Als Frau (sofern Du nicht Kampfsport betreibst) stehen in so einem Fall Deine Chancen recht schlecht, bei den meisten erwachsenen Hunden ebenfalls.
Wenn jemand während eines psychiotischen Schubs dermaßen ausrastet, fallen nicht selten sämtliche Hemmungen. Das meinte ich damit, dass er sich hier noch halbwegs unter Kontrolle hatte.
Wir alle haben aber erstmal gewisse Hemmungen, auch wenn wir uns wehren, das ändert sich erst, wenn es nach unserem Gefühl um unser Leben geht.
Fehlen bei jemanden, der mich angreift oder den ich auch nur stoppen will, diese Hemmungen, kommt man da alleine nicht gegen an. Wenn jemand existentiell kämpft, ist jemand, der dies nicht tut, chancenlos.
Bei uns brauchte es mhrere Wachmänner (und Frauen übrigens), um den Mann letztendlich unter Zuhilfenahme eines Geländers zu Boden zu ringen und ihn dort mit mehreren zu fixieren. Und der war noch nicht auf Endeskalation, ganz kurz davor, aber noch nicht da.
Mir hat mal ein Klient, auch mit schwerer psychischer Störung, einen Schreibtisch aus den Angeln gehoben und durch den Raum geschmissen, als er ausrastete (so eine Winkelkombination, sämtliche Schrauben rausgebrochen) und zwar mit einer einzigen Bewegung. Im Rausgehen (da war ich schon über alle Berge...) hat er noch so eine Sicherheitstür (dickes Glas mit Draht drin gespannt) durchgetreten. Da war auch schon einiges an Hemmungen weg...
Ich will damit einfach nur sagen: Das ist keine Geschlechterfrage und auch keine Kraftfrage, alleine mit jemandem, der so die Kontrolle verliert, wie es bei diesem jungen Mann anhand der Bilder stark zu vermuten war, dass es passiert, hilft eigentlich nur zusehen, dass man wegkommt.
Ich bin damals bei dem Schreibtisch alleine gewesen, im Büro und auf dem Flur. Als ich merkte, wie mir das kippt (warum auch immer ich die Anzeichen vorher nicht wahr genommen habe, vorhanden waren sie) hab ich ihm mein Büro überlassen und bin geflüchtet. Zum Glück hatte er sich noch nicht zu sehr auf mich eingeschossen und ist mir nicht hinterher gegangen!
Ansonsten möchte ich nochmal betonen:
Mir ging es nie um Mitleid, mir ging es um Prävention.
Meines Erachtens und auf diesen kleinen Ausschnitt bezogen handelt es sich hier um jemanden, der kurz davor steht den letzten Rest Selbstkontrolle zu verlieren. Eine psychische Erkrankung liegt hier nah.
So jemanden werden Strafen und Drohungen nicht stoppen, können sie gar nicht. Also was bleibt? Man droht ihm mit harten Strafen, ein Mob wütender Menschen zieht los und schlägt ihn nieder und sobald er wieder auf den Beinen ist, setzt er dort wieder an, wo er aufgehört hat (oder geht dann einen Schritt weiter).
Es hat nichts mit schwerer Kindheit, verhätscheln oder irgendwas zu tun, wenn ich sage: Dieser Mensch ist meines Erachtens behandlungsbedürftig und man kann nur hoffen, dass er mit der entsprechenden Medikation keine tickende Zeitbombe mehr ist! Das ist schlicht und einfach Prävention!
Einen anderen Weg kann ich mir nicht vorstellen, sollte hier eine Störuzng vorliegen, wovon ich schwer ausgehe. Und natürlich, sollten entsprechende Medikamente keine Wirkung zeigen oder sollte er sie verweigern, muss im Zweifel über eine Sicherungsverwahrung nachgedacht werden, wenn von ihm eine weitere Gefahr ausgeht.
Dies alles unabhängig von einem Strafverfahren, was ihn sicherlich ebenso erwartet. Nur kann dies bei einer vorliegenden psychischen Störung keine weiteren Taten oder eine weitere Eskalation verhindern. Das sind zwei Paar Schuhe!
Ansonsten kann ich mich Lektoratte nur anschließen:
Sollten diese Form der Ausraster psychisch bedingt sein, drogeninjiziert oder generell suchtmittelabhängig muss das behandelt werden, was im Vordergrund steht (oder halt in Kombination).
Bei "nur assozial" (wobei dies natürlich in einer solchen Extremform auch eine Art Störung darstellt) bleiben halt auch nur wenige Optionen:
Versuch der Behandlung und/oder Sicherung. Wenn er weiterhin eine Gefahr darstellt, und sei es "nur" auf Grund seines "assozialen Verhaltens" und/oder keine Diagnose gestellt werden kann, muss halt trotzdem bei einer Eigen- oder Fremdgefährdung entsprechend gehandelt werden.
Aber die Liste der psychischen Krankheitsbilder ist mittlerweile so lang und differenziert, ich kann mir schwer vorstellen, dass es in so einem Fall nicht zu einer Diagnostik kommt. Aber ich bin auch keine Psychiaterin oder Psychologin und ich stehe oft genug sprachlos da, wenn ich eine Eigen-oder Fremdgefährdung sehe und der SPSD mir sagt, derjenige könne ja mal vorbei kommen, dann würden sie mal mit ihm reden...
LG
Sina