WHeimann
11.04.2001
Krematorium: Verfahren verzögert sich
Wesel. Die bereits lange Geschichte "Tierkrematorium Lackhausen" wird um ein Kapitel erweitert. Der Sprecher des Staatlichen Umweltamtes (StUA), Bernd Lemke, bestätigte gestern auf Anfrage, dass die Bezirksregierung bei der Genehmigung ein gewichtiges Wörtchen mitspricht, die vom StUA eingeschaltet wurde.
Die Düsseldorfer Behörde prüft jetzt, ob dem Bau eines Tierkrematoriums eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) voraus gehen muss. Erst wenn diese Frage geklärt ist, geht´s weiter im Verfahren.
Kommt die Bezirksregierung zu dem Ergebnis, eine UVP sei erforderlich, bleibt das gesamte Verfahren in Düsseldorf. Der Regierungspräsident steckt dann den Rahmen für die Untersuchung ab, die viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Es bestehe natürlich auch die Möglichkeit, so Lemke, dass die UVP-Frage verneint wird. Dann wird das Duisburger Umweltamt wieder Herr des Verfahrens.
Das Bauordnungsamt der Stadt ist bei dem in der Öffentlichkeit umstrittenen Projekt außen vor. Es darf zwar seine Meinung äußern, doch entschieden wird anderswo. Entweder in Duisburg oder in Düsseldorf. Anlagen wie Tierkrematorien müssen nämlich nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz behandelt werden. In Deutschland gibt es übrigens nur ein Krematorium, und das bietet seine Dienste in München an.
Tierarzt Drs. Frans Evers, Antragsteller für das Projekt in unmittelbarer Nähe des Tierheims Lackhausen, hat bereits vor fünf Jahren die "Cremare GmbH" gegründet, die laut Werbung im Internet "eine würdige, umweltfreundliche und kostengünstige Alternative der Kleintierkörperentsorgung" für alle Hunde- oder Katzenbesitzer anbietet. Die Einäscherung, sicherlich für viele Tierfreunde eine Alternative zur üblichen Abdeckerei, ist allerdings bisher nur in den Niederlanden möglich. Die Preise differieren zwischen 78 (bis fünf Kilo) und 426 Mark (über 40 Kilo). Hinzu kommen noch Transportkosten von 60 Mark pro Tier.
Die Meinungen zum Tierkrematorium Lackhausen, das mit moderner Filtertechnik ausgestattet werden soll und rund 1,5 Millionen Mark kostet, gehen in Öffentlichkeit und Politik stark auseinander. Die SPD befürwortet eine "Kleintierverbrennung", lehnt jedoch eine "Anlage zur Tierverwertung" entschieden ab. Die FDP ist dafür, die FWG ebenfalls. Der BUND spricht sich - wie viele Tierfreunde - gegen den Evers-Plan aus. Er kritisiert zum einen "die menschlichen Beerdigungsritualen nachgeäffte Form der Beseitigung von Leichen" und zum anderen die unmittelbare Nähe zum Tierheim. Dieses Argument vertreten auch Tierschützer: "Evers soll seine Klientel weiter bei seiner Firma Cremare in Holland bedienen." Außerdem: Eine solche Anlage gehört nicht in ein Landschaftsschutzgebiet.
Der Tierarzt und Antragsteller hatte in der Vergangenheit stets sein Unverständnis über die Proteste geäußert. Es gebe weder Geruchs- noch Lärmbelästigungen, jeder offene Kamin eines Wohnhauses würde die Umwelt stärker belasten als der Verbrennungsofen.
Von HANSGERT LINDEKAMP
WHeimann
Hundeschule des Tierschutzverein Iserlohn e.V.
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