Der Artikel ist in der Tat sehr spannend. Ich denke, dass es Faktum einerseits ist, dass 1) alles Leben auf Kosten anderem Leben lebt, 2) dass der Mensch Allesfresser ist, 3) Viehzucht und die damit verbundene Sesshaftigkeit des Menschen die Grundlage unserer Zivilisation ist, 4) auch der Einfluss von Fleischkonsum auf das Gehirn des Menschen kontrovers diskutiert wird (und damit meine ich nicht BSE!
), 5) dass Fleischkonsum (zumindest früher) keine Frage von Luxus und Geschmack, sondern von Überleben (war) ist. Man denke an die im Interview erwähnten indigenen Völker, die trotz Fleischkonsum eine Nähe zu ihren Tieren hatten (Zitat aus dem Artikel: Allerdings sollte man auch zwischen einer industriellen Gesellschaft mit Massentierhaltung und z.B. einer indigenen Jägergesellschaft unterscheiden. Wie gehen wir mit Jägergesellschaften wie den Inuit um, die Robben im ewigen Eis Grönlands jagen? Die in dieser kargen Landschaft ja gar nichts anderes haben als dieses Fleisch zum Überleben. Zitat Ende)
Andererseits sind Tiere Wesen, die leiden und fühlen. Was in den Schlachthäusern der Industriellen Fleischproduktion passiert, ist eine Schande für unsere ach so moderne und aufgeklärte Gesellschaft. Dass Tiere für Nahrungsgewinn sterben (müssen), ist eine Sache der Natur, aber Tiermehl, Beruhigungsmittel und moderne Schlachtmethoden am Fließband sind für jeden Menschen, der nur einen Funken Wärme in seinem Herzen hat, einfach nicht zu akzeptieren. Nebenbei werden in der Fleischproduktion fast nur "ausländische" Leiharbeiter beschäftigt, denn der durchschnittliche Deutsche will seine Bratwurst essen, aber fürs Schlachten ist er sich zu fein. Für uns Mitteleuropäer ist ein Verzicht auf Fleisch durchaus machbar, und man soll sich nicht täuschen: Es gibt viele Vegane Alternativen, die (fast) so gut schmecken wie Fleisch, aber ohne schlechtem Gewissen verzehrt werden können.
Der Klimawandel ist auch ein Problem, das durch die Massentierhaltung angeheizt wird. Solange wir Tiere als Ware (ist zumindest in Österreich gesetzlich so verankert) und nicht als leidensfähige Lebewesen betrachten, solange werden 1) Tiere unnötig leiden und sterben 2) Menschen durch falsche Ernährung krank. Wer wissen will, wie Magen- und Darmkarzinome entstehen, braucht hier auch nur seinen gesunden Menschenverstand einschalten und sich fragen: Warum waren in Ländern, in denen es viele Jahre wenig Fleisch (das hängt auch mit der Buddhistischen Religion zusammen) gab (zB Japan, Indien, China) typische Zivilisationskrankheiten (fast alle Karzinome) eine Rarität, während in den letzten Jahren die Erkrankungsfälle parallel zum Fleischkonsum gestiegen sind. Und je mehr "Schwellenländer" Hunger auf Fleisch und Energie haben, desto dramatischer wird der menschengemachte Klimawandel.
Weil es ein "Haustier"-Forum ist, hier noch einige Gedanken dazu:
Hunde wurden vom Menschen domestiziert, um Schutz vor einer dunklen Natur zu haben, um Hab und Gut oder andere Nutztiere zu beschützen. In Zeiten ohne Strom und künstlichem Licht war ein wachsamer Hund Gold wert. Katzen wurden im Alten Ägypten als Göttliche Wesen verehrt, und das hatte einen guten Grund: Sie schützen die Menschen und die Getreidespeicher vor Ungeziefer und Schädlingen (zB Ratten, Mäuse) die auch Krankheiten übertrugen.
Aber:
Heutzutage ist die große Population von (Haus)Katzen ein Problem für das ökologische Gleichgewicht geworden. Es gibt einfach zu viele Katzen, die Vögel jagen und fressen. Vielleicht sollten sich viele Katzen-Tier-Halter vergegenwärtigen, dass Katzen keine Schmus- und Kuscheltiere sind, mit denen man Spielen kann, wenn man gerade Lust dazu hat, sondern Fleischfresser, die jagen und töten.
Die Ernährung von Katzen ist auch ein Problem: Während heute für Katzenfutter hauptsächlich Schlachtabfälle verwendet werden, könnte man Katzen theoretisch vegan ernähren, weil die Nährstoffe, die die Katze als Fleischfresser benötigt, durch Maus, Vogel und Rattenspeiseplan gedeckt werden kann. Hunde sind wie der Mensch Allesfresser, also können sie bei artgerechter Ausgewogenheit der Ernährung auch vegan ernährt werden. Schlechter als das ganze Whiskas/Purina/Beneful-Beutel-Zeugs kann es nicht sein.
Aus diesem Grund halte ich keine Haustiere, nicht, weil ich nicht mit einem Hund kuscheln und spielen möchte, sondern weil ich dem Tier keinen artgerechten Lebensraum bieten könnte. In einer (Groß)Stadt haben Hunde und Katzen meiner Meinung nach nichts verloren.