Das klingt nach Arbeit.
Den ultimativen Tip wird Dir aus der Ferne keiner geben können, da hängt sehr viel von Deiner Hündin ab. Ich hab im Moment drei Hunde mit sehr ähnlicher Vergangenheit wie Deine hier - alle drei sind komplett unterschiedlich, lernen anders, gehen vollkommen anders mit ihren Ängsten um. Was bei dem ersten geklappt hat, wird vom nächsten erst gar nicht angenommen.. letztlich bleibt Dir nur aus verschiedenen Ideen das rauszufinden, womit Deine Hündin was anfangen kann.
Ich habe eine Hündin hier, die wurde um so sicherer draußen, je mehr sie konnte. Ergo haben wir (erstmal zuhause) jede Menge "sinnlose" Kleinigkeiten geübt, die dann draußen in reizarmer Umgebung wiederholt und schließlich in Situationen angewendet wurden, in denen sie extrem unsicher war (fremde entgegenkommende Menschen, Autos, Traktoren..). Erst in dem Rahmen war sie auch in der Lage in solchen Situationen mit Leckerli etwas anzufangen, weil sie von der eigentlichen Katastrophe ablenkbar war.
Auch bei den Leckerli sind meine sehr unterschiedlich, beim einen muß es was ganz besonders tolles sein, der andere will sein bekanntes normales Futter (nicht schon wieder was neues..).
Schön ist, wenn Du in ganz reizarmer Umgebung (freies Feld, Wiese ohne viel Publikumsverkehr) anfangen kannst und Dich dann der "Zivilisation" schrittweise näherst. Immer soweit, daß Du die Grenze zwischen Panik und Interesse noch einhältst. Solange sie sich interessieren kann - loben, Leckerli.. Sind einzelne Gegenstände "gefährlich", geh ich mit dem Abstand dran vorbei, den sie brauchen und versuche den zu verkleinern. Klappt das verkleinern nicht, auch mal ruhig im nötigen Abstand eine Zigarettenpause machen und das böse gefährliche Ding dabei gar nicht beachten.
Halti und Co würde ich im Moment ganz weglassen, das beängstigt sie wahrscheinlich noch mehr (hindert sie ja auch an der Flucht). Ich versuche meinen bewußt die Möglichkeit zu geben, vor etwas wegzulaufen bzw. sich hinter mir zu verstecken, wenn sie das wollen. Ist übrigens auch eine Situation, in der man lernen muß, anderen Leuten gegenüber ausgesprochen deutlich zu werden (wenn mein Hund sich hinter mir versteckt, möchte er NICHT verfolgt und gestreichelt oder sonstwas werden!). Wo es geht, sind meine Paniker anfangs im Feld an Geschirr und möglichst langer Leine, die locker bleibt. An den Stellen, wo ich durch den Ort mußte und es potentiell gefährlich war, hab ich sie doppelt gesichert mit Halsband und Geschirr, wenn Zug entstanden ist den aber auf das Geschirr gelenkt.
Du kannst auch versuchen mit Deiner Hündin in der Wohnung zu spielen. Macht ihr das Spaß oder hat sie ein Lieblingsspielzeug, fang damit auch draußen an. Auch das gibt Sicherheit - wo Frauchen spielt, kann es nicht so gefährlich sein.
Dosier die "fremde Welt" in mehreren kleinen Portionen mit viel Pausen, für einen Hund der gar nichts kennen gelernt hat, ist das alles sehr, sehr anstrengend.
Letztlich ist am schönsten, wenn Du dahin kommst, daß Dein Hund Dir so sehr vertraut, daß er, wenn Du dabei bist, überall mit hingeht. Der Weg ist je nach Hund (und Mensch
) unterschiedlich lang, aber wenn Du da bist, hast Du gewonnen.
wauzi
Kleinigkeit vergessen: Sehr hilfreich kann die Begleitung eines oder mehrerer souveräner Hunde sein. Wenn Du keinen eigenen hast, versuch jemanden zu finden, der ab und zu mit seinem mit Euch mitgeht, aber guck Dir den zugehörigen Menschen genau an - nicht daß der kaputtmacht, was sein Hund gutmacht.
wauzi