Ich habe jahrelang Reitunterricht gegeben und die Eltern haben ihre Kinder von Pferden zurück gerissen weil sie beißen , ausschlagen , um schubsen, nieder trampeln und sie sich Keime holen könnten...Paradox? ja sie wollen den Kindern den Traum erfüllen reiten zu dürfen und schüren gleichzeitig die Angst vor diesen Tieren.
Eltern wollen ihre Kinder vor allen möglichen Gefahren schützen. Die Reaktion fällt umso heftiger aus, umso weniger das Elternteil die Gefahr einschätzen kann. Heutzutage hat kaum ein durchschnittsbüreger noch persönliche Erfahrung mit Pferden - daher die häufig ausgeprägte Reaktion. Nun begegnet man im Alltagsleben nicht sooo vielen Pferden (ok bei mir in der Gegend schon, daß ist aber nicht die Regel), zumindest begegnet man ihnen selten im Fahrstuhl.
Hunden jedoch begegnet man in unserer Kultur überall!
Das Problem ist, daß schon vielen Eltern die Fähigkeit Hunde einzuschätzen fehlt, oft kulturabhängig. Ich denke da an meine türkischen Nachbarn, deren Kinder gerade im frühen alter extrem panisch auf Hunde reagierten. (Aus diesem Grund habe ich meinen Hund im Hausflur nie frei laufen lassen). Umso älter sie wurden, umso mehr nahmen ihre panischen Fluchtreaktionen glücklicherweise ab. Im Alter von 6 Jahren jedoch wollten sie immer erst einmal wegrennen... Die Eltern haben diese Angst nicht bewusst geschürt, versucht die Kinder zu beruhigen aber in der Körpersprache war ihnen halt ihr eigenes Unbehagen anzumerken. Wie sollen Eltern, die selbst hundephobisch geprägt sind ihren Kindern die Angst nehmen? Ich finde das etwas viel verlangt und schwer umzusetzen. Das hat übrigens wenig mit "fehlenden Integrationswillen" zu tun. Als Beispiel unter vielen führe ich hier eine türkische Freundin an, die ansonsten zwar voll "integriert" ist, Hunden gegenüber aber immer noch die typische Hundephobie aufweist.
Ich vergleiche das immer gern mit der verbreiteten Reaktion der Angehörigen der Generation unserer Eltern/Großeltern auf Ratten. Die war so ausgeprägt negativ, mit Ekel und Fluchtreaktionen verbunden wie die Reaktion vieler türkischer (et.al.) Mitbürger auf Hunde und ist es teilweise heute noch. In unserer Generation sieht da meist anders aus, da in dieser Hinsicht in den letzten Jahrzehnten ein Wandel eingetreten ist. ("Generation Punk" sei Dank!)
Ich halte es daher für eine gute Idee Kindern im öffentlichen Raum (Kindergarten, Schule, Verein) die Angst zu nehmen und sie angemessenen Verhalten Hunden gegenüber erlernen zu lassen.
Ich möchte anmerken, daß meiner Wahrnehmung nach die Hundephobie seit Anfang des Jahrzehntes auch in der deutschstämmigen Bevölkerung an Umfang zugenommen hat. Ich habe das Gefühl heute mehr deutschen Kindern zu begegnen die ausgeprägte Angst vor Hunden zeigen als noch vor Zehn Jahren - diese Wahrnehmung ist natürlich höchst subjektiv. Gibt es zu der Thematik eigentlich irgendwelche Erhebungen? Würde mich interessieren.