Ich möchte an dieser Stelle versuchen die wichtigsten Punkte zusammenzufassen.
Angefangen hat alles im Jahre 2002. Das Team von el Molí bat damals deutsche Tierschutzvereine um Hilfe. Die Zwangsräumung stand bevor und man erhoffte sich über die drastische Reduzierung des Tierbestandes eine unbefristete Duldung. Durch das Engagement von Silke Anders vom TH- Heilbronn und einigen, mir persönlich nicht bekannten Menschen, wurde damals eine Teilevakuierung durchgeführt. Verschiedene Tierheime haben damals Tiere von el Molí aufgenommen und einige von ihnen haben auch bei dieser, endgültigen Evakuierung Tiere aufgenommen. Insbesondere bei diesen Tierschutzorganisationen möchte ich mich ganz persönlich bedanken.
Ich war in 2002 nur als Fahrer beteiligt. Es war eine Horrortour.24 Stunden hin, knapp vier Stunden Aufenthalt und 24 Stunden zurück- nonstop, mit zwei Mann-Besetzung pro Fahrzeug. Eher bewusstlos als müde verschlief ich damals unsere Aufenthaltszeit in Viladecavalls. Erst auf der Rückfahrt realisierte ich, was das Team von el Molí für die Tiere leistete und bis zuletzt geleistet hat. Auf einer Autobahnraststätte beschloss das damalige Fahrerteam, Gunnar, Simone, Sandra und ich, el Molí künftig zu unterstützen. Schlussendlich sind nur Michael, Sandra’s Mann und ich übrig geblieben. Persönliches Engagement für andere Projekte und berufliche Einspannung ließen unser Vorhaben nicht zu.
Der Kontakt festigte sich und dann kam die Hiobsbotschaft, „el Molí gibt auf“.
56 Hunde und fast ebenso viele Katzen befanden sich zu diesem Zeitpunkt in el Molí. Wohin mit ihnen? An eine Verteilung auf andere spanische Tierheime war nicht zu denken. Zu groß ist die Not während der Sommermonate in spanischen Tierheimen. Als wir, Petra und ich den Spaniern anboten, die Evakuierung zu organisieren, wussten wir nicht was auf uns zukommen würde.
Wir haben viele Fehler gemacht und noch viel mehr an Erfahrung gewonnen. Die Evakuierung eines Tierheims ist ein fulltime - job. Gut fünf Monate lang habe ich fast 10 Stunden täglich am PC verbracht. Ich/wir habe(n) Rundschreiben verfasst, e- mails beantwortet, unendlich viele Telefonate geführt, und, und, und. Wer eine solche Aktion nicht verantwortlich führt, oder begleitet, kann sich nicht vorstellen, wie viele Stunden Telefonate notwendig sind, ein einziges Tier verantwortungsbewusst zu vermitteln. Mit zwei Personen und nur einem PC ist das kaum zu bewältigen. Weitere Probleme gab es in technischer Hinsicht. Mehrmals waren wir ohne Telefon, bzw. ohne Internetanschluss. Einmalwar die Telekom nicht in der Lage, die Überweisung zu buchen und wir waren deshalb mehrere Tage ohne Internetverbindung. Ein anderes Mal haben wir tatsächlich eine Rechnungsbegleichung vergessen. Zu einem Anderen Zeitpunkt hat uns der Router im Stich gelassen- die Welpen haben das Kabel durchgefressen, was uns wieder etliche Stunden der Fehlersuche kostete. Ein sehr großes Problem waren zwei Systemabstürze. Beim ersten Absturz konnten wir wenigstens die Fotos und die e- mail-Adressen retten, der zweite Absturz führte zu einem vollständigen Verlust aller Daten incl. Betriebssystem und Festplatte. Wir haben mehrere Tage gebraucht, Daten zu rekonstruieren und die Adressen zu sammeln. Etliche davon sind bis heute verschollen. Nicht zu vergessen ist der Virus, der über mehrer Wochen grasierte. Er konnte zwar auf unser Betriebssystem nicht zugreifen, dennoch hat es etliche Stunden gekostet, die empfangenen- mails zu löschen um das Postfach frei zu halten. Wir hatten ca. 3500 e- mails täglich.
Falsche Versprechungen waren ein weiteres Problem. Es kamen Zusagen zur Transporthilfe, finanzieller Unterstützung, Inpflegenahme von Hunden und Katzen, von Leuten, von denen wir nie wieder etwas hörten. Jedes mal durften wir mit der Planung von vorn beginnen.
Die neunundzwanzig (29) Leishmaniose- positiven Hunde waren ein besonderes Problem. Der Aufklärungsstandard über diese Infektionskrankheit ist trotz ihrer Aktualität in Deutschland erschreckend gering. Ein weiteres, nicht zu unterschätzendes Problem war die Differenz zwischen der Grundeinstellung der Spanier und den Tierschutzverbänden aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden. So konnten sich die Spanier anfangs gar nicht vorstellen, warum wir auch die Katzen evakuieren wollten. Auch das wir auf Untersuchungen durch die Universität Barcelona bestanden, war dem Team von el Molí erst unverständlich. Zu groß war das Vertrauen in die üblichen Schnelltestsverfahren. Erst die Ergebnisse führten zu grundsätzlichem Umdenken im Umgang mit der Leishmaniose.
Die Verladung der Tiere von el Molí war für alle Beteiligten sehr schmerzhaft. Jeder einzelne des el molí- Teams hatte seinen(n) Liebling(e) unter den Hunden und Katzen. Die schmerzverzerrte Mimik und die vergossenen Tränen der verschiedenen Leute von el Molí bezeugen eine tiefe Beziehung zu den Tieren. El Molí steht nun vor dem „NICHTS“, doch ans Aufgeben denkt niemand von ihnen. Wer von uns kann nachvollziehen, wenn jahrelange, aufopferungsvolle Arbeit verpufft, wenn alles umsonst gewesen zu sein scheint?
Mit Hilfe verschiedenster Tierschutzorganisationen konnten wir alle Tiere unterbringen. Ein großer Erfolg, doch ein schwacher Trost für el Molí.
Wichtig ist in erster Linie, für die Tiere, die sich nun in Pflegestellen befinden, ein neues Zuhause zu finden. Danach geht es an die Hauptarbeit, die Konzeption eines neuen Tierheims, der entsprechendenden Finanzplanung und der Verwirklichung neuer Ideen.
Ich möchte mich persönlich, als auch im Namen des Teams von el Molí bei allen bedanken, die geholfen haben, den Schützlingen von el Molí ein neues- das Leben zu ermöglichen. Einige Leute konnten wir aufgrund des Datenverlustes nicht mehr erreichen. Andere wiederum haben uns Hilfe angeboten, die wir aus verschiedenen Gründen nicht in Anspruch nehmen konnten. Sei es durch die Stellung von Pflegeplätzen oder Transportboxen, die kleinen und großzügigen Geldspenden, die Vermittlungsunterstützung über die Homepages, oder einfach nur die moralische Unterstützung- viele Menschen haben ihren Teil dazu beigetragen, dass wir die Tiere von el Molí retten konnten.
„Danke“!
Im Anschluss ist ein Schreiben, dass uns Marián mit der Bitte um Veröffentlichung gesendet hat. Bei bedarf werde ich es gerne übersetzen. Meldet Euch dann einfach per mail.
"Some time ago, our shelter was condemned to be closed and we couldn't find
the way to save all of our animals unless a miracle happened. The miracle
became real when a few months ago, a small group of people decided it was
worth to try to save them. Uwe, Petra and Doris have been working very hard
to find places for all of our cats and dogs and... they did it! All of them
have been saved! We've been working together all this months and we all
joined forces and made a bigger well synchronised team. Besides the work
itself, we have learned a lot of things from them and they have given us courage and strenght to keep on going with our usual task, only this time, doing it better from the start. To us, they are already part of our lives and we can't think in our future shelter without them.
During this time, many good people has accepted to help us, either adopting
one of our animals as their pets, or accepting them in their TH. Even some
people helped us to transport some cats and dogs by plane, like Jeanette or Kristoff and his wife did, and we've had the chance to meet them, even to invite some of them to our shelter, all being wonderful human beings like Diana and Carola , getting
somehow involved with us and backing us up with our pet's evolution in their
new places. Same happened with the evacuation drivers team : Andreas, Udo (who
adopted one of our dogs!), Michael, helping too with the website, Daniel, Gerald and Uwe leading and organising it all.
El Molí is not over. The new El Molí will take some time to get ready to
enter animals again and we will have to work tireless to get the land and the money
to build it up, but we'll start again.
We want to thank all of you for having made it possible and specially Uwe, Petra and
Doris for being the engine pushing on from the very begining.
the spanish team of el Molí "
Mein persönliches Fazit
Am Anfang, also im November 2002 empfand ich nur Bewunderung und Respekt für das Team von el Molí. Grosse Schwierigkeiten mit Behörden und Nachbarn, keinerlei finanzielle und/oder logistische Unterstützung durch deutsche Vereine, ein katastrophales Gelände, vergleichsweise primitive Zwingeranlagen, unzuverlässige, freiwillige Helfer und eine ausschließliche Vermittlung im eigenen Land mit einer Quote von rund 250 Tieren jährlich, das waren die Fakten. Eine einzige Person kümmert sich tagsüber um die Tiere. Die Hauptarbeit erledigen die Mitglieder nach Feierabend – im Mittel nach einem elfstündigen Arbeitstag. Trotzdem waren und sind alle Tiere in einem bemerkenswert guten Zustand. Wer so etwas leistet, der tut es aus Überzeugung und Liebe. Für mich war das der Grund diese Menschen zu unterstützen.
Der Anfang war schwer. Allein die Sprachbarrieren waren nicht zu unterschätzen. Verschiedene Denkweisen, unzureichende Sprachkenntnisse- und dann muss jedes Wort übersetzt werden. Dabei den richtigen Ton zu treffen ist nicht immer leicht. Hinzu kam, dass ich manchmal gezwungen war, die Spanier zu völlig neuen Dingen zu nötigen. Testverfahren, Sterilisationen, Unterschriften unter, den Spaniern unverständlichen Verträgen sind nur einige Beispiele. Aus der Not heraus mussten sie uns vertrauen. Ich habe mich oft sehr schlecht dabei gefühlt. Menschen, die man nie gesehen hat und die abhängig sind zu nötigen Dinge zu tun, die ihnen fremd sind, ist eine Sache für sich. Ich möchte es nie wieder tun müssen.
Nach fast einem Jahr Mailkontakt zu Marián, unserer Kontaktperson habe ich diese Menschen endlich persönlich getroffen. Wir hatten viel Arbeit in Viladecavalls und entsprechen wenig Zeit für persönliche Gespräche. Trotzdem entwickelte sich aus dem anfänglich erzwungenen Vertrauen zu recht abstrakten Persönlichkeiten innerhalb weniger Stunden eine tiefe und ehrliche Freundschaft. Ein Phänomen, dass allein für sich die Arbeit und die Strapazen der letzten Monate wert ist. Wir sind ein Teil von einander geworden.
Eigentlich war ich fest entschlossen, eine Art „Tierschutzpause“ einzulegen, etwas für mich zu tun und mich wieder mehr mit unseren eigenen Tieren zu beschäftigen. Passé, die Arbeit fängt erst an. El Molí braucht ein neues Tierheim, Personal zur Pflege und Training neuer Tierheiminsassen, Know-How zum Umgang mit der Leishmaniose, internationale Kontakte, politische Unterstützung, Sponsoren unsw. Diese Menschen haben alles verloren und geben trotzdem nicht auf. Sie haben sich mit ihrem Einsatz, ihrer Tierliebe, ihrer Ehrlichkeit und ihrem Mut jedes Recht auf einen Neuanfang erworben und ich werde mein möglichstes tun, sie dabei zu unterstützen
Wakan