Insgesamt kann man also sagen, HK, HB und Erys sind gefallen. MCH und MCV gestiegen. MCHC fast gleich geblieben (ganz geringfügig gefallen), Erythrozytenverteilungbreite gestiegen.
Leukos gesamt gefallen, wobei der Anteil der Lympho- und Monozyten gestiegen und der Anteil der Granulozyten und der Eosiniphilen gefallen ist.
Kann man so sagen - sollte man aber nicht...
Der
MCH sagt aus, wieviel Hämoglobin im einzelnen Ery drin ist. Das ist eine der Möglichkeiten, Anämien einzuteilen. Ist er niedrig/zu niedrig liegt eine hypochrome Anämie vor, die Erys sind zu wenig gefärbt. Eine Anämie liegt in dem Fall auch dann vor, wenn der Hkt und die Erys völlig unauffällig sind.
Eine hypochrome Anämie ist eine Eisenmangelanämie. Typisch für Blutverlust, nach Ops zum Beispiel. Das Knochenmark bemüht sich, den Verlust durch entsprechende Produktion wieder aufzufüllen und "spart" beim Einbau von Hämoglobin und Eisen.
Passend dazu wäre der
MCV dann niedrig. Der MCV zeigt die Größe der Erys an und auch danach lassen sich Anämien einteilen. Ein niedriger/zu niedriger MCV nennt man eine mikrozytäre Anämie, die Erys sind dann zu klein. Geht ebenfalls auch dann, wenn Hkt und Erys im Normbereich wären. Auch hier fehlt dann Eisen.
Um genaueres zu einer Eisenmangelanämie sagen zu können, müsste man dann die Eisenwerte bestimmen. Serum-Ferritin, Ferritin, Transferrin, Transferrinsättigung. Nicht immer liegt bei einer Eisenmangelanämie ein Mangel an zugeführtem Eisen vor.
Hb und Eisen fehlen bei Blutungen, die nach
außen verloren gehen, weil beides im Körper normalerweise recycelt und für die Blutbildung wiederverwendet wird. Deshalb ist eine mikrozytäre/hypochrome Anämie nach einer Operation absolut zu erwarten und sozusagen völlig normal.
Das Gegenteil also hoher MCV weist auf eine makrozytäre Anämie hin, die dadurch entsteht, dass die gebildeten Erythrozyten zu groß sind und deshalb nicht aus dem Knochenmark ins Blut entlassen werden können. Da dann Erys fehlen, packt der Körper sozusagen mehr Hb in den Ery, damit der Sauerstoffgehalt nicht absackt; dann kommt der hohe MCH, die hyperchrome Anämie. Beides weist also auf eine Störung bei der Blutbildung hin und zwar durch fehlendes Vitamin B12 und Folsäure.
Am Dienstag wurde sie operiert und bekam da auch die letzte Infusion, richtig?
Man könnte jetzt schon sagen, dass sie einen normalen MCH/MCV hat, aber sie hat ja ganz eindeutig eine Anämie, sprich zu wenig Blutzellen.
Also muss man versuchen zu gucken, ob man noch eine Tendenz herauslesen kann, woran das liegen könnte.
Unabhängig von den ausgegebenen Werten, sollte der Hb etwa dem dreifachen der Erys entsprechen. Kannst du gut sehen, wenn du dir die unteren Normgrenzen anschaust. Erys beginnen bei 5, der Hb bei 15. Drei mal 5 ist 15. Von der Tendenz her also eher ein
bißchen wenig, was du ja auch am MCHC sehen kannst, der schon eher unten ist.
Eine Sickerblutung aus dem Op-Gebiet lässt sich hier zwar auch nicht sicher ausschließen, aber insgesamt sind die Werte eigentlich eher ziemlich normal für einen postoperativen Zustand und gegen einen konkreten Verdacht auf eine Blutung spricht der relative Mangel an Hb.
Der niedrige
Hämatokrit:
Im Hämatokrit sind die Erys, die Leukos und die Thrombos. Leukos sind mehr als doppelt erhöht, die Thrombos knapp drüber, die Erys knapp drunter (4,1 statt mindestens 5,5).
Der Hämatokrit zeigt nicht typischerweise eine Anämie an, sondern er gibt die Viskosität des Blutes an. Also wie dickflüssig das Blut ist oder wie dünn. Wo viele Blutzellen fehlen, wird es natürlich auch dünner. Da fehlen aber nicht wirklich viele.
Das Zurücklaufen von Gewebewasser (Ödeme) würde genauso zu so einer Verdünnung (= Verwässerung) des Blutes führen. Je mehr Wasser zurückläuft, desto mehr wird der Hkt sinken. Wenn die Leukos und Thrombos sich dann auch wieder auf normal einpendeln - dann wärst du bereits bei den angedrohten ca. 20% Hämatokrit, ohne dass auch nur ein einziger Ery verloren gehen müsste.
Ein zu hoher Hämatokrit ist ohnehin gefährlicher als ein zu niedriger.
Blutbild von gestern:
Jetzt wird es dagegen durchaus ernster. Die Erys sind um 50% gefallen, der Hb ist auch runter, der Hkt liegt dafür, dass die Ödeme weg sind, sogar eigentlich noch verhältnismäßig gut. Bei eurer TÄ war er ohnehin höher, oder?
Jetzt fehlen ihr wirklich rote Blutzellen und gleichzeitig sieht man die Verschiebung hin zur makrozytären/hyperchromen Anämie.
Ich hätte sie hier echt an Infusionen gehängt oder täglich diverse Aufbaumittel spritzen.
Meiner persönliche Meinung ist auch nach wie vor, dass ein Hund nach einer so schweren Op, nach so einem Blutverlust keine einseitige Diätmaßnahmen bekommen sollte.
Zudem hatte sie in den 6 Tagen zwischen den beiden Blutbildern auch noch Durchfall, Erbrechen und zu weichen Stuhl.
Alles wirklich nicht geeignet, sich nach einer Op zu erholen und die Peristaltik der Verdauungsorgane wieder in eine regelmäßige Tätigkeit zu kriegen. Von den Medikamenten die sie dazu noch bekommt, mal gar nicht zu reden.
Vom Bilirubin hab ich leider keinen Vergleichswert von Freitag - keine Ahnung ob die in den 6 Tagen auch über den Grenzwert gestiegen sind. Das würde dann ja passen.
Aus dem Gesamtbilirubin eine Aussage treffen zu wollen, die zum vorliegenden Krankheits-/Beschwerdebild passen könnte, wäre wirklich mehr als nur gewagt. Bei Verdacht auf eine hämolytische Anämie, bräuchte man das indirekte Bilirubin, nicht das gesamte.
Leider weiß ich auch nicht, was mit der alkalischen Phospatase weiter passiert ist. DAS macht mir nämlich grad wirklich Angst
Keine Ahnung, warum die überhaupt bestimmt worden ist. Wie auch immer, die Erhöhung die du siehst, ist völlig irrelavant. Eine alleine Erhöhung der Alkalischen Phosphatase gibt es eigentlich nur bei Cushing, allerdings dann 5fach erhöht und mehr. Da die anderen Leberwerte fehlen, kannst du den Wert auch einfach komplett knicken.
Und warum trinkt und pinkelt mein Hund so wahnsinnig viel??? Ich hab Dimazon schon runterdosiert, kommt das trotzdem noch daher? (Entwässerungsmittel). Oder doch wegen der brennenden Zuge von evtl. Vit B12-Mangel? Nieren- und Zuckerwert waren ja zumindest vor 7 Tagen noch normal...
Alles denkbar Natalie. Elektrolytverschiebungen führen ganz schnell zu sowas. Und wenn sie viel trinkt, muss sie logisch auch viel pinkeln.
Warum eigentlich bekommt sie immer noch Entwässerungsmittel, die Ödeme sind doch weg. Oder nicht? Wenn du entwässerst, obwohl es gar kein überschüssiges Wasser gibt, dann würde jeder saufen, was das Zeug hält.