TV Heute: Wallraff deckt auf

Jo, war ja auch nur als Beispiel gedacht.
(Minze wuchert übrigens auch im Blumentopf/-kasten auf dem Fensterbrett;).)
 
  • 2. Juni 2024
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Hi matty ... hast du hier schon mal geguckt?
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Das Leben als Leiharbeiter ist mit Sicherheit schwer, auch dann, wenn man eine gute Firma geraten ist. Die Schilderungen entsprechen sicher der Wahrheit, aber sind nicht repräsentativ für alle Leiharbeitsverhältnisse.

Auch die Zeitarbeit hat sich an alle gesetzlichen Regeln zu halten und überdies noch an strengere Regeln, als das bei anderen Unternehmen der Fall ist. Diese Regeln werden zudem sehr regelmäßig von den Regionaldirektionen überwacht.

Ich habe letztens mit der Regionaldirektion darüber gestritten, ob es zumutbar wäre, wenn ich Mitarbeitern in Nichteinsatzzeiten abverlange, sich morgens bis 9 Uhr telefonisch bei uns zu melden, um sich für Arbeit anzubieten.

Jeder erzählt die Geschichte aus seiner Sicht und natürlich hat man in der Öffentlichkeit als Arbeitgeber weniger Zuhörer. Ich könnte hier auch Geschichten von Leuten erzählen, die ich jeden Morgen telefonisch wecken muss, damit sie zur Arbeit kommen und es trotzdem nicht schaffen. Mitarbeiter, die jegliche Art von körperlicher Arbeit ablehnen und trotz ihrer nicht vorhandenen Qualifikationen einen Fahrweg von einer halben Stunde als unzumutbar erachten. Mitarbeiterinnen, die mit ihrem Chihuahua auf der Arbeit erscheinen, oder sich weigern einen Karton anzufassen, weil die neu gemachten Fingernägel abbrechen könnten, oder Mitarbeiter, die ihren Job für ein Fortunaspiel sausen lassen, oder die auf der Toilette der Firma eine Tüte rauchen, oder Nazilieder beim Kunden singen, oder festangestellten Mitarbeiterinen an die Brüste packen, oder meinen die Arbeit wegen des Fußballtrainings frühzeitig verlassen zu müssen, oder sich weigern, sich von weiblichen Vorarbeiterinnen etwas sagen zu lassen, oder an Karneval zwei Wochen Urlaub verlangen, weil sie sonst die Arbeit verweigern würden, etc. und ganz viele, die meinen, dass es nicht so schlimm ist, wenn man mal unentschuldigt der Arbeit fernbleibt, ständig zu spät kommt, wegen jeder K.acke frei zu brauchen etc.

Das ist leider auch die Realität. Von solchen Dingen kann man jeden Tag berichten und natürlich nennt mich der 18 jährige ohne Schulabschluss, dem ich klar mache, dass wenn er wegen der Fortuna nicht zur Arbeit geht, er seinen Job verliert, einen Sklaventreiber und Ausbeuter.
 
sicher, man hat es oft, grade im bereich der hilfsarbeiter, nicht immer mit den "motiviertesten" (um es mal vorsichtig auszudrücken) zu tun.

wenn ich aber, als ganz normaler mitarbeiter mit diesen in einen pott geschmissen werde, dann stimmt was nicht.

weitere nette beispiele: ich litt (inzwischen glücklicherweise kaum noch) an migräne und habe dies beim vorstellungsgespräch sogar extra erwähnt. "kein problem, das bekommen wir schon hin" - später im arbeitsverhältnis wurde mir geraten "gehen sie doch mal zum psychater, so ganz normal sind ihre kopfschmerzen ja net" - ja, psychater, nicht neurologe...

oder ein anderer disponent steckte mir "erkrankungen die weniger als 3 tage dauern, die nehm ich nicht ernst" - ähm ja, da bemüht man sich so wenig wie möglich auszufallen, geht arbeiten, obwohl ein oder zwei oder 3 tage zuhause sicher nicht verkehrt gewesen wären und bekommt sowas an den kopf geschmissen.

das argument: bitte erst 70 überstunden "anhäufen" ist übrigens begründet mit: wenn ihr einsatz ausläuft, dann können sie 2 wochen lang die überstunden abfeiern... ähm ja - wie denn, wenn mein vertrag jedes mal mit dem einsatz endet...

arbeitszeugnissen ist man mehrfachst hinterhergerannt... viele versprechungen und aussagen wurden nicht gehalten

oh und das hübscheste beispiel:

ich war für 8 monate bei einem kunden eingestellt. dieser hätte mich gerne noch 12 monate behalten und dann direkt eingestellt (zeichen und wunder) - blöderweise und zu meinem pech kam die wirtschaftskriese. demensprechend konnte das verhältnis nicht verlängert werden. soweit verständlich.
dann wurde meine vertretung krank und ich sollte diese dann doch nochmal für 2 monate vertreten. daraufhin wurde für die zeit ein vertag aufgesetzt und ich sollte montags anfangen.
sonntag abends um 22 uhr erhalte ich eine sms (!) das mein einsatz doch erst mittwochs anfängt.

meine kollegen bei entleiher wussten von nix, also bin ich montags normal zur arbeit und wurde vom disponenten angepöbelt, was mir denn einfallen würde einfach zur arbeit zur erscheinen, man hätte mir doch klar mitgeilt, dass ich erst mittwochs kommen solle.

das eine sms kein gängiges kommunikationsmittel in solch einem fall ist war wohl was neues (zumal mir die nummer komplett unbekannt war)

es haben sich viele merkwürdige dinge bei diversen zeitarbeitsfirmen ereignet...

ich mag nicht bestreiteten, dass es für menschen die generell schlechte chancen auf dem arbeitsmarkt haben (knasties, ungelernte, etc) wirklich eine chance sein kann. aber für menschen mit einer qualifizierten ausbildung isses einfach nur ein stopper... ein ziemlich frustrierender stopper....
 
Das stimmt ganz einfach nicht. Gerade qualifizierte und gleichzeitig gefragte Arbeitskräfte haben es in der Zeitarbeit denkbar gut, weil sie sehr gute Konditionen aushandeln können.

Qualifiziert zu sein, bedeutet aber nicht automatisch, auch gefragt zu sein. Es kommt auch auf die Qualifizierung an bzw. auf den Bereich und auch auf den Grad der Fähigkeiten bzw. den Umfang.

Wenn Arbeit knapp ist bzw. mehrere eine Stelle haben wollen, bekommt derjenige diese Stelle, der die besten Verkaufsargumente hat. Die Zeitarbeit, wenn sie richtig durchgeführt wird, bietet auch Leuten eine Chance, die sich alleine bzw. aus eigener Kraft nicht erfolgreich anbieten können.

Zeitarbeitsfirmen sind aufgrund des starken Wettbewerbs heutzutage verpflichtet, ihre Mitarbeiter bereits in unqualifiziertesten Bereichen zu "qualifizieren". Das fängt bereits beim Coaching des Hilfsarbeiters an, dem man klar machen muss, wie er sich vor Ort zu verhalten hat, wie er sich zu kleiden hat bzw. das man ihn mit vernüftige wirkender Kleidung ausstaffiert, ihm sogar erklären muss, dass er sich zu waschen hat und seine Kleidung regelmäßig wechseln muss!

Auch bei qualifizierten Kräfte ist es nicht viel anders, wenn auch anders gelagert. Da muss man den Leuten erklären, was sie im Vorgespräch beim Kunden sagen dürfen und was nicht, und wie sie sich am besten verhalten sollen. Macht man das nicht, läuft man Gefahr, dass die 50 jährige Kauffrau, die 30 Jahre lang in einem Kleinbetrieb die rechte Hand des Chefs war und gewohnt war, Selbstbestimmung zu arbeiten, dem Kunden erzählt, dass sie sich strikt weigert Gästen des Kunden auch mal einen Kaffee zu bringen und das sie es schon mal gar nicht mag, wenn man ihr bei der Arbeit über die Schulter schaut.

Das Amt erklärt den Leuten nicht, wie es real um ihre Chancen am Arbeitsmarkt ausschaut und schenkt ihnen reinen Wein ein. Genauso wenig machen das Unternehmen, die nicht einmal bereit sind, die Bewerberauswahl zu treffen.

Ich habe schon Unmengen an Leuten zu Jobs verholfen, die sie ohne unsere Hilfe. Je bekommen hätten. Genauso wie wir durch unsere Leistung schon unzähligen Unternehmen dabei geholfen haben, ihr Auftragsvolumen zu steigern und sich zu vergrößern und damit auch neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Ohne Frage gibt es Zeitarbeitsfirmen, die ihr Handwerk nicht verstehen und nichts Positives bewirken, weil sie selber völlig unqualifiziert sind auch gar kein Interesse daran haben, solide Geschäftsbeziehungen zu unterhalten und vernüftige ihren Job zu machen. Das trifft übrigens nicht auf alle zu.

Ich selber habe nichts gegen einen Mindestlohn einzuwenden und habe mich auch über der Mindestlohn in der Zeitarbeit gefreut. Von mir aus darf er noch höher sein.

Ob man damit aber allen Leuten einen Gefallen machen würde, bezweifel ich sehr. Viele Leute würden dann noch viel schwerer Arbeit finden, als dies bisher der Fall ist.

In Deutschland kommt man damit nicht klar, dass andere ihr Geld damit verdienen, ihnen Arbeit zu besorgen. Zu Zeiten, als diese Aufgabe der Staat noch erfüllen musste, es aber nicht hinbekommen hat und die Leute für das gleiche Geld arbeiten sollten, was die Zeitarbeit anbietet, gab es für Viele keinen Grund zu schimpfen.
 
procten:
Zeitarbeitsfirmen sind aufgrund des starken Wettbewerbs heutzutage verpflichtet, ihre Mitarbeiter bereits in unqualifiziertesten Bereichen zu "qualifizieren". Das fängt bereits beim Coaching des Hilfsarbeiters an, dem man klar machen muss, wie er sich vor Ort zu verhalten hat, wie er sich zu kleiden hat bzw. das man ihn mit vernüftige wirkender Kleidung ausstaffiert, ihm sogar erklären muss, dass er sich zu waschen hat und seine Kleidung regelmäßig wechseln muss!




sagmal was bist du denn für arrogannter sack?:rolleyes:

es mag wohl sein das es den ein oder anderen gibt, der sich so verhält
aber das als bild des allgemeinen geringqualifirzierten hinzustellen ist schon der hit.
übrigens wenn man so ein "chef" hat der so eine einstellung zu seinen angestelltet hat , und dazu noch mit 7 euro für schwere arbeit abgespeisst wird,kann man eine schlechte arbeitsmotivation gut verstehen.
 
Hat er doch gar nicht. Er hat nur geschrieben, dass auch so etwas zu den Aufgaben der Zeitarbeitsfirma gehört bzw. gehören kann. Zumindest lese ich es so.

Und ich vermute ehrlich, ein Chef, der da, wo es nötig ist, dem Mitarbeiter genau diese Dinge nahe legt, und da, wo es nicht nötig ist, dieses eben nicht tut, ist auf lange Sicht erfolgreicher als einer, der sich um sowas nicht kümmert und den Mitarbeiter ins offene Messer rennen lässt.

Und wie schwer die Arbeit ist, die für 7 Euro geleistet wird, weiß du doch gar nicht?

(Übrigens: 7 Euro brutto oder netto?)
 
lektorratte: natürlich brutto... in welcher welt lebst du?

es mag sein, dass es genug arbeitnehmer gibt, wie sie procten beschreibt. das aber alls allgemeingut hinzustellen (und so wirkt es auf mich) ist unverschämt.

mir musste NIEMAND erzählten wie ich mich zu kleiden oder zu verhalten habe. von 5 vorstellungsgesprächen bei kunden habe ich 4 stellen erhalten OHNE das irgendwer mir vorher erzählt hätte wie ich mich geben muss.

ich bin ein stinknormaler arbeitnehmer wie er in den letzten 50 jahren schon existierte. einer, der in den letzten 50 jahren ganz normal eine neue stelle gefunden hat.
nur blöderweise KANN ich das einfach nicht mehr, weil es keine "normalen" stellen mehr gibt.

die firmen fühlen sich nur noch ihren aktionären gegenüber verpflichtet. eine moralisch/soziale verpflichtung einem mitarbeiter gegenüber? no way. grade in der industrie hat sich das bild in den letzten 20 jahren massivst gewandelt.

wo bis zur jahrtausendwende ohne wenn und aber noch alle auszubildenden übernommen wurden, werden heute von 10 auszubildenden 1-2 übernommen.

ich hab grade mal meinen vertrag rausgesucht - wir reden hier von einer sehr großen, deutschlandweit agierenden zeitarbeitsfirma, dessen name hier vermutlich jeder kennt.

ich selbst: 3,5 jahre ausbildung in der industrie, berufserfahrung und in diversen spezialbereichen extraqualifiziert:

ich habe NETTO: 1066 euro im monat erhalten - während meine kollegen im tarfivertrag chemie auf ca 1600euro kamen!

ich habe 9,37 die stunde verdient, kleine weiteren zuschläge... brutto verständlicherweise.

und jetzt komm mir keiner mit "da hättest du halt besser verhandeln müssen" - die ansage ist ganz klar: wir zahlen xy - friss oder stirb.
wenn man arbeitslos ist, dann kann man leider nur fressen...
 
deti schrieb:
lektorratte: natürlich brutto... in welcher welt lebst du?

In einer, in der selten Stundensätze und häufig Pauschalen gezahlt werden. :hallo:

Brutto komme ich da übrigens oft auf gar nicht so viel mehr, wenn ich's mal aufdrösele, wieviel Zeit ich für die Arbeit dann tatsächlich brauche. Aber ich hab's mir so ausgesucht, das soll hier also erstmal nicht das Thema sein.

Ob es "genug" Arbeitnehmer gibt, die sich so verhalten, weiß ich nicht. Ich denke einfach, dass es sie gibt, und ich vermute tatsächlich (weiß es aber nicht), dass Zeitarbeitsfirmen je nach Region häufiger mit derartigen Problemen zu tun haben.

Außerdem weiß ich, dass procten gern Extrembeispiele heranzieht, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen. Nicht nur beim Thema Zeitarbeit. ;)

Ich traue ihm aber wie gesagt durchaus zu, Erklärungen zum Thema "Vorstellungsgespräch" u.ä. nur Leuten zu geben, bei denen es nötig ist. Und er hat ja auch gesagt, dass seine 7,61 usw. der Tarif bei seiner Firma für unqualifizierte Mitarbeiter ist. Dazu würdest du ja zB nicht gehören.

Bitte einfach mal unterscheiden: Es geht mir jetzt nur um das Thema: "Umgang mit den Mitarbeitern", wie von procten geschildert.

Deinen Frust angesichts solcher Gehaltsunterschiede und überhaupt der ganzen Situation kann ich absolut nachvollziehen - bin selbst oft genug mit "Friss- oder Stirb-Tarifen" konfrontiert (s.o.). Aus anderen Gründen und vor einem anderen Hintergrund, aber das Ergebnis ist ähnlich.

Ich frage mich aber - davon mal unabhängig - ob jemand menschenverachtend ist, nur weil er kritische Punkte anspricht, oder ob der eine oder andere hier wegen seiner schlechten Meinung oder Erfahrung mit Zeitarbeitsfirmen proctens Aussage negativer auslegt als man müsste.

Ich seh das ganz nüchtern. Als ich direkt aus der Schule gekommen bin, war ich zwar durchaus guten Willens, aber es gab schon die eine oder andere Rosine im Kopf, die man mir in einem "ganz normalen" Arbeitsumfeld erstmal hätte austreiben müssen, wie etwa die, dass meine eigene Befindlichkeit nicht immer und überall im Vordergrund steht und andere Leute - oh Wunder - tatsächlich eigene Prioritäten haben. :D

Als ich frisch von der Uni und aus dem Labor kam... joar, da war ich zwar froh, dort weg zu sein, weil mir der "Uni-Mikrokosmos" einigermaßen auf den Keks ging... und hatte zum Glück auch einen erstaundlich realtitäsfesten Chef - aber auch da gab es im Anschluss noch diverse Dinge, die man mir hätte "sagen" müssen, die für normale Arbeitnehmer (nicht im Öffentlichen Dienst usw.) vermutlich selbstverständlich sind.

Ich bin nicht von Natur aus arrogant oder so - bloß war ich in vielen Dingen einfach herzlich unwissend... nenn es ruhig weltfremd. :D (Mir war das wie gesagt durchaus klar - war auch ein Grund, warum ich dort weg wollte... bloß etwas wissen und etwas ändern können sind ja auch wieder zwei verschiedene Schuhe.)

Von daher lese ich proctens Kommentare durchaus etwas weniger kritisch.

Dass ein Chef oder Vorgesetzter klar sagt, was er erwartet oder wo ich mich falsch verhalte, finde ich an sich nicht schlimm, denn ich kann mich ja nicht verbessern, wenn niemand etwas sagt.

Diskutieren könnte man selbstverständlich über das "wie". Aber darüber verraten proctens Beiträge ja nichts, wenn man es genau nimmt. ;)
 
ich möchte kurz betonen: ich habe nichts gegen zeitarbeit an sich: für viele ist es auch sicher eine chance - aber es hat einfach in allen bereichen überhand genommen.

wenn zeitarbeit gut bezahlt würde (gleiche arbeit, gleiches geld) - dann hätte ich da durchaus weniger gegen einzuwenden.

vielleicht mag ich pech haben, dass ich bei 4 zeitarbeitsfirmen 3 disponenten hatte die man menschlich in die tonne treten konnte (und ich hab echt viel von dem was war verdrängt). natürlich muss mein disponent nicht mein bester freund sein - aber er soll mich nicht wie den letzten dreck und eine ware behandeln.

natürlich gibt es immer 2 seiten. ich kann verstehen, dass viele disponenten genervt sind, weil sie sich nunmal mit ****** arbeitnehmern rumschlagen müssen. das sollen sie dann aber bitte nicht an den anderen auslassen. das ist einfach unprofessionell.

im endefekt kann man den zeitarbeitsfirmen in mancherlei hinsicht keinen vorwurf machen. wenn der kundenbetrieb nur noch via zeitarbeit einstellt, dann wird sich die zeitarbeitsfirma nicht wehren. genausowenig kann die zeitarbeitsfirma nicht sagen: dann zahlt man im monat statt 2400 euro bitte 3000 euro an uns, wir wollen die mitarbeiter entsprechend bezahlen. klar - kann ich alles vertehen.

aber da ist der gesetzgeber gefragt. wenn die arbeitgeber auf diese art tricksen wollen, dann muss da ein riegel vorgeschoben werden.

in fast jeder tarifrunde ist das thema equal pay akut, wirklich richtig rum kommt soweit nix (zumindest im bereich chemie).

es ist schon schade, dass es bei ein und der gleichen arbeit eine zweiklassengesellschaft geben muss.
 
procten:
Zeitarbeitsfirmen sind aufgrund des starken Wettbewerbs heutzutage verpflichtet, ihre Mitarbeiter bereits in unqualifiziertesten Bereichen zu "qualifizieren". Das fängt bereits beim Coaching des Hilfsarbeiters an, dem man klar machen muss, wie er sich vor Ort zu verhalten hat, wie er sich zu kleiden hat bzw. das man ihn mit vernüftige wirkender Kleidung ausstaffiert, ihm sogar erklären muss, dass er sich zu waschen hat und seine Kleidung regelmäßig wechseln muss!




sagmal was bist du denn für arrogannter sack?:rolleyes:

es mag wohl sein das es den ein oder anderen gibt, der sich so verhält
aber das als bild des allgemeinen geringqualifirzierten hinzustellen ist schon der hit.
übrigens wenn man so ein "chef" hat der so eine einstellung zu seinen angestelltet hat , und dazu noch mit 7 euro für schwere arbeit abgespeisst wird,kann man eine schlechte arbeitsmotivation gut verstehen.

Ich habe nicht alle so dargestellt, aber das, was ich beschrieben habe, ist bei einigen eine Realität, die man nicht wegdiskutieren kann. Genauso wie man andere Barrieren nicht schönreden kann, die gerade schlecht qualifizierte Mitarbeiter daran hindern, sich am Arbeitsmarkt durch zu setzen.

Wenn sich zwei Frauen um eine Stelle als Hilfsarbeiterin bewerben, wird die Abiturientin den Job in den meisten Fällen bekommen und das nicht, weil sie Abitur hat und die andere keinen Schulabschuss, sondern weil die Abiturientin in der Regel aus behüteteren Verhältnissen kommt, in denen sie von den Eltern vorgelebt bekommen hat, wie man sich bei einem solchen Bewerbungsgespräch und allgemein zu verhalten hat, um Zustimmung zu bekommen und weil sie von den Eltern beratschlagt wurde. Ein freundliches Lächeln, ein angemessen selbstsicheres Auftreten, einwenig schleimen und das antworten, was die Leute hören wollen, ein nettes Kostümchen und nicht zuviel Schmincke etc. Ein Händeschütteln und ein interessiert wirkendes Gesicht und ab un d zu mal ne duselige Frage stellen, bevorteilt die Abiturientin gegenüber der anderen Frau massiv, wenn die andere in unangebrachter Kleidung, schüchternem Auftreten, versteinertem Gesicht etc. dort auftritt. Da kann sie noch so gut sein und eigentlich viel besser und geeigneter, weil ihr der Job wichtiger wäre und sie motivierter ist.

Wenn man zum Amt geht, um sich beraten zu lassen, wird einem der Sachbearbeiter der Agentur für Arbeit niemals konkret erklären, was seiner Meinung nach zutun ist, um wieder Arbeit zu bekommen. Schon gar nicht wird er einem ehrlich sagen, dass man seiner Meinung nach schmuddelig aussieht, oder schlecht riecht, oder eine schlechte Ausstrahlung hat, oder sein Auftreten korrigieren sollte etc. Genauso wenig wird er einem reinen Wein einschänken und einem erklären, in wieweit man sich in die eine oder andere Richtung bewegen muss, um bessere Aussichten zu bekommen.

Es ist nicht einfach jemandem zu sagen, dass er nicht gut riecht und aufgrund dessen seine Arbeit verlieren wird, oder den Job nicht bekommen wird, wenn er oder sie nichts daran ändert. Einfacher ist es, nichts zu sagen, und so zutun, als wüsste man auch nicht, woran es liegt, dass derjenige keine Arbeit hat.

Dem jungen Mädchen, dass meint, dass ihre große Chance bei DSDS liegt, aber dem die Mutter im Nacken sitzt, weil sie die Tochter aus dem Haus haben will, hilft es nicht, wenn ich ihr erkläre, dass sie trotz ihrer nicht vorhandenen Qualifikationen ganz viele kreative Berufe machen kann und sich dafür nur das Passende aus dem Internetportal der Agentur für Arbeit raussuchen muss. Selbstverständlich kann dieses Mädchen im Laufe ihres Lebens alles erreichen, was sie sich vornimmt, aber dafür wird sie ohne Schulabschluss und diverser anderer "Nachteile" hart an sich arbeiten müssen und viel Staub fressen müssen.

Intern habe ich nur Mitarbeiter, die einen schwierigen Weg gehen mussten, um das zu erreichen, was sie jetzt darstellen. Mein bester Mitarbeiter, hat keinen Schulabschluss, aber eine kaufmännische Ausbildung bei mir gemacht. Er war früher obdachlos, hat Drogen genommen etc. Einen Mitarbeiter habe ich bei Subway kennen gelernt, als er als Hilfsarbeiter Sandwiches gemacht hat. Auch er hat bei mir eine kaufmännische Ausbildung gemacht. Ein anderer arbeitete als Tankwart bzw. Hilfsarbeiter bei einer Tankstelle und hat ebenfalls hier eine Ausbildung gemacht. Ein anderer war vorher als Lagerarbeiter bei uns angestellt und hat hier eine Ausbildung gemacht etc. Die aktuellen Azubis sind ein junger Mann, der ein halbes Jahr obdachlos war und mit 17 nicht mehr zuhause gewohnt hat und ein anderer, die mit 4 Jahren in Heimen und einer Art betreutem Wohnen aufgewachsen ist.

Ich habe diese Leute bewusst ausgesucht, weil ich lieber mit Leuten arbeite, die viele Facetten des Lebens kennen und zu würdigen wissen, was sie machen und erreichen. Bei einigen Leuten ist das leider nicht so. Wer meint, dass andere daran schuld sind, dass gerade sie in einer Misere stecken, hat den Knall meiner Meinung nach leider nicht gehört.

Ohne Zweifel gibt es nicht genug Arbeit für alle und auch nicht die Möglichkeit, dass alle gleich gut oder schlecht verdienen. Das leben ist auch ohne Zweifel für manche leichter und für mache schwerer, aber diese Erkenntnisse helfen einem nicht. Aus der Misere muss man sich selber herausholen.
 
ich möchte kurz betonen: ich habe nichts gegen zeitarbeit an sich: für viele ist es auch sicher eine chance - aber es hat einfach in allen bereichen überhand genommen.

wenn zeitarbeit gut bezahlt würde (gleiche arbeit, gleiches geld) - dann hätte ich da durchaus weniger gegen einzuwenden.

vielleicht mag ich pech haben, dass ich bei 4 zeitarbeitsfirmen 3 disponenten hatte die man menschlich in die tonne treten konnte (und ich hab echt viel von dem was war verdrängt). natürlich muss mein disponent nicht mein bester freund sein - aber er soll mich nicht wie den letzten dreck und eine ware behandeln.

natürlich gibt es immer 2 seiten. ich kann verstehen, dass viele disponenten genervt sind, weil sie sich nunmal mit ****** arbeitnehmern rumschlagen müssen. das sollen sie dann aber bitte nicht an den anderen auslassen. das ist einfach unprofessionell.

im endefekt kann man den zeitarbeitsfirmen in mancherlei hinsicht keinen vorwurf machen. wenn der kundenbetrieb nur noch via zeitarbeit einstellt, dann wird sich die zeitarbeitsfirma nicht wehren. genausowenig kann die zeitarbeitsfirma nicht sagen: dann zahlt man im monat statt 2400 euro bitte 3000 euro an uns, wir wollen die mitarbeiter entsprechend bezahlen. klar - kann ich alles vertehen.

aber da ist der gesetzgeber gefragt. wenn die arbeitgeber auf diese art tricksen wollen, dann muss da ein riegel vorgeschoben werden.

in fast jeder tarifrunde ist das thema equal pay akut, wirklich richtig rum kommt soweit nix (zumindest im bereich chemie).

es ist schon schade, dass es bei ein und der gleichen arbeit eine zweiklassengesellschaft geben muss.

Die Frage ist, warum Unternehmen Fremdpersonal beschäftigen und ob sie die selbe Anzahl Mitarbeiter in dem Umfang beschäftigen würden, wenn sie diese selber einstellen müssten. Genauso sollte man sich fragen, ob Zeitarbeit "direkte" Anstellungen in Unternehmen verhindert, oder neue Arbeitsstellen schafft.

In Anbetracht der Tatsache, dass wir in Deutschland die geringste Arbeitslosigkeit seit Jahrzehnten haben, möchte ich behaupten, dass eher die Theorie stimmen wird, dass Arbeitsplätze geschaffen werden.

Abgesehen davon sagt auch die Logik, dass wenn ein Unternehmen Fremdpersonal nur für wenige Wochen oder Monate beschäftigt, diese Mitarbeiter nicht festangestellt werden könnten. Es sei denn, dass man Unternehmen zumuten will, eine extreme Personaldecke zu haben, die nur an wenigen Monaten im Jahr ausgelastet genutzt wird.

Diese Art der Personalbeschaffung nennt man dann Schwarzarbeit, weil es sich niemand leisten kann, solche Personalreserven zu unterhalten.

Meine Erfahrungen zeigen auch, dass viele Unternehmen aufgrund der wechselnden Aufgaben, die Unternehmen ständig neu zu bewälltigen haben und der ständig wechselnden Ziele, die sich daraus ergeben, die Zeitarbeit genutzt wird, um möglichst flexibel und risikolos handeln zu können.

Ich habe zum Beispiel Firmen, die mich kontaktieren, weil sie am nächsten Tag und für die nächsten Wochen 20-30 Leute für einfache Verpackungsarbeiten benötigen. Diese Firmen haben genauso kurzfristig die Aussicht auf einen Auftrag erhalten. Diesen Auftrag würden sie nie annehmen, wenn sie nicht die Möglichkeit hätten, kurzfristig Personal dafür beschäftigen zu können. Aus so einem Auftrag kann sich dann eventuell für das Unternehmen ein regelmäßiger Auftrag ergeben, mit dem das Unternehmen planen kann, so das man dann selber irgendwann Personal einstellt.

Genauso gibt es Unternehmen, die sich dauerhafter, aber gleichzeitig neuer Aufträge nicht sicher ist und diese zuerst mit Fremdpersonal versucht zu besetzen und zu planen.

Und natürlich gibt es auch Unternehmen, die mit Fremdpersonal versuchen, sich eine gewisse Unabhängigkeit von Gewerkschaften und Betriebsräten zu erhalten.

Die Rechnung, dass man aus Leiharbeitern oder anderen geringverdienenden Personen einfach gut verdienende Festangestellte macht, und dann alles gut wird, ist eine schöne Idee, aber eher eine Wunschvorstellung, als die durchführbare Realität.

Leiharbeit in Holland mit der Situation in Deutschland zu vergleichen, ist ebenfalls Äpfel mit Birnen zu vergleichen. In Holland gibt es mehr Arbeit als Arbeitslose und dort bekommt man nur erarbeitete Stunden bezahlt. Geht man nicht arbeiten, bekommt man auch kein Geld. Das ist im Vergleich zur Zeitarbeit in Deutschland ein riesiger Unterschied.

Auch Länder wie Frankreich oder England, die als Beispiel für hohe Mindestlöhne herangezogen werden, kann man mit Deutschland nicht vergleichen. Zum einen ist auch dort das System ganz anders und vor allen Dingen darf man sich dort zwischen einem höheren Stundenlohn ohne Sozialabgaben, oder einem niedrigeren wie bei uns in Deutschland entscheiden. Vergleicht man die Löhne auf einer Augenhöhe miteinander, bekommen die Leute hier deutlich mehr, wenn wir von sozialpflichtigen Löhnen sprechen wollen.

Unabhängig davon, frage ich mich, ob wir gerne Verhältnisse wie in Frankreich oder England haben wollen. Dort brennen abends die Autos auf der Strasse, weil die Arbeitslosigkeit unter den jungen Leuten so groß ist.
 
Hmmh, procten,

ich kenne es aber durchaus auch, dass jemand über Jahre bei der Zeitarbeitsfirma geschafft hat, immer für dieselbe Firma, immer auf derselben Position, und immer "etwas" schlechter bezahlt als die "fest angestellten" Kollegen. Nicht so krass, wie Deti es beschrieben hat, aber merkbar.

Immer mit der Aussicht auf Übernahme, was dann immer kurzfristig doch nicht klappte - dafür wurden dann lieber jüngere Kollegen fest angestellt, denen man wegen der geringeren Erfahrung ein niedrigeres Fest- (Einstiegs-)Gehalt zahlen konnte.

Von daher sehe ich es schon wie Deti, dass durchaus auch (selbstverständlich nicht nur und immer!) von den Auftraggebern Schindluder mit der Zeitarbeit getrieben wird.
 
Ich habe selber vor über 25 Jahren über eine Zeitarbeitsfirma meinen festen Job (jezt fünfundzwanzigjähriges Jubiläum) bekommen. Aber:

mein Mann kam 2009 wegen mir mit einer top-Ausbildung nach Bayern. Leider in einem Gewerbe das kriselt(e).

Ich habe damals sehr gute Erfahrungen gemacht, ok, nicht ganz soviel entlohnt wie ein Festangestellter, aber: wir Springer waren (dadurch, dass wir Erfahrungen in mehreren Bereichen sammeln konnten) sehr gefragt. Wir konnten uns damals aussuchen, wo wir im Endeffekt arbeiten wollten. :)

Krasses Gegenteil jetzt mein Mann. Obwohl hochqualifiziert bekam er nur einen fünfmonatigen Arbeitseinsatz bei einer Zeitarbeitsfirma. Für nen Appel und nen Ei, für einfache Fahrt 1 1/2 Stunden. :verwirrt:

Nachdem der Auftrag auslief, verlor mein Mann natürlich gleich den Job bei der Zeitarbeitsfirma.

Und das, Procten, das kreide ich an. Auch oder gerade ihr als Unternehmer seit zuständig dafür, das Arbeitssuchende auch eine Beschäftigung finden. Könnt ihr das nicht, hat bitte nicht euer Leiharbeitnehmer dafür gerade zu stehen.

Bei mir damals, wenn ich mal keinen Einsatz hatte, habe ich Gardinen aufgehängt bei der Zeitarbeitsfirma. So what? Jedenfall nicht gleich rausgeschmissen. :sauer:
 
das die zeitarbeit "schuld" an der arbeitslosenquote ist? das halte ich für ein gerücht.

wie gesagt, ich kann NUR für die chemiebranche sprechen und auch NUR in nrw. probleme die es dort jetzt gibt, gab es damals nicht. zum einen wurden ausscheidende mitarbeiter durch auszubildende ersetzt, was jetzt nicht mehr passiert. zum anderen: es sind stellen frei. ALLE 4 stellen die ich via zeitarbeit besetzt habe, waren auch dauerhaft zu besetzen, weil schlicht und ergreifend mitarbeiter fehlten.

der witz ist: zeitarbeitskräfte werden firmenintern anders abgerechnet als ein normaler arbeitnehmer. das sind keine personalkosten. daher ist es einfacher, jemanden über zeitarbeit einzustellen.

obendrein kommt: der entleiher zahlt nur die wirkliche anwesenheit vom mitabeiter. also urlaub, krankheit usw werden nicht bezhalt. dazu fallen halt die ganzen firmeninternen zuschüsse (kantine, urlaubsgeld, weihnachtsgeld, fahrtkosten, betriebssport) weg. spart auch geld....
 
Ich habe selber vor über 25 Jahren über eine Zeitarbeitsfirma meinen festen Job (jezt fünfundzwanzigjähriges Jubiläum) bekommen. Aber:

mein Mann kam 2009 wegen mir mit einer top-Ausbildung nach Bayern. Leider in einem Gewerbe das kriselt(e).

Ich habe damals sehr gute Erfahrungen gemacht, ok, nicht ganz soviel entlohnt wie ein Festangestellter, aber: wir Springer waren (dadurch, dass wir Erfahrungen in mehreren Bereichen sammeln konnten) sehr gefragt. Wir konnten uns damals aussuchen, wo wir im Endeffekt arbeiten wollten. :)

Krasses Gegenteil jetzt mein Mann. Obwohl hochqualifiziert bekam er nur einen fünfmonatigen Arbeitseinsatz bei einer Zeitarbeitsfirma. Für nen Appel und nen Ei, für einfache Fahrt 1 1/2 Stunden. :verwirrt:

Nachdem der Auftrag auslief, verlor mein Mann natürlich gleich den Job bei der Zeitarbeitsfirma.

Und das, Procten, das kreide ich an. Auch oder gerade ihr als Unternehmer seit zuständig dafür, das Arbeitssuchende auch eine Beschäftigung finden. Könnt ihr das nicht, hat bitte nicht euer Leiharbeitnehmer dafür gerade zu stehen.

Bei mir damals, wenn ich mal keinen Einsatz hatte, habe ich Gardinen aufgehängt bei der Zeitarbeitsfirma. So what? Jedenfall nicht gleich rausgeschmissen. :sauer:

Ja, ich sagte nicht, dass Zeitarbeit ein Zuckersschlecken ist und das es dort nur fair zugeht. Aber in welcher Branche geht es nur nett zur Sache? Sogar als toll bekannte Arbeitgeber, wie zum Beispil die größte Fluggesllschaft aus Deutschland, deren Jobs heiß begehrt sind, geht teilweise mit ihren Leuten um, wie es keine Zeitarbeitsfirma schlimmer hinbekommen würde. Und alles mit Zustimmung des Betriebsrates.

Eine langjährige Mitarbeiterin eines Kunden aus der Lebensmittelindustrie rief mich letztens an, um mich zu fragen, ob sie einen Aufhebunsvertrag unterschreiben soll. Sie arbeitet bei einem der Größten Lebensmittelproduzenten der Welt seit über 20 Jahren im kaufmännischen Bereich! Sie hätte das Ding fast unterschrieben, weil ihr der Betriebsratsvorsitzende dazu riet und ihr erklärte, dass es ok sei.

Sogar bei der IGM werden Angestellte nicht immer fair behandelt. Ich kenne eine Person, die dort in leitender Position arbeitet. Als sie aus Karrieregründen einen Festvertrag gegen einen befristeten tauschte, hatte man ihr erklärt, den Vertrag entweder unbefristet zu verlängern, wenn das Projekt Erfolg hat, oder sie wieder im alten Job anstellen zu wollen. Als sie schwanger wurde, hat man den Vertrag schön auslaufen lassen gewartet, wie sie sich nach der Entbindung verhält. Erst als sie schriftlich erklärte, keinen Erziehungsurlaub zu nehmen und nach bereits 8 Wochen nach der Entbindung wieder die Arbeit aufnahm, hat sie den Vertrag bekommen. Wir reden hier von einer Alleinerziehenden Mutter von damals 32 Jahren!

Ich kann Dir ne Menge solcher netter Begebenheiten nennen, die sich keineswegs in der Zeitarbeit und auch nicht im Hilfsarbeiterbereich abspielten.

Eine andere hat Jahre lang versucht einen Behinderten gerechten Arbeitsplatz zu bekommen, weil sie aufgrund ihres krankhaften Darms nicht mehr im Kundenbereich arbeiten konnte, weil sie von einer Sekunde auf die nächste aufs Klo muss. Der Schwerbehindertenvertreter ignorierte das immer wieder und hat, um seine Karriere selber zu fördern, im Sinne des Arbeitgebers die Frau massiv gemobbt. Sie arbeitet dort immer noch, aber ißt den ganzen Tag nicht, um nicht aufs Klo zu müssen. Der Betriebsrat stellt sich dumm. Das Unternehmen macht jedes Jahr Milliardenumsätze.

Solche Sachen gibt es überall, aber da bezieht man es nicht automatisch auf die Branche.
 
So einen Fall wie den letzten kenne ich leider auch, und wenn du mit so etwas gestraft bist, sieht es sogar im öffentlichen Dienst nicht besser aus.
Solche Probleme nehmen die Leute entweder nicht ernst, oder sie sind ihnen so unangenehm, dass sie die Betroffenen am liebsten ganz weit weg haben wollen. In anderen Worten, statt Mitgefühl herrscht eher Ekel vor, und so wird dann auch reagiert.

(Nur bevor hier jemand denkt, "Procten übertreibt mal wieder oder dramatisiert".)
 
das die zeitarbeit "schuld" an der arbeitslosenquote ist? das halte ich für ein gerücht.

wie gesagt, ich kann NUR für die chemiebranche sprechen und auch NUR in nrw. probleme die es dort jetzt gibt, gab es damals nicht. zum einen wurden ausscheidende mitarbeiter durch auszubildende ersetzt, was jetzt nicht mehr passiert. zum anderen: es sind stellen frei. ALLE 4 stellen die ich via zeitarbeit besetzt habe, waren auch dauerhaft zu besetzen, weil schlicht und ergreifend mitarbeiter fehlten.

der witz ist: zeitarbeitskräfte werden firmenintern anders abgerechnet als ein normaler arbeitnehmer. das sind keine personalkosten. daher ist es einfacher, jemanden über zeitarbeit einzustellen.

obendrein kommt: der entleiher zahlt nur die wirkliche anwesenheit vom mitabeiter. also urlaub, krankheit usw werden nicht bezhalt. dazu fallen halt die ganzen firmeninternen zuschüsse (kantine, urlaubsgeld, weihnachtsgeld, fahrtkosten, betriebssport) weg. spart auch geld....

Das Problem ist, dass man sich alles so zurecht dreht, wie man will. Einmal heist es, dass Leiharbeitnehmerjobs nur sehr kurz dauern und mal, dass dauerhafte Stellen besetzt werden. Mal müsste man nach kurzer Zeit wieder gehen und mal hat man Jahre lang in einem Einsatz gesteckt.

Mal werden nur unqualifizierte Arbeiten angeboten und mal sind es qualifizierte Tätigkeiten. Mal hätte man übernommen werden sollen, was der Verleiher verhinderte und mal war eine Übernahme nie geplant.

Das alles mag seine Berechtigung haben, aber sehr gewiss kann ich Dir sagen, dass Beschäftigungsverhältnisse in der Zeitarbeit oft nicht wegen der Zeitarbeitsfirma frühzeitig enden, oder nicht zur Übernahme führen. Natürlich sehen die Betroffenen die Ursache dafür in den seltensten Fällen in ihrem eigenen Verhalten begründet.

Erst vor einigen Tagen hatten wir einen Mitarbeiter, der nach einem halbn Jahr und obwohl der Kunde sehr zufrieden war, nicht mehr dort eingesetzt werden konnte. Der Kunde hatte ihn zum Gespräch gebeten und wollte ihm eine. Festvertrag anbieten. Bei dem Gespräch und speziell bei der Frage, wie er sich die Zukunft im Unternhmen vorstelle, gab er zur Antwort, dass er sich diese Arbeit nicht auf Dauer vorstellen könne. Als der Kunde enttäuscht jemand anderen anforderte, konnte der besagte Mitarbeiter das nicht verstehen.

Unzählige Beispiele kann ich Dir nennen, bei denen Mitarbeiter kurz vor der Übernahme standen und wo es kurz vor dem Ziel, ja sogar oft bereits nachdem man sich schon einig war, es dann doch scheiterte, weil der Mitarbeiter dann plötzlich keine Überstunden mehr machen wollte, oder vor der Übernahme unbedingt mehrere Wochen Urlaub nehmen wollte, oder dann plötzlich unzuverlässig wurde, oder dann plötzlich schlechter arbeitete etc.

Genauso kommen unglaublich viele nachdem sie übernommen wurden, wieder zu uns zurück, weil es dann ohne uns nicht mehr klappt. Und warum klappt es dann nicht? Weil der Kunde nicht jede Woche Lohnvorschüsse Zahlen will, oder einm dabei hilft, Schulden abzuzahlen, Termine bei Behörden zu regeln, wichtige Überweisungen zu organisieren, Kin Verständnis dafür hat, dass man verschläft bzw. nicht dafür gesorgt wird, dass es trotzdem weitergeht, es nicht möglich macht, dass man mal wegen unwichtiger Dinge einen Tag frei bekommt, es nicht akzeptiert, wenn man 1 Woche frei braucht, wenn die Oma gestorben ist, dem Kunden keiner Märchen erzählt, weshalb der Mitarbeiter an diesem Tag fehlt, obwohl er in Wirlichkeit die Nacht durchgemacht hat und betrunken ist etc.

Wir machen eben nicht nur nichts und kassieren nur Geld, sondern dahinter steckt gerade bei Hilfsarbeiten ne Menge Aufwand und Arbeit.
 
Naja, in dem Fall hat deti doch schon mehr als deutlich gemacht, dass für ihn die Zeitarbeitsfirmen nicht die Schuldigen für, sondern höchstens die Nutznießer der Misere sind, und die Wurzel des Problems eher bei den Konzernen liegt, die sich Arbeitskräfte dort leihen.

Das hat doch wenig oder nichts mit deinen Beispielen zu tun. Er wurde ja nicht entlassen, sondern immer weiter beschäftigt, aber halt nicht übernommen (nichtmal befristet), obwohl die Arbeit länger vorhanden war. Weil's für die Firma so einfach günstiger kam.

Mein oben erwähnter Bekannter hat auch jahrelang für dieselbe Firma gearbeitet, am Ende sogar als Schichtführer. Er hatte aber bis dahin schon zwei Kinder, die Firma zahlte einen Familienzuschlag (für Schichtarbeit? Keine Ahnung), und wenn eine Stelle fest zu vergeben war, wurde am Ende grundsätzlich jemand neues, jüngeres eingestellt, bei dem das nicht nötig war. So einfach.

Auch hier kann die Zeitarbeitsfirma nichts dafür, der Mitarbeiter aber auch nicht.

Ich sage darum nicht, dass Zeitarbeit abgeschafft werden sollte. Mein Bekannter war sehr froh, als frisch arbeitslos gewordener frisch gebackener Vater überhaupt etwas zu finden.

Ich denke aber schon, dass es unter Umständen vielleicht möglich wäre, gewisse Auswüchse des Ganzen zu unterbinden. Oder zumindest wünschenswert.
 
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