@cordi
Grundsätzlich: Es wäre ja schlimm, wenn es nicht mehr friedliches und harmonisches Zusammentreffen zwischen Hund und Kind gebe als andersrum. Ich denke darüber sind wir uns ja alle einig.
Ich denke nicht, dass wir uns da alle einig sind, wenn viele pauschal sagen, dass man Hund und Kind nicht eine Sekunde alleine lassen darf. Wie Du selber sagst, muss man da differenzieren. Viele von uns sind mit Hunden groß geworden und haben Stunden alleine mit Hunden verbracht. Wir leben alle noch und besitzen noch alle Gliedmaße.
Ich denke mal, dass die Erwartungen heute andere sind und Vorfälle anders gedeutet und gewertet werden. Ein totes Kind war früher genauso ein Drama wie heute, aber in vielen anderen Situationen, in denen heutzutage der Hund an Ort und Stelle erschossen wird, bekam das Kind früher einwenig Jod auf die Wunde und ne Ansprache, dass es den Hund nicht ärgern soll, oder man war sich einig, dass der Hund nichts dafür kann, weil er halt ein Tier ist. Das ist sicher eine sehr überspitzte Schilderung, aber ihr wisst was ich meine.
Mein Vater wusste bzw. glaubte zu wissen, dass unser Hund uns Kinder nicht töten wird, wenn wir alleine mit ihm bleiben, aber er nahm das Risiko in Kauf, dass es auch in extremen Situationen zu einer Bißverletzung kommen könnte. So bizzar das auch klingen mag, war das damals eine Ansichtsweise, die damals keine Empörung ausgelöst hat.
Ich denke auch nicht, dass die "Fremdbegegnungen" im Alltag die Situationen sind, die heikel oder prikär wären ... vielmehr sind es sicher die Alltagssituationen im Familienverband mit dem Familienhund die - seis weil er bedrängt oder geärgert wird - i.d.R. "nur" zu einem Knurrer oder Abschnapper führen ... und speziell die, gibt es aber sicher häufiger, als von Dir geschildert.
Das habe ich auch nicht behauptet, aber ein Knurren oder Abschnapper ist für mich nicht gleich zu setzen mit der erwarteten bzw. gefürchteten Gefahr, dass der Hund das Kind tötet. Hierzu habe ich oben bereits etwas geschrieben. Knurren oder ABschnapper sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und müssen auch geregelt werden, aber bedrohen nicht das Leben des Kindes. Aber auch hier muss man individuell betrachten, wie der Hund geartet ist, wie das Kind geartet ist, wie groß oder klein Hund und Kind sind, in welchen Situationen es zu Abschnappern und Geknurre kommt.
Als Kind habe ich mir früher immer eine Taucherbrille aufgezogen und bin auf allen Vieren zu unserem Hund gegangen und habe mit ihm sehr heftig gerauft. Der Hund hat dann immer wie irre in die Luft geschnappt und ist richtig hochgefahren, wenn ich heftig mit ihm gerauft habe. Als mein Vater dies irgendwann mitbekam, wurde ich ausgeschimpft und mir wurde angedroht, dass ich zur Strafe auf entstehende Wunden eine ordentliche Portion Jod bekommen werde und eine Tollwutspritze
Natürlich kam es zu Bißverletzungen an Händen und Gesicht, aber überspitzt gesagt, hat mich das nicht umgebracht.
Nun grundsätzlich zu suggerieren, dass das Zusammenleben zwischen Kind und Hund von "Haus aus" schon in den überwiegendsten Fällen unproblematisch verläuft weil es irgendwie in der "Natur der Sache" liegt, sehe ich nicht so, weil dieses harmonische Zusammenleben eben auch oft das Ergebnis wachsamer Eltern ist, die Kind und Hund zusammen leiten.
Wäre dies nicht der Fall, also würde man Kind und Hund alleine machen lassen, würde es sicher anders aussehen, ausser, man hat eines oben genannter "Schafe" ...
Ich behaupte nicht, dass alle Hunde Schafe sind und es Gott gegeben ist, wenn Hunde sich Kindern gegenüber ordentlich und friedlich verhalten. Allerdings ist es auch nicht so, dass Eltern alle 5 Minuten eine Hundeattacke vereiteln. Eltern schaffen die Rahmenbedingungen, stellen Regeln auf, beobachten und behalten die Situation im Auge, erziehen Hund und Kind und greifen in extremen Situationen ein. Wenn ein Hund allerdings vor hat dem Kind ernsthaft etwas zutun, wird die reaktionsstärkste "Ninja-Mutter" dies nicht verhindern können und es gibt zudem genügend Halter- und Hund- Beziehungen, in denen es für den Hund keine Rolle spielt, ob der Halter anwesend ist, um etwas Unerlaubtes zu machen oder nicht zu machen. Ich denke, dass man das individuell und diffrenziert (mein Lieblingswort) betrachten muss.
Nicht jeder knurrende Hund wird in der nächsten Situation über das Kind herfallen. Das Gegenteil ist der Fall.
Hätte ich einen entsprechend verhaltensauffälligen Hund, z.B. mit einem schwachen Nervenkostüm oder auch nur im Temperament übersprühend ( siehe Kinderwagen umwerfen etc. ... ), dann lass ich den mit einem Säugling wirklich keine Sekunde allein. In diesem Fall hätte ich den Hund mit zum Tisch abräumen ins Haus genommen. Hätte ich besagtes ruhiges und geduldiges Schaf
Auch das kann man meiner Meinung nach nicht so allgemein sagen. Temperament und ein schwaches Nervenkostüm können ein ernsthaftes Risiko sein, aber führen in Extremsituationen nicht automatisch zu Aggressionen oder einem Vorfall. Wie der Hund dann reagiert, ist dann noch immer unabhängig vom Temperament.
Es sei denn, dass ich einen Hund habe, der bei entsprechendem Stress irgendwann komplett tilt und explodiert. Von so einem Hund sprechen wir hier aber sicher nicht.
Es ist halt wie immer im Einzelfall Ermessenssache und sicher schätze ich persönlich jetzt meine eigenen Hunde nach diesem Vorfall auch nicht anders ein als vor diesem Vorfall.
SO sehe ich das auch und allgemeine Regeln wie: "Hund und Kind nie alleine lassen" halte ich für quatsch und unrealistisch.