblick, vor irgendwelchem Trainingsgedöns einen solchen Hund immer gesundheitlich abchecken lassen - und das, gerade wenn bereits Narben auf dem Kopf vorhanden sind, immer auch neurologisch.

Damit meine ich: Schilddrüse, Blutbild, evtl. Hörtest (und wenn's geht Sehtest - keine Ahnung, ob das möglich ist, bei uns ergab sich das Sehproblem sozusagen von selbst aus der anderen Diagnose) und speziell in diesem Fall auch ein CT oder MRT vom Kopf und der Halswirbelsäule. Ich weiß, das ist nicht billig.

Aber wenn der Hund in diesem Bereich ein Problem hast und du weißt es nicht - dann trainierst du dich unter Umständen dumm und dusselig und verschwendest damit Zeit und Geld.

Ich bereue es bis heute, dass, nachdem unser Hund noch diverse andere Baustellen aufgewiesen hat, wir auf diese Untersuchungen verzichtet haben, bis sie wirklich nicht mehr zu vermeiden waren, weil wir kein Geld mehr hatten (und uns bis auf eine Ausnahme jeder, auch TA, davon abgeraten hat, weil es doch irgendwie Quatsch sei, und mehr oder weniger ein Versuch, zuverdrängen, dass wir diesem Tier gewachsen seien.) Wir haben damit zwei furchtbare und furchtbar frustrierende Jahre verloren. In diesem Fall aufgrund der familiären Umstände wesentliche Jahre...

Denn letztlich war alles darauf zurückzuführen, dass der Hund ein Schädel-Hirn-Trauma und einen Wirbelbruch im Genick überlebt hatte. Und kein normales Lernverhalten mehr zeigte. Wie dein Hund konnte er sich ganz furchtbar schnell aufregen - und kaum wieder abregen, und je höher der Stresslevel, desto schlimmer wurde es.

Wenn's irgend geht, mach das nicht. Such dir einen Trainer, aber such dir parallel auch einen guten Tierarzt, idealerweise mit neurologischer Erfahrung, und lass den Hund durchchecken.

Wegen der Narben kannst du durchaus versuchen, mal zu beobachten, ob ein Wetterumschwung (wie gerade jetzt vor kurzem) bei seinen Ausbrüchen eine Rolle spielt.

Auch bei uns kamen die Symptome schubweise - wobei zum Glück die Abstände mit der Zeit größer wurden, und er später mit Medikamenten auch etwas stabilisiert werden konnte. Aber im Herbst und im Frühjahr, immer wenn das Wetter endgültig umschlug, war es grundsätzlich schlimm.

Zu dem, was du jetzt bereits tust: Ich finde es gut, dass du den Hund mit Maulkorb führst. Ich finde es unsinnig, dem Hund immer wieder beim Fressen das Futter wegzunehmen, weil das seinen Stress noch vergrößert. Ich fände es aber sinnvoll, wenn jeder dem Hund das Futter hinstellen darf, und er lernen muss, bei jedem abzuwarten, bis er das Kommande zum Fressen erhält.
Das ist im Grunde derselbe Ansatz, nur ohne Frust (für beide Seiten).

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass eine strikte Unterordnungspolitik im Haus, in vertrauter Umgebung, so gut wie keine Auswirkung auf das Verhalten draußen haben muss. Es hilft im Haus, aber auch nur dort. Ein sehr gestresster oder bei Reizüberflutung stark hochdrehender Hund ist nicht deshalb in solchen Situationen ungehorsam, weil er dich nicht ernst nimmt, sondern weil er so unter Adrenalin steht, dass er dich nicht wahrnimmt!

Zu den Hundeschulen: Falls Raum Bonn für dich günstiger ist, gäbe es auch dies hier noch:



Dieser Ansatz ist nicht jedermanns Sache - da sie dort aber viel über den Umgang mit Stressverhalten arbeiten, vielleicht durchaus auch mal einen Versuch wert. Kenne durchaus zufriedene Teilnehmer, auch mit schwierigen (Artgenossen- und teils auch menschenaggressiven) Hunden.

Die hier bereits empfohlene Sabine Giesen kann ich aber auch empfehlen. :)

Ich hatte damals mit beiden (Dieter von cumcane, der hier damals noch öfter mitgeschrieben hat) und Sabine (die das immer noch tut) Mailkontakt, und obwohl sie sehr unterschiedlich denken und arbeiten, haben beide mir weitergeholfen.

LG und alles Gute!
 
Nochmal zur Rangordnung:

Es ist sicher sinnvoll, für den Hund feste, einzuhaltende Regeln einzuführen, die du durchsetzen kannst und die er einzuhalten hat. Und die dürfen genau so sein, wie sie für dich richtig sind. Das gibt dem Hund Sicherheit, erleichtert den gegenseitigen Umgang und macht für beide Seiten das Zusammenleben berechenbarer.

Trotzdem halte ich (und ich war anfangs auch auf dieser Schiene, den ersten Hund im Haushalt hatten wir auch ziemlich genau vor 30 Jahren... ;) ) das "unbedingte" Rangordnungsprinzip mittlerweile tatsächlich für überholt. Bei uns hat es Null am eigentlichen Problem gewirkt - aber immerhin war der Hund im Haus sehr pflegeleicht.

Dann gibt es typische Rangordungsübungen wie das Futterwegnehmen, die bei einem unsicheren Hund nur Stress und Frust erzeugen und das Miteinander behindern - und bei einem wirklich dominanten Hund eher die Eskalation schüren als das Problem lösen. Denn der geht dann im Zweifel wirklich auf Konfrontation, und die Chance würde ich ihm einfach nicht geben wollen, weil er dann gar nicht erst dazu kommt, zu merken, wieviel geht und wieviel nicht. Ich würde das Problem irgendwie anders lösen wollen (und mir dafür fachkundige Hilfe holen, weil es da ja immer auf den Einzelfall ankommt).

Einen wirklich dominanten Hund könnte ich persönlich im übrigen vermutlich tatsächlich im Haushalt nicht halten.

Ob bei dir so ein Fall vorliegt, und der Hund sich wirklich "hocharbeiten" will, kann man natürlich aus der Ferne kaum beantworten. Im Moment liest es sich für mich nicht so, und ich tippe eher auf ein grundlegendes Kommunikationsproblem zwischen auch beiden gepaart evtl. mit einem gesundheitlichen.

Übrigens: Auch das Verhalten bei Fremdem (Kühe, Pferde... hach ja, Pferde... *Graus*) oder in Bezug auf die Jagd variiert extrem mit dem Erregungslevel. Je erregter der Hund, desto niederiger hier die Reizschwelle.

Ich weiß von einer Hündin (auch Dobi) hier aus dem Forum, die normalerweise Null Jagdtrieb hatte bzw. 1A abrufbar war. Außer sie hatte am Vortag Ball gespielt, dann war plötzlich alles ihrs, was sich bewegte und sie gar nicht mehr ansprechbar. Radikales Ballverbot hat dann das Problem auch wieder beseitigt. Von daher muss die Aussage aus dem Tierheim nicht grundfalsch sein. (Kann es aber natürlich... ;) )
 
Hallo,

da werden Erinnerungen wach.

ich habe auch eine Hündin vom spanischen Tierschutz, ein Podenco Mix, indem aber eben auch Mallorca Mastiff wohl drinne ist.

Wiir hatten ähnliche Probleme, diese wurden von uns geschürt nicht von der RAsse. Futter, Katzen, Spielzeug, andere Hunde, Kinder, Menschen, Mithunde nix war sicher...nun nach fast 4 Jahren sehe ich meine Fehler die ich am Anfang gemacht habe.

Der Hund war nie böse, sie war eben Unsicher und zeitgleich dominant. Die Sitationen waren ähnlich wie die von dir beschriebenen.
Für solche Hunde ist die Zurechtweisung immer eine Gratwanderung zwischen sicherer Bestimmtheit und freundlicher Beschwichtigung. Das musste ich auch erst lernen.

Vor allem hatte ich erwartet das sie wie alle Hunde die man in D begegnet ist...NEIN das sind vielleicht manche aber andere vor allem aus den ärmeren Ländern haben eben eine Vergangheit. Sie sind kein leeres Blatt wenn wir sie übernehmen wie ein Welpe.

Es kostet sehr viel Arbeit das frühere überlebenswichtige Programm des Hundes zu ändern.

Hundetraineraber zeitgleich auch die Überprüfung auf neuroligische Funktionsstörungen, Hormone usw... empfehle ich euch auch.

Vor ab würde ich nur noch aus der Hand füttern und nie ohne das er zuvor etwas tun muss.
Er ist ja nun im Schlarafenland, Einzelhund, eignes Körbchen gar 2 und keine Futtersorgen...
Zunächst braucht er Kopfarbeit und Körperarbeit um dann im HAus sowie draussen ausgeglichener
zu werden.

Ansonsten wollte ich euch nur Mut machen, nicht aufgeben, dran bleiben, an den Hund und sich glauben !

Liebe Grüße

die Hunderliche
 
Zu deinem eigentlichen Problem kann ich nichts sagen. Aber zu dem urplötzlichen Losgehen. Das kann Bestandteil seines (rassetypischen?) Wesens sein. Das kenne ich von meinem Rotti auch.
Der kennt zwar keine Aggressionen, aber wenn seine fast unendliche Toleranz erschöpft ist und er einem respektlosen Gegenüber eine Ansage macht, geht der so urplötzlich drauf, dass es mir unmöglich ist, einen Ansatz zu erkennen. Allerdings ohne Beissen und ohne Zerstörungsabsicht.
Ich beobachte meinen Hund sehr genau und aufmerksam und hatte ihn schon als Welpen, so dass ich sagen kann, ihn sehr gut zu kennen. Aber in solchen Situationen kann ich vorher absolut kein Signal erkennen.

Letztens hatten wir auch Erstaunliches mit einem Igel erlebt.
Der kam uns direkt auf dem Bürgersteig entgegen. Mein Hund ist staunend einmal komplett um ihn rum gegangen und hat ihn sorgfältig begutachtet. Dann hat er ihn ein zweites Mal komplett umkreist. Und wie ich gerade anfing, über seine Verwunderung zu grinsen, stürzte er sich urplötzlich auf den Igel drauf. Irgendwie hatte er wohl von einem Moment zum anderen beschlossen: Das Ding kann ich nicht einordnen, also mache ich es platt. Hätte ich nicht sofort "aus" gerufen, hätte er ihn wohl auch platt gemacht.
Auch in diesem Fall war absolut kein Ansatz erkennbar. Obwohl ich jede seiner Körperbewegungen und jede Mimik ganz genau kenne.

Also zumindest diese Plötzlichkeit sollte dir weniger zu denken geben. Der Rest sehr wohl.

Gruß
Rene
 
@ Hovi, die Kinder sind nicht mehr klein (14 und 17? ) :verwirrt:

Ah, eben hab ich´s gefunden, sie sind 13 und 15.

Würdest Du Deinem 13jährigen erlauben, den nicht unproblematischen Familienhund zu maßregeln und ihm Futter wegzunehmen? Ich nicht.
 
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