Wie die Angst nehmen?

Franzi216

15 Jahre Mitglied
Huhu KSGler!
Ich hab seit 2 Wochen eine junge Hündin hier!
Zu ihrer Geschichte:
Sie ist 10 Monate alt und entstammt einem "dorfwurf".
Sie wurde von dem Bauern zwei Häuser weiter vermittelt. Dieser merkte nach 4 Monaten, dass etwas nicht stimmte. Daraufhin alarmierte er den Tierschutz. Dieser holte die total verängstigte Hündin mit einer Augenmaske aus dem stockfinsteren Keller. Vor Angst hat sie mehr mals unter sich gemacht, versucht durch die Scheiben im Auto zu springen. Sie wurde 4 Monate im Keller gehalten und sah den Menschen nur um Shcläge zu kassieren.
Türrahmen, Schwellen, Treppen, Mülltonnen, alles fremd!
Da fäöngt dann mein Problem auch schon an...Drinnen wie verwandelt, ein super Hund, aber draußen völlig ziellos, bellt sie fremde Menschen an, reagiert nicht auf Leckerle und vergisst mich am anderen Ende der Leine.
Wie kann ich sie dazu bringen, nicht nur zweibeinig und zickzack zu laufen?
Hatte schon an ein Halti gedacht, aber sie versteift sich dermaßen, dass ich so am Halsband schon hänge wie ein Schluck Wasser(und ich bin wirklich nicht grad schwach ;) )
Bin dankbar für jeden Tip!
:hallo:
 
oje, das hört sich schlimm an:(

Ich würde langsam beginnen, die Hündin an neue Reize zu führen.
Also eher in den sehr frühen Morgen- bzw. späten Abendstunden rausgehen.

Nun kennst Du diese Hündin besser als jeder andere hier;)
Einige Hunde beruhigen sich durch eine ruhige und gleichmäßige Stimme, andere regen sich dadurch noch mehr auf und beruhigen sich besser, wenn der HH schweigt.

Könntest Du ein kleines Übungsgelände bei euch aufbauen?
Da stehen dann z.B. Mülltonnen, Pappkartons, Müllsäcke, ein Fahrrad usw..
Die Hündin kann sich so im vertrauten Umfeld mit "Bedrohungen" auseinandersetzen, besser sogar ohne Leine.
Sie selbst entscheidet dann, wie nähere ich mich der "Bedrohung" und wie kann ich zurückweichen.

Sitzt der HH dabei ganz entspannt neben der Mülltonne oder dem Fahrrad usw. usf., nähert sich auch ein sehr unsicherer Hund normalerweise irgendwann.
Ich würde dann allerdings mit ruhiger Stimme leise loben und hektische Handbewegungen völlig vermeiden.

Aber ich glaube, es wäre gut, wenn Du Dir einen fachkundigen Hundetrainer vor Ort suchen würdest.
Hier kannst Du nur Anregungen erhalten, "richtige" Hilfe wirklich besser mit der Hündin und Dir persönlich.

viel Glück:)
watson
 
Das klingt nach Arbeit. ;) Den ultimativen Tip wird Dir aus der Ferne keiner geben können, da hängt sehr viel von Deiner Hündin ab. Ich hab im Moment drei Hunde mit sehr ähnlicher Vergangenheit wie Deine hier - alle drei sind komplett unterschiedlich, lernen anders, gehen vollkommen anders mit ihren Ängsten um. Was bei dem ersten geklappt hat, wird vom nächsten erst gar nicht angenommen.. letztlich bleibt Dir nur aus verschiedenen Ideen das rauszufinden, womit Deine Hündin was anfangen kann.

Ich habe eine Hündin hier, die wurde um so sicherer draußen, je mehr sie konnte. Ergo haben wir (erstmal zuhause) jede Menge "sinnlose" Kleinigkeiten geübt, die dann draußen in reizarmer Umgebung wiederholt und schließlich in Situationen angewendet wurden, in denen sie extrem unsicher war (fremde entgegenkommende Menschen, Autos, Traktoren..). Erst in dem Rahmen war sie auch in der Lage in solchen Situationen mit Leckerli etwas anzufangen, weil sie von der eigentlichen Katastrophe ablenkbar war.

Auch bei den Leckerli sind meine sehr unterschiedlich, beim einen muß es was ganz besonders tolles sein, der andere will sein bekanntes normales Futter (nicht schon wieder was neues..).

Schön ist, wenn Du in ganz reizarmer Umgebung (freies Feld, Wiese ohne viel Publikumsverkehr) anfangen kannst und Dich dann der "Zivilisation" schrittweise näherst. Immer soweit, daß Du die Grenze zwischen Panik und Interesse noch einhältst. Solange sie sich interessieren kann - loben, Leckerli.. Sind einzelne Gegenstände "gefährlich", geh ich mit dem Abstand dran vorbei, den sie brauchen und versuche den zu verkleinern. Klappt das verkleinern nicht, auch mal ruhig im nötigen Abstand eine Zigarettenpause machen und das böse gefährliche Ding dabei gar nicht beachten.

Halti und Co würde ich im Moment ganz weglassen, das beängstigt sie wahrscheinlich noch mehr (hindert sie ja auch an der Flucht). Ich versuche meinen bewußt die Möglichkeit zu geben, vor etwas wegzulaufen bzw. sich hinter mir zu verstecken, wenn sie das wollen. Ist übrigens auch eine Situation, in der man lernen muß, anderen Leuten gegenüber ausgesprochen deutlich zu werden (wenn mein Hund sich hinter mir versteckt, möchte er NICHT verfolgt und gestreichelt oder sonstwas werden!). Wo es geht, sind meine Paniker anfangs im Feld an Geschirr und möglichst langer Leine, die locker bleibt. An den Stellen, wo ich durch den Ort mußte und es potentiell gefährlich war, hab ich sie doppelt gesichert mit Halsband und Geschirr, wenn Zug entstanden ist den aber auf das Geschirr gelenkt.

Du kannst auch versuchen mit Deiner Hündin in der Wohnung zu spielen. Macht ihr das Spaß oder hat sie ein Lieblingsspielzeug, fang damit auch draußen an. Auch das gibt Sicherheit - wo Frauchen spielt, kann es nicht so gefährlich sein.

Dosier die "fremde Welt" in mehreren kleinen Portionen mit viel Pausen, für einen Hund der gar nichts kennen gelernt hat, ist das alles sehr, sehr anstrengend.

Letztlich ist am schönsten, wenn Du dahin kommst, daß Dein Hund Dir so sehr vertraut, daß er, wenn Du dabei bist, überall mit hingeht. Der Weg ist je nach Hund (und Mensch ;) ) unterschiedlich lang, aber wenn Du da bist, hast Du gewonnen. :)


wauzi

Kleinigkeit vergessen: Sehr hilfreich kann die Begleitung eines oder mehrerer souveräner Hunde sein. Wenn Du keinen eigenen hast, versuch jemanden zu finden, der ab und zu mit seinem mit Euch mitgeht, aber guck Dir den zugehörigen Menschen genau an - nicht daß der kaputtmacht, was sein Hund gutmacht. ;)


wauzi
 
Unterstützend können auch Bachblüten helfen, um die schlechten Erlebnisse zu verarbeiten und offen für Neues zu werden.

Ansonsten zwing die Hündin zu nichts und lass sie selber ihre Erfahrungen machen und sei immer ruhig im Umgang mit ihr, wie oben schon geschrieben.

Da sie in der Wohnung ganz locker ist, bau dort eine Bindung zu ihr auf.

Vielleicht kannst Du auch einfach angstmachende Gegenstände (z.B. ein Fahrrad, Mülltonne etc.) auch einfach mal mit in die Wohnung nehmen und dort in eine Ecke stellen?
 
Und alles in Ruhe, werd bloß nicht ungeduldig. Je entspannter Du bist desto eher vertraut dir Dein Hund.
Sei sanft und habe Verständnis, versuche die Dinge aus der Sicht eines verängstigten Hundes zu sehen.
 
hallo franzi,
ich schliesse mich meinen vor-postern an.

mit meinem hund hatte ich ähnliche erfahrungen gemacht, zwar nicht so extrem, aber war immer noch die rubrik "ihm so nicht bekannt". und ich hatte auch ähnliche methoden angewandt wie hier beschrieben.

ich kannte ihn eigentlich nur als souvärenen hund der jeden spass mitmachte, neuen orten und gegebenheiten stand er offen und selbstbewusst gegenüber.
nur waren diese auf feld & wiesen und kleinere orte beschränkt.
ich dachte mir nicht viel dabei, als ich ihn zum shoppen in der stadt mitnahm.
es war eine katastrophe: soviele menschen auf einen fleck, geräusche,....
es war eine reizüberflutung die er so nicht kannte. also shopping abgebrochen und sich fürs nächstemal was überlegen.

beim nächstenmal hatte ich ihm, unmittelbar zuvor mehr als genug auslauf gegeben. und dann sass ich 1-2 stunden in der stadtmitte etwas abseits und er durfte sich das ganze treiben mal von aussen anschauen, hören und riechen, statt gleich mittendrin dabei zu sein. er stellte fest, dass es immer noch jede menge menschen sind, die sich aber nicht für ihn interessierten. souvärene stadthunde die nur einen kurzen gelangweilten blick für ihn übrig hatten nach dem motto "och diese dorftrottel immer", usw....
nachdem er merklich ruhiger und gelassener wurde (stand nach einer weile nichtmal mehr auf, wenn ein anderer hund in der nähe war), sind wir wieder nachhause gefahren.
und so habe ich es bei jedem weiteren mal behutsam und auf seine bedürfnisse zugeschnitten, gesteigert.
bei ihm klappte es nach dem 4 mal stadtbesuch ohne tamtam.

wünsch dir jedenfalls gutes gelingen und hoffe, dass einige ideen auch bei deinem hund funktionieren könnten.

MfG Silent
 
Und wichtig: Den Hund in seiner Angst nicht bestätigen!

Also nicht mit hoher Stimme auf ihn einreden, streicheln wenn er in Panik ist o.ä.

Lieber mit normaler fester Stimme ein "Ist ja gut" und den Abstand zum angstmachenden Menschen/Gegenstand vergrößern.

Wenn sie schon ein wenig sicherer geworden ist, kannst Du Dich vielleicht mit Freunden verabreden, die Euch auf einem ansonsten ruhigen Feldweg o.ä. entgegenkommen.

Erst den Hund und Dich komplett ignorierend mit Abstand passieren. Dann den Abstand etwas verringern, beim nächsten Mal vielleicht grüßen. Und wenn sie davor keine Panik mehr hat, dann können sie mal stehenbleiben, mit Dir reden - Den Hund aber immer noch ignorieren. Der nächste Schritt wäre dann, dem Hund ein Leckerchen anzubieten etc.

Aber das alles wieder mit viel Geduld!
 
Danke erstmal für die vielen guten Antworten! Werd mir gleich ein paar Tips abschauen....Bei uns ist es sehr ländlich und mittlerweile kann ich sie auch ohne Leine mitnehmen. Dann macht sie einen größeren Bogen um Fremde, aber sobald sie ein Stück weg sind geht sie hinterher und will schnuppern. Ihr "innerer Schweinehund" muss wohl überwunden werden. Ich habe übrigens auch einen souveränen Hund, meinen Jack Russell Rüden dabei. Er hat ihr zum Beispiel beim Probe-Tierarztbesuch sehr geholfen.
Ich werd euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten ;)
 
Einen so ängstlichen Hunde würde ich auf keinen Fall ohne Leine laufen lassen!!

Lass mal einen Jäger schießen (egal wohin, der Knall kann reichen), ein Auto eine Fehlzündung haben, ein Flugzeug durchbricht die Schallgrenze, am Himmel taucht ein Heißlußtballon auf etc. etc. - Dann ist der Hund schneller weg als Du gucken kannst!

Nimm eine Flexileine, dann hat Sie auch genug Platz zum Ausweichen.
 
also ich würde mir viel zeit nehmen um das vertrauen wieder auf zu bauen, weil sowas bracht viel zeit und da kann man nicht viel machen als das vertrauen zu gewinnen!!!

mfg steffi
 
Leider habe ich auch so einen extrem ängstlichen Hund, wobei ich dir aus Erfahrung nur sagen kann, es macht einfach die Zeit, der Hund muss sich erst an alle äußerlichen Reize gewöhnen, das kann er allerdings nur wenn du auch ein sehr sicherer HF bist.

Je sicherer der HF, dann klappt es auch mit dem Hund. Ich kann mich da wirklich meinen Vorschreibern nur anschließen. Wichtig ist einfach Geduld, Geduld und noch mal Geduld.

Unsere Hündin hat sich am Anfang vor allem gefürchtet, ganz besonders aber vor fremden Menschen, im großen Maße vor Männern. Mittlerweile, nach 8 Monaten läßt sie sich sogar von fremden Männern den Bauch kraulen.
Andere Dinge, sie hat zum Beispiel eine große Furcht beim Fressen, warum weiß ich natürlich nicht, diese hat sie nach wie vor immer noch. Es gibt Ängste, die sind einfach zu manifestiert um sie wieder abzubauen. Dazu muss ich sagen, sie ist ja auch schon immerhin acht Jahre, und war sieben Jahre in übelster Haltung gefangen.
Ich wünsche dir viel Kraft für diese Aufgabe, die wirst du brauchen.
 
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