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Ich weiß nicht, woran das liegt. Es gibt verschiedene Charaktere, verschiedene Umweltbedigungen, verschiedene Lebensgeschichten. Und ich kenne auch keine Lösung. Aber es fällt mir schwer jemanden zu verurteilen, der in Bezug auf Arbeit *zu wenig tut*, wenn dies auch für viele andere Bereiche seines Lebens gilt.


Tatsache? Oder betrachtest du das aus der Retrospektive? Im Sinne von; die, die es nicht geschafft haben, haben sich eben nicht genug angestrengt?
 
wir steuern gerade mittigst rein in die Diskussion, die z.B. Cons und helki an dieser Stelle nicht führen wollten, weil das auf Forenebene kaum geht

ich habe im obigen Post was fett markiert und etwas schräg gestellt

nein, ich glaube nicht, dass es verschiedene Umweltbedingungen benötigt, damit manche es packen und manche auch nicht, es gibt immer wieder Kinder aus derselben Familie, von denen es die einen schaffen und die anderen nicht, was dann zum schräg gestellten führt, nämlich ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten als Folge
 
procten, weil die 56jährige mit dem Tempo nicht klar kommt, obwohl sie sich bemüht. Und wer stellet denn bitte eine Frau in dem Alter noch ein?

Die 40jährige kann weder lange sitzen, noch lange stehen. Die Arthrose ist schon sehr weit fortgeschritten. Dieses Jahr gibt es wohl nix mehr mit Arbeit - Grund für diese Geschichte ist ein alter Unfall. Sie hat übelste Schmerzen und Schwindelanfälle.

Wo und was soll sie arbeiten?

Das ist unrealistisch. Mit kaputten Knochen kann die Motivation noch so hoch sein, am Ende sind es aber die Knochen die man zum arbeiten braucht. Und andauernde Schmerzen machen mürbe.

Die 56jährige bewirbt sich ebenfalls, aber es gibt wohl genügend jüngere Konkurrenz, das ist nun mal Fakt. Es gibt sicher Fälle, die das Ruder noch mal rum reissen, aber die Realität sieht dich ein bisschen anders aus.
 

Was letztlich das Ausschlaggebende ist, kann man natürlich nicht sagen. Und ich stimme dir zu, dass es nicht unbedingt unterschiedliche Umweltbedingungen braucht. Auch jemand, der alles hatte, kann untergehen.
Ich denke aber doch, dass Umweltbedingungen eine wichtige Rolle spielen, nicht immer und nicht für jeden natürlich. Wie stark hängt vielleicht mit anderen Faktoren zusammen. Ich kenne die ähnliche Diskussion, die an der Frage aufgehängt wird, weshalb jemand kriminell wird. Da reichen die Theorien von biosozialen, persönlichkeitsbezogenen Ansätzen, hin zu sozialstrukturellen Erklärungsmodellen. Selbst da ist sich die Wissenschaft nicht einig
 
Ich stimme allen Gegenargumenten vorbehaltlos zu, was die Unterschiedlichkeit der Bedingungen angeht und ich habe auch Verständnis für diejenigen, die nicht die Kraft und Energie aufbringen, um sich aus der Situation zu ziehen, in der sie stecken.

Ich habe auch vollstes Verständnis für den jungen Mann oder die junge Frau, die den Knall nicht gehört haben, weil sie es nicht besser wissen bzw. die Erfahrungen nicht gemacht haben, wie sie ihr Leben in den Griff bekommen können.

Und natürlich habe ich vollstes Verständnis für diejenigen, die wie die 40 jährige hoffnungslos sind, weil sie starke Schmerzen hat, oder die 56 jährige, die körperlich nicht mehr mit den Jungen mithalten kann. Das steht doch außer Frage.

Trotzdem ist es so, dass keiner darauf zu hoffen hat, dass er aus dieser Situation herausgeholt wird, wenn er selber es nicht will. Und mit Wollen ist nicht gemeint, dass die 56 jährige nicht gerne wieder einen Job finden würde, der zu ihr passt, sondern das sie nicht den Mut, oder die Zuversicht hat, ihr Handeln so zu verändern, wie es nötig wäre, um wieder glücklich zu werden.

Natürlich wäre es wünschenswert, wenn der Staat mutlosen und verzweifelten Menschen unterstützend zur Seite stehen würde und zum Beispiel der 56 jährigen einen passenden Job vermitteln würde, oder ihr den richtigen Weg zeigen würde, wie sie wieder etwas passendes findet, aber das ist nunmal nicht die Realität.

So bleibt am Ende für diese Leute nur die Möglichkeit, sich und ihr Schicksal zu bedauern und sich der Situation zu ergeben. Vielleicht fehlt den Leuten die mentale Stärke, um wieder aufzustehen und zu kämpfen, wofür sie auch nichts können.

Ich habe das Wort Faul hier in der Diskussion nicht in den Mund genommen, sondern davon gesprochen, dass diejenigen, die Erfolg haben, dafür auch etwas getan haben und es ihnen nicht einfach so geschenkt wurde. Dass ander nicht das Nötige dafür tun, um sich wieder aus der K.acke zu ziehen, habe ich nicht verurteilt, sondern es lediglich festgestellt, um Leuten Mut zu machen, sich nicht aufzugeben, denn das bedeutet in jedem Fall ein Scheitern.

Eine 56 jährige stellen sehr viele Firmen ein, wenn sie sehen, dass die Person voller Energie und der richtigen Einstellung ist. Da irrt sich Nicole sehr. Viele Firmen sind froh, die Erfahrung einer älteren Mitarbeiterin nutzen zu können. Ich habe Jahre lang eine ältere Mitarbeiterin mit schwerem Rückenleiden bei mir für die Sachbearbeitung beschäftigt. Sie hatte durch einen Motorradunfall eine Verletzung am Rücken, die ihr starke Schmerzen verursacht haben. Auch sie hatte über die Dekra einen Computerkurs gemacht und war alles andere als überzeugt davon, sich in unserem damals jungen Team zu bewerben. Sie hatte auch viel jüngere Mitbewerberinen, die sich zur selben Zeit auf die Stelle beworben haben. Am Ende hat sie das Rennen gemacht, weil sie flott gekleidet zum Bewerbungsgespräch erschien, sich als Person sehr gut verkauft hat und wir davon überzeugt waren, dass wir von ihrer Erfahrung profitieren werden.

Natürlich gibt es eine Menge Arbeitgeber, die lieber ein junges und hübsches Mäuschen haben wollen, aber das trifft nicht auf alle zu. Man darf sich nur halt nicht von Rückschlägen entmutigen lassen.

Zur 40 jährigen kann man nur schwer etwas sagen, wenn man ihre Situation nicht kennt, aber auch dort wird es Wege und Möglichkeiten geben. Mit 40 ist man noch sehr Jung und hat noch viele Jahre vor sich, um etwas zu erreichen. Hier will ich mir aber nicht anmaßen schlaue Ratschläge zu geben. Vieles ist aber gerade bei solchen Schicksalsschlägen auch von der Psyche abhängig.

Mein Bruder zum Beispiel hat mehrere Bandscheibenvorfälle, die durch eine angeborene Bindegewebsschwäche verursacht sind, die uns meine Mutter vererbt hat. Er hat Lähmungserscheinungen an Armen und Beinen und an manchenTagen ein Taubheitsgefühl am Kopf und den Extremitäten. Manchmal ist er vor Schmerzen kaum in der Lage den Tag zu überstehen, obwohl er Unmengen an Schmerzmitteln schluckt. Am Anfang, als die Beschwerden plötzlich auftraten, war die Verzweiflung groß und die Hoffnungslosigkeit so stark, dass auch Selbstmord ein konkretes Thema in unseren Diskussionen war. Er konnte 2 Jahre lang kaum arbeiten gehen und hatte sich bereits damit abgefunden, zukünftig keinen Beruf mehr ausüben zu können. Er hat aber die mentale Stärke gefunden, sich aus diesem Tief wieder rauszuholen, in dem er die Ratschläge seiner Umwelt angenommen hat und gelernt hat, das beste aus der Situation zu machen und das Nötige dafür zutun, damit es ihm wieder Schritt für Schritt besser geht. Heute kann er wieder fast normal seiner Arbeit nachgehen. Aktuell ist er gerade in Kur und versucht weiter etwas zur Verbesserung seiner Situation zu tun, was ihm scheinbar auch gut gelingt. Er war mehrere Tage völlig schmerzfrei und ist voller guter Hoffnung und Zuversicht.

Wobei wir wieder beim Thema sind, denn auf der Kur hat er sehr viele Leidensgenossen, die nur halbherzig bei den Therapien mitmachen, sich auf nichts einlassen wollen, von vorn herein wissen, dass das alles eh nichts bringt und doch eh alles sinnlos ist. Genauso endet dann auch die Kur für diese Leute und zwar mit dem Ergebnis, dass sie vorher bereits erwartet haben.
 

Das kannst du beurteilen? Obwohl du weder die Frau noch die genauen Umstände der Situation oder der Lebenssituation dieser Frau oder ihr Handeln kennst?

Chapeau! Das sind ja fast seherische Fähigkeiten.



By the way: Auch diese Leute zahlen Steuern (Verbrauchsteuern verschiedenster Art). Ich finde durchaus, dass der Staat ihnen etwas schuldig ist und dass man es nicht klaglos hinnehmen muss, dass man ab einem gewissen Alter oder unterhalb eines bestimmten Bildungsgrads quasi fallen gelassen wird wie eine heiße Kartoffel oder in den Niedriglohnsektor abgeschoben wird.

Ich finde schon, dass man diese Problematik ansprechen muss und eben nicht einfach sagen kann, "sollen sie sich halt selber kümmern". Ich weiß, dass das heute mehr oder weniger die Realität ist. Aber muss man es deswegen unerwähnt lassen oder klaglos hinnehmen oder gar für gut und richtig befinden?
 
diejenigen, die Erfolg haben, dafür auch etwas getan haben und es ihnen nicht einfach so geschenkt wurde.

Nur ganz kurz dazu: die meisten Leute, die ich kenne, die erfolgreich sind (und ich mein damit wirklich erfolgreich) haben einen einen entsprechenden Hintergrund.
Eltern mit gutem Einkommen und gutem Bildungsstatus etc. - ich würde also schon behaupten, dass sie einen Teil ihres Erfolges geschenkt bekommen haben, weil sie das Glück hatten, nicht in einer verarmten und schlecht gebildeten Familie geboren worden zu sein - mit diesem Hintergrund ist es nämlich um einiges schwerer erfolgreich zu werden...
 
und dann möchte ich noch mal kurz erwähnen, wenns um eine stelle geht mit ein hauch von verantwortung und es gibt zwei bewerber, ein männlichen und ein weiblichen, hat meistens die frau die zwei am rücken.

auch wenns nur ist wenn sie sich ein paar jahre nur um ihre kinder gekümmert hat, mir passiert mit 42,

beworben als trafficofficer am flughafen, kannte den ganzen zirkus, wusste wie was wo, 5 sprachen fliessend, habe am schluss verloren gegen ein mann, der eben nicht ein paar jahre seine kinder erzogen hatte..fein.
 

Hm, das kommt wirklich auf den Einzelfall und die individuellen Ressourcen an. Würde ich nicht grundsätzlich unterschreiben. Jemand, der eh schon völlig perspektivlos ist, den kann ich nicht einfach hängen lassen, dann steckt der den Kopf noch tiefer in den Sand und sagt: Jo, wusste ich, bringt alles nichts.
Da gehört dann ein bißchen Fingerspitzengefühl zu, denjenigen zu aktivieren und zu motivieren und ihm, für ihn nicht überwindbare, Barrieren frei oder zumindest niedriger zu bauen.

Kennt Ihr den Ausdruck: Erlernte Hilflosigkeit?
Das ist etwas, was viele Menschen ereilt, die man gehässig auch "Sozialhilfeadel" nennen könnte. Es gibt solche Familien, da sind die Kids schon chancenlos, wenn sie auf die Welt kommen, weil sie mitten in eine Perspektivlosigkeit reingeboren werden. Und da hebelst Du Dich nicht mit gutem Willen und Mut raus, das brauchht mehr, wenn Du damit aufwächst, dass Du eh keine Perspektive hast.
Und genau diese Kinder/Jugendlichen oder auch erwachsen, wisst Ihr, was ich mit denen mache? Denen eröffne ich Chancen, bei denen häng ich mich rein, lasse sie nicht zu tief ins System rutschen, denen trag ich den Hintern hinterher, dass sie eine Wohnung bekommen, dass ihre Bezüge laufen, dass sie eine Chance haben und nicht noch weiter abrutschen.
Nun kommen bei meinen Leuten andere Problemlagen hinzu, es ist immer eine Suchterkrankung vorhanden und ja, da muss ich, bis zu einem bestimmten Grad, gucken, dass ich nicht zu viel hinterher trage.

Ganz aktuell (und ein bißchen abgeändert), habe ich eine 19jährige in Beratung, auf Heroin (und was sie sonst bekommt), obdachlos, hat mittlerweile einen rechtlichen Betreuer (dem Himmel sei Dank!), fängt an sich zu verkaufen, wird demnächst mal wieder einfahren. Und Eltern sind schwer coabhängig und rennt hinter ihrer Tochter her.

Dieses Kind (sie ist ein Kind, auch vom Verhalten her) versuche ich händeringend bei der niedrigschwelligen Drogenberatung anzubinden. Sie giert nach der Szene und dem nächsten Kick, pennt in Drogennotunterkünften (mit allem, was leider dazu gehört). Und die Drobs sagt: Nee, ist uns zu nah an der Szene, wenn sie bei uns ist.

Und die sitzt vor mir und sagt: Also ihre Zukunftsperspektive ist: Eigene Wohnung, da guckt sie dann Fernsehen und einmal die Woche geht sie einkaufen.
DIE muss ich rennen lassen und sie rennt in ihr Verderben. Das ist einer der Fälle, wo ich nichts tun werde. Ich werde sie fleißig unterbringen, solange sie konsumiert in der Drogennotunterkunft, danach weiß ich noch nicht weiter, woanders hat sie Hausverbot, aber ich habe momentan auch nicht die Hoffnung, dass sie bei einer Urinkontrolle mal nicht reagiert, letztes Mal hat schlicht alles angeschlagen...
Es ist momentan der für mich schwierigste Fall, sie ist so jung, geistig noch viel, viel jünger, sie hat in diesem System (Obdachlosenszene, Drogenszene) nichts, aber auch wirklich gar nichts verloren, aber sie hängt mittendrin und sie will genau das. Leute in dem Alter versuche ich mit aller Kraft von der Hardcoreszene fern zu halten. Ich habe noch nie jemand so jungen in der Drogennotunterkunft untergebracht-aus gutem Grund. In diesem Fall geht nichts anderes mehr, außer sie pennt draußen oder ich rieskier, dass sie doch nochmal einen "netten" Typen findet, der sie gegen S.ex mit nach Hause nimmt. Dann ist es aber vermutlich völlig vorbei, dann fehlt jeglicher Zugriff. (demzufolge, ganz hängenlassen tue ich sie nicht, ich versuche sie zumindest bei uns Fachkräften (und die sind ja auch in der Notunterkunft) anzubinden. Momentan am meisten dadurch, dass sie eben in der NU pennt, da kann man sie zumindets mal greifen)
Und sie ist bereits jetzt völlig perspektivlos, der nächste Druck ist interessant oder wie man an Kohle kommt (gut, das ist Teil der Erkrankung), aber sonst nix. Eigene Wohnung (weil sie da in Ruhe gelassen wird) und peng. Ich bin nur froh, dass das JC momentan da nicht mit Maßnahmen noch stresst, die wäre schneller auf Null gekürzt, als ich einschreiten könnte und dann würds richtig witzig...und so wie die momentan unterwegs ist, ginge es dermaßen weit bergab, dass es kein Zurück gäbe. Das heißt also doch, in diesem Fall, von ganz weit weg: Hand untern Hintern, dass sie kurz vor dem Aufprall doch noch abgefangen werden kann.

Andererseits hab ich auch wiederum Fälle, wo mir das Messer in der Tasche aufklappt. Kommt einer reingestolpert, sagt, ich müsste ihm eine Wohnung geben (da steh ich ja schon voll drauf, müssen tu ich schonmal gar nichts, Wohnungen hab ich eh nicht ad hoc) und als ich frage, was aus seiner letzten wurde, berichtet er, er habe einen Job gehabt und keine Zahlungen mehr vom JC bekommen. Und da er nicht so viel Geld ausgeben wollte, habe er seine Wohnung gekündigt. Nun sei er wieder arbeitslos und obdachlos noch dazu (drauf war er auch wieder). Und ich musste ihn unterbringen, weil wir in Bremen eine Unterbringungspflicht haben. Kotzt mich an! Und wenn man ihn dann fragt, was er sich denn so vorgestellt hat, wer die Miete zahlt, wenn er genügend Einkommen hat, wird er noch itzig.
Und dann, und da hab ich dann auch das Gespräch für den Tag beendet, wurd mir zu doof, sagt er noch: Ja, neue Möbel müsst er dann auch haben. Ich fand das irgendwie unverständlich, er hatte ja nur seine Wohnung gekündigt und verlassen, das Ding war ja nicht abgebrannt oä.. Da sagt er mit der tiefsten Selbstverständlichkeit: Die hab ich auf den Sperrmüll gestellt, die waren schon drei Jahre alt.

Klar ist, wenn man in meinem Bereich arbeitet, kommen solche Fälle vor. Aber, und das kann ich sowohl über den Bereich der Leute mit Suchterkrankung, als auch über den Bereich der Leute ohne besondere soziale Schwierigkeiten (abgesehen von Obdachlosigkeit oder drohender Obdachlosigkeit) sagen: Es ist die Ausnahme!

Die Kollegen in den JC sind heillos überarbeitet, sie sind angehalten, die Leute in Maßnahmen zu stecken, haben enge Vorgaben und kommen da kaum raus. Diese Maßnahmen sind nicht immer sinnig, ohne Frage (aber die Leute verschwinden aus der Statistik...jedes Mal wenn die Arbeitslosenzahlen sinken, könnt ich nur laut schreien: Ja, weil Ihr die Statistik schönt, indem ihr Leute da raus nehmt, die ihr in Maßnahmen gestopft habt!).

Im Kinder- und Jugendbereich wird gerade heftig über Auslandsmaßnahmen und deren Wirksamkeit diskutiert. Ich hab schon Kinder gehabt (damals, im Jugendamt), die für 2 Jahre in Afrika oder sonstwo gelebt haben und sich dort (zum Einen, weil sie von ihrer Familie und ihrem Umwelt weg waren, zum anderen, weil sie enge Regeln und Aufgaben hatten und in den Familien dort angenommen wurden) sehr gut entwickelten. Dann kamen sie zurück und schwupps hingen sie wieder in ihren alten Verhaltensmustern.
Andere hingegen sind in dieser Zeit gereift und haben es geschafft, sich nicht wieder in ihre alten Verhaltensmuster zurück ziehen zu lassen.
Um einen Break reinzubringen, um zu erreichen, dass jemand überhaupt mal ansprechbar wird (weil er vor Ort gar eine andere Möglichkeit hat, sich nicht entziehen kann), um überhaupt heraus zu finden, was genau denjenigen dazu veranlasst, sich zu verhalten, wie er sich verhält und dann eventuell mit demjenigen gemeinsam noch an Veränderungen zu arbeiten, um hier überhaupt einen Anfang zu finden, KANN eine solche Maßnahme wirksam sein. Das bedingt aber, dass es einen Anschluß gibt. Wenn ich denjenigen danach wieder fröhlich in sein Leben entlasse, ist wieder ganz schnell alles auf Anfang. Und das ist nur verständlich und natürlich!
Wir kennen das doch alle, den inneren Schweinehund zu überwinden ist eine Sache und schon schwer genug. Aber wie schwer ist es Dinge zu schaffen, von denen Dir Dein ganzes Leben gesagt worden ist: Kannst Du nicht, wirst Du nie können! ? Das ist beinah unmöglich, weil Du selbst dran glaubst. Du musst also Menschen finden, die mit Dir daran glauben, dass Du es schaffen kannst und die verhindern, dass Du Dich wieder runterziehen lässt.

So, nu reichts *g*

LG
Sina
 
Die Kollegen in den JC sind heillos überarbeitet, sie sind angehalten, die Leute in Maßnahmen zu stecken, haben enge Vorgaben und kommen da kaum raus.

Das würde ich aus meiner eigenen Erfahrung so bestätigen wollen. Ich hatte, bis auf ein Mal, wirklich nur gute Erfahrungen mit denen, auch wenn sie mir nicht unbedingt helfen konnten.

Zum Thema "Auslandsmaßnahmen" möchte ich noch einwerfen, dass man "sowas" im Grunde auch früher schon gemacht hat.

Ich bin ja nun in der hintersten Pampa großgeworden (also, zumindest war es damals verkehrs- und erschließungstechnisch die hinterste Pampa).

Da, wo angeblich "die Welt noch in Ordnung ist".

Da gab's aber in jedem zweiten Kaff mindestens ein Kinderheim (bei uns im Ort gleich zwei) - und in das wurden irgendwelche Schwerstfälle aus deutschen Großstädten (idR midnestens 300 km entfernt) verfrachtet, um eben aus ihrem gewohnten Umfeld herauszukommen und nicht sofort wieder nach Hause zu können oder zu wollen.

Waren übrigens meist recht schöne Heime, mit Haustieren usw. für die Kinder und einem Umfeld, das sich doch recht radikal von dem unterschied, was sie von zu Hause kannten.

Da ich mit denen zumindest die ersten 6 Jahre zur Schule gegangen bin (und nahher mit einem Teil immer noch Bus gefahren), hab ich wirklich nicht eben wenig davon mitgekriegt, wie es "anderswo" so zugeht. Teils war das echt übel.

Einigen konnte man auf diese Weise helfen, aber dem einen oder anderen eben auch nicht.

Die Heime gibt es immer noch, aber möglicherweise klappt das "Herauslösen" aus dem Umfeld dank Internet usw. heute dort nicht mehr ganz so gut?

Weiß ich nicht, könnte ich mir aber vorstellen.
 
Die Heime gibt es immer noch, aber möglicherweise klappt das "Herauslösen" aus dem Umfeld dank Internet usw. heute dort nicht mehr ganz so gut?

Weiß ich nicht, könnte ich mir aber vorstellen.

Naja, oder Du hast zB Kids, die dann abhauen und auf Trebe gehen oder zurück nach Hause.
Es gibt auch mittlerweile geschlossene Heime, wo es einen Unterbringungsbeschluss vom Gericht geben muss. Hab ich einmal mit einem Kind, bei dem ich die Vormundschaft hatte, gemacht, weil eine Auslandsmaßnahme nicht möglich war (bzw eine schon gescheitert, aber mittlerweile waren die Umstände in diesem Fall auch anders, Ausland ging nicht mehr).
War eine harte Entscheidung, für das Kind, die Familie und letztendlich auch für mich, aber in dem Fall eine richtige, sehe ich bis heute so.
Allerdings hatte ich auch Kids, die aus Auslandsmaßnahmen abgehauen sind. Eins hatte ich, dass ist, nachdem es eine Menge Mobilar zerstört hat, marodierend durch die Straßen gelaufen, als die Polizei es schnappte, gab es an, es sei gegen seinen Willen in diesem Land (was ja auch stimmte). Es wurde dann abgeschoben, das Land entschied sich, dieses Kind nicht länger beherbergen zu wollen...
Also, das funktioniert nicht immer, aber in einigen, wenigen Fällen kann es eine Möglichkeit sein, allerdings wie gesagt nur, wenn derjenige dort gestärkt rausgeht und es Anschlussmaßnahmen gibt und er nicht allein stehen gelassen wird.
Leider passiert das vielen, sobald sie 18 werden...

LG
Sina
 
Ich habe seit vielen Jahren mit gerade jungen Menschen zutun, die wegen ihrer "Probleme" ihr Leben nicht auf die Kette kriegen. Früher resultierten diese Erfahrungen aufgrund meiner ehrenamtlichen Arbeit über eine kirchliche Organisation und später setzte sich dies bis heute über meine Arbeit in der Zeitarbeit fort.

Meine persönliche Erfahrung ist, dass Menschen in bestimmten Situationen nur selber entscheiden können, ob sie mit ihrem bisherigen Leben so weitermachen oder nicht. helfen kann man ihnen nur, wenn sie wissen, dass sie keine Hilfe zu erwarten haben und sich in die Schei.ße reiten, wenn sie sich nicht an die vereinbarten Spielregeln halten und sich nicht bemühen.

Man hilft niemandem, dessen Gewohnheiten oder Zwänge so stark ausgeprägt sind, in dem
man ihm immer wieder neue Brücken baut und alles immer wieder durch gehen lässt.

Diese Leute haben gelernt sich mit Manipulationen, Selbsttäuschung und Lügen ihr Leben einzurichten. Sie werden finanziell unterstützt und immer wieder aufgefangen, obwohl sie nicht das machen, was nötig ist, um da wieder raus zu kommen.

Ich erlebe es gerade bei jungen Leuten jeden Tag, dass einige mit Ausreden und Lügen einengewissen Standard erreichen, mit dem sie sich arrangiert haben und damit zufrieden sind, weil sie damit durch kommen und am Ende doch die Wohnung bezahlt bekommen, ihr Geld vom Amt kriegen und Verständnis erfahren.

Natürlich muss man helfen und dendriten zeigen, dass sie unterstützt werden und sich darauf auch verlassen können, aber nur dann, wenn sie dafür auch etwas tun und sich an die Regeln halten. Genauso muss man ihnen aber meiner Erfahrung nach auch zeigen, dass es mit der Unterstützung vorbei ist, wenn sie sich nicht an die Regeln halten und das dann auch knallhart durch ziehen.

Natürlich klingt es unsozial und unmenschlich, wenn man andere nicht unterstützt, obwohl man weis, dass sie aufgrund ihrerebensumstände oder sonstiger Gründe nichts dafür können, aber meiner Erfahrung nach hilft man ihnen nicht wirklich weiter, wenn man es ihnen leicht macht.

Man muss solchen Leuten natürlich immer wieder die Hand reichen, damit sie sich aus der Schei.ße ziehen können, aber man darf ihnen nicht immer wieder Brücken bauen, damit sie nicht in die Schei.ße treten.

Meiner Erfahrung gilt das in ähnlicher Form auch für ander individuelle Schicksale.

Auch der hier angesprochenen 56 jährigen oder einer 40 jährigen mit Behinderung mit muss man zwar Verständnis entgegen bringen und auf die individuelle Situation Rücksicht nehmen, aber darf es ihnen nicht zu einfach machen, in dem man sie bemitleidet und ihnen den Hintern hinterher trägt. Auch diesen Menschen ist mehr damit geholfen, wenn man sie fordert ihnen etwas abverlangt.

Meine Mutter hatte 25 Jahre lang Parkinson. Sie hat mich immer dafür gehasst, dass ich ihr nicht immer den Hintern hinter her getragen habe und alles gemacht habe, was sie an Hilfe verlangt hat, sonder sie immer wieder dazu motiviert und angetrieben habe, sich anzusträngen und zu kämpfen. Am Ende konnte sie über 20 Jahre lang gut mit ihrer schweren Krankheit leben, weil sie sich nicht hat gehen lassen, sondern sich immer wieder aufgerappelt hat. Sie hat oft wegen mir geweint, weil ich angeblich kein Verständnis für ihre Lage hatte und sie hat mich oft verflucht, wenn ich ihre Mitarbeit verlangt habe, damit sie aus dem Stuhl aufsteht, oder ins Bett rutscht, oder wenn sie mal wieder tausend Ausreden hatte, weshalb wir keinen Spaziergang um den Block machen.

Ich vergleiche das einwenig mitbedenkt Situation mancher Menschen, die scheinbar schon zu alt für eine Umschulung sind, oder es unzumutbar finden, sich noch einmal flexibel zu zeigen.
 
Procten, keiner dieser Leute jammert oder ist unmotiviert, im Gegenteil. Wir leben aber hier auch in einer relativ strukturschwachen Region. Bitte verwechsle meine "Beispiele"nicht mit den Kids, die wirklich nix auf die Reihe Kriegen.

Es ist ein himmelweiter Unterschied,ob jemand schon viele Jahre gearbeitet hat und es körperlich nicht mehr kann (aber unbedingt will) oder ob einer noch nicht mal morgens aus dem Bett kommt.

Das hat nichts mit Mitleid zu tun. Es hilft auch Mix, wenn sich die 56jährige immer bei den gleichen Firmen bewirbt und Absagen bekommt. Es ist einfach unrealistisch und die Frauen sind auch nicht auf mich als motivationshilfe angewiesen. Die wissen ganz genau, was sie wollen.

Ich käme mir da eher dämlich vor, denen einen zu erzählen.
 
@procten: wow d.h. deine mutter konnte zwar 20 jahre mit parkinson leben, aber im gegenzug hat sie seelisch dies wohl nicht...
 


Ja, was denn nun?

Ansonsten entspricht dein Geschriebenes sehr dieser "amerikanischer Traum"-Denke und die spiegelt die Komplexität des Themas nicht wieder.
 

Procten, solche Geschichten hören sich bei dir immer so ein bisschen an, als hätte so was Allgemeingültigkeit für alle Situationen und Erkrankungen - und das hat es ja eben nicht.

Meine Mutter z.B. hatte 2 Jahre Krebs. Und ja, ich und andere haben ihr gerade gegen Ende ihres Lebens sonstwas hinterher getragen, weil sie es eben einfach nicht mehr geschafft hat - das ging körperlich einfach nicht mehr. Und so kluge Sprüche wie "Du musst nur wollen, dann schaffst du das auch" (z.B. den Krebs besiegen) oder "Man darf sich nur nicht hängen lassen, dann schafft man das", haben sie bitterlich weinen und teilweise regelrecht depressiv werden lassen, weil sie sich dann obendrein zu der Diagnose und dem schnell fortschreitenden Krankheitsverlauf mit allen seinen Folgen auch noch unfähig und regelrecht schuldig gefühlt hat, weil sie vielleicht nicht genug oder nicht richtig gewollt hat...

Ich bin ganz allgemein der Überzeugung, dass dieses "Man muss nur wollen" etc. pp. auch ins Gegenteil umschlagen kann und die Menschen im worst case noch mehr mitnimmt, weil sie dann noch mehr an sich zweifeln, weil es trotz Wollens vielleicht nicht so klappt wie bei anderen, die auch gewollt haben.
 
Eben, es gibt dabei nicht nur schwarz und weiß. Wie gesagt, ich kann auch mal jemandem kurzfristig kräftig die Hand unter den Hintern halten, um zu verhindern, dass er wohin abrutscht, wo dann alles zu spät ist.
Grundsätzlich basiert auch meine Arbeit auf Freiwilligkeit und auf Eigeninitiative (gesteuerte, unterstützte). Und meine Aufgabe ist es auch, Barrieren abzubauen oder niedriger zu bauen, wenn ich es für nötig empfinde. Denjenigen da abholen, wo er steht. Ich arbeite mit einem akzeptierenden Ansatz (Drogenbereich), bei mir gibt es keine "Ausstiegspflicht", wer konsumieren möchte, kann dies tun, dh bei mir sind Leute, die weiter konsumieren wollen, Leute die dauerhaft substituiert sind, Leute die Therapien planen, solche abgebrochen haben oder auch Leeute, die erfolgreich eine Therapie beendet haben. In all diesen Fällen gibt es unterschiedliche, individuelle oder auch suchtbezogene Möglichkeiten aber auch Grenzen, die die Leute haben.
Und dementsprechend handel ich. Ich kann von einem aktiv konsumierenden nicht verlangen, dass er bei mir einen Termin einhält- geht nicht, dafür ist sein Tag eh zu vollgepackt und die Sucht steht natürlich im Vordergrund. Da kann ich froh sein, wenn er den Tag oder auch den Tag danach trifft. Und das ist ok (ich vergeb aus diesem Grund auch selten Termine *g*).
Von jemandem, der den Suchtdruck hinter sich hat, kann ich das sehr wohl verlangen und finde es auch wichtig, das wieder zu lerne. Da gehe ich mit verpatzten Terminen anders um. UNd da aber dann auch wieder von dem einzelnen Menschen ausgehend: Hat er jemals gelernt, sich an Termine zu halten, oder nicht? Wie lange ist das her? Was für einen Backround hat er (lebt er in einer Einrichtung? Geht er Arbeiten? Lebt er alleine? Lebt er auf der Straße?). Ich behandel das scon sehr individuell. Und wenn ich dann zum Beispiel seh, da kommt jemand eine halbe Stunde zu früh zu seinem Termin, dann weiß ich: Gelernt hat er es noch nicht. Er bemüht sich, aber ich kann bei ihm durchaus, mit entsprechendem Text, mal eine Ausnahme machen, wenn er beim nächsten Mal zu spät kommt oder den Termin vergisst: Er kann es noch nicht.
In anderen Fälen bin ich da knallhart, der Termin ist verpatzt und die Leute können wiedre gehen. Ausgehend vom einzelnen und seinem derzeitigem Stand.

Ich gebe Dir insofern recht, als das Leute, die gewisse Ressourcen haben, nur gerade aufgegeben haben, unter gewissen Umständen den Hintern eher hochbekommen, wenn ich Druck aufbaue.
Viele allerdings stecken dann erst recht den Kopp in den Sand und tauchen nicht mehr auf. Ich muss also, auch wenn ich Druck aufbaue, einen Rückweg lassen.

Und, wie gesagt, ich muss auch zusehen, dass ich ein weiteres Abrutschen in einigen Fällen verhindere, wie mit dem jungen Mädel in die komplette Obdachlosigkeit und weg von pädagogischen Kräften. Und dafür halt ich ihr dann auch mal die Hand unter den Hintern, bezogen auf diesen Punkt. Das heißt nicht, dass es in allen Bereichen bei ihr so ist, aber auf bestimmte Punkte bezogen schon.

Ebenso, wie ich zB Leute wirklich zum Arzt runterzerre, weil sie den Weg alleine nicht schaffen (sind zwei Stockwerke, da gehen viele verloren...nein, es ist natürlich ein Problem von Scham, es fällt ihnen leichter, wenn ich nochmal mitkomme. Allerdings kann es auch sein, dass ich auch hier mit Druck arbeite: Du kannst nicht weiter in der Unterkunft schlafen, wenn Du nicht beim Arzt warst. Aber: Ich bringe Dich runter und baue die Schwelle damit für Dich ab).
Nicht alles ist aus eigener Kraft zu schaffen, manchmal steckt man so tief drin, dass man flankierende Maßnahmen benötigt.

Aber unser Hintergrund ist da ja auch recht verschieden *g*

LG
Sina
 
Procten schrieb:
Solange man den Leuten aber einredet, dass es sich nicht lohnt Entbehrungen hinzunehmen, um auf etwas Besseres hinzuarbeiten, werden einige weiterhin ihr Schicksal beklagen und sich. Icht bemühen.

Na ja, solange Angestellte Entbehrungen hinnehmen und auf Lohn und Urlaub verzichten, um ihre Arbeitsplätze zu retten, nur um dann am Ende eben doch entlassen zu werden (obwohl des Unternehmen Gewinne einfährt), während ihre Jobs in andere Länder outgesourct werden (da fällt mir jetzt mal spontan Nokia ein) - wird es schwierig sein, Arbeitnehmern glaubhaft zu vermitteln, dass Entbehrungen sich wirklich lohnen...

Es wäre vielleicht auch mal an der Zeit, dass faire Arbeitgeber (ich bin überzeugt, dass es die gibt), solche Vorgehensweisen auch deutlich kritisieren und sich auch mal auf die Seite der Arbeitnehmer stellen, von denen es ja auch genug kompetente und fleißige in Deutschland gibt, um so manche Firma am Laufen zu halten.
 
Es gibt Momente, in denen ist es angebracht anderen Menschen einfach nur bei zu stehen und ihnen zu zeigen, dass man ihre Situation versteht und es gibt Phasen, in denen man sie zu ihrem eigenen Wohl antreiben und motivieren sollte, auch wenn es einem schwer fällt, weil man sie am liebsten trösten würde.

Man kann eine 40 jährigen, die morgens nicht mehr aus dem Bett kommt, in ihrer scheinbar aussichtslosen Situation auf verschiedene Weisen begegnen. Jeder muss hier für sich selber den richtigen Weg finden.

Jungen Menschen, die aufgrund ihrer Lebensumstände scheinbar keine Hoffnung haben, kann ich ebenfalls auf die eine oder andere Art begegnen. Manche Menschen glauben, dass sie alles erreichen können, egal wie aussichtslos eine Situation ausschaut und andere sehen das als Träumereien an.

Eine Parkinson Kranke kann man als Kind den ganzen Tag bedienen, pflegen und bedauern und damit sein Gewissen beruhigen, obwohl man weiß, dass man ihr damit eigentlich nichts Gutes tut, weil sie dadurch immer schwächer und steifer wird, oder sie so weit fordern, wie es geht, um ihre Vitattät möglichst lange zu erhalten, aber sich damit bei der Betroffenen keine Freunde machen.

Meine Mutter hat bis 2 Wochen vor ihrem Tot zu Hause wohnen können und 20 Jahre lang ohne eine externe Pflegekraft auskommen können, so wie sie es wollte. Es gab für sie nichts Schlimmeres, als bemitleidet zu werden und auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Trotzdem hat sie in schwachen Momenten aufgeben und genau das tun wollen, was ihr geschadet hätte.

Man kann Drogenabhängigen immer wieder Geld geben und sie unterstützen, weil es einem das Herz zerbricht, oder sie fallen lassen, obwohl es einem das Herz zerbricht.

Ich lebe seit ca. 12 Jahren mit einer Person in einem Haushalt, die bei unserem ersten Zusammentreffen bis zum Hals in der K.acke steckte und ohne jede Hoffnung war. Diese Person, die gerade 2 Meter von mir entfernt auf dem Sofa sitzt, während ich das schreibe, hatte, als sie mich um Hilfe gebeten hat, keinen Schulabschluss, ein Drogenproblem, einen Haufen Schulden, eine drohende Haftstrafe und ihr Leben bestand nur aus Lügen. Heute hat diese Person einen abgeschlossene Ausbildung, einem sehr gut bezahlten Job, ist frei von jeglichen Drogen, schuldenfrei, ohne Vorstrafen und ein sehr sozialer und anständiger junger Mann. Er hat selber eine 4 jährigen Sohn und engagiert sich ehrenamtlich für Jugendliche und junge Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, wie er es damals war.

Dies war nur möglich, weil er sich selber aus der Sch.eiße gezogen hat und von mir genau das bekommen hat, was ich hier vertrete. Es gibt einige andere junge Menschen, denen wir (mein Bester Freund und ich) auf ähnliche Weise geholfen haben. Einer davon ist der herionabhängige Bruder meines besten Freundes, der seit 32 Jahren Heroinabhängige ist.

Jeder macht in seinem Leben Erfahrungen, die ihn prägen und die er dadurch zu seiner Lebensphilosophie macht. Andere machen wiederum andere Erfahrungen und ziehen daraus andere Schlüsse, die genauso richtig sind oder vielleicht sogar besser sind.
 
Man kann Drogenabhängigen immer wieder Geld geben und sie unterstützen, weil es einem das Herz zerbricht, oder sie fallen lassen, obwohl es einem das Herz zerbricht.

Dieser Satz ist übertragbar auf jegliche, stoffgebundene oder ungebundene Sucht, aber gar nicht Gegenstand unserer Diskussion, oder zumindest nur am Rande.
Und fallen lassen, ja, aber im Zweifel ein kontrolliertes Fallen. darum geht es mir letztendlich. Im Einzelfall das Fallen ein wenig Lenken, so dass überhaupt noch ein Rückweg besteht.
Ich meine, Leben in einer Drogennotunterkunft, das ist ziemlich weit unten, viel weiter geht es nicht mehr. Um auf mein Fallbeispiel zurück zu kommen: Wenn dieses Mädel, die momentan keinerlei Ausstiegswillen hat, sondern sich nur immer weiter und weiter in die Szene reinbegeben will, jetzt noch den letzten Ankerpunkt durch die Unterkunft verliert, sehen wir sie, mit Glück, in einigen Jahren wieder, HIV, Hep C, polytox, chronifiziert suchtkrank, erhebliche Gewalterfahrungen im Gepäck, vielleicht noch eine drogeninjizierte Psychose usw..
Drogennotunterkunft ist sehr weit unten, weiter (oder anders) unten kann sie nicht überschauen, dh ich sehe zumindest zu, dass sie in einer Anbindung bleibt, dass wenn doch noch der Hauch eines Veränderungswillen auftaucht, ich sie mir sofort greifen kann und mit ihr die nötigen Wege gehen kann. Lasse ich sie jetzt weiter fallen, baue ich keine Beziehung auf (auch ein wichtiger Punkt), so dass sie im Notfall weiß, an wen sie sich wenden kann (ob an mich, die Kollegen aus der Unterkunft, die niedrigschwellige Drobs), wird es für sie ungemein schwerer und sie wird viel mehr Schwellen zu überwinden haben. Jetzt mal ernsthaft, niedrigschwellige Sozialarbeit (Kontaktcafes, Straßensozialarbeit (ganz wichtig!), Essensangebote etc) ist nichts anderes, als Grenzen und Barrieren abzubauen und im Zweifel mit einzugreifen und zu unterstützen (nicht zu "helfen" und auch nicht zu tragen), weil eigener Antrieb alleine manchmal nicht ausreichend ist.
Natürlich, um ein Problem anzupacken, muss ich es zuallererst selbst erkennen und den Willen entwickeln, etwas zu verändern. Und dafür muss ich fallen. Die Aufgabe von Sozialarbeit ist es aber auch manchmal, für ein kontrollierteres Fallen zu sorgen, in Situationen, wo dies angebracht ist. Und da zu sein, wenn ein Veränderungswille besteht und hierbei zu unterstützen.

Hilfe zur Selbsthilfe, so kann man es nennen, beinhaltet aber letztendlich auch eine Unterstützung, eine Stärkung dahin, sich selbst zu helfen.
 

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