Oh, das ist genau mein Thema. Ich bin jetzt 26 und habe in meinem ganzen Leben noch nicht "normal" gearbeitet. Ich bin da nicht stolz drauf. Seit meiner frühesten Jugend bin ich psychisch "behindert" (das hört sich für einen Außenstehenden etwas komisch an, meint aber nur, dass der Zustand länger als sechs Monate am Stück anhält und voraussichtlich nicht wieder verschwindet). Ich habe drei verschiedene Studiengänge angefangen und abgebrochen (den letzten im fünften Semester...). Erst letztes Jahr habe ich mir Hilfe gesucht und war dann 13 Wochen in der Klinik. Danach dachte ich, ich könne mein Studium wieder aufnehmen und alles wird gut. Es ging aber eher weiter bergab. Nun hatte ich vor drei Wochen einen Termin beim Arbeitsamt, wo eine Art psychologisches Gutachten erstellt wurde. Das Ergebnis wird kommenden Donnerstag mit mir besprochen. Ich hoffe sehr, dass ich eine begleitete Ausbildung machen kann, möglichst in Teilzeit. Ich bin aber auch über jede Alternative froh und dankbar.
Also bitte nicht jeden Menschen gleich verurteilen, der nicht "normal" arbeitet, wie andere. Ich wäre auch lieber ein anderer Mensch...
Man sollte sich eher mal fragen, warum gerade die psychosomatischen Krankheiten so enorm zugenommen haben.
Also euch am nächsten Tag zu folgen ist ganz schön anstrengendAber ich erklär euch noch etwas zu meiner Stelle.
Wir haben hier im Landkreis einen Sonderstatus, da ich nicht im Jobcenter arbeite - wir haben hier etwas Besonderes, dass es glaub ich bundesweit gerade mal 63 x gibt. Unser Landkreis hat nämlich eine Optionskommune .
Das heißt: ALG I ist weiter von der BA betreut, ALG II - Hartz IV ist ausgelagert an den Landkreis und ist nun wie folgt aufgeteilt.
Früher bist du arbeiten gegangen oder verhungert...heute hungerst du nicht mehr
Dann waren die 7 DM, die ich bei Drogerie Fuchs bekommen habe, oder die 10 DM, die ich bei einem Mietmöbel (Messe) Unternehmen bekommen habe, oder die 7 DM, die ,mein Bruder als Nachtwächter in einem Hotel bekommen hat, oder die umgerechnet 6 DM, die ich für das Treppenhausputzen bekommen habe, oder ähnliche Stundenlöhne, die Freunde von mir in der Tankstelle oder als Kellner bekommen haben, wohl die Ausnahme
Procten schrieb:Früher wäre nie jemand auf die Idee gekommen, dass man mit einem Hilfsarbeiterjob eine Familie ernähren kann. Ich bin mittlerweile 43 Jahre alt und habe auch viele Jahre unqualifizierte Jobs gemacht. Für mich war damals immer klar, dass man mit einem solchen Job nicht viel verdienen kann.
Das sehe ich nicht so. Früher haben doch z.B. Postausträger oder Paketboten ihre Familien durchaus durchbekommen können - vermutlich ohne großen Schnickschnack, aber sie mussten nirgendwo betteln gehen oder so. Auch Hilfsarbeiter konnten klarkommen...
Ich verstehe überhaupt nicht, wie man es in Frage stellen kann, dass ein Vollzeitjob ausreichen sollte, um die Lebenshaltungskosten zu decken.
Ich schlag dich nicht, aber so einfach ist das nicht. Ich glaub heut sind der gesellschaftliche Druck, die Ängste den Arbeitsplatz zu verlieren größer. Die Zeiten sind unsicher geworden, nichts ist mehr verlässlich, auch kein Job, die Anforderungen verändern sich, weggefallene Stellen werden nicht neu besetzt, sondern die Jobs umgeschichtet.
Man kann nicht sagen "früher war das so".. früher ist vorbei, es ist anders heut.
Procten schrieb:Dass man von jedem Job eine ganze Familie ernähren können muss, sehe ich nicht für selbstverständlich an. Wer das erreichen will, muss dafür auch etwas leisten. Aus diesem Grund soll man gute Leistungen in der Schule bringen, eine Ausbildung machen, etwas lernen, fleißig sein ...
Dass man von jedem Job eine ganze Familie ernähren können muss, sehe ich nicht für selbstverständlich an
Die Zeiten sind unsicherer?? Willst du mich veräppeln?? Vor 60 Jahren hatten wir noch krieg..das nenn ich unsicher. Meine Großeltern haben von einen Tag auf den anderen nicht nur Jobs, Haus und Freunde - sondern ihr ganzes Leben verloren. Das passiert dir heute nicht mehr.
Procten schrieb:Es zweifelt keiner daran, dass man mit einem Vollzeitjob zumindest seinen eigenen Lebensunterhalten finanzieren können sollte. Ob das gelingt, hängt aber auch von den Lebenserhaltungskosten ab und je nachdem, wie sich die jeweilige Situation ergibt, kann man Menschen abverlangen, vorübergehend weniger zu verdienen.
Procten schrieb:Dass man von jedem Job eine ganze Familie ernähren können muss, sehe ich nicht für selbstverständlich an. Wer das erreichen will, muss dafür auch etwas leisten. Aus diesem Grund soll man gute Leistungen in der Schule bringen, eine Ausbildung machen, etwas lernen, fleißig sein ...
Was ist denn das für eine Logik? Jemand, der - aus welchen Gründen auch immer - in der Schule ggf. keine guten Leistungen bringt (ich denke übrigens, dass die wenigsten da aus Absicht "versagen") und dann in einem körperlich anstrengenden Job landet, der leistet doch auch was und ist vermutlich nicht weniger fleißig als so mancher, der einen weniger anstrengenden Job macht.
.. ich bin weder suchtkrank (naja zigaretten -.-) ...
Ich schlag dich nicht, aber so einfach ist das nicht. Ich glaub heut sind der gesellschaftliche Druck, die Ängste den Arbeitsplatz zu verlieren größer. Die Zeiten sind unsicher geworden, nichts ist mehr verlässlich, auch kein Job, die Anforderungen verändern sich, weggefallene Stellen werden nicht neu besetzt, sondern die Jobs umgeschichtet.
Man kann nicht sagen "früher war das so".. früher ist vorbei, es ist anders heut.
Zu Procten und PatriciaTh. kann ich nur sagen: Ihr gebt genau das wieder, was mein Mann ständig von seiner Arbeit erzählt (Personaldisponent in der Zeitarbeit).
Arbeit ist da, aber keiner der sie machen will...
Dafür jede Menge "Bewerber", die reinkommen, den Disponenten den Wisch für die Arge unter die Nase halten und eine Unterschrift fordern, dass sie sich beworben hätten. Und die deutlich zu verstehen geben, dass sie nicht vorhaben, einen Job anzunehmen.
Und sooo schlecht bezahlt werden Zeitarbeiter mittlerweile auch nicht mehr, mein Mann hat Facharbeiter eingestellt, die als Zeitarbeiter arbeiten und die am Monatsende genauso viel oder noch mehr in der Tasche haben als er selbst.
PatriciaTh. schrieb:Fazit von heute: 4 Objekte nicht besetzt, Bewerberstamm durchgerufen, zwei zeigten wenigstens ansatzweise Interesse, die anderen haben direkt abgewunken.
Mittelweg geht nicht, weil ich nicht befugt bin, mehr Stunden zu geben die die Firma Geld kosten, die das Angebot halt nicht vorsieht.
Beispiel: Objekt war vorher besetzt mit täglich drei Frauen a drei Stunden, also 9 h.
Chef hat unterboten und den Zuschlag bekommen, Kunde reibt sich die Hände.
1 Frau mit 3,75 Stunden..... muss ich noch mehr sagen.... gleiche Arbeit natürlich, das Objekt drittelt sich ja nicht über Nacht.
übrigens... wenn jemand nen Job sucht...fit, schnell und belastbar muss man sein
....Kunden die meinen, die Reinigungskräfte mittels UV Markierungen kontrollieren zu müssen
alle wollen viel viel Leistung für gaaaaaanz kleines Geld, am besten nur zwei Stunden zahlen aber die Kraft den ganzen Tag auch die verstecktesten Ecken putzen lassen.
.. ich bin weder suchtkrank (naja zigaretten -.-) ...
Nimms mir nicht übel, aber das solltest Du Dir mit Deiner Arthritis ganz dringend abgewöhnen!! Ich hab ne Polyarthritis und weiss wovon ich reden.
Abgesehen von den "unqualifizierten" Arbeitern, die auf Hart4+ Niveau verdienen, gibt es natürlich auch Facharbeiter in der Leiharbeit. Ob diese ebenfalls "schlecht" bezahlt ist, oder nicht, richtet sich nicht danach, ob der Facharbeiter mehr oder weniger als dein Mann verdient, sondern nach dem Durchschnittseinkommen in der jeweiligen Sparte.