Ganz kurz und knapp: Weil er es verdient hat.
Man kann mit allem Mitleid haben. Hab ich in dem Fall einfach nicht.
Wenn das mein Hund gewesen wäre, oder wenn mein Kind geschlagen wird, von einem deutlich überlegenen ist mir dieser recht egal, da klatscht es alles andere als Beifall.
Über den Kopf streicheln bringt auch nichts, also lieber eins auf die Fresse. Womit ich nicht meine, dass er ins Koma geprügelt wird oder ähnliches. Einfach nur mal gepflegt eins aufs Maul. Eine Gehirnerschütterung reicht, vielleicht rückts dann wieder richtig.
Nochmal, mir geht es nicht um Mitleid, sondern um eine vernünftige Prävention. Und die erreiche ich nur, wenn ich an den Ursachen etwas ändere, so möglich.
Du "heilst" doch niemanden durchs auf die Fresse hauen, im schlimmsten Fall nährst Du seine Aggressionen, ansonsten bleibt alles beim Alten.
Ich hoffe ich nerve nicht mit den Fallbeispielen, aber eins hätte ich da noch. Bei mir tauchte mal jemand auf, mir völlig unbekannt, und komplett in Panik aufgelöst. Es war im Grunde kein vernünftiger Satz aus der Person rauszubekommen, das einzige was immer wieder kam war: x ist getötet worden, hinter mir sind die auch her.
Sonst nichts, keine zusammenhängenden Sätze oder Informationen.
Diagnose: Paranoide Schizophrenie (die äußerte zumindest der SPSD als er endlich kam).
So, diese Person verhielt sich in ihrer Angst defensiv, hatte sich, aus mir unerfindlichen Gründen, noch zu uns gerettet und brach dann in ihrer Angst zusammen.
Jemand anderes, der vielleicht auch nicht mehr in der Lage gewesen wäre sich irgendwo Schutz zu suchen, wäre vielleicht nach vorne gegangen und hätte sich vor den vermeindlichen Bedrohungen verteidigt und das wahrscheinlich massiv und wäre dabei wahrscheinlich arg gefährlich geworden, weil er vermeindlich um sein Leben gekämpft hätte, seinem Empfinden nach.
Ich habe mit dieser Person zwei Stunden alleine in einem Raum verbracht, nur kurz unterbrochen durch Telefonate, bis endlich der Arzt kam. Es gab in diesen zwei Stunden nur dieses eine Thema, ein Rauslösen war nicht möglich, die Panik war durchgehend vorhanden und konnte letztendlich nur medikamentös wieder gelöst werden.
Ich hätte der Person alles erklären können, hätte die Person schütteln können, anschreien, in den Arm nehmen, es hätte alles nichts daran geändert, dass sie in ihrer Panik festhing.
Vielleicht macht es das einfacher zu verstehen: Wenn es sich hier, wovon auszugehen ist, um einen Mann mit einer (schweren) psychischen Störung handelt, wird keine wie auch immer geartete Maßnahme der Bestrafung irgendwas an seinem (zukünftigen) Verhalten ändern können.
Und mir ginge es in erster Linie darum zu verhindern, dass so etwas zukünftig wieder passiert oder es sogar noch zu einer Steigerung kommt.
Aber genau wie jemand aus einer irrationalen Angst in der Schwere wie oben beschrieben nicht mit "Hausmitteln" rauszulösen ist, ist auch niemand mit Gewalt und Strafe (und Angst) aus einer anderen psychischen Störung zu lösen.
Es geht schlicht und einfach nicht!
Vielleicht ist es auch schwer zu verstehen, dass es hier eben nicht "nur" um einen Schlag oder Tritt geht, sondern dass zu sehen ist, dass jemand ganz kurz davor ist, sämtliche Kontrolle über sich zu verlieren.
Das ist ein Unterschied. Wenn ich sehe, wie jemand seinen Hund, Kind oder sonstwen schlägt oder tritt, sehe ich da etwas ganz anderes drin, als in diesem Video. Es hat einfach eine komplett andere Dimension, aus der zu erkennen ist (meines Erachtens nach), dass es hier nicht um ein (schweres) Fehlverhalten geht, sondern um mehr, um etwas was eines psychiatrischen Eingriffes bedarf, um noch Schlimmeres zu verhindern.
Nicht jedeR, der/die jemanden schlägt, leidet an einer psychischen Störung. Das Ausmaß und der beginnende Kontrollverlust, den der Mann in diesem Video zeigt, sprechen aber dafür, dass dem hier so ist.
Und, wie gesagt, um weitere und schlimmere Eskalationen zu verhindern bedarf es hier zumindest einer Diagnostik und vermutlich einer Behandlung.
Dabei geht es mir nicht darum das Verhalten zu entschuldigen oder jemandem den Kopf zu tätscheln, sondern schlicht darum zu verhindern, dass es neue Opfer gibt.
Rache, das mal so nebenbei, finde ich ist ein schwieriger Beweggrund, weil er sehr emotional ist und man selber, durch eigene Erfahrungen oder Empfindungen, leicht Grenzen überschreitet, zumal im Mob, wie es momentan in diesem Fall (wenn auch scheibar bisher nur schriftlich) passiert. Und dann noch anonym...
Ändern tut es für den Hund gar nichts mehr, wenn der Typ jetzt zusammengeschlagen wird durch eine wütende Meute. Für zukünftige Opfer bringt es allerdings eine Menge, wenn so jemand in Behandlung kommt und damit der Rest der Menschheit vor ihm geschützt wird. (was nicht heißt Wegsperren, das sind die wenigsten Fälle, in denen das notwendig ist, (zeitweise) Medikamente und eine längere Behandlung reichen meist aus).
Unabhängig vom Gesundheitssystem wird sich das Justizsystem mit ihm beschäftigen, das Eine schließt das andere ja nicht aus, wobei auch hier der Schutz zukünftiger Opfer im Vordergrund steht bzw stehen sollte!