Warum heißt es eigentlich immer: "Die Leute in den Vororten...", wenn es um Gutmenschen geht?
Ich glaube, von den Leuten hier im Forum, die in diese Richtung tendieren, bin ich echt die einzige, auf die das zutrifft.
Und "wohlhabend" trifft es glaube ich auch bei den meisten Leuten hier nicht so.
Aber vielleicht ist ja was dran am Leben in den "Vororten"... wir sind hier alle supergebildet, nicht arm und ziemlich tolerant... wir müssen uns von anderen Leuten sagen lassen, unsere Kinder hätten es gut, hier gäbe es "ja kaum Ausländer".
Und wenn man dann mal genauer hingeschaut hatte, dann hatten in der Klasse von meinem jüngeren Sohn
mehr als die Hälfte der Kinder entweder mindestens ein Nicht-Deutsches Elternteil, oder ein bis drei nicht deutsche Großeltern.
(Edit: Ich glaube, das hatte ich auch schonmal geschrieben.)
Wir gut gebildete "Elite" mit den "Akademikerjobs", deren Kinder das Privileg haben, mit deutscher Muttersprache aufzuwachsen, wir, die "wir es uns leisten können, Gutmenschen zu sein" - wir sind die Kinder der Gastarbeiter, über die ihrerzeit ziemlich genau das gleiche gesagt wurde, wie das, was zB du oben schreibst,
@Grinschy : Dass sie nicht mit fließend Wasser umgehen können, dass sie nicht wissen, wie ein Kühlschrank funktioniert und ein Lagerfeuer im Wohnzimmer machen. Dass vor allem die Männer nichts Besseres vorhaben, als deutsche Frauen zu belästigen. Dass die sich alle nicht integrieren wollen und übrigens auch gar nicht sollen und hoffentlich ja spätestens zur Rente in die Heimat zurückkehren, dann "löst das Problem sich von allein".
Sind sie aber nicht, sondern haben sich
trotzdem integriert - so gut, dass man uns zu großen Teilen (nicht alle haben das Glück) gar nicht mehr ansieht und schon gar nicht anhört, wo wir herkommen (bzw. unsere Eltern), und wir dann gern mal als privilegierte Biodeutsche beschimpft werden.
Wir sind der Beweise dafür, dass, egal was Deutschland von sich selbst denkt, ein Miteinander langfristig auch bei Anfangsproblemen
möglich ist.
Das ist die Realität in unserem Land
genauso wie ethnische Ghettos mit kriminellen Clans in der Großstadt oder Angst von Leuten auf dem Land, die Ausländer nur aus der Pizzeria zwei Dörfer weiter oder dem Fernsehen kennen.
Und das betrifft gar nicht so wenige Leute!
Wennze so jemanden aus der AfD-Bubble befragst, dann meint der mit einiger Wahrscheinlichkeit, die 26% Deutsche "mit Migrationshintergrund" sind alles muslimische Einwanderer, meist kriminelle junge Männer mit Messer im Stiefel.
Dabei sind das "alle Leute, von denen mindestens ein Elternteil ursprünglich nicht die deutsche Staatsbürgerschaft hat." Das betrifft effektiv Leute, denen man das nicht ansieht und vor denen man sich auf dem Dorf höchstens fürchtet, wenn sie sich auf dem Grillfest plötzlich als Veganer herausstellen...
Also, zB auch diverse AfD-Politiker (etwa 6 ihrer Bundestagsabgeordneten).
Und weil "wir"
wissen, dass es so ist, weigern sich viele von uns "wohlhabenden Vorortbewohnern", in das immergleiche Lied der "grundsätzlich anpassungsunwilligen und -unfähigen Ausländer" einzustimmen.
Weil wir
wissen, dass das nur ein Teil der Wahrheit ist.
Nicht, weil wir so gebildet sind. Sondern weil wir tatsächlich beide Seiten besser kennen, als man es uns an der Nase ansieht.
Das heißt nicht, dass "wir" immer dafür sind, alle Leute reinzulassen, weil alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Wir lassen uns genaus wenig gern totfahren, ausrauben oder erstechen wie andere Leute.
Aber wir sind vielleicht ein bisschen bereiter, es überhaupt mit Fremden zu versuchen und die nicht alle über einen Kamm zu scheren, weil ein Teil unserer Familien früher selbst diese Fremden gewesen ist.