So unterschiedlich kann's sein. Bei uns ist der Maulkorb offiziell Pflicht in der Bahn, aber mein Hund und ich wurden eben
wegen des asozialen Verhaltens der Mitreisenden dem wehrlosen Hund gegenüber durch unsere Stammschaffnerinnen inoffiziell von dieser Pflicht befreit.
Und ich frage mich dann doch, wer ist asozialer? Ich, die dem Hund den Maulkorb nicht aufsetzt, obwohl jemand Angst haben könnte (dem keine nennenswerten Umstände entstehen, wenn er eine Tür weiter einsteigt und den Hund somit meidet), oder diejenigen Fahrgäste, die einen mit Maulkorb gesicherten Hund mit voller Absicht anrempeln, treten und rumschubsen? Ich habe für mich die Antwort gefunden.
Und auch, wenn das jetzt etwas OT wird: Hätte
ich eine Phobie, die mich derart in meinem Alltag einschränken würde, würde ich (nur meine persönliche Einstellung) was dagegen unternehmen.
An meiner Kollegin sehe ich mehrmals in der Woche, wie sehr ihre Lebensqualität durch ihre Hundephobie eingeschränkt wird:
Wir stehen plaudernd an der Straße, ein großer Hund kommt vorbei. Sie wird blass, erstarrt und versteckt sich hinter mir.
Sie geht gern im Wald spazieren, traut sich aber nicht, das allein zu tun, weil irgendwo ein Hund auftauchen könnte.
Sie fährt Fahrrad, ein Hund kreuzt ihren Weg, sie bekommt Panik und betet, dass sie schneller ist als der Hund. Das sind nur wenige Beispiele.
Nee, ich würde nicht so leben wollen. Das ist aber, wie gesagt, nur meine persönliche Meinung und keinesfalls ein Anspruch an alle Hundephobiker, sich doch gefälligst behandeln zu lassen.
Ich habe eine Spinnenphobie, die allerdings langsam besser wird. Inzwischen raste ich nur noch bei den fetten, schwarzen Kellerspinnen aus. Mit dieser Phobie konnte ich so lange hervorragend leben, wie ich noch bei meinen Eltern oder später in der WG gewohnt habe. Denn da war immer jemand, der die fiesen Dinger entfernen konnte. Heute lebe ich allein und muss sehen, wie ich klarkomme. Kann ich deshalb verlangen, dass alle Spinnen erschlagen werden? Nö. Ich muss damit leben. Habe ich ne Hundephobie, muss ich auch damit leben, dass andere Menschen Hunde halten und ich diesen in meinem Alltag begegne. Ich kann dann erwarten, dass die Hunde anderer Leute mich nicht belästigen, d.h. beschnuppern, anspringen oder aus nächster Nähe verbellen. Aber ich darf nicht erwarten, dass andere Menschen und ihre Tiere massiv in deren Freiheit eingeschränkt werden, weil ICH ein Problem habe.
Okay, gäbe es anderthalb Meter große Spinnen als Haustiere, die draußen Gassi geführt würden, hätte
ich dann ein Problem.