Lana schrieb:
Das sehe ich etwas anders. Aus meinen praktischen Erfahrungen heraus, kann ich sagen, dass es natürlich meistens so ist, dass der Täter einen Grund für sein Handeln hatte und sich durch das spätere Opfer provoziert fühlte. Aber oftmals sind diese "Gründe" in Wirklichkeit keine.
Da werde ich dir ganz gewiss nicht widersprechen.
Um ein Beispiel zu nennen: Autofahrer1 weiß nicht, dass man innerorts bei mehreren Fahrstreifen auch rechts überholen darf und ist deshalb empört, dass Autofahrer2 dies macht und startet deshalb eine "Blockieraktion".
OT: Das wusste ich auch nicht... (dachte, das gilt nur, wenn sich auf beiden Fahrstreifen Kolonnen gebildet haben?) Blockieren würde ich darum aber niemanden.
Wenn Autofahrer1 ihn jetzt wegen Nötigung im Straßenverkehr anzeigt, hat er selbst "nichts getan".
Huch? - Jetzt verwirrst du mich. Warum sollte der blockierende Autofahrer 1 Autofahrer 2 auch noch anzeigen? Und wer hätte dann nichts gemacht?
Vermutlich meinen das doch eben
beide!
Lass es mich für diesen konkreten Fall so beschreiben. Ich sehe da zwei Möglichkeiten.
Möglichkeit 1: Hundehalterin ging friedlich ihres Weges (
oder hat einen Moment nicht aufgepasst, sodass sie die Vorgeschichte gar nicht mitbekommen hat), und fiel tatsächlich aus allen Wolken, als jemand brüllend und um sich schlagend auf ihren Hund los ist. Und war dann so baff, dass sie gar nichts machen
konnte, als der Typ auch sie noch angebrüllt hat.
Hat ihn dann aber, nachdem sie sich von ihrem Schock wieder erholt hat, angezeigt, weil ihr das ganze Erlebnis einfach nen Tacken zu viel war.
Möglichkeit 2: Hundehalter und Jogger bewerteten die Aktion des Hundes total unterschiedlich. Hundehalterin fand das nicht so schlimm, Jogger fand es hingegen höchst ärgerlich und unangenehm, von einem überenthusiastischen Labbi angesprungen (und evtl. eingesaut) zu werden und reagierte mit Fautstschlägen.
Nicht nur er hatte einen schlechten Tag, und die Hundehalterin stellte ihn sofort wegen dieser in ihren Augen überzogenen Reaktion zur Rede, woraufhin er sie auch noch anbrüllte und sogar schüttelte, und dann seiner Wege ging. (Ja, auch das wäre immer noch eine Überreaktion, nicht nett, und gehört sich so nicht - allerdings fände ich es unter diesen Umständen weniger "verstörend", als so "ein Wort ergab das andere"-mäßig...)
Da die Dame aber in Bezug auf ihre eigene Rolle möglicherweise kein ausgeprägtes Untrechtsbewusstsein hatte (sie
wollte den Hund ja einfangen, war aber nicht schnell genug, der Hund
wollte nur spielen, der
Mann hat überreagiert) erwähnt sie ihre eigene Rolle bei der Entstehung des Konfliktes eben
nicht...
Das ist eben das, was ich mit dem Verweis auf den Kindergarten meine. Das fehlende Unrechtsbewusstsein in Bezug auf die eigene Person, bei der immer nur darauf verwiesen wird, was andere grade machen... scheint erstmal sehr menschlich zu sein. Und manche Leute behalten so eine Einstellung in etwas abgemildeter Form bis ins Erwachsenenalter.
Hörst du denen zu, dann passieren ihnen gefühlt "ständig" solche Sachen, und irgendwelche Leute reagieren "aus heiterem Himmel" aggressiv auf sie. Aber eigentlich sind ja immer sie das Opfer. Und davon sind sie auch felsenfest überzeugt. Womit sie ihre Umwelt gegen sich aufbringen, fällt ihnen nämlich in der Regel gar nicht auf...
Vielleicht gibt es sogar noch x andere Möglichkeiten. Diese beiden halte ich persönlich für gleichermaßen realistisch, aber was nun wie war, weiß ich ja auch nicht.
Lana schrieb:
Ich will in dem Fall nicht spekulieren, aber schon in den Kommentaren findet sich fast am Anfang gleich ein "da herrscht doch Leinenzwang", was dann von einem weiteren Kommentator widerlegt wird, weil da anscheinend nur in der "Saison" Leinenzwang herrscht. Sowas bietet natürlich auch Konfliktpotenzial. Ob so etwas eine Rolle gespielt hat, weiß ich natürlich nicht
Schon möglich. Sowas ist natürlich schwierig, wenn sich dann beide Seiten im Recht fühlen, da stimme ich dir zu.