Hirtenhunde sind nicht objektbezogen, DAS ist Stuss und reiht sich nahtlos in den anderen ein, den Du, zu Recht, beklagst. Das Revier einer weidenden Schafherde ist in erster Linie relativ statisch, die Schafe fressen nicht im Galopp.
Ich weiss ja nicht was Du unter Revier verstehst, aber allgemein ist dies ein über einen langen Zeitraum festgelegtes Gebiet, welches von einem oder mehreren Hunden als IHR Teritorium definiert wird. Die Aufgabe eines HSH besteht aber nicht darin, ein fest definiertes Revier zu schützen (wie es bei Hunden für den Wachdienst der Fall ist), sondern "Objekte" die sich in einer imaginären und durch den Hund, bzw. den Schäfer bestimmten "Sicherheits"zone befinden. Die Größe dieses "Reviers" wird a) durch die größe der jeweiligen Herde und b) die geografischen Gegebenheiten der Umgebung bestimmt. Da HSH grundsätzlich auf Sicht (was nicht ausschließt dass sie sehr gute Nasen haben) gezüchtet wurden und (richtiger Weise) werden, ist der Einsatz als Jagdhund ohnehin schon mehr als fragwürdig. Die Größe dieser Hunde tut ein übriges. Wenn Du so ein Kenner bist, dann weist Du ja auch, dass z.B. in Rumänien, je nach Gebiet, die Weidegebiete (vor allem in den Karpaten) nicht immer sehr ergiebig sind. Die Schafe befinden sich zwar nicht im Galopp meist jedoch in einer permanenten Bewegung, die auch schon mal ein paar Kilometer ausmachen kann. D.h.: Entweder wäre das "Revier" von dem Du sprichst, einige Quadratkilometer gross, was dazu führen würde dass der Hund ständig ausser Sicht der Herde wäre um dieses "Revier" abzugehen und seine Schutzfunktion somit vernachlässigt oder er so intelligent ist, sein Revier laufend an die Größe und die Umgebung der Herde anzupassen. Da diese ständige Anpassung aber durch die Bewegung der Schafe bestimmt wird, (diese "Objekte" also der Auslöser für die jeweilige Änderung sind), spricht man von objektbezogener und nicht revierbezogener Ausrichtung.
Das Einnehmen eines Reviers passiert in recht kurzer Zeit, insofern erklärt sich auch, wieso z.B. die Owtscharki, nicht die Kaukasen, von denen Du redest, in Tushetien locker mit ihren "Objekten" in zügigem Tempo durch bewohnte Orte gehen, in denen Hunde Spalier stehen und sie durchaus anmachen, während sie die gleichen Hunde "draußen" auf der Alm angreifen und töten würden.
Mal abgesehen davon, dass auch das Angreifen und töten von Hunden (aber ich vergesse immer wieder mit welch aussergewöhnlichen Bestien ich es beruflich zu tun habe), völliger Schwachsinn ist, würden die Hunde, wenn sie nicht objektbezogen aggieren, die Schafe nicht schützen, da sie sich ja nicht in "Ihrem" Teritorium bewegen. Sie hätten schlicht nichts zu verteidigen. Da sie aber obejktbezogen aggieren, würden sie "ihre" Herde natürlich auch bei durchqueren eines Dorfes abwehen, falls fremde Hunde dieser Herde zu nahe kämen.
Die "Objekte", die zu schützen sind, sind nach wie vor identisch. Von 2 oder meinetwegen 10 "HSH", die man kennt, auf die ganze Hundegruppe zu schließen, ist nie eine gute Idee.
Nö, sind sie nicht.
Also wenn Du glaubst, dass es in Italien, der Schweiz, Ungarn, Rumänien oder der Türkei tatsächlich nur 2 bis 10 HSH gibt und die unterstütze Ausbildung von HSH im Rahmen diverser Naturschutzprojekte nur diese kleine Anzahl von Hunden umfasst... tja,... man sollte das wohl einstellen
Tja, unser Grundstück ist zwar eingezäunt, aber nur "rudimentär" und als Begrenzung des Grundstücks. Keinesfalls aber "sicher". Dazu müssten wir einen ca. 2 m hohen und ziemlich stabilen Zaun ziehen, wenn denn die Veranlagung der Hunde tatsächlich so wäre, wie ständig beschrieben. Ich kenne aber keinen vernünftig erzogenen und/oder zur Arbeit ausgebildeten HSH, sei es nun ein Owtscharka, ein Pyrinäenberghund, Komondor oder Mioritic, bei dem solche Massnahmen nötig wären. Sie besitzen so gut wie keinen Jagdinstikt, bleiben beim Objekt (seien es nun Schafe, der Halter oder die Wohung, was ja auch ihre eigentliche Aufgabe ist) und sind i.d.R. (wenn sowohl auf Tier UND Mensch sozialisiert) nicht ansatzweise so agressiv wie so manche andere Rasse.
Tja, dann hättest Du von mir z.B. keinen Hund bekommen. Es gibt genügend Beispiele, bei denen Kangals mühelos hohe Zäune überwinden und das Territorium hört nun einmal nicht da auf, wo das Grundbuchamt seine Linien gezogen hat. Im Revier wird jeder fremde Hund angegriffen, zumindest ist das so bei den Kangals, die ich kenne. Und das sind einige hundert. Hier und auch in der Türkei.
Zum einen hätte ich wohl keines Deiner für den Herdenschutz unbrauchbaren Tiere genommen. Alle Merkmale die Du diesen Tieren zuschreibst, machen sie für den Arbeitsgebrauch schlichtweg untauglich. Zum Anderen züchten die Schäfer und Verbände ihre Tiere selbst, weshalb die kaum auf Deine Tiere angewiesen wären.
Und ich kann es nur wiederholen: Einen Herdenschutzhund der so dämlich ist, sein zu beschützendes Objekt, für eine völlig unnötige und kräfteraubende Auseinandersetzung mit einem anderen Hund im Stich zu lassen, will niemand. Nicht dass ich bezweifle, dass man oder Du es geschafft hast, diese völlig unerwünschte Wesensmerkmal wieder einzuzüchten.
Weiterhin ist es absoluter Käse, das Hirtenhunde keinen Jagdinstinkt haben. Schon die Tatsache, daß sie in ihrer Heimat teilweise auf Zubrot durch Jagd angewiesen sind, zeigt, daß diese Aussage nicht stimmen kann.
Ich wusste nicht, dass Kangals in der Türkei etwas dazuverdienen müssen. Unsere Arbeitshunde und die der mit uns kooperierenden Schäfer dort jedenfalls nicht. Sie "verdienen" sich ihre Existenz durch die ihnen angezüchtete Verhaltensweise. Und nur weil ein Schäfer seinen Kangal zusätzlich auch mal zur Jagd mitnimmt, macht das aus einem nach FCI ! (türkischer Zuchtverband - und wer sollte es besser wissen?)
- Gruppe 2:
und
–
–
- Sektion 2: Molossoide
- 2.2 Berghunde
nicht automatisch einen Jagdhund.
Übrigens werden Kangals auch zur Jagd eingesetzt, zwar nicht bei uns, aber wenn wir über die ursprünglichen Hunde reden, sollten wir uns schon dort umsehen, wo sie auch eingesetzt werden.
Da ich seit ziemlich vielen Jahren mit Hunden zu tun habe, beruflich viel in den Ursprungsländern dieser Rassen unterwegs bin und letztendlich selbst auf diese Hunde gekommen bin, würde mich wirklich mal interessieren wo das sein soll oder wer behaupten würde, das sie Jagdhunde seien. Ich bn mir sicher das keiner meiner türkischen, ungarischen oder rumänischen Kollegen so eine Behauptung aufstellen würde. Wie gesagt: Man sieht ab und an mal Schäfer oder auch Privatleute die den Hund leider als Wachhund nutzen, die mit einem ohnehin schon vorhandenen Hund zur Jagd gehen. Ich kenne aber nicht einen, der sich einen HSH extra für die Jagd anschaffen würde...
Und zwischen den wesensgeprüften und "ausgebildeten" Maremmani und Pyrenäenberghunden in der Schweiz und den ursprünglichen Hunden in Anatolien oder im Kaukasus liegen Welten.
Wenn Du das geographisch meinst: Ja. Gebe ich Dir uneingeschränkt recht. Wenn Du es aufgabenspezifisch und wesensmäßig meinst: Nö. Es gibt schlicht und einfach fest definierte Wesensmerkmale, die JEDER HSH haben muss, um genau DIESE Aufgabe vernünftig zu erledigen und ebenso Merkmale die gar nicht oder nur sehr rudimentär vorhanden sein dürfen und die ja nicht nur von mir schon erwähnt wurden.
Nicht umsonst beurteilt man den Einsatz von Kangal und Sarpi an frei weidenden Schweizer Herden skeptisch.
Bitte mal einen Link. Wir arbeiten jetzt seit ca. 15 Jahren u.A. mit dem Kangal, kaukasischen oder russischen Owtscharka, Komondorok, Pyrinäenberghunden und mir ist diese "Skepsis" bisher nicht bekannt. Zum Einen werden, auch zur Unterstützung und in Zusammenarbeit mit den jeweils länderspezifischen Zuchtverbänden ( in der Türkei z.B. der KIF) möglichst "länderspezifische" oder ähnlichen, klimatischen Bedingungen angepasste Hunde eingesetzt, in der Schweiz ist der Arbeitseinsatz von Kangals zwar bewilligungspflichtig, jedoch funktionierte das bisher immer ohne irgendwelche Probleme oder Vorbehalte.
Naja, jedem das Seine. Wenn Du meinst, dass ein mollosoider Hund, der vorrangig auf Sicht gezüchtet wurde ein Jagdhund sei, dann bitte. Man kommt aber schon ins Grübeln, wenn Hunde, die über jahrhunderte für bestimmte Aufgaben gezüchtet und selektiert wurden, angeblich starke und völlig kontraproduktive Merkmale besitzen sollen, die sie für genau diese Aufgabe eigentlich ungeeignet machen.... Vor allem dann, wenn man sie über Jahre völlig anders kennen gelernt hat. Wie z.B: hier:
Auch für die Lausitz sind diese keine Option, obwohl dort nur eingegattert geweidet wird. Über Rumänien brauchen wir gar nicht erst zu reden, was ich da an "HSH" erlebte, spottet jeder Beschreibung.[/quote]