Hach, schön war's!
Mein Freund hatte das Buch dankenswerterweise bestellt und es kam am Samstag um 10:15 Uhr an. Da er sich noch durch die Hörbücher "kämpft" und dabei feststellt, wieviel er von der Lektüre vergessen hat (und wie sehr die Filme da die Erinnerung versauen), durfte ich es zuerst lesen. Um 14:00 hatte ich es in den gierigen Fingern. Um 17:15 war ich mit meinem Schatz zuhause und hab mich dann noch über eine Stunde gequält, bis ich angefangen habe zu lesen. Da ich lästigerweise zwischendrin meinen Freund besuchen musste
bin ich gerade erst fertig geworden.
Ich finde auch, dass das Buch zwischendrin ziemliche Längen hat. Die Camping-Zeit hätte sich sicher abkürzen lassen. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass Rowlings fast sämtlicher Personen aufmarschieren lässt, die irgendwann in den vorherigen Büchern schon mal kurz aufgetaucht waren - bis hin zu Mafalda Hopfkirch. Nur der schöne Gilderoy fehlte noch. Und als Kreacher dann auch noch als Anführer der Hauselfen aus der Küche herausstürmt nachdem er ca. 300 Seiten lang nicht mehr erwähnt wurde - das war mir dann doch ein wenig zu viel des Guten.
Mit dem Epilog bin ich auch nicht ganz glücklich, es bleiben zu viele lose Fäden. Zum Beispiel wurde die Handlung über sechs Bücher hinweg zu einem Gutteil von der Feindschaft zwischen Harry und Draco getragen. Dann rettet Harry ihm das Leben - und das einzige, was man danach erfährt, ist, dass sie sich auf dem Bahnsteig zunicken? Ein wenig dürftig. Ebenso hätte man gerne erfahren, ob Harry seine Patenrolle besser in den Griff bekommen hat als Sirius. Der (mittlerweile volljährige) Ted Lupin kommt viermal die Woche zum Essen? Genauso wie Sirius zu den Eltern von James Potter? Aber Sirius ist bei seinen wohlhabenden Eltern aufgewachsen, auch wenn die nicht gerade ein Ausbund an Rechtschaffenheit waren...
Außerdem hätte ich zu gerne gewusst, wer neuer Schulleiter geworden ist (oder habe ich das überlesen?)!
Das hört sich jetzt nach einer vernichtenden Kritik an, soll es aber gar nicht sein. Das Buch ist in weiten Teilen höchst spannend, viele offene Fragen werden beantwortet, in vielen Dingen schließt sich der Kreis. Die Einführung der "Heiligtümer des Todes" (mit dieser Wortwahl bin ich immer noch nicht glücklich) war eine gute Idee, die Spannung um Snape so lange aufrecht zu erhalten und den Knoten dann so zu lösen, ist genial und Dumbledores "Demontage" empfinde ich nicht als eine solche - sie macht ihn "menschlich".
Alles in allem war es ein guter Abschluß.
@Marion
Griphook hat das Schwert zwar an sich genommen, sich dann aber auf die Seite der Kobolde geschlagen. So, wie der Drache gewütet hat, kann er dabei gut ums Leben gekommen sein. Außerdem: Wer sagt Dir, dass die Ansicht der Kobolde über die Eigentümerschaft von koboldgeschmiedeten Gegenständen stimmt? Das Schwert war "über 1.000 Jahre" in der Hand von Zauberern und ein Symbol und eine Verkörperung für die Tugenden von Gryffindor (Gründer und Mitglieder des Hauses). In der Logik der Harry-Potter-Welt macht es schon Sinn, dass Neville - sechs Bücher lang der Verlierer, der Unglücksrabe, der verborgen Tapfere Gryffindors Schwert aus dem Sprechenden Hut (der im Übrigen zu diesem Zeitpunkt ja eigentlich verbrannt sein müsste) zieht. Erzähltechnisch passt es auch: Neville, dem Rowling sechs Bücher lang so übel mitgespielt hat, wird endlich "geadelt", indem er vor aller Augen das Schwert aus dem Hut zieht und den letzten Horkrux zerstört. Damit wird nicht nur untermauert, dass er Gryffindor-Mut hat und zurecht in dieses Haus gehört - es wird auch noch mal deutlich, dass es "Zufall" war, dass Harry und nicht Neville "der Junge, der überlebt hat" wurde. Und dass Neville ebenfalls das Zeug dazu gehabt hätte, Voldemort zu besiegen, wenn er in Harrys Situation gewesen wäre. Eigentlich ein sehr schöner Zug der Geschichte: Neville relativiert Harrys Einzigartigkeit - auch dadurch, dass er sich trotz so vieler Klötze an seinen Beinen nicht aufhalten und entmutigen lässt, an seinen Unzulänglichkeiten wächst und innerlich stark wird, seine Empathie aber nie verliert. Er ist sicher ein toller Lehrer geworden.
Und während ich das schreibe, fällt mir auf, wer mir auch zu kurz gekommen ist: Luna Lovegood, die bei aller Verdrehtheit eine große Weisheit und unglaublich viel Einfühlungsvermögen besitzt. In dieser Figur ist so viel angelegt, was nie heraus gearbeitet wurde. Was vielleicht daran liegt, dass die Bücher eigentlich als Kinderbücher angelegt wurden, relativ schnell darüber hinausgewachsen aber nie wirklich bei den Erwachsenenbüchern angekommen sind. Vermutlich ist es aber genau das, was ihren Reiz ausmacht.
Viele Grüße
Petra