Hi,
Den selben Effekt kann man mit der positiven Bestärkung erreichen. Allein darum geht es mir.
Nein, kann man nicht, zumindest nicht so, wie du "positive Bestärkung" definierst. Ich sehe die Hunde beider "Fraktionen", und das Bild ist sehr eindeutig
.
Der Leinenruck zum Aktivieren ist
nichts Negatives, auch wenn du es hundertmal so hinstellst. (durch die Gegenüberstellung mit "positiv verstärken"
)
Er ist selbst eine Art "Click", aber
vor dem Verhalten. Bevor jemand die Augen rollt, ich kenne Clickerarbeit, keine Sorge
. Lasst mich meine Formulierung erklären:
Damit meine ich, er versetzt einen Hund in einen ähnlichen (freudigen) Erregungszustand wie ein Click, nur dass er durch die taktile Komponente noch einen zusätzlichen Effekt hat, der vermutlich durch eine physiologische Reaktion der Nerven bedingt ist.
Ich bin sicher, dass ein Hund 4 mm näher ans Hosenbein herangeclickert werden werden kann.
Och Dieter, jetzt hör' doch bittebitte-mit-Zucker-obendrauf auf zu unterstellen, dass ich von Korrekturen spreche
. Der Leinenruck, um den es mir geht, korrigiert keine Handlung. Er führt auch nicht zu einer exakteren Arbeit oder einer clickerbaren Verhaltensänderung.
Er verursacht vielmehr einen Zustand, der den Ausdruck einer Arbeit und as Lernvermögen verändert. Ich ringe selbst um Worte, denn es ist schwer auszudrücken. Beim E-Gerät kann ich es erklären bzw. verweise wieder auf das Buch von Schwitzgebel, da ist es mit Gehirnströmen und allem zipp und zapp erklärt.
Beim Leinenruck fehlen diese Untersuchungen, also versuche ich es anders.
Nehmen wir mal zwei perfekte Unterordnungen, beides 100er. Beim einen Hund sagt man "schön gemacht, sehr korrekte Arbeit". Beim zweiten hält man während der Vorführung vor Begeisterung die Luft an, obwohl er eigentlich das gleiche tut. Und jetzt kommt der Punkt: Wahrscheinlich würdest du (und viele andere) gar nicht die Luft anhalten, weil du den Unterschied nicht siehst oder den ganzen Zirkus eh krank findest. Das ist ja auch völlig in Ordnung so und natürlich hat "mein" Ruck in deiner Welt nix verloren. Deswegen ist er aber nichts Böses oder Schädliches - der Hund muss nichts "erleiden", er wird nicht "verletzt", er wird nicht "korrigiert". Und genau deshalb kann man den Ruck
nicht ersetzen.
Ich clickere Hunde zu Show-Ausstellungs-Körperhaltungen, die sonst mit der Hand an Hals hochgehalten und die Rute von der Hand gestütztwerden muss. Nur das die von mir trainierten Hunde ohne Einwirkung des Menschen an Hals und Rute showtechnisch perfekt stehen. Wenn das geht, geht auch ein dichteres Laufen, ein noch gereckterer Hals, ein noch zügigeres Laufen, was auch immer.
Wie gesagt, ich kenne die Clickerarbeit. Dein Enthusiasmus in allen Ehren, aber es gibt tatsächlich Grenzen der Clickerarbeit. Zum Beispiel da, wo physiologische Gegebenheiten die Grenzen setzen.
Zum
bösen Ruck:
Dogschief schrieb:
Unsere Familienhunde sind zum Glück nicht so abgeschieden und werden daher auch nicht so "extrem" trainiert.[...]Ich sage mal, aus meiner ganz persönlichen Sicht, dass der Hund ja immer noch die Wahl hat, seinen Gegner anzugreifen, den Hasen zu jagen, oder aber den Ball zu holen.
Für "Extreme" braucht es keine Abgeschiedenheit. Da reicht ein Windhund auf der Jagd, ein Mali im Schutzdienst, ein Border beim Hüten. Diese Hunde haben zunächst mal
keine Wahl. Du hast Recht, da könnte man jetzt super in die Genetik einsteigen, das würde aber tatsächlich den Rahmen sprengen.
Dennoch, solche Hunde können nicht so gearbeitet werden wie andere. Ball auf dem Spaziergang z.B. - ich kenne mehrere Hunde, wo das flachfällt, dann gibt's nämlich keine normalen Spaziergänge mehr. Futter? Geht auch manchmal nicht, denn auch der Futtertrieb (Futter
motivation von mir aus
)) ist bei einigen Hunden zu stark. Das endet dann in zwei Stunden Fuß statt Spaziergang. Also lässt man es weg - und hat wieder das Problem "Jagen", oder "andere Hunde", oder "andere Menschen". Bei solchen Hunden wäge ich sehr genau ab, ob da möglicherweise eine Korrektur stressfreier für den Hund ist. Meiner Ansicht nach ist es das manchmal. Und beim richtigen Timing klappt das durchaus. Die anschließende Belohnung führt dann auch im Gegensatz zum "nur positiv" nicht zu einem "Dauererwartungsstress".
Auch du kennst doch sicher die Kehrseite des Clickerns? Völlig durchgeknallte Viecher, die beim Anblick des Clickers quasi "panisch freudig" sämtliche Positionen und Tricks im Schnelldurchlauf präsentieren? Wo der konditionierte Speichel fliegt? Also wenn
das kein "Schaden" ist weiß ich es nicht
.
@Step: Ich meinte Strafe als "positive Strafe" im Sinne von Sabine Winkler's Buch, also "Negativeinwirkung, um ein bereits gezeigtes Verhalten zu strafen".
LG
Mareike (die sich gerade ernsthaft fragt, wie man ein aussagefähiges EEG bei einem aussagefähigen
)) Hund macht - bzw. ganz viele bei verschiedenen Hunden, wegen der Repräsentativität
)