Es hat nichts mit Hunden zu tun, ich weiß, aber vielleicht kann es ja ein oder zwei Tage stehen bleiben und dann gelöscht werden.
Danke Merlin
----------------------------------------------------------------------
B.Z 03.11.2000
Kokain auch hier, im würdigsten Haus Deutschlands
Wie viele Abgeordnete (oder deren Mitarbeiter) sind süchtig?
Die Bombe platzte um 22.41 Uhr. Ein Beitrag im TV-Magazin "Akte 2000"
(Sat.1) zeigte: Auf den Toiletten im Reichstag befinden sich Spuren von
Kokain. Und zwar in den WC-Anlagen der Abgeordneten und
Bundestagsmitarbeiter.
An 28 WCs hatte Reporter Martin Lettmayer Wischproben entnommen. Die ließ
er von Prof. Dr. Fritz Sörgel im Institut für biomedizinische und
pharmazeutische Forschung (IBMP) in Nürnberg untersuchen.
Das Ergebnis: Die Droge Kokain findet sich offensichtlich auch im
Bundestag. 22 der 28 genommenen Proben waren positiv. Höchster Wert: 1,10
Mikrogramm. Gemessen neben den Räumen einer Bundestagsfraktion.
"Bei den Werten hätte jeder Drogenhund angeschlagen", so eine Sprecherin
von Sat.1.
Reporter Lettmayer: "Bei welcher Partei das war, will ich aus Gründen der
Fairness nicht sagen." Fast alle getesteten WCs waren nur Abgeordneten,
Mitarbeiten und der Presse zugänglich. Keinen Reichstags-Besuchern.
Koks im Parlament. Natürlich kann niemand sagen, ob die Abgeordneten
tatsächlich das weiße Pulver nehmen. Oder ob sie es nur zufällig an ihrer
Kleidung in den Reichstag getragen haben. Aber - es ist da.
___________________________
Wer ist der Koks-Reporter?
Er heißt Martin Lettmayer und arbeitet für eine freie
Produktionsgesellschaft. Im Auftrag von Ulrich Meyers Sendung "Akte 2000"
liefert sie Fernsehbeiträge. Lettmayer: "Kokain-Untersuchungen sind mir
nicht fremd. Ich habe schon einen ähnlichen Test auf den Toiletten des
Münchner Oktoberfests gemacht. Die Werte waren erschreckend hoch."
Wer hat getestet?
Hinter der Untersuchung steckt Prof. Dr. Fritz Sörgel. Der Pharmakologe
ist ein anerkannter Experte im Nachweis kleinster Arzneimittelrückstände
und Drogenspuren. "Der Reporter kam auf mich zu und fragte, ob ein Test in
dieser Form möglich wäre. Am liebsten hätten wir die Proben mit Hilfe
einer Methanol-Schicht entnommen. Aus Zeitgründen haben wir auf sterile
Sakrotan-Tücher zurückgegriffen. Die sind auch in Ordnung, Methanol hätte
aber noch mehr Spuren aufgenommen, noch höhere Werte gebracht. Aber auch
so war das Ergebnis erschreckend."
____________________________
Das sagen prominente Politiker
Ich sehe überhaupt keinen Handlungs-Bedarf.
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse
Zum einen ist das so genannte Testverfahren absolut unseriös. Das
angebliche Ergebnis hat für mich den Charakter einer Behauptung, nicht
mehr. Und diese rufschädigende Behauptung kann jeder aufstellen. Die
Toiletten im Reichstag werden von sehr vielen Menschen benutzt, darunter
auch von vielen Fremden. Auch aus diesem Grund kann man aus dem
zweifelhaften Test keinerlei Rückschlüsse auf einen eventuellen Kokain-
Konsum von Bundestagsangehörigen ziehen.
---------------------------
Es gibt keine drogenfreien Räume.
Hubert Hüppe (CDU), drogenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion
Wir im Bundestag sind auch keine besseren oder schlechteren Menschen als
alle anderen. Wer glaubt, dass von den 650 Abgeordneten nicht der eine
oder andere auch mal dazu kommt, Drogen zu nehmen, ist naiv. Wir sind eine
Gruppe, die ständig fit sein muss, die meistens weg ist von Zuhause und
dadurch relativ isoliert, die aber ständig Leistung bringen muss, wach
sein muss und auch Niederlagen verkraften muss. Warum sollte da nichts
passieren? Wenn einer depressiv ist, aber Leistung bringen muss, kann ich
nicht ausschließen, dass er Drogen nimmt - das Geld dafür ist bei uns
Bundestagsabgeordneten ja vorhanden.
-------------------------
Ich persönlich kenne keinen Kollegen, der Kokain konsumiert.
Ulla Jelpke, drogenpolitische Sprecherin der PDS
Doch es ist wahrscheinlich, dass eine Institution wie der Bundestag, der
viel Stress produziert, auch solche Erscheinungen produziert. Ich kann es
mir vorstellen, dass es auch im Bundestag Drogen gibt. Die Konsequenzen
daraus muss jeder persönlich ziehen - aber vielleicht könnte man als
Konsequenz auch den Bundestag entstressen?
----------------------------
Die Schreckensspur des Kokain geht noch weiter
Auch im Landtag, debis-Haus, Adlon und der Börse Kokain
Die Sat.1-Reporter testeten nicht nur die Toiletten des Reichstags auf
Koks-Spuren, sie nahmen auch in vier weiteren Berliner Objekten Proben.
Erschreckend: Überall gab es positive Werte. Auf fast jedem stillen
Örtchen wurden Spuren der Droge gefunden. In den betroffenen Firmen ist
man erschrocken, denkt nun diskrete Kontrollen nach. Matthias Apel vom
Drogenreferat des Berliner Senats: "Kokain ist eine Droge, die dem
Rhythmus unserer Zeit entspricht. Man muss immer im Einsatz sein,
permanent Leistung bringen. An die Folgen denkt niemand."
Abgeordnetenhaus
Fünf Proben wurden genommen. Alle positiv, höchster Wert: 2,86
Mikro-Gramm. Eine Sprecherin zur BZ: "Die Proben stammten von Toiletten
neben dem SFB-Studio und den Presseräumen. Es gab ein sehr unerfreuliches
Gespräch mit Ulrich Meyer von Sat.1. So viel Arroganz ist uns selten ins
Gesicht geweht. Er weigerte sich, die Untersuchungsergebnisse
preiszugeben." Parlamentspräsident Führer will heute bei Sat.1 vorstellig
werden.
----------------------------
Die Berliner Justiz ist bereits aktiv geworden. Staatsanwälte haben sich
gestern eine Aufzeichnung des Sat.1-Beitrags angesehen. Justizsprecherin
Anja Teschner zur BZ: "Wir haben von Sat.1 das Beweismaterial erbeten. Das
werden wir jetzt auswerten." Vielleicht werden schon heute die
Ermittlungen aufgenommen.
Müssen jetzt alle Abgeordnete zum Drogentest?
Nein. Jeder Abgeordnete genießt Immunität. Das heisst, er darf nicht
verhaftet und festgehalten werden, ausser er wird auf frischer Tat bei
einer Straftat ertappt. Die Immunität kann nur vom Parlament mit einem
Mehrheitsbeschluss aufgehoben werden. Aber: die Staatsanwaltschaft darf
Ermittlungen gegen Politiker aufnehmen. Mit der Einschränkung: Der
Abgeordnete kann nicht von ihr verhört werden.
---------------------------
Sind Abgeordnete süchtiger als andere Bürger?
"Ganz unabhängig von diesem Bericht ist es ein Allgemeinplatz, dass es in
unserer Gesellschaft keine drogen- und suchtfreien Bereiche gibt", sagt
Christa Nickels (B90/Grüne), Beauftragte der Bundesregierung für
Drogenfragen. "Gerade Bereiche, wo es einen hohen Leistungsdruck gibt -
Management, Sportbereich, Journalismus und auch Politik - sind gefährdet."
--------------------------
Wie gefährlich ist die Nähe zwischen Politikern und Dealern?
Matthias Apel vom Drogenreferat der Berliner Senats: "Wie man am Fall Daum
sieht, können Kokain-Konsumenten Realitätsverlust erleiden. Wenn das in
entscheidenden Positionen geschieht, kann das schon sehr problematisch
werden."
---------------------------
9 Fragen zur Kokain-Enthüllung
Wer ist der Koks-Reporter?
Er heißt Martin Lettmayer und arbeitet für eine freie
Produktionsgesellschaft. Im Auftrag von Ulrich Meyers Sendung "Akte 2000"
liefert sie Fernsehbeiträge. Lettmayer: "Kokain-Untersuchungen sind mir
nicht fremd. Ich habe schon einen ähnlichen Test auf den Toiletten des
Münchner Oktoberfests gemacht. Die Werte waren erschreckend hoch."
Wer hat getestet?
Hinter der Untersuchung steckt Prof. Dr. Fritz Sörgel. Der Pharmakologe
ist ein anerkannter Experte im Nachweis kleinster Arzneimittelrückstände
und Drogenspuren. "Der Reporter kam auf mich zu und fragte, ob ein Test in
dieser Form möglich wäre. Am liebsten hätten wir die Proben mit Hilfe
einer Methanol-Schicht entnommen. Aus Zeitgründen haben wir auf sterile
Sakrotan-Tücher zurückgegriffen. Die sind auch in Ordnung, Methanol hätte
aber noch mehr Spuren aufgenommen, noch höhere Werte gebracht. Aber auch
so war das Ergebnis erschreckend."
Wo wurde getestet?
Das Institut von Prof. Sörgel befindet sich in Nürnberg-Heroldsberg. In
erster Linie werden hier Arzneimittelrückstände in Lebensmitteln
nachgewiesen. Das braucht man für den Verbraucherschutz. Denn zum Beispiel
Fleischhersteller dopen ihre Tiere gerne mit Wachstumshormonen.
Wie wurde getestet?
"Die Tücher mit den Wischproben wurden in Reaganzgläsern geliefert", so
Prof. Sörgel. "Im Institut haben wir mit Hilfe eines Lösungsmittels alle
Rückstände herausgefiltert. Dann wurden die Proben in einem international
anerkannten Massenspektrometer getestet. Die sicherste und exakteste
Methode, mit der man Drogen nachweisen kann."
Wie viel ist so ein Mikrogramm?
Die gefundenen Mengen sind extrem klein. Ein Mikrogramm entspricht einem
Millionstel Gramm. Aber auch wenn die Toiletten täglich gereinigt werden,
bleiben kleinste Rückstände.
Wer sendete den Mega-Skandal?
Fernsehproduzent Ulrich Meyer, 44. Er startete seine Karriere bei der
"Kölnischen Rundschau", ging dann zum Fernsehen. Seit 1995 läuft das
Reportagemagazin "Akte" auf Sat.1 (Dienstags, 22.15 Uhr).
Was sagen Drogen-Experten?
Dr. Benno Rießelmann, Leiter der Forensischen Toxikologie am Berliner
Landesinstitut, ist nicht überrascht: "Wir haben an unserem Institut mal
D-Mark-Scheine auf Kokain-Rückstände untersucht. Auf 90 Prozent davon
haben wir ähnliche Werte gefunden."
Wie kam das Kokain in den Reichstag?
Professor Ernst Klug, Gerichtsmediziner an der Freien Universität Berlin:
"Kokain kommt weder in der Luft, noch im menschlichen Körper vor. Es muss
jemand mitgebracht haben." Um es zu schnupfen. Oder aus Zufall: Weil sich
ein Abgeordneter in der U-Bahn zufällig auf einen Platz gesetzt hat, auf
dem vorher ein Kokainkonsument saß.
Was genau ist Kokain?
Kokain wird in Südamerika aus der Koka-Pflanze gewonnen. Als Pulver
schnupft man es oder reibt sich die Mundschleimhäute ein. Vor 100 Jahren
wurde es als Medikament benutzt. Seit den 20er Jahren Lieblings-Droge der
Schönen und Reichen.
===========================================================================
Man muß der BZ [ auch wenn es schwer fällt zugute halten, daß sie
wenigstens versucht hat, diesen Skandal öffentlich zu machen.
Alle anderen Medien deckeln, verniedlichen, schweigen oder sitzen aus.
[Sag' mir wer im Medienrat der Sendeanstalten sitzt ... und ich sag' Dir
was gebracht wird!
Nach altem Strickmuster wird nicht das Verwerfliche bekämpft, sondern der
Überbringer der schlechten Nachricht.
Für Politiker gelten also andere Maßstäbe.
Es ist ein Trauerspiel, was in dieser Bananen-Republik momentan so abgeht.
Danke Herr Matthias Apel vom Drogenreferat des Berliner Senats. Wie
erkannten Sie doch richtig ?
"Wie man am Fall Daum sieht, können Kokain-Konsumenten Realitätsverlust
erleiden. Wenn das in entscheidenden Positionen geschieht, kann das schon
sehr problematisch werden."
KEINE WEITERE FRAGEN MEHR EUER EHREN !
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Danke Merlin
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B.Z 03.11.2000
Kokain auch hier, im würdigsten Haus Deutschlands
Wie viele Abgeordnete (oder deren Mitarbeiter) sind süchtig?
Die Bombe platzte um 22.41 Uhr. Ein Beitrag im TV-Magazin "Akte 2000"
(Sat.1) zeigte: Auf den Toiletten im Reichstag befinden sich Spuren von
Kokain. Und zwar in den WC-Anlagen der Abgeordneten und
Bundestagsmitarbeiter.
An 28 WCs hatte Reporter Martin Lettmayer Wischproben entnommen. Die ließ
er von Prof. Dr. Fritz Sörgel im Institut für biomedizinische und
pharmazeutische Forschung (IBMP) in Nürnberg untersuchen.
Das Ergebnis: Die Droge Kokain findet sich offensichtlich auch im
Bundestag. 22 der 28 genommenen Proben waren positiv. Höchster Wert: 1,10
Mikrogramm. Gemessen neben den Räumen einer Bundestagsfraktion.
"Bei den Werten hätte jeder Drogenhund angeschlagen", so eine Sprecherin
von Sat.1.
Reporter Lettmayer: "Bei welcher Partei das war, will ich aus Gründen der
Fairness nicht sagen." Fast alle getesteten WCs waren nur Abgeordneten,
Mitarbeiten und der Presse zugänglich. Keinen Reichstags-Besuchern.
Koks im Parlament. Natürlich kann niemand sagen, ob die Abgeordneten
tatsächlich das weiße Pulver nehmen. Oder ob sie es nur zufällig an ihrer
Kleidung in den Reichstag getragen haben. Aber - es ist da.
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Wer ist der Koks-Reporter?
Er heißt Martin Lettmayer und arbeitet für eine freie
Produktionsgesellschaft. Im Auftrag von Ulrich Meyers Sendung "Akte 2000"
liefert sie Fernsehbeiträge. Lettmayer: "Kokain-Untersuchungen sind mir
nicht fremd. Ich habe schon einen ähnlichen Test auf den Toiletten des
Münchner Oktoberfests gemacht. Die Werte waren erschreckend hoch."
Wer hat getestet?
Hinter der Untersuchung steckt Prof. Dr. Fritz Sörgel. Der Pharmakologe
ist ein anerkannter Experte im Nachweis kleinster Arzneimittelrückstände
und Drogenspuren. "Der Reporter kam auf mich zu und fragte, ob ein Test in
dieser Form möglich wäre. Am liebsten hätten wir die Proben mit Hilfe
einer Methanol-Schicht entnommen. Aus Zeitgründen haben wir auf sterile
Sakrotan-Tücher zurückgegriffen. Die sind auch in Ordnung, Methanol hätte
aber noch mehr Spuren aufgenommen, noch höhere Werte gebracht. Aber auch
so war das Ergebnis erschreckend."
____________________________
Das sagen prominente Politiker
Ich sehe überhaupt keinen Handlungs-Bedarf.
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse
Zum einen ist das so genannte Testverfahren absolut unseriös. Das
angebliche Ergebnis hat für mich den Charakter einer Behauptung, nicht
mehr. Und diese rufschädigende Behauptung kann jeder aufstellen. Die
Toiletten im Reichstag werden von sehr vielen Menschen benutzt, darunter
auch von vielen Fremden. Auch aus diesem Grund kann man aus dem
zweifelhaften Test keinerlei Rückschlüsse auf einen eventuellen Kokain-
Konsum von Bundestagsangehörigen ziehen.
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Es gibt keine drogenfreien Räume.
Hubert Hüppe (CDU), drogenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion
Wir im Bundestag sind auch keine besseren oder schlechteren Menschen als
alle anderen. Wer glaubt, dass von den 650 Abgeordneten nicht der eine
oder andere auch mal dazu kommt, Drogen zu nehmen, ist naiv. Wir sind eine
Gruppe, die ständig fit sein muss, die meistens weg ist von Zuhause und
dadurch relativ isoliert, die aber ständig Leistung bringen muss, wach
sein muss und auch Niederlagen verkraften muss. Warum sollte da nichts
passieren? Wenn einer depressiv ist, aber Leistung bringen muss, kann ich
nicht ausschließen, dass er Drogen nimmt - das Geld dafür ist bei uns
Bundestagsabgeordneten ja vorhanden.
-------------------------
Ich persönlich kenne keinen Kollegen, der Kokain konsumiert.
Ulla Jelpke, drogenpolitische Sprecherin der PDS
Doch es ist wahrscheinlich, dass eine Institution wie der Bundestag, der
viel Stress produziert, auch solche Erscheinungen produziert. Ich kann es
mir vorstellen, dass es auch im Bundestag Drogen gibt. Die Konsequenzen
daraus muss jeder persönlich ziehen - aber vielleicht könnte man als
Konsequenz auch den Bundestag entstressen?
----------------------------
Die Schreckensspur des Kokain geht noch weiter
Auch im Landtag, debis-Haus, Adlon und der Börse Kokain
Die Sat.1-Reporter testeten nicht nur die Toiletten des Reichstags auf
Koks-Spuren, sie nahmen auch in vier weiteren Berliner Objekten Proben.
Erschreckend: Überall gab es positive Werte. Auf fast jedem stillen
Örtchen wurden Spuren der Droge gefunden. In den betroffenen Firmen ist
man erschrocken, denkt nun diskrete Kontrollen nach. Matthias Apel vom
Drogenreferat des Berliner Senats: "Kokain ist eine Droge, die dem
Rhythmus unserer Zeit entspricht. Man muss immer im Einsatz sein,
permanent Leistung bringen. An die Folgen denkt niemand."
Abgeordnetenhaus
Fünf Proben wurden genommen. Alle positiv, höchster Wert: 2,86
Mikro-Gramm. Eine Sprecherin zur BZ: "Die Proben stammten von Toiletten
neben dem SFB-Studio und den Presseräumen. Es gab ein sehr unerfreuliches
Gespräch mit Ulrich Meyer von Sat.1. So viel Arroganz ist uns selten ins
Gesicht geweht. Er weigerte sich, die Untersuchungsergebnisse
preiszugeben." Parlamentspräsident Führer will heute bei Sat.1 vorstellig
werden.
----------------------------
Die Berliner Justiz ist bereits aktiv geworden. Staatsanwälte haben sich
gestern eine Aufzeichnung des Sat.1-Beitrags angesehen. Justizsprecherin
Anja Teschner zur BZ: "Wir haben von Sat.1 das Beweismaterial erbeten. Das
werden wir jetzt auswerten." Vielleicht werden schon heute die
Ermittlungen aufgenommen.
Müssen jetzt alle Abgeordnete zum Drogentest?
Nein. Jeder Abgeordnete genießt Immunität. Das heisst, er darf nicht
verhaftet und festgehalten werden, ausser er wird auf frischer Tat bei
einer Straftat ertappt. Die Immunität kann nur vom Parlament mit einem
Mehrheitsbeschluss aufgehoben werden. Aber: die Staatsanwaltschaft darf
Ermittlungen gegen Politiker aufnehmen. Mit der Einschränkung: Der
Abgeordnete kann nicht von ihr verhört werden.
---------------------------
Sind Abgeordnete süchtiger als andere Bürger?
"Ganz unabhängig von diesem Bericht ist es ein Allgemeinplatz, dass es in
unserer Gesellschaft keine drogen- und suchtfreien Bereiche gibt", sagt
Christa Nickels (B90/Grüne), Beauftragte der Bundesregierung für
Drogenfragen. "Gerade Bereiche, wo es einen hohen Leistungsdruck gibt -
Management, Sportbereich, Journalismus und auch Politik - sind gefährdet."
--------------------------
Wie gefährlich ist die Nähe zwischen Politikern und Dealern?
Matthias Apel vom Drogenreferat der Berliner Senats: "Wie man am Fall Daum
sieht, können Kokain-Konsumenten Realitätsverlust erleiden. Wenn das in
entscheidenden Positionen geschieht, kann das schon sehr problematisch
werden."
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9 Fragen zur Kokain-Enthüllung
Wer ist der Koks-Reporter?
Er heißt Martin Lettmayer und arbeitet für eine freie
Produktionsgesellschaft. Im Auftrag von Ulrich Meyers Sendung "Akte 2000"
liefert sie Fernsehbeiträge. Lettmayer: "Kokain-Untersuchungen sind mir
nicht fremd. Ich habe schon einen ähnlichen Test auf den Toiletten des
Münchner Oktoberfests gemacht. Die Werte waren erschreckend hoch."
Wer hat getestet?
Hinter der Untersuchung steckt Prof. Dr. Fritz Sörgel. Der Pharmakologe
ist ein anerkannter Experte im Nachweis kleinster Arzneimittelrückstände
und Drogenspuren. "Der Reporter kam auf mich zu und fragte, ob ein Test in
dieser Form möglich wäre. Am liebsten hätten wir die Proben mit Hilfe
einer Methanol-Schicht entnommen. Aus Zeitgründen haben wir auf sterile
Sakrotan-Tücher zurückgegriffen. Die sind auch in Ordnung, Methanol hätte
aber noch mehr Spuren aufgenommen, noch höhere Werte gebracht. Aber auch
so war das Ergebnis erschreckend."
Wo wurde getestet?
Das Institut von Prof. Sörgel befindet sich in Nürnberg-Heroldsberg. In
erster Linie werden hier Arzneimittelrückstände in Lebensmitteln
nachgewiesen. Das braucht man für den Verbraucherschutz. Denn zum Beispiel
Fleischhersteller dopen ihre Tiere gerne mit Wachstumshormonen.
Wie wurde getestet?
"Die Tücher mit den Wischproben wurden in Reaganzgläsern geliefert", so
Prof. Sörgel. "Im Institut haben wir mit Hilfe eines Lösungsmittels alle
Rückstände herausgefiltert. Dann wurden die Proben in einem international
anerkannten Massenspektrometer getestet. Die sicherste und exakteste
Methode, mit der man Drogen nachweisen kann."
Wie viel ist so ein Mikrogramm?
Die gefundenen Mengen sind extrem klein. Ein Mikrogramm entspricht einem
Millionstel Gramm. Aber auch wenn die Toiletten täglich gereinigt werden,
bleiben kleinste Rückstände.
Wer sendete den Mega-Skandal?
Fernsehproduzent Ulrich Meyer, 44. Er startete seine Karriere bei der
"Kölnischen Rundschau", ging dann zum Fernsehen. Seit 1995 läuft das
Reportagemagazin "Akte" auf Sat.1 (Dienstags, 22.15 Uhr).
Was sagen Drogen-Experten?
Dr. Benno Rießelmann, Leiter der Forensischen Toxikologie am Berliner
Landesinstitut, ist nicht überrascht: "Wir haben an unserem Institut mal
D-Mark-Scheine auf Kokain-Rückstände untersucht. Auf 90 Prozent davon
haben wir ähnliche Werte gefunden."
Wie kam das Kokain in den Reichstag?
Professor Ernst Klug, Gerichtsmediziner an der Freien Universität Berlin:
"Kokain kommt weder in der Luft, noch im menschlichen Körper vor. Es muss
jemand mitgebracht haben." Um es zu schnupfen. Oder aus Zufall: Weil sich
ein Abgeordneter in der U-Bahn zufällig auf einen Platz gesetzt hat, auf
dem vorher ein Kokainkonsument saß.
Was genau ist Kokain?
Kokain wird in Südamerika aus der Koka-Pflanze gewonnen. Als Pulver
schnupft man es oder reibt sich die Mundschleimhäute ein. Vor 100 Jahren
wurde es als Medikament benutzt. Seit den 20er Jahren Lieblings-Droge der
Schönen und Reichen.
===========================================================================
Man muß der BZ [ auch wenn es schwer fällt zugute halten, daß sie
wenigstens versucht hat, diesen Skandal öffentlich zu machen.
Alle anderen Medien deckeln, verniedlichen, schweigen oder sitzen aus.
[Sag' mir wer im Medienrat der Sendeanstalten sitzt ... und ich sag' Dir
was gebracht wird!
Nach altem Strickmuster wird nicht das Verwerfliche bekämpft, sondern der
Überbringer der schlechten Nachricht.
Für Politiker gelten also andere Maßstäbe.
Es ist ein Trauerspiel, was in dieser Bananen-Republik momentan so abgeht.
Danke Herr Matthias Apel vom Drogenreferat des Berliner Senats. Wie
erkannten Sie doch richtig ?
"Wie man am Fall Daum sieht, können Kokain-Konsumenten Realitätsverlust
erleiden. Wenn das in entscheidenden Positionen geschieht, kann das schon
sehr problematisch werden."
KEINE WEITERE FRAGEN MEHR EUER EHREN !
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