11.01.2004 20:40
Bub von Hunden schwer verletzt
Höchberg - Zwei Rottweiler haben am Sonntagmorgen in Höchberg einen siebenjährigen Buben fast zu Tode gebissen. Beherzte Passanten konnten das Schlimmste verhindern. Der Bub schwebte allerdings gestern abend noch in Lebensgefahr. Die Polizei erschoss die beißwütigen Bestien.
Ein Vormittag, den die 29-jährige Mutter und ihre beiden Buben im Alter von sieben und knapp vier Jahren wohl nie vergessen werden. Gegen 11 Uhr waren die Drei auf dem Heimweg vom Spielplatz, als die beiden etwa eineinhalbjährigen Rottweiler herrenlos auf die Familie zukamen und über den Siebenjährigen her fielen.
Nach den Aussagen von Augenzeugen haben sich die Hunde regelrecht in den Buben verbissen. Die Mutter hat versucht, ihrem Sohn die grüne Winterjacke und die Stiefel vom Leib zu reißen in die sich die blutrünstigen Köter fest gebissen hatten. Couragierte Passanten kamen ihr zur Hilfe und riskierten, selbst von den Hunden verletzt zu werden.
Eine 54-jährige Frau schlug mit ihrer Handtasche nach den Tieren, berichtet die Polizei, ein 33 Jahre alter US-Amerikaner warf sich auf den Jungen, um ihn so mit seinem eigenen Körper vor weiteren Bissen zu schützen. Ein pensionierter Polizeilehrer versuchte, die Tiere mit einem Holzstock zu vertreiben. Letztlich gelang es, die Kinder in einem nahe stehenden Haus in Sicherheit zu bringen. Dem Vierjährigen war nichts passiert.
Die Polizei war zu diesem Zeitpunkt bereits alarmiert worden. Als sie eintraf, war einer der Rottweiler verschwunden, der zweite wollte gerade auf eine weitere Passantin losgehen. Daraufhin erschoss ein Beamter den Hund sofort.
Die Flucht seines Begleiters endete in einer Sackgasse. Als ein Hundeführer der Polizei versuchte, den Vierbeiner dort einzufangen, ging das Tier auf den Beamten los. Deshalb streckten die Polizisten auch ihn mit Waffe nieder. Zur selben Zeit wurde das verletzte Kind bereits von einem Notarzt behandelt. Der Siebenjährige kam mit schwersten Bisswunden am ganzen Körper in ein Würzburger Krankenhaus.
Nach den Ermittlungen der Polizei gehörten die Hunde einem 32-jährigen Amerikaner, der in Höchberg wohnt. Wie Polizeisprecher Wolfgang Glücker berichtet, hatte der Halter die beiden Tiere gegen 10.30 Uhr in ihren Zwinger an seinem Wohnhaus gebracht, aber vergessen abzuschließen. Den Hunden war es wohl gelungen, die mit einer Klinke versehene Türe zu öffnen und so ins Freie zu gelangen.
Rottweiler werden seit dem 1.#November 2002 in die Kategorie II der Kampfhundeverordnung eingestuft. Besitzer solcher Hunde mussten bis spätestens 31. Dezember 2003 durch das Gutachten eines Sachverständigen die Ungefährlichkeit des Tieres nachweisen und eine Genehmigung bei der Gemeinde beantragen.
Wie Bürgermeister Peter Stichler gestern auf Anfrage berichtete, geht er davon aus, dass die beiden Rottweiler ohne die erforderliche Genehmigung gehalten wurden. Genau lasse sich das aber erst am Montag klären.
Der Markt Höchberg gehe seit Jahren sehr streng mit großen Hunden um. Hunderassen der Kategorie I dürfen generell nicht gehalten werden, für alle Vierbeiner ab einer Schulterhöhe von 50 Zentimetern gelte Anleinpflicht. Anwohner berichten allerdings, dass gerade im angrenzenden Wald immer wieder Hunde von ihren Besitzern von der Leine gelassen werden.
"Glücklicherweise hatte es zuvor in Höchberg noch keinen vergleichbaren Fall gegeben", sagte Stichler. Er hoffe, dass der tragische Zwischenfall Hundehalter zusätzlich sensibilisiert. "Gott sei dank, haben die Passanten so schnell reagiert. Wenn sich der junge Mann, der den Vorfall mit angesehen hat, nicht auf den Jungen geworfen hätte, wäre alles wahrscheinlich noch schlimmer ausgegangen", fügt Stichler hinzu. Nach Polizeiangaben hatte sich der Zustand des Jungen bis gestern abend noch nicht gebessert.
Von Gerhard Meissner und Joachim Schwamberger