Es ist wie so vieles im Leben eine Einstellungssache. Es gibt Leute, die just for fun ihren Hund ausstellen, Kontakte knüpfen wollen, Ausstellungsluft schnuppern wollen...und andere, die das Ganze ernster nehmen, die vielleicht auf ihre Zuchtzulassung oder einen Championtitel hoffen ( hübscher Pokal für's Wohnzimmer ), oder auch die professionellen Aussteller, sehr viele Züchter. Die wollen unbedingt ihre Anwartschaft, ihren Titel, denen nur noch einer zum Internationalen Champion fehlt...je nach Rasse geht es da um recht viel Geld und drum wird versucht, den Hund möglichst vorteilhaft zu positionieren.
Es gibt auch Richter/Rassen, bei denen das Hund-Mensch-Gespann bewertet wird ( ein unharmonisches Paar wird bei enger Konkurrenz Schwierigkeiten auf eine Plazierun haben ), oder auch "das andere Ende der Leine". Bei den Afghanen z.B. wirst du selten Birkenstock tragende Handler haben; das würde im Gesamtbild nicht passen. Bei kleinen Terrieren wie Cairn oder Irish sehen die Handler öfter wie englische Landleute aus.
Wenn man öfter ausstellt und auf einen Champion hofft, beginnt man recht früh mit dem Ringtraining, übt Zähne zeigen, ruhiges Stehen, Gewöhnung an den Tisch, freudiges Laufen, Gewöhnung an glatte Böden usw. Die Hunde werden an Kamm, Bürste, Schere, baden etc. gewöhnt und lernen, dass sie dafür belohnt werden. Man sucht auch den Welpen speziell dafür aus.
Wenn dieser den Anforderungen nicht entspricht, geben viele Aussteller den Hund wieder zurück. Wenn man für den Aufbauch der eigenen Zucht eine tolle Hündin braucht, diese sich aber nicht wie gewünscht entwickelt und die sich im Ring nicht stolz präsentiert ( ja, es gibt Hunde, die lieben das ), dann ist der Hund nun mal ein Verlustposten. Für Züchter und Aussteller, die sich ernsthaft damit befassen geht es nun mal um's Geld und wenn ich zwischen 1000 und 2000 Euro für einen "ungeeignenten" Welpen ( Zahnfehler, Fellstruktur nicht i.O., Handscheue... ) hinblättere, der nie in die Zucht wird gehen können und somit kein Geld und keinen guten Ruf einbringt, dann wird er ersetzt.
Im Ring gibt es auch deutliche Unterschiede, je nach Veranstaltung. Eine KFT-Veranstaltung ist anders als eine vom VDH, eine nationale Ausstellung anders als eine internationale. Die Rasse spielt natürlich auch eine grosse Rolle: Yorkie, Pudel, Cavaliers, Afghanen und andere "Edelrassen", die fast nur zu Ausstellungszwecken da sind sind hart in der Konkurrenz mit hohen Meldezahlen. Nimmt man aber seltene Rassen wie z.B. Kerry Blue, Wachtelhund oder Broholmer, ist die Atmosphäre deutslich anders.
Beim Mali und bei anderen Belgierschlägen ist der "Ring -Typ" ein völlig anderer als der "Gebrauchstyp". Nicht ganz so extrem vom Verhalten her sind z.B. Showlabbi und jagdlich geführte Labbis. Nicht selten taugt der Ringtyp des Gebrauchshundes für die ursprüngliche Arbeit oder den aktuellen Verwendungszweck gar nichts mehr. Vom unermüdlichen Hüter der Herden, einem findigen, unerschrockenen Wächter von Haus und Hof und blitzschnellem Polizeihund ist aus dem Showbelgier vielfach ein scheuer, nervöser oder zahmer, ruhiger Schatten seiner selbst gemacht worden.
Insgesamt muss man die "Showluft" mögen oder eben nicht.