Ich denke auch, das du es dir einfach machst indem du jetzt deine Frau als Bösewicht hinstellst. Wenn du dich schon nicht in deiner Familie durchsetzen kannst, wie willst du es schaffen einen Hund mit Konsequenz und Durchsetzungsvermögen zu erziehen??
Das ist eine sehr gute Frage.
Mein Gefühl bei der Sache ist: Du wolltest so gern einen Hund, dass du sämtliche Argumente, die dagegen sprechen könnten und vorher eventuell mal zur Sprache gekommen bist, einfach übergangen hast. Vielleicht ist deine Frau auch wie mein Göttergatte und sagt erst hinterher, was sie vorher schon gestört hat. Und nun hast du den Salat.
Zu deiner Tochter sag ich nix, weil ich deine Familie nicht kenne, und meine eigene Erfahrung auf diesem Gebiet noch sehr begrenzt ist.
Meine eigene, ganz persönliche Vorstellung von Erziehung ist dir vermutlich zu rabiat. Aber sagen wir soviel: Wenn eins meiner Kinder trotz meiner Ermahnungen ein Tier oder ein kleineres Kind schlägt oder sonstwie drangsaliert, und ich krieg es mit, bekommt es in selber Münze zurück.
Bzw. wird in selber Münze zurückbekommen. Nur um zu merken, wie das ist.
Wird Hund geknuddelt, und Tochter lässt es nicht, würde ich sie genauso knuddeln und ruffeln, auch wenn ihr das vermutlich gar nicht passt. Schlägt sie den Hund, kriegt sie eine Ansage, und beim nächsten Mal kriegt sie selbst einen Knuff. Ich habe mit dieser Methode beim damals vierjährigen Sohn einer Freundin, der mit vorliebe seine 6 Monate alte Schwester drangsalierte, sehr gute Erfahrungen gemacht. Gegenüber Ermahnungen wie: "Hör auf, das tut ihr weh!" hat der sich taub gestellt. Da kam sogar die Erwiderung: "Ja, ich weiß!" - Worauf ich dachte: "Warte, mein Freund... - So kann ich auch!"
Das Kind hat mir das erstaunlicherweise gar nicht übel genommen. Ich glaube, der hat richtig ausprobiert, wie weit er bei mir gehen kann.
Ihr müsst das nicht genau so machen - ich kenne weder euch noch eure Tochter, noch die genauen Umstände, warum sie ist wie sie ist. - Aber ich fürchte, ihr wärt durchaus, wenn das wirklich ein solches Problem darstellt, ein Fall für Erziehungshilfe - und zwar alle, nicht "nur deine Frau", oder "nur du".
Ich hätte damit kein Problem, diese in Anspruch zu nehmen, ebenso wenig, wie ich Probleme habe, für meinen Hund professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist keine Schande, etwas nicht allein zu schaffen, aber eine, keine Hilfe anzunehmen, wenn man sie im Sinne aller Beteiligten eigentlich bräuchte, finde ich.
Irgendwie liest sich die Vorgeschichte für mich so, als sei eure Tochter absichtlich einige Wochen nicht zuhause gewesen, weil du deiner Frau "beweisen" wolltest, was für ein toller Hund Barney ist und wie gut alles laufen wird - weil euch beiden klar war, sie (also, eure Tochter) könnte das Problem sein.
Dann kam sie heim und es lief dann doch nicht mehr so toll, und leider (für dich) hat sich deine Frau auch nicht von den ersten Wochen überzeugen lassen, es zu versuchen, denn soo gern wollte sie eigentlich doch keinen Hund, vielleicht sogar überhaupt nicht. War das so?
In dem Fall muss ich sagen: Ich kann dich gut verstehen, aber der Fehler war deiner. Nicht der deiner Frau, sondern der, dass du gedacht hast, sie wird ohne Zweifel den Hund genauso mögen wie du, wenn der erst da ist. Das kann klappen, aber viel öfter klappt es eher nicht.
Ein Ehepartner, der sich einen Hund anschafft, obwohl der andere nicht will, ist ungefähr ebenso belastend für eine Beziehung wie eine Frau, die absichtlich schwanger wird, um "ihre Ehe zu retten" und hofft, mit Kind würde alles besser. Das passiert in den allermeisten Fällen nicht.
(Bei Hunden spreche ich aus Erfahrung... wir wollten beide einen Hund, aber mein Mann hatte Bedenken bei diesem speziellen Exemplar. Völlig zu Recht, wie ich zugeben muss. Wir haben den Hund noch, aber für unsere Ehe war und ist er eine Belastung.)
Vielleicht hat deine Frau auch gar nichts gegen Hunde, aber ein realistischeres Bild von eurer Tochter als du... - leider. (Ist halt die Frage, ob man wirklich damit leben muss, dass das Kind macht, was es will... s.o.)
Denjenigen, die gesagt haben, dass auch ein Hund unter diesen Umständen schwer zu erziehen ist (genau wie ein Kind) schließe ich mich übrigens an. So einen Fall erlebe ich gerade von ferne im Bekanntenkreis mit, und es ist nicht grad lustig. Einige (auch dort nicht alle) Kinder und der Hund haben genau raus, wem in der Familie sie wie auf der Nase rumtanzen können... das geht ganz fix, egal wie gutmütig sie ansonsten sind. Warum sollten sie Lücken in den Regeln nicht ausnutzen?
Tja, Mensch - was soll ich zu der ganzen Sache sagen?
Ich kann schon nachvollziehen, dass "Hund in eurem Haushalt" im Moment nicht machbar ist, denn das muss man wollen, und wenn es nicht alle wollen, geht es eher nicht. Aber hättet ihr euch das mal vorher überlegt! Realistisch und illusionslos, nicht so, wie ihr (oder du) es gern gehabt hättet.
Das hätte doch euch allen, Barny inklusive, viel Leid erspart.
Ich glaube übrigens nicht, dass Barney nun auf ewig geschädigt ist, und hoffe sehr, dass er schnell einen Platz findet, wo er dann endgültig bleiben kann. Er ist ja noch jung, da hat er jetzt wirklich bessere Chancen, als wenn ihr ihn in einem Jahr in der Pubertät zurückgebracht hättet, weil er eure elterlichen Diskrepanzen genauso gewieft ausnutzt wie eure Tochter... von daher finde ich eure Entscheidung übereilt, aber nicht grundsätzlich falsch.
Euch würde ich dennoch wie viele andere hier raten: Schafft euch erstmal keinen Hund mehr an. Egal welcher Rasse. Klärt erstmal, was ihr überhaupt wollt,und wohin ihr wollt, sowohl mit den Kindern als auch ansonsten in eurer Ehe. Das ist vielleicht im ersten Moment ernüchternd, aber es erspart einem auf lange Sicht viele Enttäuschungen.
Und bevor das geklärt ist, könnt ihr auch einem Hund kein klares Regelwerk bieten, innerhalb von dem er sich gut und ausgeglichen entwickeln kann. Das ist bei Kindern wichtig, und es ist bei Hunden noch viel wichtiger, weil man Missverständnisse mit denen niemals ausdiskutieren kann.
Nur zur Hundeschule gehen, dort "Hund ausbilden" und das Beste hoffen reicht einfach nicht. Es muss in der Familie stimmen, sonst stimmt gar nix. Wichtig ist hier eben nicht "auf'm Platz", sondern zuhause.
Für deinen Traum tut es mir leid. Für Barney tut es mir sehr leid, aber ich denke, es wird es überleben.
Nur du solltest dich jetzt benehmen wie ein Erwachsener, und das nächste Mal dementsprechend entscheiden. Fehler passieren. Viele wären im Vorfeld vermeidbar gewesen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sie vorkommen. Sie sollten nur nicht immer wieder passieren.
In anderen Worten: Wenn du das nächste Mal ins TH gehst, einen Hund siehst, und dir sagst: Ich wollte schon immer einen Staff... (und deine Tochter ist immer noch nicht verständiger geworden) - Schluck einmal schwer und sag dir ganz fest: "Jetzt noch nicht!!!!"
MvG,
Lektoratte