eider, leider, leider ist die dortige Elternarbeit nicht so wie man sich das vorstellt oder ich es machen würde.
Ich fürchte, das und ähnliches ("Auch Kinder mit normalem, alterstypischen Verhalten, werden dort aufgenommen") kann man hier wirklich schlecht diskutieren, weil es offenbar im Film - und auf den beziehen sich ja die meisten Leute hier - kaum zur Sprache kommt.
Wie soll das dann jemand beurteilen, der nur den Film gesehen hat?
Oder anders: Wenn du das hier anbringst, ist es hilfreich, wenn du es irgendwie belegen kannst.
Weil es ja aus der Doku nicht hervorgeht.
Da ich medizinischer Laie bin -im Gegensatz zu diesen Klinikmitarbeitern-kann ich dazu nichts sagen.
Die federführenden Leute sind Psychologen. Das
sind - okay, sehr
viele sind - medizinische Laien.
Und die sagen den Ärzten, was sie machen sollen, nicht umgekehrt.
Die wissen von Medizin
insgesamt vielleicht mit Glück etwa so viel wie ich. Wenn überhaupt. Und von Immunologie und Neurobiologie anscheinend so viel wie ich über Psychologie. Was übrigens auch für Ärzte gilt. Für die sind das Neben- oder Exotenfächer. Die spielen im Studium keine große Rolle, wenn man sich nicht irgendwann spezialisiert (was ein Kinderarzt ja tut - aber eben auf Kinder. Und nicht immer auch auf Neurobiologie.n Oder Psychologie.)
Sprich: Zu der Kritik, die von entsprechenden Fachleuten mit anderer Ansicht am entwicklungspsychologischen Konzept der Klinik geübt wird, kann ich nicht mehr sagen als "Leuchtet mir ein" oder "Leuchtet mir nicht ein."
Aber die immunologischen Zusammenhänge, die den Ausbruch einer Krankheit mit Autoimmunkomponente (wie Neurodermitis) maßgeblich mitbestimmen und dazu führen, dass Stress (und zwar seelischer wie körperlicher) bei diesen Krankheitsbildern eine große Rolle spielt, haben die da - das belegen die Zitate, die ich gestern Nacht gepostet habe - schonmal nicht verstanden oder berücksichtigen es nicht.
Und das - die Behandlung von Neurodermitis - war eigentlich mal die
Kernaufgabe dieser Klinik.
Dafür haben die ihr Konzept entwickelt. Das in diesem Zusammenhang wirklich - bitte glaub mir das - höchst fragwürdig ist. Und übertragen es jetzt auf alles mögliche andere.
Ich habe leider eigentlich gerade wirklich keine Zeit. Ich würde sehr gern mal darlegen, wie das zusammenhängt und warum das Konzept (bei einer Autoimmunkrankheit) funktionieren kann und warum ich es trotzdem für sehr fragwürdig halte.
Evt. am Wochenende, wenn Interesse besteht?
Ich bin da vielleicht wirklich etwas übermäßig kritisch und habe natürlich, auch wenn ich selbst oft gern anderes glauben möchte, die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen.
Ich kann mir durchaus Fälle vorstellen, wo ein rigider verhaltenstherapeutischer Ansatz den Durchbruch bringt. Ist ja in der Hundeerziehung nicht anders.
Aber bei Leute, die keinen Plan haben, was sie da eigentlich machen, und nichtmal wissen, wie unwissend sie sind, wird es für mich kritisch.
Eine Freundin von mir leidet an Colitis Ulcerosa und war vor 20 Jahren oder so in einer anthroposohischen psychosomatischen Klinik auch irgendwo im Ruhrgebiet, deren Ruf "in der Community" der Betroffenen ähnlich sagenhaft war wie der der Gelsenkirchener Einrichtung unter Eltern, denen dort geholfen wurde.
Achtung: Es WAR nicht die Gelsenkirchener Einrichtung, sondern eine Klinik für Erwachsene.
Und sie ist dort infolge des Behandlungskonzepts, das ebenfalls einen Verzicht auf jegliche Therapie und kein Eingehen auf Krankheitssymptome beinhaltete, fast gestorben (bzw. musste die Therapie mW als Fall für die Intensivstation abbrechen).
In der Stellungnahme der Klinik hinterher hieß es, die Therapie habe nur "wegen ihrer erheblichen inneren Widerstände" und weil sie eigentlich nicht bereit dazu gewesen sei, "sich von ihrer Krankheit zu lösen", diesen Verlauf genommen. Es sei wohl besser, die Behandlung unter diesem Umständen zu beenden.
Da will mein Kopf auf die Tischplatte. Mehrmals hintereinander. Damit er aufhört, vom Nachdenken weh zu tun.
So - nun lese ich da einerseits ein ähnliches Behandlungskonzept für Neurodermitis. (Ich hatte oben das Blog von Herrn Renz-Polster verlinkt und der zitiert den Begründer der Methode ausführlich) - Und dann lese ich, dass das zB auch auf Asthma übertragen wird. Und das bei sehr kleinen Kindern, die sich noch nicht verbal äußern können.
Und nein, das gibt mir kein gutes Gefühl.
Und ich sehe eben vor meinem inneren Auge das kleine große Ü, das darum im Bett nicht einschlafen konnte, weil es beim auf den Rücken legen keine Luft mehr kriegt - was aber von außen nicht ersichtlich war. Und ich will mir lieber nicht so genau vorstellen, kann es aber ziemlich gut, was so ein "Eines für alle"-Konzept in dem Fall angerichtet hätte.
Wir wären als "der einzige von 10.000 Fällen Therapieversagen" nach Hause gefahren, und ich hätte mir anhören dürfen, dass meine innere Einstellung daran Schuld ist.
Ich hab mal in einem Fachbericht gelesen (Ich tue sowas ja durch die Arbeit ab und zu immerhin), dass in einer großen Studie an einer deutschen HNO-Kinderklinik in gut einem Drittel von Fällen mit schwerer bzw. "extremer" Einschlafstörung bei Babys HNO-Probleme dahinterstecken, und woran man erkennen kann, dass das der Fall ist. (Leider war da das Ü schon groß und das Problem beseitigt..)
Ich habe noch keinen Kinderarzt erlebt, bei dem das kommuniziert worden wäre. Keine Hebamme und keine Schreisprechstunde. Es ist idR bis heute ein Zufallsbefund, wenn das herauskommt.
Wenn wir jetzt also davon ausgehen, dass auch unter den Kindern in dieser Klinik mit Schlafproblemen jedes Dritte ein HNO-Problem hat... weil dorrt ja nur Fälle landen, wo normale Therapien versagen - wird jedes dritte Kind mit Schlafproblemen bei diesem Konzept massivem Stress ausgesetzt, ohne dass Aussicht auf Erfolg besteht.
Bzw. wenn es zum Erfolg kommt, ist da ein Kind, das gelernt hat, trotz Atemnot zu schlafen, weil es muss und sonst keinerlei positive Zuwendung erhält.
Gut, vielleicht ist es nicht ganz so krass. Aber unmöglich ist es ganz und gar nicht.
Anmerkung: Das hat mit der Doku jetzt nichts zu tun. Aber mit den Hintergründen der Einrichtung.
Es erklärt vielleicht besser, warum auch Fachleute den Behandlungsansatz kritisch sehen.