Meine Schwägerin beaufsichtigt auch kenen - müssen müsste sie das tatsächlich auch nur bei ihrem Mann...
Der war schon einen Kopf größer als sein Vater, da sagte der immer noch und schon reflexhaft: "Pass auf, stoß dich nicht"
Manchmal liegt das aber auch am Kind.
Ich wurde eher nicht in Watte gepackt, bin auf Bäume geklettert und habe überwiegend draußen, idealerweise auf den Bauernhöfen in der Nachbarschaft, gespielt.
Aber ich habe schon immer eine irgendwie gestörte Raumwahrnehmung. (Ich musste wegen fehlender Reflexen und niedrigem Muskeltonus auch schon als Kleinkind Krankengymnastik haben.) Ich habe als Kind und Jugendliche ständig irgendwas angerempelt, umgerissen, vom Tisch gefegt und mir eigentlich jedes Mal, wenn es irgendwie möglich war, die Finger geklemmt.
Meine Mutter sagt heute noch (wo ich es eigentlich ganz gut raus habe) reflexartig in entsprechenden Situationen: "Klemm dich nicht!" - Und mein Mann übrigens
genauso!
Ich dachte jahrelang, dass das auch daran liegt, dass ich erstens Linkshänderin bin - man macht ja intuitiv alles anders herum wie die meisten anderen - und zweitens in der Schule noch lernen musste, mit rechts zu schreiben, wodurch ich jahrelang sehr rechts-links-unsicher wurde.
Da das kleine Ü das Ganze aber ebenso zeigt, ohne diesbezüglich umerzogen zu werden, ist es vielleicht doch nicht nur das. (Es macht allerdings, obwohl es von Anfang an klar die rechte Seite bevorzugt hat, auch sehr vieles mit links. Anders als der Große, der ganz eindeutig Rechtshänder ist.
Ich kenne auch mehrere Kinder, die tatsächlich alles ausprobieren mussten bzw. wollten, und durften - und ständig Unfälle hatten. Weil ihnen nicht nur das Körpergefühl fehlte, sondern auch der Sinn für Gefahr.
Der Sohn meiner Freundin... ganz, ganz schlimm. Der hatte als Kind einen Riesenkopf. Das sah wirklich grotesk aus. Der saß ewig spät, konnte auch nur spät und sehr unsicher laufen - der hatte viel mehr zu stemmen als alle anderen und war sonst eher klein. Der ist auch diverse Male aus dem Hochstuhl gekippt, oder sonstwas. Von Bäumen gefallen, mit dem Wickeltisch beim Draufhopsen zusammengebrochen, hat sich Stöcke ins Auge gepiekt. Der war im Waldkindergarten und jeden Tag draußen (mittlerweile studiert er Forstwirtschaft). An der Watte lag's in dem Fall nicht. Aber es hat ihm auch keiner mehr was gesagt. Hat eh nichts genutzt.
Und im Kindergarte hier war so einer, dem passierten auch ständig die unglaublichsten Dinge. Einmal ist er mit einem Stock in der Hand beim Versteckenspielen schnell unter einen Tisch gesprungen. Der Stock verkeilte sich, brach, und bohrte sich bis zum Anschlag bei ihm ins Bein.
Als der RTW ihn abholte, winkte er mir freudestrahlend zu und verkündete, dass er nun schon zum dritten Mal RTW fahren dürfte!
(Seine armen, geplagten Eltern glauben heute noch, der Kindergarten sei Schuld und die Aufsicht dort eine Katastrophe. Der einzige, der dort aber wirklich immer wieder spektakuläre Unfälle hatte, war in den 9 Jahren, die ich dort meine Kinder insgesamt hatte, dieses eine Kind.)
Eine sich täglich schminkende 6Jährige
Ist das normal?
Hier sicher nicht, und ich glaube, in Amerika normalerweise auch nicht.
Gibt aber ja Mütter, die nehmen ihre Töchter hauptsächlich als Verlängerung von sich selbst wahr.
Und: Kleine Mädchen lernen idR viel mehr durch Abschauen, als kleine Jungs.
Ich weiß, dass in einer Krabbelgruppe vom kleinen Ü eine Mutter mit so einem winzigen, ganz aufgeweckten Mädchen war, bei der fing es mit der Handtasche an. Mama hatte eine - die kleine brauchte auch eine. Da kam ein Handy rein, der "Autoschlüssel", Taschentücher, eine Bürste...
Ich weiß nicht mehr genau, was die Mutter arbeitete. Entweder war sie in der Bank oder beim Steuerberater oder irgendsowas mit Kundenkontakt. Also kam jeden Morgen Make-up drauf. Kein grelles, einfach so ein bisschen.
Mama machte das - das Kind wollte das auch. Und wünschte sich zum dritten Geburtstag sehnsüchtig ein Schminkset. Naja. Gab's dann auch, obwohl niemand das Kind direkt dazu ermutigt hat. Aber sie wollte nichts anderes haben.
Ich habe das Gefühl das es in den letzten Jahren wieder massiv zugenommen hat dieses "für Jungen/für Mädchen" und das in allen möglichen Bereichen. Oder bilde ich mir das nur ein?
Nein. Das war aber schon vor 20 Jahren deutlich stärker als in meiner eigenen Kindheit.
Vor 20 Jahren habe ich das erste Mal (im Plus bei uns um die Ecke) Unterwäschesets für Mädchen (so ab Größe 110/116) gesehen, wo nich bloß Hemd und Hose dabei war, sondern auch ein Bustier (!). Ebenso wie die ersten Bikinis für Kindergartenkinder. Davor fand niemand was dabei, nem Mädchen im Schwimmbad nur ein Badehöschen anzuziehen. Und auf einmal wurde das ein Problem
Die einzige, die ich damit wirklich glücklich gemacht habe, war ein Patientenkind aus unserer Mukoviszidose-Ambulanz (eine von den ausländischen Gastpatienten). Die war durch ihre Krankheit nur so groß wie vielleicht eine Achtjährige. War aber schon 14. Die war toptal glücklich, Unterwäsche und eine Bikini "für Frauen" in ihrer Größe zu haben, auch wenn sie das Bustier eigentlich auch nicht gebraucht hätte...
Aber sonst...
Und ja, seitdem ist es nicht wieder besser geworden.