Forscher belegen Übertragung gefährlicher Erreger vom Halter aufs
Tier
Chicago, 4.1.02
Mancher Heimtierhalter sorgt sich, dass «Bello» oder «Minka» bei engem Kontakt
möglicherweise Krankheitskeime übertragen könnten. Dass auch umgekehrt Gefahr droht,
haben kanadische Forscher jetzt belegt. Sie dokumentierten 16 Fälle, in denen Pferde,
Katzen und Hunde an gefährlichen Staphylokokken-Infektionen erkrankten. Alle hatten
sich nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler bei ihren Haltern oder bei Tierärzten
infiziert.
Bei dem Erreger handelte es sich um den gegen das Antibiotikum Methizillin resistenten
Staphylococcus aureus (MRSA). Er wurde bis vor kurzem vor allem in Krankenhäusern
beobachtet, wo er häufig ältere Menschen oder Schwerkranke mit offenen Wunden
befällt. Gesunden Menschen, deren Immunsystem intakt ist, kann er dagegen wenig
anhaben. «Wir haben ziemlich deutliche Hinweise darauf, dass die Halter für die
MRSA-Infektionen ihrer Tiere verantwortlich waren», sagt Donald Low,
Chefmikrobiologe am Mount-Sinai-Krankenhaus in Toronto.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Tiere an resistenten
Staphylokokken-Infektionen erkrankten, deren Erreger denen genetisch ähnelten, die bei
Menschen auftreten. In einigen Fällen erkrankten die Tiere Monate, nachdem sich ihre
Halter mit identischen Erregern infiziert hatten. Eine derartige Krankheitsübertragung ist
häufig schwierig nachzuweisen, aber nach Ansicht der Mikrobiologin Shelley Rankin von
der Universität von Pennsylvania sehen Tierärzte solche Fälle häufiger. «Die Leute
glauben, dass es nur in eine Richtung funktioniert, von Tieren zu Menschen. Aber hier
wird die andere Seite der Geschichte gezeigt», sagt Rankin.
Der erste Fall, den die kanadischen Wissenschaftler untersuchten, war der eines neun
Jahre alten Bichon Frise. Dem Hund wurde Anfang 2000 eine Zyste am Auge operativ
entfernt. Trotz der Gabe von Antibiotika entwickelte er eine langwierige Entzündung, die
sich als MRSA herausstellte. Der Halter des Tieres hatte sich Ende 1999 einer
Krebsoperation unterzogen und sich im Krankenhaus ebenfalls mit MRSA infiziert.
Genetische Tests ergaben, dass die Erreger von Mann und Hund identisch waren.
Nach den Erkenntnissen der Forscher verbreitet sich der Erreger auch in Tierkliniken.
Zwei Katzen und ein Hund mit identischen Infektionen waren alle in derselben Klinik in
Quebec behandelt worden. Das Team dokumentierte auch zwei separate Fälle unter acht
Pferden. Im ersten Fall entwickelte sich bei einem Vollblüter ein von MRSA
hervorgerufener Abszess, nachdem das Pferd zwei Tage zuvor in einer großen Tierklinik
an Hautkrebs operiert worden war.
Die Halterin des Pferdes war neun Monate zuvor ebenfalls operiert worden. In ihrer Nase
isolierten die Forscher MRSA-Erreger, die mit denen des Pferdes identisch waren. Zwei
weitere Pferde zogen sich die Infektion mehrere Monate später in der Klinik zu. Bei zwei
Klinikbeschäftigten fanden die Wissenschaftler den Erreger ebenfalls und schlossen
daraus, dass die beiden den Erreger von dem ersten Pferd erhalten und weitergegeben
hatten.
Erreger gegen die meisten Antibiotika resistent
Der Erreger wird durch engen Kontakt von Lebewesen zu Lebewesen übertragen. Bei
Menschen können Staphylokokken beispielsweise Pusteln oder Furunkel hervorrufen, in
schwereren Fällen auch lebensbedrohliche Erkrankungen wie Lungenentzündung oder
Blutvergiftung. Von den untersuchten Tieren starb ein Hund, einem weiteren musste ein
infiziertes Bein amputiert werden.
Vor der Einführung von Antibiotika stellten die Erreger ein solch großes Problem dar,
dass deswegen manchmal ganze Krankenhäuser geschlossen werden mussten. Mit
Penizillin bekamen die Ärzte MRSA zunächst in den Griff, doch wurde der Erreger rasch
resistent. 1960 wurde Methizillin als Standardbehandlungsmethode eingeführt. Die
Gesundheitsbehörden in den USA schätzen aber, dass die Hälfte aller
Staphylokokken-Infektionen in Krankenhäusern - 80.000 jährlich -inzwischen gegen
Methizillin und die meisten anderen Antibiotika resistent sind.
Seit mehreren Jahren warnen Experten vor dem übermäßigen Einsatz von Antibiotika bei
Tieren auf Bauernhöfen, da dies die Übertragung resistenter Mikroben von Tieren auf
den Menschen - so genannte Zoonosen - fördere. Die Forschungsergebnisse der
kanadischen Wissenschaftler deuten nun auf eine weitere Gefahr, nämlich die einer
Übertragung vom Menschen auf Tiere.
oder
Tier
Chicago, 4.1.02
Mancher Heimtierhalter sorgt sich, dass «Bello» oder «Minka» bei engem Kontakt
möglicherweise Krankheitskeime übertragen könnten. Dass auch umgekehrt Gefahr droht,
haben kanadische Forscher jetzt belegt. Sie dokumentierten 16 Fälle, in denen Pferde,
Katzen und Hunde an gefährlichen Staphylokokken-Infektionen erkrankten. Alle hatten
sich nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler bei ihren Haltern oder bei Tierärzten
infiziert.
Bei dem Erreger handelte es sich um den gegen das Antibiotikum Methizillin resistenten
Staphylococcus aureus (MRSA). Er wurde bis vor kurzem vor allem in Krankenhäusern
beobachtet, wo er häufig ältere Menschen oder Schwerkranke mit offenen Wunden
befällt. Gesunden Menschen, deren Immunsystem intakt ist, kann er dagegen wenig
anhaben. «Wir haben ziemlich deutliche Hinweise darauf, dass die Halter für die
MRSA-Infektionen ihrer Tiere verantwortlich waren», sagt Donald Low,
Chefmikrobiologe am Mount-Sinai-Krankenhaus in Toronto.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Tiere an resistenten
Staphylokokken-Infektionen erkrankten, deren Erreger denen genetisch ähnelten, die bei
Menschen auftreten. In einigen Fällen erkrankten die Tiere Monate, nachdem sich ihre
Halter mit identischen Erregern infiziert hatten. Eine derartige Krankheitsübertragung ist
häufig schwierig nachzuweisen, aber nach Ansicht der Mikrobiologin Shelley Rankin von
der Universität von Pennsylvania sehen Tierärzte solche Fälle häufiger. «Die Leute
glauben, dass es nur in eine Richtung funktioniert, von Tieren zu Menschen. Aber hier
wird die andere Seite der Geschichte gezeigt», sagt Rankin.
Der erste Fall, den die kanadischen Wissenschaftler untersuchten, war der eines neun
Jahre alten Bichon Frise. Dem Hund wurde Anfang 2000 eine Zyste am Auge operativ
entfernt. Trotz der Gabe von Antibiotika entwickelte er eine langwierige Entzündung, die
sich als MRSA herausstellte. Der Halter des Tieres hatte sich Ende 1999 einer
Krebsoperation unterzogen und sich im Krankenhaus ebenfalls mit MRSA infiziert.
Genetische Tests ergaben, dass die Erreger von Mann und Hund identisch waren.
Nach den Erkenntnissen der Forscher verbreitet sich der Erreger auch in Tierkliniken.
Zwei Katzen und ein Hund mit identischen Infektionen waren alle in derselben Klinik in
Quebec behandelt worden. Das Team dokumentierte auch zwei separate Fälle unter acht
Pferden. Im ersten Fall entwickelte sich bei einem Vollblüter ein von MRSA
hervorgerufener Abszess, nachdem das Pferd zwei Tage zuvor in einer großen Tierklinik
an Hautkrebs operiert worden war.
Die Halterin des Pferdes war neun Monate zuvor ebenfalls operiert worden. In ihrer Nase
isolierten die Forscher MRSA-Erreger, die mit denen des Pferdes identisch waren. Zwei
weitere Pferde zogen sich die Infektion mehrere Monate später in der Klinik zu. Bei zwei
Klinikbeschäftigten fanden die Wissenschaftler den Erreger ebenfalls und schlossen
daraus, dass die beiden den Erreger von dem ersten Pferd erhalten und weitergegeben
hatten.
Erreger gegen die meisten Antibiotika resistent
Der Erreger wird durch engen Kontakt von Lebewesen zu Lebewesen übertragen. Bei
Menschen können Staphylokokken beispielsweise Pusteln oder Furunkel hervorrufen, in
schwereren Fällen auch lebensbedrohliche Erkrankungen wie Lungenentzündung oder
Blutvergiftung. Von den untersuchten Tieren starb ein Hund, einem weiteren musste ein
infiziertes Bein amputiert werden.
Vor der Einführung von Antibiotika stellten die Erreger ein solch großes Problem dar,
dass deswegen manchmal ganze Krankenhäuser geschlossen werden mussten. Mit
Penizillin bekamen die Ärzte MRSA zunächst in den Griff, doch wurde der Erreger rasch
resistent. 1960 wurde Methizillin als Standardbehandlungsmethode eingeführt. Die
Gesundheitsbehörden in den USA schätzen aber, dass die Hälfte aller
Staphylokokken-Infektionen in Krankenhäusern - 80.000 jährlich -inzwischen gegen
Methizillin und die meisten anderen Antibiotika resistent sind.
Seit mehreren Jahren warnen Experten vor dem übermäßigen Einsatz von Antibiotika bei
Tieren auf Bauernhöfen, da dies die Übertragung resistenter Mikroben von Tieren auf
den Menschen - so genannte Zoonosen - fördere. Die Forschungsergebnisse der
kanadischen Wissenschaftler deuten nun auf eine weitere Gefahr, nämlich die einer
Übertragung vom Menschen auf Tiere.
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