Tansania: Terrier rettet Herrchen vor Büffel

Andreas

Dickschädel mit Löwenmut
Kaffernbüffel sind das gefährlichste Wild Afrikas. Reizt man die Kolosse, werden sie unberechenbar

von Christian Carganico

Ein Restaurant in Arusha, der Stadt unweit des 4630 Meter hohen Meru-Vulkans in Tansania, Ostafrika. Durch die Eingangstür müht sich ein braun gebrannter Mann, schwer auf einen Stock gestützt. "Er prallte mit einem Büffel zusammen", erklärt mir mein Begleiter und grinst. Der lädierte Mann hatte auf seiner Rinderfarm Kaffernbüffel gejagt und ein Tier angeschossen. Der Bulle verschwand im hohen Gras und der Farmer ging hinterher. Dabei hatte er vergessen, dass verletzte Büffel gelegentlich auf den Verfolger warten. Das war auch hier geschehen. Der gereizte Bulle nahm den Mann auf die Hörner und schleuderte ihn durch die Luft. Gerettet hatte ihn dann sein Terrier, der das Wild mutig anging. Der Büffel verschwand, der Jäger kam mit Prellungen und Beinbruch davon.

Das Verhalten angeschossener Kaffernbüffel, im Dickicht auf ihren Verfolger zu lauern, hat den Tieren den Nimbus verliehen, besonders mutig, aber auch tückisch zu sein. Angeblich kommen mehr Menschen in Afrika durch sie ums Leben als durch Nilpferde oder Krokodile. Viel davon ist Jägerlatein, denn je gefährlicher ein Wild gilt, desto tapferer ist bekanntlich derjenige, der es erlegt. Dennoch: In unübersichtlichem Gelände bleibt die Jagd auf Kaffernbüffel eine riskante Angelegenheit. Die massigen Tiere mit einem Gewicht von 700 Kilogramm scheinen ihrer Kraft zu vertrauen. Das belegen Filmaufnahmen, die zeigen, wie die Büffel allein, aber auch zu mehreren ihrerseits Löwen angreifen und verjagen. Die Großkatzen sind die einzigen natürlichen Feinde der Wildrinder.

Im Allgemeinen sind Kaffernbüffel friedlich. Sie äsen meist nachts und nutzen den Tag, um wiederzukäuen oder sich zu suhlen. Die Schlammschicht schützt die Haut vor Insekten und anderen Parasiten. Als Hygiene-Helfer erweisen sich dabei die kleinen weißen Kuhreiher. Mit den Büffeln haben die Vögel eine Symbiose entwickelt, wie Verhaltensforscher das Zusammenleben verschiedenartiger Organismen zum gegenseitigen Nutzen bezeichnen. Die Vorteile, die der Büffel von dem Reiher hat, scheinen gering, doch kann dieser ihm das Leben retten, weil er die Funktion eines Wachtpostens ausübt. Der Büffel weiß aus Erfahrung, dass er dösen und wiederkäuen kann, solange der Vogel ruhig bleibt.

Bei Gefahr hüpft der auf ihm herum, breitet die Schwingen aus und hackt, wenn sein Symbiose-Partner immer noch nicht reagiert, mit dem Schnabel auf dessen Kopf. Kaffernbüffel gibt es heute noch in weiten Teilen Afrikas südlich der Sahara. Sie leben in kleinen Familienrudeln von meist drei bis zehn Tieren. Gelegentlich gibt es aber auch Herden von mehreren hundert Exemplaren. Leittier des Rudels ist immer eine Kuh, obwohl ein erwachsener Bulle den höchsten Rang einnimmt. Jüngere Bullen finden sich zu "Männerbünden" zusammen.

Zur Brunftzeit geht es weniger ruhig zu. Dann messen die Bullen ihre Kräfte durch Stoßen und Schieben, bis einer von ihnen aufgibt. Vor Verletzungen schützt sie der so genannte Helm, ein Knochenwulst, der die gekrümmten Hörner verbindet.

Nach zehn bis elf Monaten kommen die Kälber zur Welt, wenn die Trockenzeit zu Ende ist und die Kühe beste Futterbedingungen vorfinden. Die Kleinen sind "Nestflüchter" und können schon wenige Stunden nach der Geburt der Mutter folgen. Mit zwei Jahren sind Kaffernbüffel erwachsen.

Bemerkenswert ist der soziale Zusammenhalt der Tiere. Durch Jäger oder Löwen verletzte Artgenossen verteidigen sie mit Vehemenz. Selbst getötete Mitglieder der Herde bewachen sie noch. So viel Mut und Anteilnahme zeigt sonst kein wildes Rind.

Artikel erschienen am 8. August 2004

 
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