Statt Gassi "auf die Couch"
Thomas Baumann in Helbigsdorf will verhaltensgestörte Hunde heilen
Von Jörg Schurig
Hund Butcher macht seinen Besitzern Sorgen. Mit dreieinhalb Jahren wirkt der Pitbull-Boxer-Mischling bereits wie ein alter Herr. Nach Darstellung seines "Herrchens" sitzt Butcher oft apathisch da. Visiten bei mehreren Tierärzten haben daran nichts geändert. Nun ist Butcher ein Fall für Hundetherapeut Thomas Baumann in Helbigsdorf bei Dresden.
Bei dem Experten, Chefausbilder der sächsischen Polizeihunde und Deutschlands Vertreter in einer Interpol-Arbeitsgruppe für Polizeihunde, müssen zunächst Butchers "Eltern" zum Vorgespräch auf die Couch. Butcher selbst muss zum Verhaltenstest. Dazu wird er in einer mit allerlei Gerät ausgerüsteten Scheune angebunden. Die Besitzer bleiben draußen. Als sich Baumann dem Hund nähert und ihn "ärgert", wehrt der sich nur mit einem Knurren. "Der Hund wirkt phlegmatisch und hat auch bei extremer Bedrohung eine hohe Beißhemmung", diagnostiziert der Fachmann. Den Besitzern empfiehlt er eine gründliche Untersuchung ihres Hundes beim Tierarzt.
In einem Hundezentrum bei Dresden bietet Thomas Baumann seit 1997 nebenberuflich Therapien für die geliebten Vierbeiner. Zudem erstellt er Gutachten für jene Hunde, die nach sächsischem Gesetz gefährlich sind: American-Staffordshire-Terrier, Bullterrier und Pitbull- Terrier. Seine "Patienten" beurteilt er stets nach individuellen Kriterien.
In einer zunehmend von Stress und anderen Begleiterscheinungen geplagten Gesellschaft sieht Baumann den Grund, warum auch immer mehr Hunde "seelisch" erkranken: "Sie passen ihr Verhalten vor allem den sozialen Gegebenheiten an - eine Stimmungsübertragung." Als häufigste Verhaltensstörungen ergeben sich beim Hund Aggression und Angst. Einzelne Rassen seien dabei nicht als Problemfälle auszumachen. "Kleine" gelten als etwas rauflustiger und "cholerischer".
Wichtige Komponente bei der Therapie ist die Arbeit mit den Hundebesitzern. "Die Verhaltensmodifikation wird im Grunde mehr beim Halter unternommen. Er stellt den Schlüssel zu Veränderungen dar", macht Baumann die soziale Beziehung von Mensch und Hund klar. Oft habe falsche Erziehung Schuld an Verhaltensstörungen. Die "Vermenschlichung" des Hundes sei ein Problem. (dpa)
Thomas Baumann in Helbigsdorf will verhaltensgestörte Hunde heilen
Von Jörg Schurig
Hund Butcher macht seinen Besitzern Sorgen. Mit dreieinhalb Jahren wirkt der Pitbull-Boxer-Mischling bereits wie ein alter Herr. Nach Darstellung seines "Herrchens" sitzt Butcher oft apathisch da. Visiten bei mehreren Tierärzten haben daran nichts geändert. Nun ist Butcher ein Fall für Hundetherapeut Thomas Baumann in Helbigsdorf bei Dresden.
Bei dem Experten, Chefausbilder der sächsischen Polizeihunde und Deutschlands Vertreter in einer Interpol-Arbeitsgruppe für Polizeihunde, müssen zunächst Butchers "Eltern" zum Vorgespräch auf die Couch. Butcher selbst muss zum Verhaltenstest. Dazu wird er in einer mit allerlei Gerät ausgerüsteten Scheune angebunden. Die Besitzer bleiben draußen. Als sich Baumann dem Hund nähert und ihn "ärgert", wehrt der sich nur mit einem Knurren. "Der Hund wirkt phlegmatisch und hat auch bei extremer Bedrohung eine hohe Beißhemmung", diagnostiziert der Fachmann. Den Besitzern empfiehlt er eine gründliche Untersuchung ihres Hundes beim Tierarzt.
In einem Hundezentrum bei Dresden bietet Thomas Baumann seit 1997 nebenberuflich Therapien für die geliebten Vierbeiner. Zudem erstellt er Gutachten für jene Hunde, die nach sächsischem Gesetz gefährlich sind: American-Staffordshire-Terrier, Bullterrier und Pitbull- Terrier. Seine "Patienten" beurteilt er stets nach individuellen Kriterien.
In einer zunehmend von Stress und anderen Begleiterscheinungen geplagten Gesellschaft sieht Baumann den Grund, warum auch immer mehr Hunde "seelisch" erkranken: "Sie passen ihr Verhalten vor allem den sozialen Gegebenheiten an - eine Stimmungsübertragung." Als häufigste Verhaltensstörungen ergeben sich beim Hund Aggression und Angst. Einzelne Rassen seien dabei nicht als Problemfälle auszumachen. "Kleine" gelten als etwas rauflustiger und "cholerischer".
Wichtige Komponente bei der Therapie ist die Arbeit mit den Hundebesitzern. "Die Verhaltensmodifikation wird im Grunde mehr beim Halter unternommen. Er stellt den Schlüssel zu Veränderungen dar", macht Baumann die soziale Beziehung von Mensch und Hund klar. Oft habe falsche Erziehung Schuld an Verhaltensstörungen. Die "Vermenschlichung" des Hundes sei ein Problem. (dpa)