"So werden Tierquäler auch noch belohnt"
Pflegefamilien müssen Welpen an Peiniger zurückgeben / Tierschutzverein droht Widerstand an
Von unserem Redaktionsmitglied Christine Maisch-Straub
"Ich gehe auf die Barrikaden. Das lassen wir uns nicht gefallen." Tierschutzvereins-Chef Franz Kühner bebt vor Zorn. Im Februar befreiten Mitarbeiter des Tierheims 43 völlig verwahrloste Yorkshire Terrier und Chihuahuas aus der Hundehölle einer Feudenheimer Züchterin (wir berichteten). Die Minis kamen in die Obhut liebevoller Familien. Jetzt liegt ein Schreiben der Stadt vor: Acht der mühsam hochgepäppelten Vierbeiner sollen zurück zu ihren Peinigern. So hat es das Oberlandesgericht Karlsruhe entschieden.
"Das mache ich nicht. Da gehe ich lieber ins Gefängnis", kündigt ein verzweifeltes "Adoptiv"-Frauchen an. Und auch Ingrid und Stefan Lunkmoß wollen um das Chihuahua-Mädchen Minnie und die Yorkshire-Dame Daisy kämpfen. "Die würden das gar nicht überleben. Die sind doch total fixiert auf uns", befürchtet Ingrid Lunkmoß. Sie und ihr Mann nehmen seit Jahren kranke und vernachlässigte Vierbeiner in Pflege. "Wir sind einiges gewohnt, aber der Zustand der Winzlinge hat alles in den Schatten gestellt." Auf Daisys ausgemergeltem Körper tummelten sich Milben und Läuse. Die gesamte Bauchhaut, Augen und Ohren waren entzündet, teilweise offen. Auch Minnies schütteres Fell war kotverschmiert. "Schlimm? Die psychische Verfassung war noch erschreckender", versichert Lunkmoß: "Ich habe noch keinen Hund erlebt, der beim Anblick von Gras in Panik gerät. Die Tiere kannten nur die vier Wände der Feudenheimer Wohnung."
Von "stubenrein" oder einer Grunderziehung ganz zu schweigen. Monatelang wischten die Pflegeeltern hinter den Winzlingen her, kochten für ihre schwächelnden Schützlinge Aufbaunahrung und kräftigende Fleischportionen. In den ersten Wochen waren die kleinen Wuschel so verängstigt, dass sie sich nicht berühren ließen. Schließlich lernten sie von den beiden großen Mischlingen, die bereits seit Jahren bei der Familie leben, dass nicht alle Menschen Tierquäler sind und fassten Vertrauen. Inzwischen weicht Minnie nicht mehr von Ingrid Lunkmoß' Seite. Nachts schläft sie im Körbchen des Husky-Weibchens, Daisy kuschelt sich an den Pitbull-Mitbewohner. Eine erneute Trennung? "Wäre für uns und die Tiere eine Katastrophe", versichern die Pflegeeltern. Die Feudenheimer Züchterin weist alle Vorwürfe von sich.
Doch obwohl Michael Schnellbach vom Fachbereich für Sicherheit und Ordnung bestätigt, "wir haben gegen die Halterin und ihre Tochter Zucht- und Hundehaltungsverbot verfügt" und die Richterin am Mannheimer Amtsgericht von einer "kaum zu überbietenden Scheußlichkeit", einer unglaublichen "Sauerei" spricht, legen die Feudenheimer Peinigerin und ihre Tochter beim Oberlandesgericht Karlsruhe Widerspruch ein. Fazit: Die Frauen bekommen acht Hunde nach Wahl zugesprochen. Tierheim-Chefin Jutta Schweidler: "Da werden Tierquäler noch belohnt, indem sie sich Hunde aussuchen dürfen." Kühner ist verärgert und enttäuscht: "Wir sind die Deppen, die sich der Tiere annehmen, sie aufpäppeln. Dann kommen sie zurück in nachweislich schlechte Hände und landen dann doch wieder bei uns? Die Stadt hat sich dem Karlsruher Urteil sehr schnell gebeugt. Wir werden das nicht tun." Dazu sei er viel zu stolz auf seine Pfleger, die im Handumdrehen 43 Hunde annahmen: "Für sie und die Tiere werde ich Flagge zeigen."
© Mannheimer Morgen – 17.12.2002
Ich denke da ist ein Brief an das OLG Karlsruhe fällig, besser noch eine Protestaktion. Was meint Ihr dazu?
Könnte hier im Forum evtl. eine Rubrik ins Leben gerufen werden, wo alle ihre Kommentare schreiben können und das ganze dann gesammelt hingeschickt wird? - Bitte!!!
Sandra
Pflegefamilien müssen Welpen an Peiniger zurückgeben / Tierschutzverein droht Widerstand an
Von unserem Redaktionsmitglied Christine Maisch-Straub
"Ich gehe auf die Barrikaden. Das lassen wir uns nicht gefallen." Tierschutzvereins-Chef Franz Kühner bebt vor Zorn. Im Februar befreiten Mitarbeiter des Tierheims 43 völlig verwahrloste Yorkshire Terrier und Chihuahuas aus der Hundehölle einer Feudenheimer Züchterin (wir berichteten). Die Minis kamen in die Obhut liebevoller Familien. Jetzt liegt ein Schreiben der Stadt vor: Acht der mühsam hochgepäppelten Vierbeiner sollen zurück zu ihren Peinigern. So hat es das Oberlandesgericht Karlsruhe entschieden.
"Das mache ich nicht. Da gehe ich lieber ins Gefängnis", kündigt ein verzweifeltes "Adoptiv"-Frauchen an. Und auch Ingrid und Stefan Lunkmoß wollen um das Chihuahua-Mädchen Minnie und die Yorkshire-Dame Daisy kämpfen. "Die würden das gar nicht überleben. Die sind doch total fixiert auf uns", befürchtet Ingrid Lunkmoß. Sie und ihr Mann nehmen seit Jahren kranke und vernachlässigte Vierbeiner in Pflege. "Wir sind einiges gewohnt, aber der Zustand der Winzlinge hat alles in den Schatten gestellt." Auf Daisys ausgemergeltem Körper tummelten sich Milben und Läuse. Die gesamte Bauchhaut, Augen und Ohren waren entzündet, teilweise offen. Auch Minnies schütteres Fell war kotverschmiert. "Schlimm? Die psychische Verfassung war noch erschreckender", versichert Lunkmoß: "Ich habe noch keinen Hund erlebt, der beim Anblick von Gras in Panik gerät. Die Tiere kannten nur die vier Wände der Feudenheimer Wohnung."
Von "stubenrein" oder einer Grunderziehung ganz zu schweigen. Monatelang wischten die Pflegeeltern hinter den Winzlingen her, kochten für ihre schwächelnden Schützlinge Aufbaunahrung und kräftigende Fleischportionen. In den ersten Wochen waren die kleinen Wuschel so verängstigt, dass sie sich nicht berühren ließen. Schließlich lernten sie von den beiden großen Mischlingen, die bereits seit Jahren bei der Familie leben, dass nicht alle Menschen Tierquäler sind und fassten Vertrauen. Inzwischen weicht Minnie nicht mehr von Ingrid Lunkmoß' Seite. Nachts schläft sie im Körbchen des Husky-Weibchens, Daisy kuschelt sich an den Pitbull-Mitbewohner. Eine erneute Trennung? "Wäre für uns und die Tiere eine Katastrophe", versichern die Pflegeeltern. Die Feudenheimer Züchterin weist alle Vorwürfe von sich.
Doch obwohl Michael Schnellbach vom Fachbereich für Sicherheit und Ordnung bestätigt, "wir haben gegen die Halterin und ihre Tochter Zucht- und Hundehaltungsverbot verfügt" und die Richterin am Mannheimer Amtsgericht von einer "kaum zu überbietenden Scheußlichkeit", einer unglaublichen "Sauerei" spricht, legen die Feudenheimer Peinigerin und ihre Tochter beim Oberlandesgericht Karlsruhe Widerspruch ein. Fazit: Die Frauen bekommen acht Hunde nach Wahl zugesprochen. Tierheim-Chefin Jutta Schweidler: "Da werden Tierquäler noch belohnt, indem sie sich Hunde aussuchen dürfen." Kühner ist verärgert und enttäuscht: "Wir sind die Deppen, die sich der Tiere annehmen, sie aufpäppeln. Dann kommen sie zurück in nachweislich schlechte Hände und landen dann doch wieder bei uns? Die Stadt hat sich dem Karlsruher Urteil sehr schnell gebeugt. Wir werden das nicht tun." Dazu sei er viel zu stolz auf seine Pfleger, die im Handumdrehen 43 Hunde annahmen: "Für sie und die Tiere werde ich Flagge zeigen."
© Mannheimer Morgen – 17.12.2002
Ich denke da ist ein Brief an das OLG Karlsruhe fällig, besser noch eine Protestaktion. Was meint Ihr dazu?
Könnte hier im Forum evtl. eine Rubrik ins Leben gerufen werden, wo alle ihre Kommentare schreiben können und das ganze dann gesammelt hingeschickt wird? - Bitte!!!
Sandra