Gilette schrieb:
Was mich persönlich tierisch nervt, ist dieser negative Touch, den das Wort "Zwang" unter Hundemenschen innehat. Wenn Du öffentlich erzählst, daß Du deinen Hund mit Zwang erziehst, kommst Du ja aus dem Rechtfertigen gar nicht mehr raus. .
ist übrigens nicht nur in der Hundeerziehung so und kann ich auch verstehen: ich reg mich auch immer tierisch auf wenn ich gezwungen werde Steuern zu zahlen!
OK, war n kleiner Joke am Rande.
Ne, mal im Ernst: das ist keine Tendenz allein in der Hundeerziehung sondern mMn. eine Entwicklung in der ganzen Gesellschaft der letzten Jahrzehnte.
Ja kein Druck ausüben, ja niemand unter Druck setzen und jede Menge Entschuldigungen für jede Art Fehlverhalten suchen.
Zwang heißt doch, dass ich meine eigenes „Wunschverhalten“
nicht durchziehe oder das ich ein Verhalten zeige das / weil „jemand“ es so will.
Das fängt schon damit an, das ich beim Einkaufen bezahlen, die Finger von ner Kollegin lassen usw. muss.
Jede Regel ist ein Zwang!
Ohne ist ein zusammenleben aber nicht möglich!
Was passiert nun wenn sich eine Gesellschaft nun entschließt keinen Zwang mehr auszuüben?
Positive Bestärkung alleine klappt nicht, da ich eine größere positive Bestärkung durch negatives Verhalten bekomme als mir durch das unterdrücken meines „Wunschverhalten“.
In dem Beispiel oben: Warum soll Aiko das Katzenfutter für ein Leckerli stehen lassen?? Es ist mehr und schmeckt (vermutlich, hab’s nicht gekostet) genauso gut.
Ich werde jetzt mit Sicherheit einigen Eltern (unbeabsichtigterweise) auf die Zehen treten aber wenn ich lese das wieder mal (muss man leider schon sagen) ein Tier zu Tode gequält wurde weil Kids Langeweile hatten oder mal n kick wollten, das Crash – Kids zur „Strafe“ in „Abenteuerurlaube“ geschickt werden, das Serienvergewaltiger noch mit schwerer Kindheit oder ähnlichem Entschuldigt werden kommt mir die Galle hoch.
Welche Optionen hab ich hier mit positiver Bestärkung?
Mal schauen:
Hund und Katzenfutter: wenn er erst mal daran ist: evtl. Spielzeug aber jedes Leckerli wäre nur n Nachtisch und vermittelt: „Wenn ich fleißig das Katzenfutter auffresse bekomm ic noch zur Belohnung ein Leckerli“ er bekommt ja kein Leckerli wenn er (beim ersten Mal!!) an dem Futter vorbei geht weil ich es ja noch nicht mal im Gebüsch gesehen habe. Wenn ich ihn erst mal mit Zwang vom Futter weggeholt habe und er geht beim nächsten mal daran vorbei bekommt er auch was, klar, aber was ist wenn er denkt „Leckerli gut und schön aber dort liegt mehr“??
Wie sieht das mit den Kids aus?
Schon schwerer. Es fragt vermutlich kein Elternteil beim heimkommen: „und, hast du heute ein Tier gequält? Nein? Toll, bekommst ein Duplo dafür“ Hier auch wieder „Duplo gut und schön, das andere macht aber mehr spaß“??
Mal ne Schätzung: wie viele Crash Kids denken insgeheim das ihre Eltern schön blöd sind sich ab zu rackern und trotzdem kein Urlaub leisten können wenn man nur genug Autos zu Schrot fahren muss und bekommt den „Urlaub“ bezahlt? Und welches Signal gebe ich damit?
Vergewaltiger und Kinderschänder:
Hmm, war betrunken, hatte schlechte Kindheit (obwohl gerade die wissen müssten wie sich die Opfer fühlen) usw. Welche Möglichkeiten hab ich hier mit Positiver Bestärkung? „eyy, ich hab heut niemand vergewaltigt, ich bekomm jetzt ein Duplo!“?? Vor der Tat: keine einzige!
Nach der Tat gibt’s auch nicht viel ohne dass es Belohnung für das Verbrechen ist.
Mein Fazit: es gibt keine Erziehung ohne Zwang! Kein Zusammenleben ohne Regeln und Regeln sind Zwang!
Wie ich den Zwang ausübe, hau ich mit dem Holzhammer drauf oder dirigiere ich die Sache so das es dem Betroffenen das es nicht mal auffällt ist die andere Geschichte.
Situationsbedingt kann das eine so richtig wie das andere sein.
Hundeerziehung ohne Zwang ist ein luftleerer Raum und gefährlich da der Hund seinerseits durchaus bereit ist Zwang anzuwenden wenn er merkt das er damit erfolg hat. Das fängt doch (auch) schon mit dem anschupsen an wenn sie was wollen und hinterher wird über den „dominanten“ Hund gemault.
Hier zu erwarten, dass der Hund freiwillig Regeln einhält und vorteilhafte Handlungen von sich aus sein lässt halte ich für „vermenschlicht“.
Sorry, ist etwas länger geworden und jetzt könnt Ihr mich auch steinigen für das oben
Gruß PJ
PS wenn deine Freundin ihren Hund am Halsband festhielt als der JOgger vorbeikam hat sie einen Zwang auf ihn ausgeübt und keinen geringen also soll sie nicht so große töne spucken sondern erstmal schaun, das sie ihre ausgeübten zwang reduziert