Angriff der Killeraffen

erwin

15 Jahre Mitglied
UGANDA

Angriff der Killeraffen

Eine grausige Mordserie bewegt das Land: Die Täter sind keine Menschen, sondern - häufig betrunkene - Schimpansen. Ihnen fallen vor allem Kinder zum Opfer.



DPA
Diesmal spielt Mobutu verrückt. Mit schrillem Stakkato brüllt der Oberschimpanse den Kibale-Wald zusammen. Er hangelt sich behände von Liane zu Liane und stopft gierig Feigen in sich hinein. Der Rest seiner Gruppe wahrt ehrfurchtsvoll Distanz. Denn seinen Spitznamen nach dem einstigen kongolesischen Diktator trägt Mobutu nicht ohne Grund: "Wer sich ihm widersetzt, riskiert womöglich eine Tracht Prügel und den Tod", flüstert Astone Byaruhanga, 47. Seit 13 Jahren durchstreift der Ranger den Regenwald im schwer zugänglichen Südwesten Ugandas.

Herrscher dieser legendenumwobenen Terra incognita an der Grenze zum Kongo ist nicht der Mensch. Der Kibale-Wald ist das Reich seines nächsten Verwandten: des Schimpansen. Waldelefanten leben hier, mehr als 335 Vogelarten, 250 Schmetterlingsspezies - und mit 1470 Tieren eine der weltgrößten Populationen dieser Menschenaffen.

Doch die intelligenten Primaten, Stars aus Fernseh-Vorabendserien wie "Unser Charly", sind Mörder, schreibt der Biologe Michael Gavin in einer neuen Studie. Eine ganze Reihe von Bluttaten gehe auf das Konto der Schimpansen. Von "Terror" der Affen gegen seine aufrecht gehenden Vettern spricht die Wochenzeitung "East African". Die Tiere seien "Schrecken erregende", Babys fressende Bestien.

Auch eine Studie der staatlichen "Uganda Wildlife Authority" (UWA) mit dem unheilvollen Titel "Killer Chimps" liest sich wie das Skript zu einem Horrorfilm.

Aus der verbrieften Schreckensbilanz: Während seine Mutter Anet Arikiriza auf dem Feld arbeitet, wird der drei Monate alte Johnson Ahebwa von einem Schimpansen aus dem Schatten eines Baumes gezerrt. Obwohl sofort eine Schar mit Speeren bewaffneter Männer heranstürmt und den Affen vertreibt, kommt die Hilfe zu spät. Das Tier hat bereits die Nase des Säuglings gefressen und einen Teil seiner Oberlippe. Johnson stirbt eine Woche später im Krankenhaus in Kampala.

Im Dorf Muganyirwa nahe dem Kibale-Regenwaldes hatte zuvor ein Schimpanse mit dem bezeichnenden Namen "Saddam" ein zehn Monate altes Baby getötet sowie drei Kinder verletzt. Der "killer chimp" Kiki hat einen Säugling auf dem Gewissen und zwei weitere verstümmelt. In der Gemeinde Kasende fügt ein Schimpanse einem zwölfjährigen Mädchen schwere Wunden zu. In der Gegend Rutete wird ein kleines Mädchen "zerquetscht".

Die meisten Opfer wurden von den Affen fortgeschleppt und erst dann getötet, insgesamt sollen in den vergangenen Jahren mindestens acht Kinder in Uganda und Tansania auf diese Weise gestorben sein. "Die Einheimischen halten Wache, geben Felder, die an Waldstücke grenzen, auf und lassen Kinder nicht mehr unbeaufsichtigt", steht in dem UWA-Papier.

Hielten Wissenschaftler den "Pan troglodytes" (lat., "der höhlenbewohnende Pan") lange eher für einen friedfertigen Vegetarier, ist spätestens seit Jane Goodalls Beobachtungen im tansanischen Gombe-Nationalpark bekannt, dass Schimpansen zu Brutalität und Kannibalismus im Stande sind. Von einer "dunklen Wesensseite" spricht die Primatologin Goodall, von "schockierenden, schrecklichen Ereignissen", deren Zeuge sie geworden sei. Wie sonst nur Menschen töteten Schimpansen systematisch und äußerst grausam ihre Artgenossen und führten sogar Kriege gegeneinander: Die Opfer wurden "nicht nur geschlagen, getreten und zertrampelt, sondern ihnen wurden auch die Knochen aus dem Leibe gebrochen, Fetzen aus der Haut gerissen und Gliedmaßen abgedreht".

Der Harvard-Anthropologe und Kibale-Forscher Richard Wrangham wirft in seinem Buch "Bruder Affe" die Frage auf: "Warum tötet er den Feind, statt ihn einfach zu vertreiben? Warum vergewaltigt, foltert und verstümmelt er? Warum entdecken wir diese Verhaltensmuster bei uns selbst, aber auch bei den Schimpansen?"

Lillian Nsubuga guckt untröstlich. Die Sprecherin der ugandischen Wildlife-Behörde UWA sucht bemüht eine Erklärung: "Wahrscheinlich waren sie betrunken." Die Tiere würden sich am illegal gebrauten Bananenbier gütlich tun, das in den Dörfern hergestellt wird. Beschwipst marodierten sie dann durch die Siedlungen und schlügen, vom Alkohol enthemmt, gnadenlos zu. Dabei sei den Affen dann kaum beizukommen: Ein Schimpanse verfüge über die Kraft mehrerer Männer.

Jane Goodall dagegen glaubt nicht an die Theorie vom Amoklauf im Suff. Vielmehr würden die Affen Kinder als Beute betrachten: "Für wild lebende Schimpansen sind Menschenkinder nur eine andere Art von Primaten."

Und Forscher Gavin hat beobachtet: "In den meisten Fällen beißen sie ihnen erst die Arme und Beine ab, bevor sie sie ausweiden. Genauso machen sie es auch mit den Roten Stummelaffen, ihrer Lieblingsbeute."

Andere Wissenschaftler halten die Attacken für einen Kampf zwischen Mensch und Tier um Lebensraum. "Normalerweise sieht man keine Schimpansen, die Dörfer überfallen und Kinder entführen", sagt Doug Cress von der "Pan African Sanctuaries Alliance". Der Mensch habe den Krieg begonnen, "die Schimpansen schlagen zurück".

THILO THIELKE

 
Das habe ich noch gar nicht so gehört.
Trotzdem sind sie meiner Meinung nach noch lange keine Killer - was müssten wir Menschen dann sein? *gar nicht wissen will*
lg,
Kaze
 
Schimpansen töten Artgenossen aus anderen Gruppen, nur um sich deren Lebensraum anzueignen, bewiesen durch Charlotte Uhlenbroeck.

Wenn man ihrer Aussage glaubt, sind Schimpansen, genauso wie Menschen, Killer ohne Hintergrund und töten manchmal aus purem Vergnügen.
 
Oh mann das wird ja immer verrückter :sauer:
Welche Tierart wird die nächste sein? Fische ?
Mathie
 
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