Staatsanwaltschaft legt Revision im Kampfhunde-Prozess ein
Hamburg (dpa) - Die Staatsanwaltschaft hat gegen das Urteil des Hamburger Landgericht zur tödliche Kampfhund-Attacke auf den sechsjährigen Volkan Revision eingelegt. Der 24-jährige Hundebesitzer war am vergangenen Mittwoch wegen fahrlässiger Tötung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Seine 19-jährige Freundin bekam eine Jahre lange Jugendstrafe auf Bewährung. Die Staatsanwaltschaft hatte achteinhalb Jahre beziehungsweise zwei Jahre und neun Monate Jugendstrafe gefordert.
Gericht sieht keinen "Verletzungsvorsatz"Kampfhundbesitzer wegen fahrlässiger Tötung verurteilt
Hamburg (dpa/lno) - Im Prozess um die tödliche Kampfhund-Attacke auf den sechsjährigen Volkan hat das Hamburger Landgericht den angeklagten 24-jährige Hundebesitzer zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Seine 19-jährige mitangeklagte Freundin erhielt ein Jahr Jugendstrafe auf Bewährung. Die Richter befanden die beiden Angeklagten der fahrlässigen Tötung für schuldig. "Die Tat war vorhersehbar", begründete der Vorsitzende Richter das Urteil.Nach Auffassung des Gerichts sei kein Vorsatz festzustellen, die Angeklagten hätten aber "bewusst fahrlässig" gehandelt, sagte der Vorsitzende Richter in der Urteilsbegründung. "Beide hatten die Gefahr ihrer Hunde für Menschen erkannt." "Zeus" und "Gipsy" hatten bereits vor der Beißattacke auf Volkan andere Hunde und auch Menschen angefallen. Bei der Haltung ihrer Kampfhunde hätten sie "in einer Mischung aus Unwissenheit, Unverstand und in Egoismus wurzelnder Sorglosigkeit" gehandelt.Wegen einer früheren Beißattacke von "Zeus", illegalem Waffenbesitz und weiteren Delikten war der arbeitslose Türke bereits polizeibekannt. Strafmildernd wertete der Vorsitzende Richter, dass der Mann damals versucht hatte, die immer wieder Volkan attackierenden Hunde von dem Jungen wegzureißen. Seit dem Vorfall am 26. Juni vorigen Jahres sitzt er in Untersuchungshaft. Die "hochtraumatisierte" 19-Jährige habe nach Auffassung des Gerichts zur Tatzeit "in ihrer geistigen Entwicklung einer Jugendlichen gleichgestanden". Ihre einjährige Jugendstrafe wurde für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Während dieser Zeit darf sie keine Hunde halten und nicht straffällig werden.Die Anklage hatte eine Haftstrafe von achteinhalb Jahren für den Hauptangeklagten und eine Jugendstrafe von zwei Jahren und neun Monaten für dessen Freundin gefordert. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert.Der Pitbullmischling "Zeus" des 24-Jährigen hatte am 26. Juni des vorigen Jahres gemeinsam mit dem Kampfhund seiner 19-jährigen Freundin Volkan auf einem Schulhof in Hamburg-Wilhelmsburg zerfleischt. Der 24-Jährige hatte die Hunde trotz Leinenzwang frei laufen lassen. Die Tiere waren über eine Mauer auf den Schulhof gesprungen, wo Volkan und andere Kinder Ball spielten. Die tödliche Attacke hatte bundesweit Entsetzen und eine hitzige Diskussion über den Umgang mit gefährlichen Hunden ausgelöst.
Unser Kommentar: Das ist alles?
Und wir Hundehalter haben drunter zu leiden....vielen Dank!
Urteil im Kampfhund-Prozess
Dreinhalb Jahre hinter Gitter
Im Hamburger Prozess um die tödliche Kampfhund-Attacke auf den sechsjährigen Volkan ist der angeklagte 24-jährige Hundebesitzer zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Seine 19-jährige mitangeklagte Freundin erhielt ein Jahr Jugendstrafe auf Bewährung.Der Pitbull-Mischling des Hauptangeklagten hatte am 26. Juni vergangenen Jahres zusammen mit dem Staffordshire-Terrier seiner Freundin den Jungen auf einem Schulhof in Hamburg totgebissen.
Gericht entschied milde
Das Landgericht befand die Beiden der fahrlässigen Tötung für schuldig. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von achteinhalb Jahren für den Mann und eine Jugendstrafe von zwei Jahren und neun Monaten für seine Freundin gefordert.
Hunde waren nicht angeleint
Der Pitbull-Mischling des Angeklagten hatte am 26. Juni des vorigen Jahres gemeinsam mit dem Kampfhund seiner 19-jährigen Freundin den kleinen Volkan auf einem Schulhof in Hamburg- Wilhelmsburg zerfleischt. Der 24-Jährige hatte die Hunde trotz Maulkorb- und Leinenzwang frei laufen lassen. Der Vorfall hatte bundesweites Entsetzen ausgelöst und Verschärfungen der Hundeverordnungen in den Bundesländern nach sich gezogen.
Maulkorb- und Leinenzwang missachtet
Die Anklage hat für ihn eine Haftstrafe von acht Jahren und sechs Monaten, für die 19-Jährige eine Jugendstrafe von zwei Jahren und neun Monaten gefordert. Der Verteidiger des Hauptangeklagten hatte auf Freispruch für seinen Mandanten plädiert. Der Anwalt der 19-Jährigen forderte für sie eine intensive Betreuung statt Strafe.
Unser Kommentar: Hoffentlich bekommt er diese acht Jahre auch voll aufgebrummt...
Volkan-Prozess: Verteidiger fordert Freispruch für Besitzer des Todes-Pitbulls
Staatsanwalt: Hundehalter acht Jahre in den Knast
Für die tödliche Attacke ihrer Kampfhunde "Zeus" und "Gipsy" auf den kleinen Volkan (6) sollen die Halter der Tiere jahrelang ins Gefängnis gehen, forderte Staatsanwalt Harald Allerbeck gestern in seinem Plädoyer.
Für den Wilhelmsburger Türken Ibrahim K. (24) hält der Ankläger eine Haftstrafe von achteinhalb Jahren für angemessen. "Gipsys" Besitzerin Silja W. (19) soll eine Jugendstrafe von zwei Jahren und neun Monaten absitzen.
Allerbeck, im Prozess bisher als eher behutsamer Strafverfolger aufgetreten, begründete seine überraschend harten Forderungen mit dem "Vorsatz" der Angeklagten. Beide hätten gewusst, dass ihre Hunde für Menschen gefährlich waren, und es sei ihnen auch klar gewesen, dass die Tiere über die Mauer auf den Schulhof springen konnten: "Aber der Schutz der Allgemeinheit war ihnen schlicht und ergreifend völlig egal."
Außerdem, so der als Hundefreund geltende Staatsanwalt, hätten die Angeklagten alle Hundehalter in Verruf gebracht, gar "die Nation gespalten".
Zuvor hatte sich die Psychologin der Gerichtshilfe gegen eine Haftstrafe für Silja ausgesprochen. Das Mädchen leide unter extremen Schuldgefühlen, habe Selbstmordgedanken geäußert. Sie trage immer ein Foto des toten Jungen bei sich, sehe sein zerstörte Gesicht ständig vor sich: "Diese Lebensschuld ist ihre schwerste Strafe."
Ibrahim K.s Verteidiger Michael Wulff plädierte auf Freispruch. Sein Mandant habe nicht wissen können, dass die Hunde Menschen anfallen würden. Der Angeklagte zeigte wie an allen Prozesstagen äußerlich keine Regung, ließ aber Auszüge aus einem Brief verlesen, den er aus dem Gefängnis an Silja geschrieben hat.
Er könne sich nicht im Gerichtssaal bei Volkans Eltern entschuldigen: "Das würde mir wie eine Verfluchung erscheinen", erklärt er darin. Das Urteil wird für Mittwoch erwartet.
Neues vom Hamburger Prozeß
Im Kampfhundprozess vor dem Hamburger Landgericht sind die ehemaligen Hundebesitzer Ibrahim K. und Silja W. am Freitag erneut belastet worden. Die 29-jährige Besitzerin eines Beagle schilderte am sechsten Prozesstag die Attacke von Siljas Staffordshire-Hündin Gipsy auf ihren Hund. Bei dem Vorfall im Mai habe die unangeleinte Gipsy ihren Hund angefallen und dem Beagle dabei ein Stück des Ohres abgerissen. Eine 19-jährige Freundin von Silja W., die den Hund Gipsy öfter ausführte, sagte ebenfalls Belastendes aus. Sie erzählte, dass die Hündin beim Gassigehen schon ein Mal mit einem Satz über die Mauer zum Schulhof gesprungen war.
Im Prozess um die tödliche Kampfhundattacke auf den sechsjährigen Volkan müssen sich die beiden Angeklagten wegen Körperverletzung mit Todesfolge beziehungsweise fahrlässiger Tötung verantworten. Das Gericht muss unter anderem klären, ob Ibrahim K. wusste, dass die Kampfhunde zuvor schon die Mauer zwischen dem Hof und dem Schulgelände, wo das Unglück geschah, überwunden hatten. Er hatte ausgesagt, die Hunde seien völlig unerwartet über die Begrenzung gesprungen
Grauenvoll:
Volkans Kopfhaut fand sich im Magen des Kampfhundes Zeus' Schädel auf dem Richtertisch
Der kleine Volkan - wie muss er gelitten haben: Ungefähr zehn Minuten haben die Pitbulls Zeus und Gipsy sich immer wieder in seinen Kopf und Hals verbissen. Trotzdem zeigte das Kind noch Lebenszeichen, als der Notarzt eintraf, bewegte Augen und Zunge. Gestern sah sich das Gericht die Fotos des Opfers an. "In ihrem eigenen Interesse sollte die Angeklagten die Bilder lieber nicht sehen", sagte Richter Egbert Walk.
Was Ibrahim K. (24) und Silja W. (19) hörten, reichte, um den Haltern vor Augen zu führen, was ihre Pitbulls dem Kind angetan haben. Bei der Obduktion der Hunde wurden Teile von Volkans Kopfhaut im Magen gefunden.
Zur Veranschaulichung baute der Amtstierarzt Dr. Dietrich Zander-Schmidt (41) die imposanten Schädel von Gipsy und Zeus auf dem Richtertisch auf, zeigte auf die geschärften Fangzähne des Rüden: "Das deutet auf Abnutzung durch harte Gegenstände, etwa Holzstücke oder Seile hin." Verletzungen durch Hundekämpfe seien jedoch nicht festgestellt worden.
Die Bissattacken ausschließlich in Kopf und Hals des Kindes seien ein Zeichen für eine Verhaltensstörung bei den Hunden, so die Wissenschaftlerin Dorit Feddersen-Petersen (52).
Die prominente Hunde-Forscherin aus Kiel sagte gestern als Gutachterin vor dem Hamburger Landgericht aus. Nach ihrer Diagnose haben Zeus und Gipsy den kleinen Volkan als Beute betrachtet - während ein Mensch für einen Hund eigentlich ein "Sozialpartner" ist, den man ohne Vorwarnung nicht angreift. Und dem man auch im "Ernstkampf" nicht tödlich in die Kehle beisst. "Das Verhalten der Pitbulls weist auf eine entsprechende Dressur oder eine gezielte Negativ-Züchtung hin", belastet Feddersen-Petersen die Angeklagten.
Stephanie Lamprecht
Volkan: Gestern sagten die jungen Augenzeugen des Kampfhund-Massakers aus
"Die Lehrer guckten nur"
Der grauenvolle Tod des kleinen Volkan - gestern sagten die jungen Augenzeugen des Blutbades auf dem Schulhof aus. Muamar A. (13) beschreibt, wie die beiden Pitbulls Zeus
und Gipsy über Mauer gesprungen und sofort auf den ballspielenden Jungen losgegangen sind.
Mit gefasster Stimme beschreibt das Kind, wie der Türkisch-Lehrer weggelaufen ist. Dann schluchzt Muamar plötzlich: "Der große Hund hat Volkan die Schädeldecke weggebissen."
Der große Hund war Zeus, dessen Halter Ibrahim K. (24) aus der Anklagebank sitzt.
Das Mädchen Sabahat (13) erzählt, wie sie den Lehrer angefleht hat: "Der Junge braucht ihre Hilfe!" Der Mann soll geantwortet haben "Ich riskiere doch nicht mein Leben."
Nur zwei Männer griffen beherzt ein, als Ibrahim K. vergeblich versuchte, seine rasenden
Hunde von dem Kind zu lösen: Hüseyin A. (33) und Dragan J. (29).
Hüseyin erhebt schwere Vorwürfe gegen die Lehrer: "Das Unglück hätte verhindert werden können, wenn die Erwachsenen nicht nur geguckt hätten." Er selbst hat Volkan von den Hunden weggezogen, "aber da war schon alles zu spät". Auch Dragan hat die Umstehenden um Hilfe angeschrien. Angst? "Nein", sagt der Schlosser, "ich habe reflexartig gehandelt."
Wenig erhellend: die Aussagen der Kinder zum Training der Hunde. Bei der Polizei (und vor Fernsehkameras) haben viele versichert, sie hätten gesehen, wie Zeus für Hundekämpfe abgerichtet wurde. Vor Gericht allerdings gaben die Jungen und Mädchen zu, nur davon gehört zu haben. Gesehen hat es niemand.
Der Prozeß in Hamburg heute
Ohne ein Wort des Bedauerns hat der angeklagte Hundebesitzer im Hamburger Prozess um die tödliche Kampfhundattacke auf den sechsjährigen Volkan ausgesagt. Der 24-Jährige schilderte, wie sein Kampfhund «Zeus» und die Hündin seiner Freundin am 26. Juni auf einem Schulgelände den Sechsjährigen vor den Augen seiner Mitschüler zerfleischt hatten. Laut Staatsanwaltschaft trägt der 24- Jährige die Hauptverantwortung für den Tod des Kindes und ist wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt.
Im Kampfhund-Prozess vor dem Hamburger Landgericht hat am Freitag erstmals der Hauptangeklagte ausgesagt. Der 24-jährige, dessen Hund zusammen mit dem seiner Freundin einen sechsjährigen Jungen angefallen und totgebissen hat, schilderte dem Gericht, wie sich die Beißattacke vor fünf Monaten ereignet hat. Demnach ließ er die beiden Hunde an dem Schulgelände im Stadtteil Wilhelmsburg von der Leine. Daraufhin seien die Tiere über eine Mauer gesprungen und hätten sich auf den Jungen gestürzt. Er habe versucht, die Hunde mit dem eigenen Körper von dem Jungen abzuhalten, sei damit aber gescheitert, sagte der Angeklagte.
Nachdem die Hunde über die Mauer gesprungen seien, habe er gesehen, wie der Kampfhund seiner mitangeklagten Freundin auf den Jungen zugestürmt sei und sich in dessen Kopf verbissen habe. Er habe versucht, das rasende Tier von dem Kind zu trennen. Dann habe sich auch sein eigener Hund auf den Jungen gestürzt. Der Angeklagte sagte, er sei hinterher gerannt und habe versucht, die Tiere von dem Kind wegzureißen. Fünf Mal habe er ihnen das Maul aufgerissen. «Ich habe versucht, sie wegzukriegen», sagte er, doch die Hunde hätten immer wieder zugebissen. Zuletzt habe er das Kind auf den Arm genommen, aber die Hunde hätten ihn angesprungen und er sei umgefallen. Schließlich sei er zu schwach gewesen. "Ich habe mich mit dem ganzen Körper auf Volkan gelegt, um ihn vor den Hundebissen zu schützen", sagte der Angeklagte. Der 24-Jährige sitzt seit dem Vorfall in Untersuchungshaft.
Irgendwann sei die Polizei gekommen und habe die Hunde erschossen. Der 24-Jährige sprach während seiner Schilderung langsam und stockend und dabei wischte sich hin und wieder die Augen.
Die mitangeklagte Freundin sagte, ihr eigener Hund sei das aggressivere der beiden Tiere gewesen. Über den Kampfhund ihres Gefährten sagte sie: "Zeus hat sich über Menschen gefreut." Wenn ihr Hund nicht gehorcht habe, "habe ich ihn ins Ohr gebissen, oder mit der Hand geschlagen", berichtete die junge Frau. Die 19-Jährige hatte zu Prozessauftakt vor einer Woche eine Mitschuld an dem Tod des Jungen eingeräumt und sich bei den Eltern entschuldigt.
Unser Kommentar:
Ja, nicht nur sie...auch uns wird diese Schuld auf den Rücken gelegt. Hier wird zugegeben, dass die Hunde gefährlich waren und trotzdem hofft der Verteidiger von Ibrahim K. laut Radiomeldungen auf einen Freispruch?
Wenn hier die Gerichte kein Exempel statuieren, lachen sich doch die Hundekampfveranstalter tot und machen weiter wie bisher und wir sind die einzigen Leidtragenden (mal abgesehen von Volkan und seiner Familie)
Fünf Monate nach dem grausigen Tod des kleinen Volkan (6
Kampfhundbesitzerin gesteht ,Ich muss mit dieser Schuld leben' Es war ein Tag der Tränen: Gestern ist vor dem Landgericht der Prozess gegen Ibrahim K. (24) und Silja W. (19) eröffnet worden. Ihre Kampfhunde "Zeus" und "Gipsy" bissen Volkan tot Der kleine Volkan (6) - sein grauenvoller Tod erschütterte ganz Deutschland. Zwei Kampfhunde haben den Jungen am 26. Juni auf dem Hof der Wilhelmsburger Grundschule Buddestraße regelrecht zerfleischt. Ibrahim K. (24) und Silja W. (19), die Halter der Pitbulls "Zeus" und "Gipsy", sind der fahrlässigen Tötung angeklagt. Ein Tag der Tränen im Saal 237. Auf der Bank der Nebenkläger Kali (35) K. und seine Frau Ayfer (29), die ihren jüngsten Sohn auf so unvorstellbar grausame Weise verloren haben. Das dunkle Haar der jungen Frau wächst grau nach, ihre Augen sind stumpf. Ihnen gegenüber sitzt Ibrahim K., schmal, Vollbart. Seit Volkans Tod sitzt er in Untersuchungshaft. Ein in Hamburg geborener Türke. Wie Volkan. Kali und Ayfer K. blicken nicht in seine Richtung, sie sehen niemanden an, lassen das Blitzlichtgewitter der Fotografen über sich ergehen. Er wolle am ersten Verhandlungstag keine Angaben machen, lässt Ibrahim K. ("Ibo") durch seinen Anwalt Michael Wulff verlauten. Seine Freundin Silja verliest mit kindlicher Stimme eine Erklärung an die Eltern. Sie versucht es. Erst im dritten Anlauf gelingt es dem Mädchen, die Tränen zurückzuhalten. "Ich bin dafür mitverantwortlich, dass Volkan tot ist", sagt sie mit stockender Stimme. "Ich habe nicht rechtzeitig begriffen, dass meine Hündin für Menschen gefährlich geworden ist." Immer wieder wird die junge Frau von Schluchzern geschüttelt: "Ich fühle die Schuld und ich hoffe, Volkans Eltern finden die Kraft, mit dem großen Schmerz zu leben." Der Kopf von Volkans Vater sinkt auf die Tischplatte, seine Frau drückt ein Taschentuch auf die Augen. Silja berichtet, was an dem Tag geschah, der der letzte im kurzen Leben des kleinen Jungen werden sollte: Nur kurz wollte "Ibo" mit den Hunden in den Hof gehen - aber Silja W. fand das Halsband für ihre Pitbull-Staffordshire-Hündin nicht. Sie legte ihr nur die Leine um den Hals. Im Hof sprangen "Zeus" und "Gipsy" über die Mauer auf den Schulhof voller Kinder. Volkan, der zarte, ernste Junge mit der Brille, hatte keine Chance gegen die muskulösen Tiere. Ein paar Kinder hätten sie gerufen, erzählt Silja W.. Sie solle sofort auf den Schulhof kommen. "Was sahen Sie da?", will Richter Egbert Walker wissen, und ihr versagt wieder die Stimme: "O Gott, muss ich das erzählen?" Ihre Hündin stand über Volkan, Ibrahim K. zerrte an ihr, dann habe Silja W. mit ihren 1,64 Metern versucht, das rasende Tier von dem Kind loszureißen. "Aber sie glitt mir aus den Händen und sie ging noch mal auf den Jungen los." Kaum vorstellbar, was in Volkans Mutter in diesem Moment vorgehen muss. Nur das Zittern ihrer Hände verrät die enorme Anspannung. Nach einer Pause stellt sich Silja W. den Fragen des Richters über die Vorgeschichte. Ja, ihre Hündin habe vorher schon einmal ein Kind gebissen, ja, "Gipsy" und "Zeus" waren gefürchtet in Wilhelmsburg, haben mehrfach andere Hunde angegriffen. Weil die Tiere fast nur noch in der Wohnung waren, musste "Zeus" schwere Ketten schleppen, "damit er nicht schlapp wird". Und ja, die Behörde habe sie aufgefordert, ihre Hündin dem Amtstierarzt vorzuführen. Aber nichts konnte sie von ihrem gefährlichen Tier lösen. Aggressiv gemacht habe sie "Gipsy" nicht, aber auch nicht erzogen. "Ich habe sie behandelt wie mein Baby, ich habe alles falsch gemacht", sagt das Mädchen weinend. Der Prozess wird am kommenden Freitag fortgesetzt. Dann will sich auch Ibrahim K. äußern. Sein Anwalt Michael Wulff gibt sich siegessicher: "Mein Mandant hat sich nicht strafbar gemacht. Er konnte nicht voraussehen, dass die Hunde einen Menschen mit tödlicher Folge angreifen würden." Wenigstens vier Beißattacken von "Zeus" gegen andere Hunde sind polizeibekannt. Beide Hunde durften eigentlich nur noch mit Maulkorb und Leine auf die Straße. "Gipsys" Maulkorb war kaputt, sagt Silja W. Er hätte einer Familie den schlimmsten Verlust ihres Lebens ersparen können. Ein Bericht von Stephanie Lamprecht
Mfg, Marco