Gegen die Angst - Polizeihunde im Unterricht

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Gegen die Angst: Polizeihunde im Unterricht

Nach dem Tod des kleinen Volkan - Beamte erklären Wilhelmsburger Schülern den Umgang mit "Ando" und "Barry"

Von André Zand-Vakili

Gleich kommt der große Diensthund. 30 Erstklässler sehen gespannt in Richtung Tür. Stille. Dann kommt Polizeihauptmeister Gerd Zelasko rein. Auf dem Arm trägt er Dackel Triene. Das Eis ist gebrochen. Triene rennt über die Tische des Besprechungsraums des Polizeikommissariats Wilhelmsburg. Schwanzwedelnd lässt sie die Streicheleinheiten über sich ergehen und schreckt auch nicht vor den quietschigen Entzückensschreien der Kinder zurück.
Was so launig-lustig aussieht, hat einen ernsten Hintergrund. Viele Kinder, gerade in Wilhelmsburg, haben seit dem schrecklichen Tod des kleinen Volkan, der von einem Kampfhund tot gebissen wurde, Angst vor Hunden.

Es ist nicht nur die Angst, die die Polizisten den Kindern nehmen wollen. Spielerisch, mit plastischen Beispielen beschreibt Oberkommissar und Hundeführer Alfred Ehmke, warum ein Hund was in gewissen Situationen tut. Als Frage- und Antwortspiel macht er den sechs und sieben Jahre alten Jungen und Mädchen klar, wie man mit Hunden umgeht. Dass man keine angeleinten Hunde streicheln soll, sein Pausenbrot lieber fallen lässt, wenn ein Hund danach schnappen will. Dann fliegt ein kleiner Ball auf eines der Kinder zu. Der Junge versucht ihn, ohne lange nachzudenken, zu fangen. "Hunde machen das auch. Sie handeln oft rein instinktiv", sagt Alfred Ehmke. "Aber sie haben keine Hände. Deshalb benutzen sie ihre Schnauze." Das leuchtet den Kindern ein.

"Der Hintergrund, warum wir das machen, ist der Vorfall mit dem kleinen Volkan in der Schule Buddestraße", sagt Hildegard Wollstein, Klassenlehrerin der 1c und stellvertretende Schulleiterin in der Bonifatiusstraße. "Die Kinder hat das sehr mitgenommen. Sie erzählen auch oft, dass sie Angst haben, wenn ihnen große Hunden auf der Straße begegnen." Gemeinsam mit dem Elternrat hatte man sich deshalb zusammengesetzt. "Es ging darum, nicht nur zu reden, sondern auch praktisch den Kindern zu vermitteln, wie man mit Hunden umgeht." Ein Vater, selbst Polizist, trug das Anliegen bei den Hundeführern bei der Polizeidirektion Süd vor. Die willigte gerne ein.

Nach dem Auftritt von Triene kommen die richtigen Polizeihunde. Auf dem Sportplatz neben der Wache versteckt Gerd Zelasko eine Pistole. "Mein Hund ist ein Sprengstoffsuchhund", erklärt er den Kindern. Warum? Das ist den Jungen und Mädchen klar. "Die kann ja auch so gut riechen." "Genau", sagt Zelasko. Dann legt sein Schäferhund Ando los. Nach nicht mal einer Minute hat er die Waffe gefunden. Dann dürfen die Erstklässler Stöckchen werfen. Ando spitzt die Ohren, rennt hinterher und apportiert artig. Den Kinder gefällt es. In jeder Minute, mit denen sie mit den Hunden zusammen sind, fällt ihnen ein Stück Scheu ab. Dann kommt Barry. "Wer möchte ihn streicheln", fragt Alfred Ehmke. Alle wollen es. Barry, der den Kindern bis zur Brust reicht, hält still.

Dann ist diese ganz besondere Schulstunde vorbei. Den Kindern hat es gefallen. Jeder nimmt sein ganz persönliches Erlebnis mit. "Es war toll draußen mit den Hunden", sagt Lennert. Ihn hat begeistert, wie Ando die Pistole aufstöberte. Sein Freund Spiro fand das Stöckchenwerfen am besten. "So nimmt jedes Kind ganz persönliche positive Erlebnisse im Zusammenhang mit Hunden mit", sagt Gerd Zelasko.

In der kommenden Zeit wollen die Hundeführer in 13 Klassen der Schule Bonifatiusstraße kommen. "Wir haben unser Programm natürlich ein bisschen auf das Alter der Jungen und Mädchen abgestimmt", sagt Alfred Ehmke. Älteren Schülern wird auch vermittelt, wie Schwanzstellungen oder die Ohrenhaltung bei Hunden zu deuten ist. "Wir machen das im Rahmen unserer Dienstzeit", sagt Alfred Ehmke. "Das nächste halbe Jahr sind wir da wohl ausgebucht."
 
Finde ich klasse, genau so ist es richtig - nicht die Tiere von den Straßen verbannen, sondern den richtigen Umgang mit ihnen lehren.

Gerade in den Städten gibt es nur so wenig Natur - man sollte den Kindern zumindest die Hunde lassen...


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Marion, Tau & Tiptoe
 
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