elcheueberall schrieb:
Baumanns würden das sicher nicht so stehen lassen, wenn wir uns nach einer intensivwoche damals bei ihnen heute von so einem jungspund durch die Gegend schleifen lassen.
Ich bleibe dabei: Ein Trainer, der, nachdem man mühevoll das ultimative Rezept für komplizierten Hund A (rot-schwarz-kariert) erlernt bzw. eher erarbeitet hat, erwartet, dass man damit automatisch und ganz locker das Patentrezept für komplizierten Hund B (blau-weiß-gestreift) gefunden hat bzw. beherrscht, wäre für mich kein so besonders guter Trainer in Bezug auf Leute.
Und ein Trainer, der für einen Hund wie Karli genau dasselbe Verhalten und dasselbe Trainingsrezept verordnet, wie für Tintin, wäre - zumindest nach deinen Beschreibungen beider Hunde - auch kein so guter Trainer in Bezug auf Hunde.
Das, was von allen Leuten, die sie mal praktisch haben arbeiten sehen und mit ihrem Ansatz zurecht kommen, immer wieder positiv hervorgehoben wird, ist, dass sie eben
keine Patentrezepte anbieten und sich
jeden Hund ganz genau anschauen.
Und dann für jeden Hund den bestmöglichen Ansatz wählen. Ohne Schubladen.
(Was mir an ihm zumindest gefiel, war, dass er es in seinem Vortrag und seinen Büchern so darstellte, als würde er es so halten).
Wenn ich das, was du jetzt schreibst, so lese, frage ich mich:
Ist das alles nur ein Gerücht und stimmt so gar nicht, und liefern die Baumanns tatsächlich nur Schema F (den Eindruck könnte man kriegen, wenn man dich so liest) oder projizierst du deine eigenen Erwartungen, dass ein gutes Rezept für einen sehr schwierigen Hund auf alle sehr schwierigen Hunde irgendwie passen sollte, auf die Baumanns?
Du hast mit Karli sicherlich enorm viel gelernt. Du hast gelernt, Dinge zu regeln, von denen andere Hundehalter bestenfalls in ihren schlimmsten Alpträumen mal ne Kostprobe bekommen, und dich mit ihm zusammengerauft. Damit stehst du in der Tat erfahrungsmäßig ne ganze Menge weiter als der Durchschnittshundehalter, und ja, du wirst in Hinblick auf Timing und Körpersprache sicherlich weniger falsch machen als jeder unbeleckte Der-tut-nix-Halter...
Trotzdem ist es nicht unmöglich, dass du im Hinblick auf die Probleme vom Kroko quasi wieder bei Null anfangen musst. Und dass das Anfangen bei Null trotz deiner Fortschritte auf anderen Gebieten nicht leichter geht als beim letzten Mal.
Ist dann halt so. Und?
Hat jemand Schuld? - Du, weil du dich nach eigenem Gefühl "zu blöd anstellst"?
Die Baumanns, weil ihr Ansatz für Karli nicht der Richtige für Tintin ist?
Der Hund, weil er so kompliziert ist?
Nein. Jeder Jeck ist anders, und jeder Hund erst Recht.
Mir zB ist völlig klar, dass mein Wissen über Hundeverhalten und Hundeerziehung sich im Wesentlichen aus dem Wissen über den Spezialfall eines einzigen, hochkomplizierten Hundes zusammensetzt. Für das Durch- und Überleben ganz normaler Hundebegegnungen zwischen zwei ganz normalen Hunden müsste ich vermutlich Einzelstunden nehmen, um das ohne Schweißausbrüche durchzustehen...
Nein, das ist wirklich kein Scherz...
Ich kann mit schwerhörigen, hyperaktiven, hypergestressten umgehen, aber bei einem Hund wie Karli hätt ich wieder bei Null angefangen. Auch die Vorstellung, einen Hund im Haus zu haben, der aggressivst Ressourcen verteidigt, ist ein Alptraum für mich... auch da: Anfang im Grunde bei Null, Hilfe gern erwünscht.
Weil's ne völlig neue Problemstellung wäre, die völlig neue Denkansätze erfordert.
Und so seh ich das bei euch im Moment auch.