05.05.2003
Mann ließ seine drei Hunde fast sterben
Tierschützer besetzten Gelände, Vierbeiner sind jetzt auf Bauernhof
Von STEPHANIE LICHIUS
Besitzer Detlev K. mit Helmut Teschner vom Veterinäramt.
Foto: Udo Gottschalk
Bergisch Gladbach – Ein Hinterhof in einem Gewerbepark in Bergisch Gladbach. In einer Ecke steht ein weißer Ford Transit. Die Fenster verrammelt, von innen verdreckt. Darin in kleinen Zwingern eingesperrt: Drei Kampfhunde. Sie bellen sich die Seele aus dem Leib.
Ob bei klirrender Kälte oder brütender Hitze: Für die Hunde gibt es kein Entkommen“, so Stefan Bröckling, Mitarbeiter der Tierschutzorganisation „arche2000“. „Eine lebensbedrohliche Situation für den Stafford, den Mastino und den Mastiff.“
Seit sechs Wochen beobachten der 32-jährige und andere Mitarbeiter den Transporter, wissen: „Die Hunde haben kein Wasser, bekommen keine Frischluft. Sie haben Geschwüre und eitrige Augenentzündungen, werden pro Tag für fünf Minuten rausglassen, um ihr Geschäft zu verrichten.“
Trotz mehrfacher Anrufe bei Veterinäramt, Polizei und Ordnungsamt tat sich bisher nichts. Deshalb besetzten am Montag 30 Tierschützer den Hinterhof. Unter ihnen auch „arche 2000“-Tierärztin Christina Sultan. Die Veterinärin: „Wir gehen hier nicht eher weg, bis die Tiere aus dem Auto befreit werden.“
Zwei der eingesperrten Hunde waren zusätzlich in winzigen Zwingern gefangen.
Foto: Udo Gottschalk
Nach einigen Minuten kommen mehrere Polizeistreifen. Und Helmut Teschner vom Veterinäramt. Ohne sich die Hunde anzuschauen, sagt er: „Die Sachlage ist mir bekannt und die Haltung sicherlich nicht in Ordnung. Aber die Tiere müssen schon erheblich vernachlässigt sein, um sie dem Halter wegnehmen zu können.“
Der taucht einige Minuten später auf: Detlev K., Besitzer eines Fitness-Studios. Er versteht die Aufregung nicht, sagt: „Was soll der Auflauf? Den Tieren geht’s gut!“ Dann die Einigung: Die Hunde werden auf einen Bauernhof im Raum Kürten gebracht. Der gehört K.’s Mutter.
Die Pressesprecherin des Rheinisch-Bergischen Kreises, Birgit Bär, sagt: „Wir sind froh, dass sich die Tieraktivisten so intensiv gekümmert haben. So wie jetzt, haben wir das hier noch nie vorgefunden.“
In der nächsten Woche sollen die Tierschützer sehen dürfen, wo und wie die Hunde gehalten werden. EXPRESS bleibt dran!