Ich wollte "schon immer" einen Hund (genauso wie ein Pony, eine Katze und mindestens ein Meerschweinchen, Wellensittiche und...
)
Den ersten bekamen wir, als ich 10 war - die Hündin eines Bekannten meiner Eltern hatte Welpen, der Besitzer hat sie nicht alle losgekriegt und meinem Vater auf dem etwas feuchtfröhlichen Schützenfest einen davon "für die Kinder" aufgeschwatzt. Der mochte - einmal wieder nüchtern - nicht nein sagen, auch wenn meine Mutter im Dreieck gesprungen ist.
Sie hatte Angst vor Hunden, und wir hatten alle keine Ahnung - das waren super Voraussetzungen, wenn man es mal genau nimmt.
Aber vielleicht war das auch durchaus Schicksal, denn der Hund war von der Grundkonfiguration her alles andere als einfach (zB sehr territorial und nicht der allerhellste, in heimischer Umgebung auch durchaus streitlustig, mit Schutztrieb gesegnet), und darum bin ich durchaus als Hundehalter sozusagen mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass das Zusammenleben mit Hund nicht immer einfach ist und gewisse Kompromisse erfordert.
Aufgrund eines Herzfehlers (er war zur Hälfte Dalmatiner) wurde er leider nur knappe 6 Jahre alt. Wir hatten danach noch andere Hunde, immer aus Upps-Würfen (auf dem platten Land war das früher - damit meine ich, vor 20, 25 Jahren - halt so), die alle völlig unterschiedlich waren und wo jeder seine eigenen Macken hatte.
Als mein Mann und ich aus der Stadt wieder mehr auf's Land und ins eigene Häuschen gezogen sind, wollte ich langfristig auch wieder einen Hund. Und eigentlich hatte ich an was kleineres gedacht, entweder einen Mix aus dem Tierheim, oder einen Sheltie.
Dann hatte ich beruflich zufällig relativ kurzfristig im Tierheim zu tun - und wie es sich so ergab, musste ich dort recht lange warten, bis ich an der Reihe war, und es war schweinekalt. Also bin ich übers Gelände gelaufen und habe mir Hunde angesehen (weil was anderes nicht frei zugänglich war).
Und kam dann irgendwann auch an den Zwinger vom Spacko, und der stand da und guckte mir angestrengt direkt ins Gesicht, und da
wusste ich, das wird mein Hund. (Was ich damals
nicht wusste, war, dass er ja eigentlich schielte, und
immer so angestrengt guckte, wenn er was scharf sehen wollte und sich etwa fragte, ob er eine bestimmte Person kennt oder nicht...
).
Okay, ich hatte einen Sheltie gewollt, udn ich denke bis heute, das wäre auch eher ein Hund für mich gewesen. Ich mochte Dobis, aber ich hatte ganz sicher nie selbst einen Dobi gewollt, ich war nicht wahnsinnig und kannte meine Grenzen. Dachte ich. Und dann sah ich diesen Hund und es machte Bamm. Ich wollte nicht grundsätzlich einen Dobi. Oder irgendeinen Dobi. Ich wollte diesen Hund, oder keinen.
Na, egal - ich hab jedenfalls etwas später bei besserem Wetter die Chance auf einen Spaziergang mit ihm genutzt (fand es anstrengend, aber da noch durchaus schaffbar), den GG unter einem Vorwand mit ins TH geschleift (der fand ihn auch ganz okay) - allerdings musste ich, bevor ich ihn hätte aufnehmen können, nochmal für drei Monate zur Arbeit nach Süddeutschland, was dem TH gar nicht schmeckte. - Und in der Zwischenzeit hatte ihn das TH dann nach eigenen Angaben mithilfe einer Rasseorganisation nach Norddeutschland vermittelt und er war weg.
Dann hatte ich (ich war schon immer zu clever für mein eigenes Wohlbefinden) nach etwa einem Tag Bedröppeltsein einen Geistesblitz, und ich schaute mal auf der Webseite der Orga nach. Und da stand der Hund, untergebracht auf einer Pflegestelle relativ nah an meiner alten Heimat, zur Vermittlung. Weil ihn im TH hier vor Ort ja angeblich keiner haben wollte.
Naja, lange Rede, kurzer Sinn - nach diversen Telefonaten mit der Orga und zwei Besuchen in der Pflegepension durften wir ihn dann zu meiner großen Freude übernehmen.
Wenige Wochen später wünschte ich mir doch sehr, ich wäre vielleicht weniger hartnäckig gewesen, denn der Hund war nicht nur durch den Umzug in die Hundepension durch den Wind, der war auch medizinisch eine Groß- und ansonsten eine Dauerbaustelle. Und ich dem definitiv nicht gewachsen, und der GG noch weniger.
Es folgten ein paar sehr harte Jahre, in denen ich allerdings viel über Hunde (und auch über mich selbst) gelernt habe. Es stellte sich dann irgendwann heraus (leider recht spät), dass ein Großteil seines Verhaltens tatsächlich auf schwere gesundheitliche Probleme zurückzuführen war und er durch die Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas an vielen körperlichen und "psychischen" Beeinträchigungen litt. Wir konnten ihn mit medikamentöser Hilfe etwas stabilisieren, aber so richtig "gut" geworden ist das nie.
Das Tragische daran war, dass er abgesehen davon, also unter alledem, eigentlich genau der Hund war, den ich dort im Tierheim "gesehen" hatte. Er war zwar nicht "klar im Kopf" (wie auch?), hatte aber einen wirklich guten Charakter, eine tolle Persönlichkeit - der war wirklich ein klasse Hund, extrem menschenfreundlich und im Haus völlig problemlos zu halten. (Sonst hätten wir ihn auch nicht einfach so behalten können.)
Um Artgenossen mussten wir allerdings zwangsläufig weite Bögen machen, die hätte er wohl lieber tot als lebendig gesehen. Oder zumindest hat er sich so aufgeführt.
Hätten wir etwas einsamer gewohnt und nicht sozusagen mitten in einem Hundeauslaufgebiet (das man erstmal durchqueren musste, um in Ruhe wo spazierenzugehen, wo nich ständig andere Hunde herumlaufen), wäre es sich auch alles nicht so dramatisch geworden.
Aber so passte alles denkbar schlecht zusammen.
Wir haben ihn trotzdem bis zum Schluss behalten, und zu meiner Verzweiflung war ich am Ende sogar irgendwo froh, dass es vorbei war, denn das letzt halbe Jahr war durch Wechselwirkungen der Medikamente, die er am Ende nehmen musste, wieder extrem anstrengend gewesen...
Trotzdem war es "zu früh" - auch wenn ich weiß, dass ich es nie geschafft hätte, ihn so zu führen, wie er es braucht, hätte ich mir gewünscht, wir hätten die Zeit und die Gelegenheit gehabt, das wieder gradezubiegen, was ich in den ersten Jahren durch gut gemeinte aber letztlich schlecht gewählte Trainingseinsätze und die (erst recht späte korrigierte) Entscheidung, nach zig Allergien und einer chronischen Darmentzündung und diesem und jenem und welchen den Kopf (das Gehirn) nicht auch noch genau anschauen zu lassen, weil eigentlich das Geld auch erstmal alle war, vergurkt hatte.
Kam aber nie dazu, und so hat die Geschichte, wenn man so will, eigentlich kein Happy-End. Weil ich zwar gespürt habe, dass dieser Hund ganz schnell und dringend ein gutes Zuhause braucht (und geglaubt habe, bei mir hätte er eines) - ich ihm aber letztlich nicht das geben konnte, was er dafür gebraucht hätte. - Und leider auch keinen anderen gefunden habe, der das gekonnt hätte.
Okay, auch nicht angestrengt und abgezockt genug danach gesucht, denn ich hatten die olle Quietschnase doch sehr, sehr gern und hab immer noch gehofft, ich krieg das hin mit ihm. Hätte ich vielleicht auch, wenn ich nicht schwanger geworden wäre...
So viele hättes und wenns... am Ende einer sehr hoffnungsvoll begonnenen Geschichte. Ist halt manchmal so.
Wobei ich denke, der Spacko war irgendwo genau so mein Hund, wie ich das immer gedacht habe. Ich wünschte mir nur, eigentlich bis heute, ich wäre etwas mehr der richtige Mensch
für ihn gewesen.